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AutorBeiträge
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pinch
FifteenJugglers
5. Sweet November
Kannst Du hierzu näheres schreiben?Ernsthaft jetzt? Erstklassiger Noir von Jacques Tourneur, mit Gene Tierney und …
Nee, so ’ne Art „Love Story Reloaded“, mit Keanu Reeves und Charlize Theron. Bloß komplizierter als das Original, dafür nicht so gut(!).
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WerbungFifteenJugglers Genau so gut könnte man ihn als Horrorfilm oder gar als Western bezeichnen.
Beides trifft sogar viel mehr zu als Film Noir. Aber letztlich handelt es sich wohl einfach um einen Thriller, der unterschiedliche Versatzstücke in sich aufnimmt. Aber wenn es sich dabei um einen Film Noir handeln sollte, ist das Haus der Lady Alquist auch einer. (Bzw. für die Nicht des Deutschen mächtigen: Gaslight.)
Sunset Boulevard ist meiner Ansicht nach ein „echter“ Film Noir – egal, wieviel komisches er in sich aufnimmt. Aber die Stimmung, die Charaktere… keine Frage!--
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Californian GirlDie Nacht des Jägers – ein Film Noir??? Unsinn! Dieser Streifen ist insgesamt viel zu positiv! In welchem anderen Film Noir behauptet sich die christliche Wertesphäre gegen den Wahnsinn der Großstadt? Außerdem: Der Wahnsinn Mitchums hat nix zu tun mit demjenigen der typischen Protagonisten des wahren Film Noir! Insofern: Mitzählen – meinetwegen. Aber als „Film Noir“ schlechthin verkaufen? Ich kann nur sagen: Unverständnis!
Das ist natürlich zum Großteil ausgemachter Quatsch, was Du da schreibst. Gerade die wesentlichen Merkmale und Entwicklungsphasen des film Noir, wie Romantik, Entfremdung und Obsession, werden ja dadurch von Dir vollständig unterschlagen. Sind es nicht auch die diversen gesellschaftlichen Veränderungen im Amerika der 40er und 50er Jahre, in die sich die besten Noirs hineinbewegen? Die moralischen und psychischen Verirrungen der jeweiligen Individuen? Es ist der soziale Mikrokosmos, bestehend aus dem Verfall der verschiedenen bürgerlichen Werte und sozialen Beziehungen, die darin aufgefächert werden und gerade durch die für den Film Noir typische Aufhebung zwischen Gut und Böse und durch den damit verbundenen Verlust moralischer Instanz, wird in einem Film wie „The Night of the Hunter“ die demokratische Basis der amerikanischen Gesellschaft ja komplett in Frage gestellt und die verschiedenen (religiösen) Urwerte als obessiv-paranoide Maskerade enttart.
Die bloße Reduzierung des Film Noirs auf Femme Fatales, Private Eyes und weiteren stereotypen Formen ist darüber hinaus ein bisschen zu sehr bundesdeutsche Edgar Wallace Rezeption von vorgestern.
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In meinen Augen leistest du nichts anderes als die Projektion von bekannten Elementen des Genres in einen Film, der zweifelsohne all dies erkennen lässt, aber bei Weitem nicht in einer Ausprägung, die die Klassifikation rechtfertigte. Einfach gesagt: Ich kann auch den Willehalm aus dem 13. Jahrhundert als Manifest für Religionsfreiheit lesen und finde sogar viele Argumente dafür! Dennoch ist er natürlich etwas solches nicht.
P.S.: Dies soll jetzt nicht antiamerikanisch klingen. Aber die USA kannten niemals „bürgerliche Werte“ im eigentlichen Sinn. Weil sie niemals etwas wie ein Bürgertum als urban sozialisiertes „Mittelmaß“ hatten.
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Californian GirlIn meinen Augen leistest du nichts anderes als die Projektion von bekannten Elementen des Genres in einen Film, der zweifelsohne all dies erkennen lässt, aber bei Weitem nicht in einer Ausprägung, die die Klassifikation rechtfertigte.
Wo liegt der Hase denn eigentlich im Pfeffer? Der strukturelle Wandel im Lauf der Jahre ist doch überdies schon als Randphänomen gar nicht zu leugnen und da sich der Film Noir und dessen Plots stets als ganz besonders ausgeprägte und deutliche Spiegelungen der jeweiligen vorherrschenden politischen, sozialen und kulturellen Phänomene verstand, ist es in diesem Streifen aus dem Jahre 1955 (immerhin das Jahr der Kommunistenhatz, McCarthy & Co, paranoides Gesellschaftsklima etc.) mithin so zu sehen, dass es weniger die klassische Detektivstory ist, welche die formalen Aspekte in erstem Augenschein erfüllt und bedient; der Gangster ist nicht mehr wie im Film Noir Genre der vorhergehende Dekade z.B. „sozial“ in klar abgesteckten Organisationen verortet, sondern „nur noch“ durch seine Besessenheit/Neurose definiert. Keine Seltenheit übriegsn in der Spätphase des Film Noir. Jospeh H. Lewis‘ „Gun Crazy“ verfährt ganz ähnlich im Umgang mit den verschiedenen Mythen (Crime, Noir, Fairytales…) und gesellschaftlichen Erscheinungen, ist dabei aber natürlich weit weniger konsequent und formal weit weniger ausladend, wie Laughtons Film.
Californian GirlP.S.: Dies soll jetzt nicht antiamerikanisch klingen. Aber die USA kannten niemals „bürgerliche Werte“ im eigentlichen Sinn. Weil sie niemals etwas wie ein Bürgertum als urban sozialisiertes „Mittelmaß“ hatten.
Vielleicht nicht im volkstümlichen, deutschen Sinne. Aber in einem tradierten und klassischem Bild im Sinne von vorgeformten Idealen ganz sicher, wie bspw. die Aussage eines Korrespondeten der Stars and Stripes aus dem Jahre 1946 zeigt, die bspw. verschiedene Ressentiment gegenüber der gesellschaftlichen Stellung der Frau aus der damaligen Zeit deutlich macht: „Being nice is an almost lost art among american women. They elbow their way through crowds, swipe your seat at bars and bump and push their way around regardless. Their idea of equality is to enjoy all the rights men are supposed to have with none of the responsibilities.“ (…)
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Film Noir ist kein Genre, sondern ein Stil. Ende der Diskussion.
Huch! mein 2.400er Post, wie passend.--
Umso mehr aber lassen sich einzelne Filme der Peripherie oder dem Zentrum zuordnen.
Hast aber Recht, Joshua. (Ende der Diskussion?)--
pinch, einiges von dem, was Du schreibst, leuchtet durchaus ein. Was mir bei „Night Of The Hunter“ aber ein bißchen fehlt, ist der gesellschaftliche Aspekt – eben dadurch, dass es sich bei der Mitchum-Figur letztlich nur um ein besessenes / neurotisches Individuum handelt.
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"Don't reach out for me," she said "Can't you see I'm drownin' too?"
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Würde Joshua Tree gerne recht geben und die Diskussion damit beenden, aber ganz so einfach ist das nun leider nicht, da sich der Film Noir bspw. vom Kriminal- oder Gangsterfilm der frühen 30er Jahre oder dem technoscopen Melodram der 60er Jahre durch eine formal ganz andere Sicht- und Herangehensweise in der Gestaltung, der Umsetzung und der Auswahl der jeweils ungewöhnlich nahe dem Zeitgeist stehenden Sujets deutlich abgrenzt (und somit auch ganz wunderbar in einen zeitlichen Rahmen gesetzt werden kann, wie bereits ein paar Seiten zuvor geschrieben).
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Als personifizierter Schmelztiegel amerikanischer Neurosen Mitte der Fünfziger lässt sich Mitchum nicht sehen. Das ist überinterpretiert. Und selbst dann – wesentliche Elemente des Film Noir (ob Genre oder Stil, bitte fangen wir diese Diskussion jetzt nicht an) gingen dem Streifen ab. Auch wenn gewisse Tendenzen bestimmt ins Auge fallen.
FifteenJugglersVielleicht nicht im volkstümlichen, deutschen Sinne.
Was auch immer du darunter verstehen magst: Das Bürgertum ist eine (insbesondere west-) europäische historische Erscheinung, die nur eine besondere deutsche Ausprägung (Beamtentum etc.) kannte.
Mit dieser klar umreißbaren sozialen Schicht als geschichtlichem Phänomen hat Amerika nix zu tun, außer die entstellende Adaption von Werten, die in der eigenen Gesellschaft kaum verankert waren.--
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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FifteenJugglerspinch, einiges von dem, was Du schreibst, leuchtet durchaus ein. Was mir bei „Night Of The Hunter“ aber ein bißchen fehlt, ist der gesellschaftliche Aspekt – eben dadurch, dass es sich bei der Mitchum-Figur letztlich nur um ein besessenes / neurotisches Individuum handelt.
Es gibt darin aber nicht nur diesen einen Charakter, sondern ein ganzes Füllhorn von verschiedenen Figuren/Metaphern/Chiffren. Mitchum/Gish als Konstellation von Gut/Böse sind halt eben die augenfälligsten, der Märchenwald und das somnamble Ambiente ein weiteres.
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Jetzt muss ich doch die Diskussion aufnehmen, die ich gerade noch auszusparen bat. Aber ein wichtiger Aspekt scheint mir doch zu sein, dass es einfach auch wahnsinnig viele Filme gibt, die sich einzelner Versatzstücke des Stils bedienen, ohne echter Film Noir zu sein (z.B. Rififi) – was denn doch deutlich für pinchs These spricht.
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pinchMitchum/Gish als Konstellation von Gut/Böse sind halt eben die augenfälligsten, der Märchenwald und das somnamble Ambiente ein weiteres.
Wobei eine klare Gut/Böse-Trennung jetzt aber auch nicht gerade klassisch noir ist, gell? Und auch diese Märchenwald-Geschichte passt für mich da nicht ganz rein, weil sie – wie auch andere Teile des Films – eben auf sehr viel ältere (traditionellere) Motive zurückgreift.
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"Don't reach out for me," she said "Can't you see I'm drownin' too?"
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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FifteenJugglerspinch, einiges von dem, was Du schreibst, leuchtet durchaus ein. Was mir bei „Night Of The Hunter“ aber ein bißchen fehlt, ist der gesellschaftliche Aspekt – eben dadurch, dass es sich bei der Mitchum-Figur letztlich nur um ein besessenes / neurotisches Individuum handelt.
Es gibt darin aber nicht nur diesen einen Charakter, sondern ein ganzes Füllhorn von verschiedenen Figuren/Metaphern/Chiffren. Mitchum/Gish als Konstellation von Gut/Böse sind halt eben die augenfälligsten, der Märchenwald und das somnamble Ambiente ein weiteres.
Californian GirlAls personifizierter Schmelztiegel amerikanischer Neurosen Mitte der Fünfziger lässt sich Mitchum nicht sehen. Das ist überinterpretiert. Und selbst dann – wesentliche Elemente des Film Noir (ob Genre oder Stil, bitte fangen wir diese Diskussion jetzt nicht an) gingen dem Streifen ab. Auch wenn gewisse Tendenzen bestimmt ins Auge fallen.
Es ist auch nicht Mitchum bzw dessen Filmfigur, die über allem und vollkommen singulär als metaphorischer, statischer Stellvertreter für die Paranoia eines ganzen Landes in einer ganz bestimmten Zeit stehen soll. So war das nicht gemeint, so steht das auch nicht da, wenngleich es unter gegebenen Umständen weder übertrieben noch überinterpretiert ist. Es ist aber vielmehr die allgemeine Entwicklung des amerikanischen Film Noirs im Laufe der Jahre und dessen jeweiliges variirendes Spiel mit den Phänomenen seiner Zeit, die ich damit eigentlich anreissen wollte.
Aber egal, „The Night of the Hunter“ ist wohl eher ein Western, als Fortbewegungsmittel dient in einer Szene ja immerhin ein Gaul.Californian GirlWas auch immer du darunter verstehen magst: Das Bürgertum ist eine (insbesondere west-) europäische historische Erscheinung, die nur eine besondere deutsche Ausprägung (Beamtentum etc.) kannte.
Mit dieser klar umreißbaren sozialen Schicht als geschichtlichem Phänomen hat Amerika nix zu tun, außer die entstellende Adaption von Werten, die in der eigenen Gesellschaft kaum verankert waren.Bitte?
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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FifteenJugglersWobei eine klare Gut/Böse-Trennung jetzt aber auch nicht gerade klassisch noir ist, gell?
Nein, natürlich nicht. Das behauptet doch keiner. Die Basis dieses Films bildet eine Fabel, die jeweils ausgearbeiteten Elemente derselben bewegen sich nur eben im Umfeld und im formalen Kontext des Film Noirs. Obsessiv dort, resolut da. Dazwischen eine nicht zu übesehene Grauzone mit ebenso großer Gewichtung, wenn nicht gar Hauptbrennpunkt und allgemeines Zentrum des Geschehens.
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