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Anonym
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FifteenJugglerspinch, einiges von dem, was Du schreibst, leuchtet durchaus ein. Was mir bei „Night Of The Hunter“ aber ein bißchen fehlt, ist der gesellschaftliche Aspekt – eben dadurch, dass es sich bei der Mitchum-Figur letztlich nur um ein besessenes / neurotisches Individuum handelt.
Es gibt darin aber nicht nur diesen einen Charakter, sondern ein ganzes Füllhorn von verschiedenen Figuren/Metaphern/Chiffren. Mitchum/Gish als Konstellation von Gut/Böse sind halt eben die augenfälligsten, der Märchenwald und das somnamble Ambiente ein weiteres.
Californian GirlAls personifizierter Schmelztiegel amerikanischer Neurosen Mitte der Fünfziger lässt sich Mitchum nicht sehen. Das ist überinterpretiert. Und selbst dann – wesentliche Elemente des Film Noir (ob Genre oder Stil, bitte fangen wir diese Diskussion jetzt nicht an) gingen dem Streifen ab. Auch wenn gewisse Tendenzen bestimmt ins Auge fallen.
Es ist auch nicht Mitchum bzw dessen Filmfigur, die über allem und vollkommen singulär als metaphorischer, statischer Stellvertreter für die Paranoia eines ganzen Landes in einer ganz bestimmten Zeit stehen soll. So war das nicht gemeint, so steht das auch nicht da, wenngleich es unter gegebenen Umständen weder übertrieben noch überinterpretiert ist. Es ist aber vielmehr die allgemeine Entwicklung des amerikanischen Film Noirs im Laufe der Jahre und dessen jeweiliges variirendes Spiel mit den Phänomenen seiner Zeit, die ich damit eigentlich anreissen wollte.
Aber egal, „The Night of the Hunter“ ist wohl eher ein Western, als Fortbewegungsmittel dient in einer Szene ja immerhin ein Gaul.
Californian GirlWas auch immer du darunter verstehen magst: Das Bürgertum ist eine (insbesondere west-) europäische historische Erscheinung, die nur eine besondere deutsche Ausprägung (Beamtentum etc.) kannte.
Mit dieser klar umreißbaren sozialen Schicht als geschichtlichem Phänomen hat Amerika nix zu tun, außer die entstellende Adaption von Werten, die in der eigenen Gesellschaft kaum verankert waren.
Bitte?
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