Tobi Katze im Nienburger Kulturwerk am 23.05.2019

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  • #10802893  | PERMALINK

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    Bevor mich dann doch wieder der Mut oder die Lust verläßt, möchte ich schon einmal einen Thread für die Veranstaltung eröffnen, der ich gestern beiwohnen durfte. Noch ist der Eindruck frisch, möchte aber dennoch vorher noch mit ein zwei Freunden  Rücksprache halten, der mich gestern begleiteten.

    Auch bin ich neugierig auf den Bericht in der hiesigen Lokalpresse.   Bis dahin verlinke ich schon mal die damalige Vorankündigung des Kulturwerkes:

    https://www.nienburger-kulturwerk.de/veranstaltungsuebersicht/details/tobi-katze-morgen-ist-leider-auch-noch-ein-tag-1583.html

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    #10802901  | PERMALINK

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    Vorweg: Tobi Katze war mir bereits vom Fernsehen her bekannt. Wenn man , wie ich es manchmal zu tun pflege, in der Nacht durch die öffentlich rechtlichen Programme zappt, dann bleibt man garantiert irgendwann bei einer der übertragenen Poetry Slams oder Kabarett Veranstaltungen   hängen.

    Irgendwann lief mir dort auch, wie erwähnt  Tobi Katze über den Weg und ich horchte auf, denn das Thema seines Vortrages war schon etwas spezieller, als das, was man  dort in der Regel zu hören bekommt.
    Allerdings muß ich gestehen , dass  ich vergaß, mich ein wenig näher mit ihm zu beschäftigen. Eben  aufgrund der inzwischen dargebotenen Masse an solchen Veranstaltungen im TV. Aber es gibt ja Zufälle  im Leben, die einen dann doch wieder daran erinnern.
    Und genau einem solchen Zufall verdanke ich den gestrigen Abend.

    Eine sehr gute Freundin wurde von ihrer Arbeitskollegin auf die Veranstaltung hingewiesen und fragte sie, ob sie mit kommen wolle.Und meine Freundin fragte dann auch gleich, ob ich auch mit dürfte, wenn es mich interessieren würde. Und so kam es dann dazu, dass ich gestern Abend nach langer Zeit mal wieder das gute alte Eckhaus an der Mindener Landstraße betrat.
    Füher war dort mal das städtische Jugendzentrum gewesen und auch später wurde das Gebäude immer mal wieder für Auftritte lokaler Bands oder auch kleiner Indoor Festivals benutzt.

     

     

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    #10803209  | PERMALINK

    Anonym
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    Aufgrund der Bekanntheit Tobi Katzes durch das Fernsehen und der Tatsache, das heute dort eine Nienburger Poetry Slam stattfindet, fuhren wir beide also ein wenig früher los , um uns mit den anderen Leuten dort zu treffen.

    Der Abend war warm und mild und so standen wir noch so lange draussen , wie es ging. Schon erstaunlich, wie viele mir bekannter Leute ich hier auf einmal sah. Das würde sicher im Nachinein noch jede Menge guter Gespräche geben. Dann begannen die ersten Leute in den, inzwischen geöffneten  Veranstaltungsraum  zu schlendern und wir schlossen uns ihnen an.

    Der Raum war der Größte im Gebäude, mit einer richtigen Bühne und links und rechts begehbaren Balkonen, die heute abend jedoch den Beleuchtern vorbehalten blieben.  Vor der Bühne hatte man mehrere Stühlreihen plaziert, ganz, wie in einem Kino.

    Natürlich füllten sich die vorderen Reihen zuerst. Auf der noch abgedunkelten Bühne konnte man im Scheinwerferschein einen Stuhl, einen Tisch, sowie ein Mikrofon erkennen. Wir blieben auf mein Anraten in der vorletzten Reihe, weil man von dort immer noch alles sehr gut erkennen konnte.

    Nachdem sich der Saal bis auf ein paar wenige leere Plätze gefüllt hatte,  betrat eine Mitarbeiterin der Selbsthilfekontaktgruppe der Paritätisch in Nienburg die Bühne, begrüßte uns , und erklärte, dass diese Veranstaltung ein Teil der noch laufenden Selbsthilfewoche wäre und man sich in diesem Fall das Thema Depression vorgenommen habe .Nach wenigen Minuten verließ sie die Bühne, nachdem sie Tobi Katze angesagt hatte.

    Der erschien dann auch und stellte sich vor und kam gleich zu Potte. Er gab eine kurze Vorerklärung darüber, was uns zu erwarten hatte. Er wolle anhand einzelner ausgwählter und zeitlich geordneter Kapitel  den Verlauf einer Depression von den ersten, noch nicht richtig ernst genommenen Symptonen bis hin zum richtigen Ausbruch und anschließender  Therapie  aufzeigen.  Nach der Hälfte gäbe es eine kurze Pause, um zusammen was zu trinken, sich zu unterhalten oder, was man noch alles in kurzen Pausen zu tun pflegt.

    Außerdem bat er darum, dass die Smartphones doch ausgeschaltet bleiben sollten, solange er hier was mache.Es hielten sich auch alle dran, bis auf meine Wenigkeit, was ich peinlich feststellte, als ich den kurzen Ton einer Messenger Meldung vernahm. Aber das nur am Rande.

    Tobi Katze , der seit vielen Jahren selber an Depression erkrankt ist, und sein künstlerisches Handwerk als Poetry Slammer begann und  später auch zu schreiben anfing , wusste also ziemlich genau, von was er da sprach.
    Und er meinte gleich, dass die Art und Weise, wie er mit der Krankheit umgehe, ein wenig anders wäre, wie es gemeinhin  in der Gesellschaft leider immer noch behandelt werde, nämlich als Tabuthema.
    Und um das auch gleich mal zu testen, stellte er die Frage in den Raum, wer denn schon alles von den Anwesenden im Leben schon mal mit einer psychischen Krankheit zu tun gehabt habe. Alle, auch die Angehörigen bat er , sich zu melden. Und es wurden einige Arme in die Höhe gehoben, was Tobi Katze sogleich als sehr guten Ausgangspunkt  des Abends wertete.

    In der nächsten Stunde begann er also  die einzelnen Stationen einer Depression darzustellen, teils vorlesend am Tisch, teils improviserend stehend am Mikro.  Und gleich zu Beginn wurde deutlich, dass hier zwar jemand weiß von was er spricht, das Ganze aber  auf sehr humorige, mitunter zynische Art  rüberbrachte.

    Von den ersten Anzeichen von Lustlosigkeit, sich wandelnd in Apathie gegen alles, inklusive sich selbst. Sehr gut gefiel mir seine Metapher dafür: „Alles ist Blei. “

    Weiter dann in gewohnter Weise ging es zur Phase, wo man niemanden mehr sehen will, sich ins Bett verzieht und den sonnigen Tag mit den zugezogenen   Vorhängen verdrängt. Dann der Punkt, wo man merkt, dass da etwas mit einem nicht stimmen kann, wo man erkennt, dass man da nicht alleine mehr rauskommt.
    Im nächsten Kapitel nahm  Katze sich die Ärzte, ganz besonders die Hausärzte vor. Fehldiagnosen,  vertane Zeit, bis man endlich erkannt hat und zu einem Psychologen/Therapeuten geht.
    Diesen, seinen Therapeuten und seine  Praxis  beschreibt Katze sehr genau. Er wird uns im Verlauf des abends noch öfters begegnen.

     

     

     

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    #10803259  | PERMALINK

    Anonym
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    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    In der Pause ging es dann erwartungsgemäß bei den meisten Leuten natürlich um das eine Thema. Ich erkannte einen alten  Bekannten wieder, der ganz in der Nähe stand und begann mich mit ihm zu unterhalten.

    Nach der Pause  ging es dann mit den nächsten Kapiteln weiter.  Inzwischen hatte man einen Therapeuten gefunden, und sich durchgerungen, auch Psychopharmaka einzunehmen. Der nächste Punkt war dann der Kraftakt, der eigenen Familie, sprich den Eltern und den Geschwistern zu berichten , dass man unter einer Depression leide. Dann, die Erkenntnis, das die Psychopharaka doch wirken, die alten Interessen langsam wieder zum Vorschein kommen, man aber wahrscheinlich in Zukunft mit der Depression als Begleiter weiter zu leben bereit sein muß, auch wenn das bedeutet, mit einigen liebgewonnenen Dingen des Alltags zu brechen.Gerade über „Alkohol und Medikamente“ ließ sich Katze sehr intensiv aus.  Dann erkärte er, dass sich das Ende der Veranstaltung nähere, er aber keine Zugabe gäbe, und die Bühne verlassen würde, um dann wieder zu erscheinen. Stattdessen wolle er eine Geschichte zum  Besten geben.   Wenn er danach dann die Bühne verließe,  käme er auch 100% nicht wieder zurück.

    Allerdings gab er bekannt, dass er den Leuten nach der eigentlichen Veranstltung zur Verfügung stehe, um Bücher zu verkaufen, zu signieren oder sonst noch das ein oder andere  Gespräch führen werde.

    Diese Möglichkeit nahmen wir nicht mehr wahr, da wir alle noch etwas danach vor hatten  aber vorher gab es bei der Zugabe noch einen kleinen unschönen, oder man kann es auch lächerlichen Vorfall nennen.  Es ging da um so Leute, die zu jedem Thema immer was zu sagen haben. Diese Geschichte trägt den Namen „Ist eben so“ und findet sich u.a, auch in einer älteren Aufnahme auf yt.. Und da brachte Tobi Katze auch kurz Jesus in die Geschichte mit ein.  Wir hörten aus einer der vorderen Reihen plötzlich ein lautes „Buh“ und noch etwas, was wir nicht verstanden. Danach stand eine Besucherin verärgert auf und verließ demonstrativ  und für alle sichtbar mit ärgerlicher Grimasse  den Saal.

    Fazit des gestrigen Abends: Tobi Katze ist ein äußerst sympathischer und einfühlsamer  Mensch, der es sofort schafft, das Publikum zu nehmen. Zitat aus dem Publikum : „Ich glaube, der kann meine Gedanken lesen.“ Auf der anderen Seite nimmt er aber auch kein Blatt vor dem Mund und redet richtig Tacheles. Da wird auch der andere Verlauf, den eine Depression nehmen kann, der Selbstmord, nicht ausgespart. Da kriegen  einige ihr Fett ab und wie wir gestern in einem Fall hautnah erleben durften, erntet er damit auch schon  mal Unverständnis   beim Publikum.
    Ich hoffe, ich konnte ein wenig neugierig machen auf diesen  besonderen Künstler . Sollte er bei euch in der Nähe auftreten, dann schaut ihn euch an. Es lohnt sich!

    Hier noch ein Link seines Verlages:
    https://www.rowohlt.de/autor/tobi-katze.html

     

     

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    #10803277  | PERMALINK

    kurganrs

    Registriert seit: 25.12.2015

    Beiträge: 8,842

    #10804369  | PERMALINK

    Anonym
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    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Vergaß, seine eigene Website zu verlinken, aber jetzt;

    http://tobikatze.de/

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    #10804479  | PERMALINK

    stormy-monday
    We Shall Overcome

    Registriert seit: 26.12.2007

    Beiträge: 20,069

    Danke, Sam. Fein erzählt.

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    Well, my telephone rang, it would not stop It's President Biden callin' me up He said, "My friend, Maik, what do we need to make the country grow?" I said, "My friend, Joe, my friend Bob would advice you , Brigitte Bardot, Anita Ekberg, Sophia Loren" Country'll grow
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