Startseite › Foren › Das Konzert-Forum: Wann, wer und wie › Und so war es dann › The Cure / Zürich Hallenstadion 27-Feb-2008
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Es ist kurz vor 23 Uhr und die Halle tobt beim Intro zu „Boys don’t cry“. Die tolle Stimmung nähert sich langsam aber sicher ihrem Höhepunkt, als ein Grossteil der mehreren Tausend Besucher sich einem Massen-Pogo hingibt. Um mir herum knirschen Hüftgelenke, denn dass Durchschnittsalter ist – wie erwartet – relativ hoch, die Cure-Fans der ersten Stunde sind ins Alter gekommen. Ein leicht angetrunkener oder angekiffter Eidgenosse führt eine besonders exzentrische Alter-Mann-Pogo-Version auf und den Security-Boys vor der ersten Reihe wird es zu gefährlich, also ziehen sie ihn mit beeindruckender Muskelkraft aus der Menge und tragen ihn zum Ausgang. Robert Smith, der die Szene beobachtet, kniet sich an den Bühnenrand, ruft einen Security-Boy zu sich und flüstert ihm etwas ins Ohr. Der Mann mit den Muskeln nickt auffällig, läuft rüber zu seinen Kollegen, und dann stehen sie wie 3 kleine, dumme Jungs vor Smith und nicken ihm brav zu – soll wohl heissen: „ok, Boss, das machen wir nicht wieder“.
Robert Smith ist der big boss. Er befindet sich an diesem Abend über 3 Stunden lang im absoluten Mittelpunkt des Geschehens und es gelingt ihm alles. Er ist älter geworden, aber er ist besser als je zuvor. Seine klasklare, prägnante Stimme wird von einer spielfreudigen Band durch die Höhepünkte der mehr als 30-jährigen Bandgeschichte getragen. Beim Opener „Plainsong“ ist der Sound eine kurze Zeit matschig und verschwommen, seine Stimme kaum herauszuhören. Aber ab dem zweiten Song, dem wunderbaren „Prayers for rain“, haben die Techniker den perfekten Sound gefunden – was im Züricher Hallenstadion eine grosse Kunst zu sein scheint.
Smith zieht die gesamte Halle in seinen Bann. Er trifft jeden Ton mit überwältigender Präzision und Kraft, musikalisch ist die Band perfekt aufeinander abgestimmt. Wie bereits von anderen Konzerten berichtet, verwirren die eingespielten Synthesizer-Klänge bei einigen Songs etwas, sowie zusätzlich eingespielte Drums bei zwei weiteren Songs. Aber die Masse der begeisterten Fans wird das gar nicht bemerkt haben. Die spartanische Bühnenshow mit einigen, wenigen abstrakten Videos und Bildeinblendungen erlaubt es jedem, sich komplett der Musik hinzugeben. Und ich persönlich fühlte mich wie auf einer kleinen Zeitreise. 15-20 Jahre jünger. Den Alltagsstress vergessen, laut mitsingend und tanzend von der ersten bis zur letzten Minute.
Hier die setlist:
plainsong, prayers for rain, alt.end, a strange day, the end of the world, lovesong, to wish impossible things, pictures of you, lullaby, from the edge of the deep green sea, please project, the baby screams, a boy i never knew, other voices, push, inbetween days, just like heaven, primary, us or them, never enough, wrong number, one hundred years, disintegration,
E1: at night, m, play for today, a forest,
E2: let’s go to bed, freak show, friday i’m in love, close to me, why can’t i be you?,
E3: boys don’t cry, 10:15 saturday night, killing an arabMir fehlte lediglich „shake dog shake“.
The Cure sind als ausgezeichnete Liveband bekannt, ich habe allerdings in den 90ern schlechte Konzerte erlebt. Schlechter Sound, schlecht gelaunter Smith, Texte vergessen – aber gestern abend habe ich die besten The Cure aller Zeiten erleben dürfen.
Mein persönliches highlight des Abends am Rande: ich hatte bis gestern nachmittag ein Ticket zu viel und wollte deshalb früher losfahren. Habe also einem meiner Kunden gesagt, ich müsse jetzt nach Zürich um vor der Halle noch eine Konzertkarte zu verticken. Nachdem er hörte dass es sich um ein The Cure-Konzert handelt, hat er mir die Karte abgenommen und wir haben uns spontan vor der Halle verabredet. Ich bin losgefahren und habe mich an einer Autobahnraststätte noch schnell umgezogen, raus aus dem Anzug, rein in Konzertkleidung. Als ich an der Halle ankomme, traue ich meinen Augen nicht. Mein Kunde – wir kennen uns mit Verlaub lediglich in Anzug und Krawatte – steht mit auftoupierten Haaren, schwarzer Lederjacke und Kajalstrich grinsend vor mir. und ging 3 Stunden lang ab wie Schmidt’s Katze. Ich bin auf unser Meeting am Nachmittag gespannt
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WerbungKlasse Bericht, Travis! Ich bin jetzt noch gespannter auf Oberhausen.
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
klingt gut! Bei Oberhausen zucke ich auch noch, das hängt ein bisschen davon ab, ob ich die Woche drauf in Düsseldorf, Zürich oder gar nicht arbeiten darf…
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Klasse, Travis. Ich hab mich trotz des dreistündigen Sets keine Sekunde gelangweilt. Ein unglaubliches Konzert.
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Dick Laurentklingt gut! Bei Oberhausen zucke ich auch noch, das hängt ein bisschen davon ab, ob ich die Woche drauf in Düsseldorf, Zürich oder gar nicht arbeiten darf…
Zürich ? Kommst Du zum Kaffee ?
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When shit hit the fan, is you still a fan?Wirklich ein schöner Bericht. Vor allem weil ich The Cure auch schon im Hallenstadion gesehen habe. Es war 2000 bei der Bloodflowers Tour. Da kommen schöne Erinnerungen hoch. Aber auch Deine anderen Anekdoten sind köstlich (Security, Dein Kunde). Muss ein toller Abend gewesen sein.
Travis BickleAber ab dem zweiten Song, dem wunderbaren „Prayers for rain“, haben die Techniker den perfekten Sound gefunden – was im Züricher Hallenstadion eine grosse Kunst zu sein scheint.
Das habe ich noch nie so empfunden. Ich war auf mindestens 100 Konzerten im Hallenstadion aber der Sound war immer sehr gut. Aber gut, es kann auch an den Technikern liegen. Das Hallenstadion als solches würde ich jedenfalls nicht als problematisch was den Sound angeht einschätzen.
Travis BickleUnd ich persönlich fühlte mich wie auf einer kleinen Zeitreise. 15-20 Jahre jünger. Den Alltagsstress vergessen, laut mitsingend und tanzend von der ersten bis zur letzten Minute.
Wie alt bist Du denn wenn man fragen darf? Falls Dir altem Sack das zu peinlich ist auch gerne per PN
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Sommer…Das habe ich noch nie so empfunden. Ich war auf mindestens 100 Konzerten im Hallenstadion aber der Sound war immer sehr gut. Aber gut, es kann auch an den Technikern liegen. Das Hallenstadion als solches würde ich jedenfalls nicht als problematisch was den Sound angeht einschätzen.
Wie alt bist Du denn wenn man fragen darf? Falls Dir altem Sack das zu peinlich ist auch gerne per PN
Vielen Dank. Ja, wahrscheinlich liegt es tatsächlich eher an den Technikern, als an der Halle. Die letzten Konzerte die ich dort besucht habe waren vom sound her ähnlich, d.h. die ersten 1-2 Songs eher matschig, danach wesentlich besser (Peter Gabriel, Tool, Depeche Mode, etc). Bestimmt hängt es auch davon ab, wo in der Halle man sich befindet. Front-of-stage war gestern abend eine gute Wahl.
Mein Alter: 36, erstes The Cure-Konzert vor 21 Jahren.
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When shit hit the fan, is you still a fan?Schöner Bericht, Travis. Ich war beim Hamburger Cure-Konzert und kann deine Eindrücke nur bestätigen. Diesmal hatte ich auch das Glück, fast direkt vor der Bühne zu stehen, was das Konzert für mich zu einem großen Erlebnis werden ließ. Robert Smith ist für mich ein ganz großartiger Live-Sänger. Er hat seine Stimme voll im Griff und versteht es, mit seinen Gesangsparts zu spielen und zieht die gesamte Aufmerksamkeit auf sich.
Die Setlist ließ auch nur wenige Wünsche offen und überzeugte vor allem in den thematisch aufgegliederten Zugaben-Blöcken. Erstaunlich war für mich, dass ausgerechnet bei den sehr flächigen Disintegration-Stücken die fehlenden Keyboards nicht als Mangel auffielen.
Ach, es war einfach nur phantastisch!
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Wake up! It`s t-shirt weather.Eeeerm- hat jemand für Oberhausen 1 Karte mgl. Unterrang/nahe Bühne oder gar Stehplatz Innenraum zu verkaufen? Wäre ein dankbarer Abnehmer (dachte eigentlich dass ich mir den Robert nach all den Jahren nicht mehr geben muss, aber diese ganzen Berichte…) Wohne nahe Oberhausen, also gerne auch spontan melden
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Nach 15 Jahren und zwei Cure Konzerten in den 80ern (mein erstes war die The Head on The Door Tour – seufz, wie schööön – die Karte hatte damals unglaubliche 25 DM gekostet – aufgetreten sind sie in der Philipshalle in Düsseldorf, wo ich damals aufs Gym ging – ich war gerade 15 Jahre alt), hatte ich am Mittwoch die Gelegenheit The Cure in Zürich wieder live erleben zu dürfen. Es war fantastisch. Sie sind musikalisch top. Der alte unverwechselbare Stil. Um so prickelnder, da sie meine persönlichen Favoriten A Forest (wie erwartet), Let’s Go To Bed sowie In Between Days (meine damalige Einstiegsdroge) und 10.15 Saturday Night gespielt haben. Plötzlich war ich wieder Teenager in den 80ern. Der reinste Flashback. Simon Gallup ist irgendwie auch nicht älter geworden. Immer noch der gleiche ultracoole Bass wie damals und auch äußerlich… Porl Thompson war auch richtig gut. Und Robert Smith…Ihr habt es ja bei Travis gelesen…dem ist nichts hinzuzufügen. Auch stimmt es, dass einige Beimischungen die Originalversionen teilweise etwas verzerrt haben, was aber leicht zu verzeihen war.
Meine zweite Karte bin ich leider nicht mehr losgeworden. Das nächste Mal melde ich mich vorher hier. Hätte das Ding sogar verschenkt.
Kurz, es war absolut erstklassig. Das letzte Konzert, das mich wirklich berührt hat, wie jetzt dieses, war Nick Cave and The Bad Seeds im Zenith in Paris 2003. The Cure hatte im gleichen Zeitraum ein Konzert im Le Reservoir in Paris gegeben. Das habe ich bei MTV gesehen mit anschließendem Interview mit Robert Smith. Das hat die Erinnerungen wachgerufen. Sofort wurden die alten Cure Platten herausgekramt. Gestern sind keine Wünsche offen geblieben. 3 Stunden Top Performance mit Seele. Ach ja, ich empfehle Innenraum, Stehplatz.:dance:
Ich wünsche allen, die das noch vor sich haben, einen erstklassigen 80er Trip. :wave:
ENJOY!--
Autsch – realisiere gerade, dass das ja schon 22 Jahre her ist. Weiß auch nicht wie ich auf 15 komme. Das ist das Hadern mit dem Älterwerden. Man will es einfach nicht wahr haben… Meine Hüften haben sich aber wenigstens noch nicht bemerkbar gemacht – mit 37 Jahren :-/
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@ Coco
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Achja: Herzlich Willkommen im Forum.
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The Cure – A forest (Live in Zürich, 27-Feb-2008)
sowie 10:15 Saturday Night (kurz, aber recht gute Soundqualität)
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When shit hit the fan, is you still a fan? -
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