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Dankeschön für die lange Antwort, hab ich gerne gelesen.
tina toledoWenn Kozelek am laufenden Band Geschichten von Konzerten und Fan-Begegnungen aufzählt, verschwimmen mir die Übergänge zwischen Persona und (unangenehmer) Person einfach zu sehr. Auch wenn man sicher keine grob beleidigenden Passagen zitieren kann, habe ich wohl leider schon zu viel über sein Verhalten und seine Auffassungen gelesen, als dass ich hier das Gefühl abstreifen könnte, dass das zum ersten Mal alles wunderbar zusammen passt. Und ich mag einfach nicht meine Zeit damit verschwenden, mir anzuhören, wie er ganz beiläufig seine Freundin betrügt, mit wem er sonst so alles herumgemacht hat oder wie viele Kraftausdrücke er in einem Song unterbringen kann. Die meisten Verse sind für sich genommen einfach selbstverliebt und (sicher ganz bewusst) banal bis stupide und für mich höchstens in der Summe interessant, weil sie ein ziemlich stimmiges Bild von einem eitlen, verbitterten, machohaften Misanthropen zeichnen.
Puh, entweder ich habe ein paar einschlägige Aussagen zu wenig gelesen oder mein Bild fügt sich anders zusammen. Dass Kozelek eine schwierige und sehr dominante Persönlichkeit ist – geschenkt. Andererseits zeichnet sich bei mir nicht die Darstellung eines „eitlen, verbitterten, machohaften Misanthropen“, sondern eines oftmals sehr bedachten Künstlers, der im Grunde zuletzt die Gedanken vehement um ihm nahestehende Menschen kreisen lässt. Gerade das hat „Benji“ ja so großartig gemacht – die Besorgtheit und schmerzvollen Schweifbewegungen beim Gedanken an seine Mutter, das mitunter zwiespältige, aber zuletzt respektvolle Verhältnis zu seinem Vater, die Ahnenforschung über Carissa und seinen Onkel, selbst die tragische „Liebesgeschichte“ von Jim Wise, das Massaker von Norwegen etc. Ich finde das widerspricht jedem Gesetz der Misanthropie ;-).
Ein wenig Selbststilisierung und „seht her, wen ich alles kenne“ ist aber sicher auf „Universal themes“ wahrnehmbar – ich finde die Gleichung geht aber anders auf. Kozelek hat eine Stimmung oder ein Anliegen, das er verdeutlicht und macht alles an Geschehen zum Teil des Ausdrucks. Mit dem Handwerk eines großen Erzählers, der im Flugzeug oder an einer Bar, im Bett eines Hotels oder vor dem Fernseher weilt und plötzlich mehrere Ebenen dazwischen schiebt oder gleich alles verschwiimmen lässt. Für mich ist das nicht bloß Zierrat, sondern oft notwendiges Sockelwerk. Gute Filme brauchen bisweilen auch Statisten und gute Bücher Teile, die nicht nur dem Spannungsaufbau dienen. Ich finde es jedenfalls bislang enorm intensiv.
Nochmal kurz zum Zitat: Ich bin da nicht so sicher, zumal es ja zunächst mit „heck“ beginnt, ich fände die Leseart des „Was zum?“, gerade in Bezug auf Personen, von deren Erschießung er erzählt, eigentlich schlüssiger. „Viele Kraftausdrücke“ unterbringen, ich weiß nicht recht.
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WerbungMein Problem, dass sein persönliches Auftreten immer schlechter von seiner Musik zu trennen ist, findet sich übrigens auch in der Pitchfork-Rezension wieder:
[…]Kozelek noticed that the stupid things he’d been prone to saying for many years (what has been described as a „sense of humor“) could have a life outside the concert hall, from calling concertgoers „hillbillies“ to picking fights with other bands. And two, in the last five years Kozelek’s music has become diaristic in the extreme, which allows the mundane details of his life to enter his songs, lending them a bloggy quality. At times, these two streams came together in an ugly way, as when he wrote and released a single called “War on Drugs: Suck My Cock“ and, more recently, when he disparaged a female journalist (and Pitchfork contributing editor) from the stage in London. The end result of these developments is that it’s becoming increasingly difficult to imagine Sun Kil Moon’s music outside of how it, and he, are discussed on social media. And since Mark Kozelek’s music is so specifically autobiographical, and because he is the central character in each of these songs, it’s doubly hard for his behavior not to have some impact.
Danke auch Dir, Irrlicht. Bin gespannt, wie andere hier die betreffende Zeile verstehen. Dass das Album ordentlich polarisiert, ist in jedem Fall so angelegt. Ich tue Kozelek aber gern den Gefallen und echauffiere mich.
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Sir, I'm going to have to ask you to exit the donut!tina toledoMein Problem, dass sein persönliches Auftreten immer schlechter von seiner Musik zu trennen ist, findet sich übrigens auch in der Pitchfork-Rezension wieder:
Danke nochmals, das hilft mir doch sehr viel weiter. Die Fanbeschimpfungen hatte ich schon interessiert gelesen, den Beef gegen TWOD ebenso – und beides bislang als halbwegs kurios, mitunter aber auch okaye Meinungsäußerung verstanden (im Kontext jedenfalls). Bei dem Interview von Laura Snapes sieht die Sache hingegen schon etwas anders aus – und atmet eine Menge Größenwahn, der irgendwie gar nicht zu dem passen will, was Kozeleks Kunst – das mitunter ja doch Melancholische, Zärtliche, Sehnsüchtige und Würdigende – bislang verströmt hat.
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Hold on Magnolia to that great highway moonAha.
So liest sich das also, wenn sich BENJI-Hipsters unterhalten…
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Hä?
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Hold on Magnolia to that great highway moonAdding my two cents here Mir gefällt das neue Album ausgesprochen gut und wage zu behaupten das Mark Kozelek gar keine schlechte Musik produzieren kann!!! Was ihn als Person betrifft versuche ich seinen Äußerungen keine besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Interessiert es mich ob er einen anderen Künstler offen auf der Bühne disst und diese manchen Seiten 5 bis 6 diverse Meldungen wert sind? Nein. Muss er ein T-Shirt drucken lassen weil sich Fans auf seinem Konzert unterhalten haben? Nein. Auch das mit der Journalistin musste ich ignorieren. Kozelek ist, Verzeihung, ein Arsch. Aber er macht geile Musik. Was Neil Young politisch denkt, interessiert mich beispielsweise auch nicht und hat mich auch nicht zu interessieren. Noch sind die Gedanken frei. Gefährlich wird es meiner Meinung nach dann wenn Gedanken rechtsextremistischer Natur sind und so. Entweder gefällt mir die Musik oder nicht.
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JPC bietet Vinyl jetzt an. Ich setze das mal rein weil man bei Kozelek ja nie weiß, wie dünn die Auflage möglicherweise ist:
https://www.jpc.de/jpcng/poprock/detail/-/art/sun-kil-moon-universal-themes/hnum/7529709
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Ab sofort stelle ich im ctte-Thread meine Top 25 Jahresalben für 2024 vor. Beginnend bei Platz 25 kommen jeden Tag so zwei bis drei Titel dazu. Jeder ist eingeladen sich auch aktiv zu beteiligen. -
Schlagwörter: Sun Kil Moon
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