Startseite › Foren › Die Tonträger: Aktuell und Antiquariat › Aktuelle Platten › Randy Newman – Dark Matter (04.08.2017)
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AutorBeiträge
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@ melodynelson
Newmans Instrumentierungen sind von einer subtilen Sparsamkeit, wie sie zeitgenössischen Gepflogenheiten gewiss nicht entsprechen. Dass Sail Away barock und ausladend sein soll, ist, da sind sich die Kritiker einig, ein heute überwundener Standpunkt
zuletzt geändert von lauster--
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WerbungStimmt. Ich habe mich vielleicht etwas unpräzise und sperrig ausgedrückt. Ich meinte genau das, was da sagst, mit der Einschränkung, dass Neueinsteiger von den Arrangements anfangs etwas überbeansprucht sein könnten.
Was sagst du zu „Dark Matter“? Großartig, oder?
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Im allgemeinen hält man im Pop „Spätwerke“ für die senilen Produkte älterer Herren, sofern man sie überhaupt zur Kenntnis nimmt. Diese Vorbehalte mögen von Idioten stammen. Erstaunlich bleibt, dass Newman sie mit „Dark Matter“ nicht beglaubigt hat. Beeindruckend.
zuletzt geändert von lauster--
Dito. Ich kann Arnes Wertung im Stone übrigens gar nicht nachvollziehen, zumal mir sein Text auch recht wenig sagt. Eine fabelhafte Platte (bisher zweimal gehört). Vinyl dauert ja leider noch ein paar Tage. Auf Anhieb aber schon einmal deutlich spannender als „Harps And Angels“. Würde mich wundern, wenn sich dieser Eindruck auf Dauer nicht erhärtet.
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Es ist auch interessant festzustellen, dass die Kritiker, zumindest die meisten, recht selten ein Wort über die musikalischen Vorgänge fallen lassen. Sie vermeiden es in einem sehr aufschlussreichen Maße, sich über dieses Thema auszulassen. Hingegen finden sich genügend Hinweise auf die satirischen Texte, die Charaktere, die literarische Rollenprosa etc.pp.
zuletzt geändert von lauster--
Alleine im Opener „The Great Debate“ stecken mehr Gedanken und Ideen als in der kompletten letzten LP. Und die Reminiszenzen an frühere Werke sind wirklich clever gesetzt. Zum Ende des Stücks hin wird „Back On My Feet Again“ mehr als nur evoziert, ja: quasi gecovert. Aber: Es ergibt Sinn.
zuletzt geändert von melodynelson--
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Ich bin nicht sehr überzeugt bisher. Nach dreimaligem Hören (Putin gabs ja schon länger, Sonny Boy kürzer) habe ich jetzt mal die bemäkelte Besprechung von Willander gelesen. Finde ich eigentlich in der Kürze sehr präzise. Klingt irgendwie halt (die Platte) wie so eine, zwar hochgradig informierte, aber doch etwas beliebige Americana dreimal Vaudeville bis zum Broadway & zurück Sauce. Das tendiert mir zu sehr in Richtung seiner Soundtrack Arbeiten, die ich im Gegensatz zu seinem sonstigen Ouevre nicht wirklich so sehr schätze. Nicht falsch verstehen, das ist jetzt die Platte (Vorsicht Werbebeitrag: neben Algiers Underside Of Power), die ich am dringlichsten erwartete in diesem Jahr. Textlich habe ich auch so meine Zweifel bisher, dass das über ein kurze Kabarettminute Bestand haben wird.
Als Einstieg in Randy Newman würde ich eher Little Criminals, denn Sail Away favorisieren. Nur so als Alternativvorschlag. Kann man aber sicher diskutieren…
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Als Einstieg in Randy Newman würde ich eher Little Criminals, denn Sail Away favorisieren. Nur so als Alternativvorschlag. Kann man aber sicher diskutieren…
Interessante These. „Little Criminals“ habe ich eigentlich immer hinter den ersten vier Alben gesehen und vielleicht sogar noch ein Stück hinter „Bad Love“.
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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mon cher melodynelson, Du erschütterst mein Newmansches Weltbild, wie ich Deins. So muss das sein… Halt Dich fest, für mich ist auch Born Again vor den ersten vier.
Vl. eine Top20 der Randy Newman Stücke demnächst?
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„Born Again“? Recht gute Platte, zweifellos. Aber vor „Good Old Boys“ oder „Sail Away“?
Die Abstimmung können wir gerne machen, wenn die zu Morrissey beendet ist. Ich befürchte nur, dass der Zuspruch recht gering sein wird. Unter zehn Listen ergäbe es für mich jedenfalls kaum Sinn, auszuwerten. Vor ein paar Jahren hätte es ein deutlich größeres Potenzial an Teilnehmern gegeben. Mittlerweile sind leider sehr viele geschätzte und überaus kundige User „weggebrochen“.
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Müssen wir nicht machen. Ich glaube nur bei Randy Newman ist es ähnlich, was die unterschiedliche Verteilung der Favoriten angeht. Für mich sind tatsächlich die beiden o.g. Platten wichtiger als deine Lieblinge. Aber wir reden über Randy Newman; wie finde ich Good Old Boys & Sail Away, hervorragend natürlich. Aber ich kenne durchaus Leute, die mit den beiden nicht so viel anfangen konnten, sich aber sehr empfänglich für Little Criminals & Born Again gezeigt haben. Daher wollte ich sie mal in die Runde werfen…
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Finde ich nicht unspannend. Wäre sicherlich ein Argument dafür, eine solche Abstimmung zu machen. Bei Randy würde es mich besonders reizen, weil es bei ihm „den“ Track eigentlich nicht gibt, sondern viele, teils sehr persönliche, Favoriten. Warum nicht? Machen wir dann.
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Ich bin bei einer Randy Newmann – Abstimmung definitiv dabei.
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Im Durchschnitt ist man kummervoll und weiß nicht, was man machen sollmr-prokoschKlingt irgendwie halt (die Platte) wie so eine, zwar hochgradig informierte, aber doch etwas beliebige Americana dreimal Vaudeville bis zum Broadway & zurück Sauce.
Ich sehe das ein wenig anders, und zwar so: Ein Katalog kompositorischer Dummheiten wird satirisch vor den Hörern ausgebreitet, und die Musiker dürfen außerdem ein paar greulich falsche Noten spielen. Ich stelle mir dabei Randy Newman vor, wie er am Flügel sitzt und lacht, eine musikalische Ungehörigkeit nach der anderen abhakend.
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Ob etwas „witzig“ ist oder nicht liegt doch ohnehin immer im Auge des Betrachters bzw. Hörers. Da ist Willander eben auf einer anderen Humorschiene unterwegs als ich, wenn er der kleinen musiktheatralischen Eröffnungsszene nix abgewinnen kann, so what? Da läuft wohl bei jedem ein anderes Kopfkino ab. Beim plötzlichen Umschalten in den Gospelmodus nach „Show of hands?“ sehe ich z.B. immer einen unvermittelt wild los tanzenden Randy Newman in Priester-Robe vor mir, was durchaus nicht unkomisch ist. Auch wie er, diverse Rollen verkörpernd, sich am Ende noch selbst in der dritten Person in deren Text hinein mogelt, hat hohes Breitgrinspotenzial. Und wie er – ja, durchaus „geschwätzig“, aber auch das ist keineswegs so neu bei ihm – lauter falsche Fährten legt, worum es eigentlich gehen könnte, nur um zu demonstrieren, dass die „True Believers“ eben leider doch die bessere Musik haben, womit sie alle vermeintlich „vernünftigen“ Argumente und Theorien buchstäblich an die Wand „spielen“, ist eine wunderbare Pointe, die offensichtlich auch gut als Seitenhieb auf den Teil seines Publikums funktioniert, der unentwegt bissige Statements zur Lage der Nation von ihm erwartet.
zuletzt geändert von speed-turtle
Man kann das sicher alles auch überinterpretieren und dabei nicht zuletzt die musikalischen Selbstzitate (am Ende eindeutig „Glory Train“ aus dem FAUST-Musical) mit einbeziehen, aber wenn man will, findet man genügend Meta-Ebenen, um die Nummer jedenfalls kaum als „leer“ abqualifizieren zu können. Es ist in der vordergründigen Kapitulation der Satire vor der immer absurderen Realität einerseits bitter, erfüllt andererseits in der virtuosen Weise, wie dieser Missstand gleichzeitig vorgeführt und unterlaufen wird, allerhöchste Newman-Standards. Für mich volle Punktzahl.
„Brothers“ führt musikalisch zurück zu den Anfängen, erinnert stilistisch stark an das Debüt-Album, bevor es dann in diese groteske Wendung zur „Buena Vista Social Club“-Karikatur nimmt – 4 Punkte.
„Putin“ hätte als leichtere Nummer im Band-Format gut auf „Harps & Angels“ gepasst und da sicher auch größeren Witz entfaltet. Hier wird es durch das überladene Arrangement leider etwas zu schwerfällig, um richtig zünden zu können. Trotzdem immer noch genug „Typisches“ wie die kleinen Kabbeleien mit den Background-Ladies, um 3 Punkte zu rechtfertigen.
„Lost Without You“ ist dafür dann wieder ein echtes Highlight. Vielleicht der erste Newman-Song überhaupt, bei dem ich spontan einen fetten Kloß im Hals hatte und der mir in emtionalen Momenten schon auch die Augen feucht werden lässt. Wieder so ein Kopfkino-Ding, aber diesmal auf eine peinigende Art, die ohne die kitschfrei einschmeichelnde Musik unerträglich wäre. Allein dieses tonlos wie mit letzter Anstrengung rausgepresste „Just the blood this time. Just the blood…“ Für mich auf einer Stufe mit Klassikern wie „In Germany Before The War“, klare 5 von 5 Punkten.
„Sonny Boy“ hat es danach bei mir schwer, der Stimmungswechsel kommt trotz der getragenen Einleitung viel zu abrupt, um mich darauf gleich von Beginn an einlassen zu können. Der braucht für ein gerechtes Urteil sicher noch den einen oder anderen Hördurchgang, aber für den musikhistorischen Erkenntnisgewinn kommt im Zweifel auf jeden Fall ein Dankbarkeitsbonuspunkt oben drauf, also werden es schon mal nicht weniger als 4.
Auf einen Extended Cut von „It’s A Jungle Out There“ hatte ich schon für das Vorgängeralbum gehofft, inzwischen nicht mehr daran geglaubt, und nun, wo er (auf Wunsch der Plattenfirma?) doch noch kommt, bin ich undankbarerweise gar nicht so begeistert, wie ich sollte. Freue mich trotzdem immer wieder, ihn zu hören. Ich sag mal 3,5.
„She Chose Me“ – bei den „True Believers“ unter den Fans offenbar lange bekannt, für mich neu und keineswegs unwillkommen. Das ist eine Facette, die ich eben auch sehr mag bei ihm, egal wie viele Wochenenden er daran geschrieben hat oder eben nicht. „Sentimental“, wie Willander findet – vielleicht. „Läppisch“ – ganz sicher nicht. 3 Punkte.
„On The Beach“ hingegen scheint die Nummer zu sein, auf die sich irgendwie Alle einigen können; was überrascht, weil sie musikalisch im Grunde ähnlich überraschungsarm daherkommt wie der geschmähte Vorgänger. Gehobener Newman-Standard zwar, aber insofern eben auch relativ unspektakulär. Pluspunkt ist hier natürlich wieder der Kontrast zwischen der sonnendurchflutet-entspannten Atmosphäre und dem eher traurigen Inhalt, der das Thema „Verlust“ (hier: alter Weggefährten, die sich irgendwann ausgeklinkt und in ein Leben „am Strand“ verabschiedet haben) aus anderer Perspektive und mit anderen Mitteln fortschreibt als beim hochemotionalen „Lost Without You“. Und zugleich perfekt zum folgenden letzten Song hinleitet. 4,5 Punkte.
Und dann endet dieses im Ganzen so überaus (und punktuell im Übermaß) opulent orchestrierte Werk mit einer schlichten Solo-Piano-Ballade. Willander wirft sie (erstaunlich empathiefrei) als „läppisch sentimental“ in einen Topf mit „She Chose Me“, was definitiv das ungerechteste seiner Fehlurteile in dieser Causa darstellt. Für mich ist es die Vollendung der kleinen Song-Trilogie rund um das Verlust-Motiv, die auf wiederum (mich) sehr berührende Weise an die vorangegangene Nummer anknüpft und gleichzeitig auch eine thematische Klammer schließt. Denn um Verlust ging es genau genommen von Anfang an (da war es noch der eines bis dato für unkaputtbar gehaltenen „Common Sense“ im postfaktischen Zeitalter). Der Titel „Dark Matter“ entpuppt sich damit als genau so doppelbödig wie hier im Vorfeld bereits vermutet: Es geht um „Dunkle Materie“ im denkbar weitesten Sinn.
In der Summe der Einzelwertungen – für „Wandering Boy“ habe ich jetzt mal 4 Punkte veranschlagt – komme ich somit ebenfalls auf glatte 4 Punkte. Weil wir hier unter uns sind. Bei Amazon wären es natürlich 5, weil da einer sowieso immer schon vorgegeben ist und deshalb nicht wirklich zählt.--
Musik ist nicht was sie ist, sondern was sie den Menschen bedeutet. (Simon Rattle) -
Schlagwörter: Randy Newman
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