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songbirdMachine Gun ist mit seinem abgefuckten Paul Hardcastle-Geknatter geradezu repräsentativ für die Schwächen des Albums.
Das „Geknatter“, wie Du es nennst, passt perfekt zu diesem speziellen Song – einen stimmigeren Track als diesen gab es das ganze Jahr über nicht zu hören. In der Jahresliste von Pitchfork ist das nochmal gut beschrieben worden:
Joshua LoveThe music (if you can call it that) lives up to its title for sheer mechanistic repetitive punishment, while holed inside the barrage a wounded, despairing Beth Gibbons confesses her spiritual abandonment, the soulless determinism of the beats matching her own feelings of existential futility.
Kunst darf auch mal verstören und einigen Leuten auf die Nerven fallen; das ist in Ordnung.
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WerbungDas ist ja das Fürchterlich an dem Song: Das Geknatter. Nennt man einen Song schon „Machine Gun“, dann wird das dem Hörer auch noch voll aufs AUge (Ohr) gedrückt, damit auch wirklich kein Mißverständnis entsteht. Und verstören tut der Song keinen, nerven aber schon. Zum verstören gibts bessere Bands (TV on the Radio, z. B.), die auch was riskieren.
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Include me out!Go1 Und @werner: Der Titel kam sicher erst nach der Musik.
Sorry, aber das kannst du nicht wissen. Abgesehen davon, daß das meinen Einwand auch nicht wegwischt. Und was soll dein Text-Zitat? Wovon soll mich das überzeugen?
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Include me out!Wenn wir hier über „Machine Gun“ reden, können wir auch gleich ein paar Zitate anschleppen. Warum denn nicht?
Geoff Barrow im SPEX-Interview (#314, S. 53):
Geoff BarrowAdrian (Utley) sammelt leidenschaftlich alte Synthesizer und andere elektronische Instrumente. Gelegentlich spielt er auch auf ihnen herum. Und eines Tages entdeckte er in einer Orgel eine kleine, billige Beatbox, mit der er einen Rhythmus programmieren konnte. Wir beide waren uns sofort einig, dass diese Maschine einen fantastischen Klang hatte. Ich sampelte den Sound, zerhackte ihn, verzerrte und komprimierte ihn und nannte ihn „Machine Gun“, weil er in meinen Ohren nach einem Maschinengewehr klang. Beth schrieb über diesen Beat einen Text.
Dieser Text lautet ungefähr so (ich bin mir nicht bei allen Zeilen völlig sicher):
I saw a saviour
a saviour come my way
I thought I’d see it
at the cold light of day
but now I realise that I’m
Only for meif only I could see
You turn myself to me
and recognise the poison in my heart
there is no other place
no one else I face
remedy, we ’ll agree, is how I feel
here in my reflecting
What more can I say?
for I am guilty
for the voice that I obey
too scared to sacrifice a choice
chosen for me (…)Eine mögliche und sinnvolle Interpretation dieses Textes sieht so aus:
Max Dax und Ralf Krämer“Machine Gun“ ist unschwer als letzter innerer Monolog einer Selbstmordattentäterin zu deuten, die sich den Gürtel mit Sprengstoff bereits umgeschnallt hat und bereit ist, in rettender Idee zu verglühen. Nun aber, kurz vor dem Ziel, von Rettung keine Spur. Nur sie allein und der aussichtslose Wunsch, das „Gift in ihrem Herzen“ zu neutralisieren.
Dass sich Beth Gibbons von dem „gewaltsamen“ Beat hat inspirieren lassen, ein solches Thema zu wählen, ist plausibel – es passt zur Musik. Wenn man dieser Deutung folgt, ist der emotionale Gehalt die Erkenntnis von Vergeblichkeit – und entsprechend düster klingt die Musik: „the soulless determinism of the beats matching her own feelings of existential futility“.
(Wer eine andere Deutung anzubieten hat, möge sie hier posten.)
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To Hell with Poverty@ Go1: Danke für die Hinweise. Ist ja noch bedrückender als ich es mir vorgestellt hatte. Ich las den Text so, als wenn sich eine isolierte Person in den Wahnsinn steigert – und den „saviour“ herbeiphantasiert. Welcher faktisch gar nicht mehr hätte erscheinen können…
@ werner: Überzeugen lassen kann man sich (vom Text) freilich nur, wenn man „verstehen will“. Ob Dich der Backing Track dann immer noch nervt, ist eine ganz andere Frage.
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
Go1Das „Geknatter“, wie Du es nennst, passt perfekt zu diesem speziellen Song – einen stimmigeren Track als diesen gab es das ganze Jahr über nicht zu hören. In der Jahresliste von Pitchfork ist das nochmal gut beschrieben worden:
Kunst darf auch mal verstören und einigen Leuten auf die Nerven fallen; das ist in Ordnung.
Mir ging es nicht um das Stilmittel als solches, sondern darum, dass hier ein Effekt als besonders innovativ abgefeiert wird, den andere schon vor 20 Jahren fast identisch und mit der gleichen Stoßrichtung verwendet haben. Und diesbezüglich gibt es eben noch weitere Beispiele auf „Third“. Wie bereits geschrieben: Man merkt der Band die Pause an.
Die Platte ist stellenweise gut gemacht, aber eben kein Meisterwerk. Und eine Revolution schon gar nicht.--
songbirdMir ging es nicht um das Stilmittel als solches, sondern darum, dass hier ein Effekt als besonders innovativ abgefeiert wird, den andere schon vor 20 Jahren fast identisch und mit der gleichen Stoßrichtung verwendet haben. Und diesbezüglich gibt es eben noch weitere Beispiele auf „Third“. Wie bereits geschrieben: Man merkt der Band die Pause an.
Die Platte ist stellenweise gut gemacht, aber eben kein Meisterwerk. Und eine Revolution schon gar nicht.treffend formuliert. die euphorie um diese insgesamt gelungene scheibe ist auch für mich schwer nachvollziehbar. ich vermute die gläubigen ultrafans sind nicht wie ich musikalisch in den sechzigern aufgewachsen, kennen die grosstaten der siebziger nur unzureichend und verbinden mit der punk- und new-wave-aera soft cell mit tainted love. gerade in jener periode gab es einen musikalischen underground der in seiner neuartigen radikalität die möglichkeiten eines zukünftigen projektes wie portishead bereits ausformulierte. erinnern möchte hier nur an mark stewart und tuxedomoon.
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Hi,
Platte des Jahres und wieso finde ich bloß keinen Zugang zu dieser Musik?
Höre immer mal wieder rein, finde einiges „ganz nett“, aber es berührt mich nicht…
Gruß--
"Don ́t sit down cause i ́ve moved your chair" (Artic Monkeys)Ich bin mir bei der Sterne-Vergabe auch noch unsicher, werde aber vielleicht nachher mal das Album intensiv hören und dann besternen.
In letzter Zeit ist es aber stark gewachsen bei mir.--
Ich finde es auch toll, daß Beth so genau weiß, wie sich eine Selbstmordattentäterin aus dem islamischen Kulturkreis mit umgeschnalltem Bombengürtel fühlt, wenn sie sich auf den Weg zur Detonation macht. Oder wenn die Strokes über Jobs am Fließband singen würden.
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Include me out!wernerIch finde es auch toll, daß Beth so genau weiß, wie sich eine Selbstmordattentäterin aus dem islamischen Kulturkreis mit umgeschnalltem Bombengürtel fühlt, wenn sie sich auf den Weg zur Detonation macht. Oder wenn die Strokes über Jobs am Fließband singen würden.
Es handelt sich um eine mögliche Interpretation!
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.Mir kommts so vor als könnte Gibbons aus dieser traurigen Dunkelheit, die die Portisheadplatten durchziehen längst ausbrechen, bleibt dann aber doch absichtlich, oder aus Gewohnheit in diesem Schema hängen.
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fargoMir kommts so vor als könnte Gibbons aus dieser traurigen Dunkelheit, die die Portisheadplatten durchziehen längst ausbrechen, bleibt dann aber doch absichtlich, oder aus Gewohnheit in diesem Schema hängen.
Woran machst du das fest?
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So, * * * * * auch von mir. Einzelbewertung hier.
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@*Martin*: Hast Du das Album wirklich gehört, musste mich eben über den einen Stern doch sehr wundern !?
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Hold on Magnolia to that great highway moon -
Schlagwörter: Portishead
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