Re: Portishead – Third

#6409347  | PERMALINK

go1
Gang of One

Registriert seit: 03.11.2004

Beiträge: 5,644

Wenn wir hier über „Machine Gun“ reden, können wir auch gleich ein paar Zitate anschleppen. Warum denn nicht?

Geoff Barrow im SPEX-Interview (#314, S. 53):

Geoff BarrowAdrian (Utley) sammelt leidenschaftlich alte Synthesizer und andere elektronische Instrumente. Gelegentlich spielt er auch auf ihnen herum. Und eines Tages entdeckte er in einer Orgel eine kleine, billige Beatbox, mit der er einen Rhythmus programmieren konnte. Wir beide waren uns sofort einig, dass diese Maschine einen fantastischen Klang hatte. Ich sampelte den Sound, zerhackte ihn, verzerrte und komprimierte ihn und nannte ihn „Machine Gun“, weil er in meinen Ohren nach einem Maschinengewehr klang. Beth schrieb über diesen Beat einen Text.

Dieser Text lautet ungefähr so (ich bin mir nicht bei allen Zeilen völlig sicher):

I saw a saviour
a saviour come my way
I thought I’d see it
at the cold light of day
but now I realise that I’m
Only for me

if only I could see
You turn myself to me
and recognise the poison in my heart
there is no other place
no one else I face
remedy, we ’ll agree, is how I feel
here in my reflecting
What more can I say?
for I am guilty
for the voice that I obey
too scared to sacrifice a choice
chosen for me (…)

Eine mögliche und sinnvolle Interpretation dieses Textes sieht so aus:

Max Dax und Ralf Krämer“Machine Gun“ ist unschwer als letzter innerer Monolog einer Selbstmordattentäterin zu deuten, die sich den Gürtel mit Sprengstoff bereits umgeschnallt hat und bereit ist, in rettender Idee zu verglühen. Nun aber, kurz vor dem Ziel, von Rettung keine Spur. Nur sie allein und der aussichtslose Wunsch, das „Gift in ihrem Herzen“ zu neutralisieren.

Dass sich Beth Gibbons von dem „gewaltsamen“ Beat hat inspirieren lassen, ein solches Thema zu wählen, ist plausibel – es passt zur Musik. Wenn man dieser Deutung folgt, ist der emotionale Gehalt die Erkenntnis von Vergeblichkeit – und entsprechend düster klingt die Musik: „the soulless determinism of the beats matching her own feelings of existential futility“.

(Wer eine andere Deutung anzubieten hat, möge sie hier posten.)

--

To Hell with Poverty