Startseite › Foren › Die Tonträger: Aktuell und Antiquariat › Aktuelle Platten › Portishead – Third
-
AutorBeiträge
-
Mark Stewart (The Pop Group) über „Third“:
Mark Stewart in Spex #313 bzw. Spex.de
Diggin‘ the crates
Ähnlich, wie Massive Attack auf ihren letzten Platten mit kalter Elektronik experimentiert haben und somit die Türen für eine musikalische Perspektive jenseits ihrer großen Hits weit aufstießen, haben auch Portishead auf »Third« ihre Parameter neu justiert. Mehr Noise, mehr Eklektizismus, eingebettet in einen Sound, der zugleich Kontinuität herstellt. Man darf es nicht vergessen: Wer erst einmal einen solchen Status erreicht hat wie Portishead oder Massive Attack, kämpft fortan vor allem gegen Erwartungshaltungen an. Es liegt so nahe, den Sound, den alle kennen, einfach zu reproduzieren – und damit letztlich auf dem Coffeetable zu landen.
Tatsächlich scheinen sich Portishead aber darauf zurückzubesinnen, was DJs als ›Crate Digging‹ bezeichnen: die Suche nach abgedrehten Sounds, die sonst keiner hat. Ich erinnere mich, wie DJ Milo, der Anführer des legendären Bristoler Wild-Bunch-Soundsystems, die Labels von seinen Platten abkratzte und übermalte, damit niemand sehen konnte, was er da auflegte. So groß war der Konkurrenzkampf zwischen den Soundsystems, dass man seinen Informationsvorsprung nicht einfach aus der Hand gab. Für einen Musiker hat Crate Digging eine ähnliche Bedeutung: Man sucht sich eine Platte raus und spielt seinen Mitmusikern oder seinem Produzenten einen Break oder einen Sound vor, den man so auch auf seiner eigenen Platte hören möchte.
Auf »Third« höre ich jede Menge Trophäen, die auf diese Weise ins Studio getragen wurden. In dem neuen Track »Small« höre ich Pierre Henrys »Psyché Rock«. In dem sehr deutsch klingenden »We Carry On« lassen Geoff Barrow und Adrian Utley Joy Division, Technobeats und eine Gitarre, die wie die von Blixa Bargeld klingt, aufeinander krachen. Vor allem aber höre ich auf »Third« immer wieder Einflüsse von eigentlich geschmacklosem Progressive Rock – wie er in den Siebzigern von Nektar oder Embryo gespielt wurde. Bei Portishead aber wirken diese Zitate, als stammten sie aus den Soundtracks genialer B-Horrorfilme.
Einer der interessantesten neuen Tracks trägt den Titel »Magic Doors«. Abermals die Arbeitsweise von DJs adaptierend, haben Portishead hier einen Funkbeat abgebremst, runtergepitcht auf die Hälfte der Geschwindigkeit, und Beth Gibbons singt darüber eine ihrer klagenden Litaneien. Portishead bedienen sich in diesem Track der gleichen Methode, die Led Zeppelin vor Ewigkeiten entwickelten, als sie Bluesnummern aus den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts nahmen und sie auf die Hälfte der Geschwindigkeit brachten. Auf diese Weise transformierten sie Blues zu Rock. Portishead tun nun genau dasselbe und transformieren Funk zu Rock. Eine coole Methode. Besonders faszinierend ist das Saxofonsolo am Ende von »Magic Doors«: Ich höre in diesem Solo puren Freejazz – als hätten Portishead John Zorn eingeladen. In dem bemerkenswerten, nur 1:30 Minuten langen Song »Deep Water« setzen Portishead einen Männerchor virtuos in Szene. Dieser Chor ist arrangiert wie die sogenannten ›Barbershop Choirs‹ der zwanziger Jahre, als die Friseure nicht nur Haare schnitten, sondern zur Unterhaltung ihrer Kunden auch Lieder im Harmoniegesang darboten. Portishead beziehen sich in einem solchen Moment also auf eine liebenswerte, alte englische Liedtradition. Kein Portishead-Album hat bisher so deutlich die Folkeinflüsse herausgearbeitet, die man ja auch auf Beth Gibbons’ Soloalbum hat hören können.
Einer der besten Songs auf »Third« aber ist die erste Single, »Machine Gun«, die auf einem elektronischen Maschinengroove basiert, es gibt keinen wirklichen Refrain, stattdessen erleben wir, wie Portishead ganz offensichtlich John Carpenter zitieren. Ich auf alle Fälle höre hier »Assault On Precinct 13« als Referenz heraus, ohne dass der Score hier eins zu eins gesamplet wurde. Überhaupt: Soundtracks. Die Soundsystems in Bristol haben sich damals überboten in ihrer Nutzung von Filmmusiken. Schuld daran hat eine Videothek namens »20th Century Flicks«: Wir alle haben uns dort seit jeher mit Filmen versorgt, und immer wieder fanden wir noch in den langweiligsten Cyber-Thrillern Momente interessanter Filmmusiken oder zumindest einen Sound, den wir postwendend in unserer Musik einsetzten.
--
Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...Highlights von Rolling-Stone.de50 schreckliche Songs auf großartigen Alben
James Brown: Dies ist die Todesursache des Godfather of Soul
ABBA: 10 Fakten, die kaum einer über die schwedische Band kennt
Die 100 größten Musiker aller Zeiten: John Lennon
Rückblick auf „Trainspotting“: Cool Britannia im Heroin-Rausch
The Beach Boys: So entstand ihr Mega-Hit „Good Vibrations“
WerbungNeues VÖ-Datum: 28./29.4.
Die Tracklist:
01 Silence
02 Hunter
03 Nylon Smile
04 The Rip
05 Plastic
06 We Carry On
07 Deep Water
08 Machine Gun
09 Small
10 Magic Doors
11 Threads--
"i tell all my friends that i'm bound for heaven, and if it ain't so you can't blame me for living" Thank You, Jason!Na, da will wohl jmd. die Vorbestellungen noch etwas ankurbeln, oder?
--
kaum
--
It´s just the demon life that got you in its swayDas Cover:
--
Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...Nett, war zu erwarten. Entscheidend ist ja der Inhalt.
--
--
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
Dazu müsste ich es ja da geladen haben. Aber wie ich höre, sind die bisherigen Hörer schon angetan, kommen aber auch nicht rettungslos um. Gelobt werden plötzliche Soundwechsel in „Third“, wie immer werden Portishead brauchen – oder wir brauchen etwas, bis wir uns eingelassen haben.
--
uh! welch veruchung!
ich wünschte ich hätte das nie gelesen.
--
aus dem MUSIKMARKT:
Weltpremiere des Portishead-Albums „Third“ im März in Berlin
11.03.2008
Berlin – Am 19. März findet in Berlin die Weltpremiere des neuen Albums „Third“ der Band Portishead aus Bristol statt. Zeugen dieses Events werden rund 250 Fans und Medienvertreter aus der ganzen Welt sein.
Nachdem die Band über zehn Jahre pausierte, meldet sie sich am 25. April mit ihrem neuen Album „Third“ (Universal) zurück. Wie der Name bereits verrät, ist es der dritte Longplayer, den Geoff Barrow, Adrian Utley und Beth Gibbons veröffentlichen. Die Uraufführung, die dem Release des Albums vorausgeht, wird im historischen Sendesaal des Rundfunkzentrums der ehemaligen DDR an der Nalepastraße vor einem exklusiven Publikum stattfinden. Aufgezeichnet wird das einmalige Ereignis vom Berliner Radiosender Radio Eins.
Der Gitarrist Adrian Utley über die vergangenen elf Jahre: „Portishead war nie aus der Welt. Wir hatten nur genug und außerdem keine Ideen. Wir waren alle mit verschiedenen anderen Sachen beschäftigt (…). Es gab immer Portishead.“ Tickets für die Veranstaltung können nicht käuflich erworben, sondern nur gewonnen werden.
Dafür kann man sich aber Tickets für die Konzerte sichern, die Portishead im April in Deutschland geben werden und von MCT veranstaltet werden. Zwar ist das Konzert am 3. April in der Berliner Columbiahalle bereits ausverkauft, doch für die Termine in München und Köln sind noch Karten verfügbar. Tickets sind ab 34 Euro unter anderem über www.tickets.de und www.kartenhaus.de erhältlich.
Portishead – live 2008
19.03. Berlin, Rundfunkzentrum der ehemaligen DDR (Album-Premiere)
02.04. München, Tonhalle
03.04. Berlin, Columbiahalle
06.04. Köln, Palladium--
When I hear music, I fear no danger. I am invulnerable. I see no foe. I am related to the earliest time, and to the latest. Henry David Thoreau, Journals (1857)Flint Hollowayuh! welch veruchung!
Oh ja! Genau eine Viertelstunde lang konnte ich ihr widerstehen.
(Werde das Album ja sowieso kaufen, also was soll’s…)Und wie es sich gelohnt hat! Natürlich beklemmend, natürlich verstörend, natürlich zum Heulen, natürlich genial – und natürlich brauche ich noch viel Zeit, das Album zu erschliessen. Im Unterschied zu den ersten zwei Alben hat es weniger Bässe, dafür mehr „seltsame Töne“, und insgesamt einen metallischeren, weniger warmen Sound (was mich auf dem Papier ja eher abschrecken würde).
(Zwei Songs enden tatsächlich mit einem sehr, sehr harten Cut. Das könnte aber durchaus auch so gewollt sein – bin jedenfalls gespannt, ob es bei der Handelsausgabe auch so sein wird.)
--
Gutes Album bisher. Stärker als „Portishead“. Vielleicht wäre dem Material einige Songideen mehr gut zu Gesicht gestanden. Also mit dem Etikett „Trip Hop“ hat das mittlerweile nicht mehr viel zu tun, einfach nur noch schöne Popmusik.
--
Mother Earth is pregnant for the third time, for y'all have knocked her upAuf www.portisheadshop.co.uk kann man für 40 GBP ein limitiertes Boxset von „Third“ vorbestellen, dass neben der Doppel-LP die Single „Machine Gun“, einen Kunstdruck sowie die digitalisierte Version des Albums auf einem USB-Stick in P-Form enthält:
--
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
Schick!
--
-
Schlagwörter: Portishead
Du musst angemeldet sein, um auf dieses Thema antworten zu können.