Poetry Slams

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  • #9085723  | PERMALINK

    gruenschnabel

    Registriert seit: 19.01.2013

    Beiträge: 6,129

    captain kidd
    Und, grünschnabel, vielleicht hast du es noch nicht gemerkt, aber Coldplay machen in erster Linie Musik.

    Das ist mir wirklich erst recht spät aufgefallen. Wahrscheinlich deswegen, weil die Musik eben auch so naive und sentimentale Klischees aufwärmt, dass ich gar nicht merkte, dass da überhaupt etwas ist. Ich habe Coldplay letztlich nur über deren Zuspruch und überhaupt kein bisschen über deren Songs wahrgenommen als Phänomen.

    captain kidd Und Coldplay wollen auch Sentimentalisten sein.

    Ich kann nicht verstehen, was am gewollten Sentimentalisten besser sein soll als am unfreiwilligen – sofern das überhaupt so zutrifft. (Weißt du etwas über Frau Engelmanns Kunst- und / oder Selbstverständnis?). Für mich als Rezipient ist das jedenfalls einerlei.

    captain kiddAber bei Frau Engelmann haben alle hier so getan, als hätten sie mit ihrem Floskelteppich aus der Erbauungsliteratur-Abteilung gerade eine noch nie vorher bekannte Wahrheit verkündet. Meine Fresse.

    Darüber kann ich wenig sagen, ob das hier wirklich so geäußert wurde, Habe auch keine Lust, das jetzt nachzulesen. Was ich jedenfalls – deshalb der Bezug zu Coldplay (hätte auch Queen oder sonstwas sein können, da ist die Menge an sentimental-pathetischen Rockern ja nur zu groß) – anders sehe als du: Es gibt für mich keinen überzeugenden Grund, Frau Engelmann als reaktionäreren Naivling darzustellen als gefühlte 85% der Rock- und 95% der Popmusiker, die ich kenne.
    Und ich kann mich auch überhaupt nicht darüber aufregen, dass man sich von ihr angesprochen fühlt. Zudem hat bestimmt jeder irgendwo seine gehüteten Sentimentalecken.

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    #9085725  | PERMALINK

    gruenschnabel

    Registriert seit: 19.01.2013

    Beiträge: 6,129

    Mick67 Du kritisiert hier eine Hobby Poetin, die zufällig den Zahn der Zeit getroffen hat (…)

    Ach, Mick: Wie schaffst du das oftmals nur, die Dinge so einfach auf den Punkt zu bringen. Das geht mir leider völlig ab.

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    #9085727  | PERMALINK

    irrlicht
    Nihil

    Registriert seit: 08.07.2007

    Beiträge: 31,237

    captain kiddAber kann mir jemand sagen, was an diesem naiven Text so herausragend sein soll?

    Was einige, mich eingeschlossen, an diesem Text begeistert, wurde längst geschrieben. Anstatt gefühlte Jahre später damit aus dem Quark zu kommen, um zu erklären, wie doof das alles ist, könntest Du einfach die Diskussion lesen.

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    Hold on Magnolia to that great highway moon
    #9085729  | PERMALINK

    captain-kidd

    Registriert seit: 06.11.2002

    Beiträge: 4,140

    Verdammt, besser als jede Comedy. Wie macht ihr das bloß?

    kramer demonstriert mal wieder, wie toll er in Schablonen denken kann, Irrlicht macht seinem Namen alle Ehre, denn die Qualität des Textes (nicht des durchaus gelungenen Vortrags) wurde eben noch nicht wirklich dargelegt. Mick ist halt Mick – und grünschnabel, nun ja. Dito wie Beth.

    Bin aber wirklich nachhaltig schockiert, dass Leute wie TMF, pinch oder niko darauf abfahren. Nach meiner Lesart bietet der Vortrag zwei Weiheiten: Lass uns mal lange wach bleiben und auf das höchste Haus der Stadt klettern sowie: Ich habe 900 Facebook-Freunde bin aber trotzdem allein. Wollt irh mir wirklich erklären, dass das für euch spannende Aussagen sind, die euch irgendwie weiter bringen?

    Allein der Grundgedanke des Textes ist für mich katastrophal. Dieser unbedingte Wille zum Event, dieses „ich will meinen Kindern später was erzählen können“. Sie merkt ja nicht mal, dass sie in der Maschine des „ich will meinen Kindern etwas erzählen können müssen“ gefangen ist. Und dann fällt ihr auch nichts anderes ein, als spät nachts auf ein hohes Haus zu klettern? Das ist ihre Idee von „jetzt mache ich mal was komplett crazyes“? Weiß gar nicht, was trauriger ist: Dieses Umherwabern im Jochen-Schweizer-Universum oder die völlige Abwesenheit von wirklichen Ideen.

    --

    Do you believe in Rock n Roll?
    #9085731  | PERMALINK

    gruenschnabel

    Registriert seit: 19.01.2013

    Beiträge: 6,129

    captain kiddVerdammt, besser als jede Comedy. Wie macht ihr das bloß?

    Vielleicht, weil wir uns ein wenig Mühe geben.

    --

    #9085733  | PERMALINK

    irrlicht
    Nihil

    Registriert seit: 08.07.2007

    Beiträge: 31,237

    grünschnabelVielleicht, weil wir uns ein wenig Mühe geben.

    Jetzt nicht gleich Stunts erwarten.

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    Hold on Magnolia to that great highway moon
    #9085735  | PERMALINK

    captain-kidd

    Registriert seit: 06.11.2002

    Beiträge: 4,140

    Ich halte es da mit Alberto Caeiro:

    „Es genügt nicht, das Fenster zu öffnen, / Um Felder und Fluß zu sehen. / Es genügt nicht, kein Blinder zu sein, / Um Bäume und Blumen zu sehen. / Man darf auch keiner Philosophie anhängen. / Wo Philosophie ist, gibt es keine Bäume: nur Ideen.“

    Aber Irrlicht. Ganz im ernst. In einem Satz: Was ist die Aussage des Engelmann-Textes und warum ist die wertvoll für dich? Das würde mich wirklich interessieren.

    --

    Do you believe in Rock n Roll?
    #9085737  | PERMALINK

    irrlicht
    Nihil

    Registriert seit: 08.07.2007

    Beiträge: 31,237

    captain kiddAber Irrlicht. Ganz im ernst. In einem Satz: Was ist die Aussage des Engelmann-Textes und warum ist die wertvoll für dich? Das würde mich wirklich interessieren.

    Die Aussage ist: „Lebe jeden Tag Deines Lebens so, als wäre es Dein letzter“. Und daran ist nichts reaktionär und ich hoffe, dass es immer jemanden geben wird, der uns daran erneut erinnert.

    --

    Hold on Magnolia to that great highway moon
    #9085739  | PERMALINK

    captain-kidd

    Registriert seit: 06.11.2002

    Beiträge: 4,140

    Okay. Vielen Dank.

    Ja, das lese ich da auch teilweise raus – und das ist schon eine okaye wenn auch extrem klischeehafte Aussage. Nur ich lese das eigentlich so nicht wirklich raus. Für mich formuliert der Text eher den Wunsch, diesen Wunsch zu haben. Engelmann will diesen Wunsch formulieren – und will es doch nicht. Die Ketten vom Facebook- und Twitter-Kerker sind einfach zu stark. Sie will nicht bloß etwas erleben, sie will davon erzählen können. Sie will nicht als Langweiler angesehen werden. Davor scheint sie Angst zu haben. Lieber nachts aufs Hochhaus, statt ein Kind großzuziehen uns als Spießer zu gelten. Und das ist für mich der extrem reaktionäre Gestus des Textes. Sie versucht, den Erwartungshaltungen ihrer Peer-Group zu entsprechen und ist in dieser „Ich muss was erleben“-Ideologie gefangen. Sie merkt es nur leider nicht. Und das ist es, was ich an dem Text hasse. Denn er predigt nicht Freiheit – er fordert nur auf, die eine Unfreiheit gegen die andere zu tauschen.

    „Lebe jeden Tag Deines Lebens so, als wäre es Dein letzter“ mag eine ansprechende Ideologie sein – aber eben auch eine zutiefst egoistische, die derzeit vom Neokapitalismus ausgiebig ausgenutzt wird. Da sind mir andere Ideologien manchmal vielleicht näher. Oder sagen wir es so: Ich lasse mich ungern von solch apodiktisch angelegten Aussagen gängeln. Klar, Selbstverwirklichung ist ne tolle Sache – aber vielleicht auch langweilig. Denn davor steht die Suche nach dir selbst – und da ist der Weg das Ziel. Denn man ist ja immer, was man ist. Nicht was man war oder sein wird. Dieser Prozess hat vielleicht keinen Anfag und kein Ende. Was dann jedoch bedeuten würde, dass die Aussage oben nur schwerlich lebbar wird.

    Witzig aber, dass Cro in einem aktuellen Interview eigentlich genau auf diesen Engelmmann-Gedanken draufsattelt. Wie er sich seine Spntanität im Leben bewahren will und kein Spießer werden will und so. Ich muss da immer an die Schluss-Szene von „Die Glorreichen Sieben“ denken. Charles Bronson wird angeschossen und ruft den kleinen Jungen im Sterben zu: „Seht ihr, eure Väter sind nicht feige.“ Denn das dachten die Jungen vorher, weil ihre Väter nicht so „cool“ waren wie die Revolverhelden. Bronson mache ihnen jedoch schnell deutlich, dass ihre Väter eben viel mutiger waren, als die Pistoleros. Wegen der Verantwortung die sie tragen und die sie wie ein Mühlstein nach unten drückt.

    Nun will ich nicht die Elternschaft als allein seelig-machendes Konstrukt anpreisen. Ich möchte nur erklären, dass es verschiedene Lebensentwürfe gibt. Und genau das macht die Frau Slammerin eben nicht. Sie ist Gefangene ihrer Facebook-Welt. Merkt es aber leider nicht und wertet andere ab. Ach, was weiß denn ich. Is ja auch schon spät. Gute Nacht.

    --

    Do you believe in Rock n Roll?
    #9085741  | PERMALINK

    irrlicht
    Nihil

    Registriert seit: 08.07.2007

    Beiträge: 31,237

    Ganz ehrlich: Du interpretierst mir da viel zu viel rein, was eigentlich mehr über Dich und Deinen Umgang mit, uff, Systemkritik oder so, aussagt, als über diesen Text, der allenfalls etwas harmlos ist, aber doch eigentlich nie eingleisig unterwegs, geschweige denn, sowas überhaupt mal aufzugreifen. Ich habe jedenfalls nicht vernommen, dass Julia Muttersein doof und spießig findet und mit Vierzig lieber noch ein paar Tabletten schmeist, um auch wirklich jede Minute auszukosten.

    --

    Hold on Magnolia to that great highway moon
    #9085743  | PERMALINK

    themagneticfield

    Registriert seit: 25.04.2003

    Beiträge: 33,923

    Glaube ich auch nicht. Ich glaube auch nicht, dass es um einen EVENT Gedanken geht, dem sie nachhängt. Für mich geht es um die starren Ketten des Alltags, mit denen man sich nicht abfinden soll, oder derer man sich zumindest so bewusst sein sollte, um das ein oder andere Mal gegenzusteuern. Das sag ich als Familienspießer ;-). Ich glaube auch nicht, und da finde ich dieses ständige Wiederholen dieser einen Hochhauszeile auch nicht zielführend @ Captain, dass es darum geht später nicht als Langweiler vor seinen Kindern, Enkeln oder wem auch immer man Geschichten erzählen möchte dazustehen, sondern viel mehr um die eigene Angst später keine Geschichten zu haben, dieses Realisieren der verpassten Chancen. Ich stimme durchaus zu, dass das ein durchaus naiver Ansatz ist. Die Balance erreicht sie meines Erachtens aber durch einen sehr intensiven und (in meinen Augen) auch authentischen Vortrag. Ich hatte mir extra, nach deiner späten Kritik, den Auftritt nochmals angeschaut und finde ihn immer noch sehr gelungen. Deutlich besser auch als z.B. „Stille Wasser“ einen ihrer anderen Texte.

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    "Man kann nicht verhindern, dass man verletzt wird, aber man kann mitbestimmen von wem. Was berührt, das bleibt!
    #9085745  | PERMALINK

    mick67

    Registriert seit: 15.10.2003

    Beiträge: 76,902

    captain kidd
    „Lebe jeden Tag Deines Lebens so, als wäre es Dein letzter“ mag eine ansprechende Ideologie sein – aber eben auch eine zutiefst egoistische, die derzeit vom Neokapitalismus ausgiebig ausgenutzt wird..

    Hä?

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    #9085747  | PERMALINK

    reino

    Registriert seit: 20.06.2008

    Beiträge: 5,699

    Napoleon DynamiteWarum sollte denn Mut im übertragenen Sinne kein Anagramm von Glück sein?

    Anagramm ist ein Fachbegriff, der einen ganz präzisen Sachverhalt beschreibt, da gibt es keinen „übertragenen Sinn“.

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    #9085749  | PERMALINK

    motoerwolf

    Registriert seit: 25.10.2006

    Beiträge: 6,176

    captain kidd
    „Lebe jeden Tag Deines Lebens so, als wäre es Dein letzter“ mag eine ansprechende Ideologie sein – aber eben auch eine zutiefst egoistische, die derzeit vom Neokapitalismus ausgiebig ausgenutzt wird.

    Mick67Hä?

    YOLO

    --

    And all the pigeons adore me and peck at my feet Oh the fame, the fame, the fame
    #9085751  | PERMALINK

    napoleon-dynamite
    Moderator

    Registriert seit: 09.11.2002

    Beiträge: 21,857

    ReinoAnagramm ist ein Fachbegriff, der einen ganz präzisen Sachverhalt beschreibt, da gibt es keinen „übertragenen Sinn“.

    Ach was. Anagramm ist zwar die Bezeichnung für eine bestimmte sprachliche Relation, das lässt sich aber auch mühelos auf andere Beziehungsverknüpfungen übertragen, wenn einem z.B. klar ist, dass Julia Engelmanns Performance kein fachbezogener Semantikvortrag sein soll.

    --

    I'm making jokes for single digits now.
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