Olli Schulz 18.10.2005 Münster – Gleis 22

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  • #28809  | PERMALINK

    kritikersliebling

    Registriert seit: 08.07.2002

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    Es sollte der Abend des Olli Schulz werden. Das merkte ich schon, als ich Dominicks Weechbeschreibung folgend die ganze Zeit dachte: Ich habe mich verfahren. Hatte ich aber gar nicht. Münster ist nämlich genau so ein Dorf wie jede andere Stadt auch, nur etwas unübersichtlicher. Man merkt gleich, dass damals eine Menge stehen geblieben ist. Stehen geblieben bin ich dann nach erfolgreicher Parkplatzsuche auch. Allerdings dachte ich danach die ganze Zeit: Die schleppen mich ab. Dabei stand ich weder im Halteverbot, noch sonst wie verkehrswidrig. Dennoch, ein Osnabrücker in Münster ist so wie ein Englishman in New York. Nachdem ich aussteige, um Dominicks Domizil zu Fuß zu suchen, stelle ich fest, dass alle Straßennamen in dem Viertel auftauchen, bis auf den einen. Na gut, wer gern verwaltet, der gibt auch gern Auskunft und so suche ich Passanten, die so ähnlich aussehen, als ob sie sich auskennen. In dem Moment gehe ich an einem Kleinwagen mit der Aufschrift „Meerschweinchen-Pension“ vorbei. Sachen gibts. Ein paar Meter weiter frage ich ein junges Paar erst, ob sie sich auskennen und dann nach dem Weg. Sie kennen sich aus, können mir aber auch nicht helfen. Ich will noch die Frage: „Wisst ihr, warum M&Ms M&Ms heißen?“ stellen, aber halte besser meinen Mund und suche weiter, denn es drückt mittlerweile nicht nur die Zeit. In einer fremden Stadt fragt man am besten sowieso die alteingesessenen Menschen, die alles mit aufgebaut haben (obwohl ja, wie eingangs erwähnt nicht viel zerstört wurde – damals). Das ältere Ehepaar macht einen netten Eindruck und lädt gerade etwas in den Kofferraum, als ich sie frage, ob sie sich auskennen. In dem Moment klappt der Mann den Kofferraumdeckel zu und ich erkenne das Bottroper Kennzeichen. Ergo: Auf Alte ist auch kein Verlass, weil Deutschland mobil ist. Nun, versuche ich es weiter auf eigene Faust. In einer Straße die so ähnlich klingt wie die, in der Dominick wohnt, kommt mir ein junger älterer Mann entgegen, der Stöpsel im Ohr hat. Das erkenne ich aber erst, als ich schon zur Frage angesetzt habe. Der Angesprochene blickt verwirrt, als wäre ich ein Englishman in New York und nennt mich beim Namen. Erleichtert entfährt mir ein „Herr Rossi“ und fortan machen wir uns gemeinsam auf die Suche nach dem Glück, dass sich in einer funktionierenden Toilette und einer leckeren Portion Chili Con Carne zeigen soll. Vom Wisch zum Tisch. Und als ob es die Fügung mit dem Schicksal gut meint, finden wir endlich Dominicks Adresse. Alles Weitere findet sich auch und so sitzen drei gutgelaunte junge Menschen tratschend in einem derangierten, vom Umzug gebeutelten Ess-Wohnzimmer (es könnte aber auch die Bibliothek sein oder das Musikzimmer) bei einer warmen Mahlzeit mit Baguettebrot. Wanderer kommst Du nach Münster, kehre ein bei Dominick und frage nach Chili Con Carne.
    Zu Fuß machen wir uns kurz darauf auf den Weg ins Gleis 22, bzw. davor, um in westfälischer Affenkälte zu warten. „Wir könnten ja vorher noch etwas trinken.“ Mit diesem Satz lotste uns Dominick viel zu früh aus seiner Wohnung. Während der Wartezeit treffen wir noch Pipe-Bowl und seinen Begleiter. Als es losgeht und Herr Rossi eine handelsübliche Eintrittskarte vorzeigen und eintreten darf, hält uns ein gespielt (?) überforderter (?) Student (?) an der Kasse auf, der auch auf den Vorschlag von Dominick, uns eben zwischendurch zu bedienen zunächst nicht nach kommt und hinterher auf die großartige Idee kommt, uns eben zwischendurch zu bedienen. „Ich weiß nicht warum ich euch so hasse“ schleicht sich in mein Ohr. Nachdem wir aber endlich drin sind, im Gleis (klingt blöd, ist aber so) reihen wir uns in die Unterhaltenden ein und öffnen Tür und Tor für die drängelnde, ewig Köperkontakt suchende und Getränke verschwappende Meute um uns herum. Ja, es ist voll und ausverkauft und wird immer wärmer. Die Hitze lässt uns über Westernhagen sprechen (es muss ein Zeichen sein, denn Olli Schulz wird ihn später auch noch erwähnen) und schon hat Dominick den Ohrwurm „Freiheit“ in sich drin. Hallelujah.
    Bevor Olli Schulz auf die Bühne kommt, kommt er erstmal so klein von rechts und kündigt einen Film an, der davon handelt, wie die Band mal bei einem Countryfestival in Hamburg-Horn mitgemacht hat. Hier ein Wort an die Hamburger Fraktion: Es gibt ja zahlreiche Festivals und Veranstaltungen, aber dass dem Forum so ein Highlight der Unterhaltung aus Hamburg-Horn vorenthalten wird, finde ich gewissermaßen berechtigt. Wieso sagt da keiner Bescheid?
    Der Auftritt, immerhin mal wieder ein Tourauftakt, gestaltet sich steigerungsfähig. Nach ziemlich zähen Beginn, kommt Olli Schulz in Fahrt und erzählt Geschichten. Leider tut es das Publikum ihm gleich und so wir ziemlich ahnungslos im Raum und möchten gern die wichtigen und richtigen Dinge hören und nicht die Urlaubserlebnisse der letzten Last-Minute-Woche. Aber wie sangen schon die Stones: „You can’t always get what you want.“ Auf der Bühne geht es heiter und beschwingt weiter und aus diesem schüchternen sympathischen Songwriter entspringt erst ein Heavy-Metal-Monster (sehr groß der Song: „Zwei reden, einer bangt“) und dann ein Reimmonster. Man muss schon gut zuhören, um alles mitzubekommen, aber dann lohnt es sich. Während des Konzerts verteilt die Band nacheinander Süßigkeiten, belegte Brötchen, Bier und zum Schluss Rosen. Es war ein toller Auftritt der nur ein Ziel hatte: Gute Unterhaltung und das wurde erreicht.
    Apropos erreichen. Münster ist ja lustig ausgeschildert. Während man von Osnabrück kommend die Abfahrt Nord nimmt, um sich den Radfahrern in der Innenstadt zu stellen, führen einen die Wegweiser stadtauswärts zur Auffahrt Münster-Süd, was ja eigentlich nicht schlimm gewesen wäre, wenn die Ausfahrt Richtung Bremen/Osnabrück nicht gesperrt gewesen wäre und just auf der Autobahn sich ein Unfall ereignet hätte. So fuhr ich dann noch ziemlich genervt erst Richtung Wuppertal, um dann auf der Gegenrichtung wieder zurück zu fahren. Ich hörte nebenbei zweimal das komplette Art Brut Album, war also eine Stunde unterwegs und muss sagen: Es wird ab dem sechsten Song nicht schwächer, nur anders.

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    Das fiel mir ein als ich ausstieg.
    Highlights von Rolling-Stone.de
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    #3832173  | PERMALINK

    dominick-birdsey
    Birdcore

    Registriert seit: 23.12.2002

    Beiträge: 14,848

    In Spanien ists ja auch warm. Und laut Olli Schulz war das Motto des Abends ja auch irgendwie spanisch. Kam einem zumindest so vor. Und dies vorausahnend gab es das spanische Nationalgericht Chili con carne (für Herrn Rossi ein Abend mehrerer Premieren). Simone Naldine aus Cottbus (Sinalco) kam ins Spiel und Haribos Matador noch später am Abend. Die vier am Konzert teilnehmenden Forumianer verdoppelten das Durchschnittsalter im Gleis spielend. Und alte Konzertrecken, die wir sind, versteckten wir uns nichtssehend- und ahnend hinter dem erstbesten Pfeiler. Der Vorfilm (!) wurde dann auch mehr gehört als gesehen. Aber das Visuelle wird ja bei Konzerten überbewertet. Playback hört sich zwar besser an, aber Olli Schulz und der Hund Marie und der Rest der Band spielten glücklicherweise live. Münsterische Konzertkultur wurde dann ausführlich geboten: lieber Kaffeeklatschen als in die Hände. Münster wie es trinkt und quatscht. Neben der lebenden Atomuhr (der so angekündigte Drummer der Band) stand vor uns leider auch ein weiblicher lebender (völlig taktloser) Metronom. War man gerade froh, dass diese ihre lauthalsige Unterhaltung nach ca. fünf Minuten eingestellt hat, wurde man von dem nervösen Gezappel, einer Tennisschiedsrichterin ähnlich, mindestens ebenso gestört (ich musste die ganze Zeit an Steve Martins in „The Jerk“ denken, wie er versucht seinen Eltern anhand seines Rhythmusgefühls zu verdeutlichen, dass er doch auch farbiges Blut in sich habe…)
    Musik gabs auch. Kennt man ja alles von CD. Gekauft, nicht gebrannt. Das Olli Schulz Pyjama für 75€ wird demnächst erworben werden können. Witziger indes die alleinunterhalterischen Ansagen des Frontmanns (oder die Gespräche mit KL: Helga Pedderson und Pindus). Dötchen zwischen den Songs über Metalvergangenheit oder Geiselnahmen durch unterirdisch lebende Pferde. Sehr amüsant. Mit der „Ankunft der Marsianer“ gings los, dem schnellsten Countrystück, das je komponiert wurde. Auch das zweitschnellste Countrystück, das je komponiert wurde, „Unten mit dem King“, fand ebenfalls Einzug in die Setlist, die Olli Schulz aber irgendwie verbummelt hat und sowieso mit seinen Einwürfen inmitten der Songs seine Bandmitglieder gehörig auf die Probe stellte. Mitsingen konnten einige „Der Moment“ und „Elefanten“. Erkennungsgeräusche ergaben sich beim hervorragenden „Dann schlägt Dein Herz“. Die Reime rumpelten wie erwünscht (Freestyle/Kniefall). Die meisten warteten aber auf „Nimm mein Mixtape, Babe“, das Olli Schulz auch hervorragend für sehr sympathische Werbezwecke nutzte. Eine kleine Minderheit forderte vehement „Affenbär“ und wurde – obwohl das Konzert vorbei war – nicht enttäuscht. Wichtig noch, dass jedem der Anwesenden versprochen wurde, dass bei Nichtgefallen, Olli Schulz jedem das Geld für das neue Tomte-Album zurückerstatten würde. Hört, hört.
    Der Abend klang dann nach zweieinhalb Stunden aus. Die Wege trennten sich (und es hat wieder sehr viel Spaß gemacht, ihn mit Forumianern zu verbringen). In meinem Zimmer war noch eine Fliege. Indes keine spanische.

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    #3832175  | PERMALINK

    pipe-bowl
    Moderator
    Cookie Pusher

    Registriert seit: 17.10.2003

    Beiträge: 69,756

    Dominick BirdseyUnd alte Konzertrecken, die wir sind, versteckten wir uns nichtssehend- und ahnend hinter dem erstbesten Pfeiler. Münsteraner Konzertkultur wurde dann ausführlich geboten: lieber Kaffeeklatschen als in die Hände. Münster wie es trinkt und quatscht.

    nicht nur Pfeiler-technisch sondern auch Besucher-technisch habt Ihr dann etwas danebengegriffen. Uns hat es Richtung links (Mischpult) verschlagen, wo die Sicht einigermaßen (ich habe „nur“ den Drummer nicht gesehen) akzeptabel war und die dortigen Besucher sich Olli-Schulz-und Konzert-erprobt zeigten. Ein deutliches Fehlverhalten war jedenfalls nicht festzustellen. Der Laden war letztlich wohl etwas überfüllt.

    Dominick BirdseyGeiselnahmen durch unterirdisch lebende Pferde.

    eine ganz feine Geschichte.

    Dominick BirdseyErkennungsgeräusche ergaben sich beim hervorragenden „Dann schlägt Dein Herz“.

    mein persönlicher Favorit.

    mein Fazit: wie KL schon schrieb, ein etwas zäher Beginn. Aber Olli Schulz ist in der Tat ein sympatischer Zeitgenosse und guter Unterhalter, so dass seine Erzählungen den Set nicht unnötig in die Länge zogen, sondern kurzweilig machten.

    --

    there's room at the top they are telling you still but first you must learn how to smile as you kill
    #3832177  | PERMALINK

    dominick-birdsey
    Birdcore

    Registriert seit: 23.12.2002

    Beiträge: 14,848

    pipe-bowl Ein deutliches Fehlverhalten war jedenfalls nicht festzustellen.

    Du Glücklicher. Ich sag nur: Hass allein genügt nicht mehr! ;-)

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    #3832179  | PERMALINK

    kritikersliebling

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 18,340

    Also bei uns standen einige Leute, von denen haben zwei geredet und einer hat gebangt. Geschenkt.

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    Das fiel mir ein als ich ausstieg.
    #3832181  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
    -

    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 85,018

    Für mich war es eine doppelte Premiere. Am „Gleis“ war ich bislang achtlos vorbeigegangen und die Band kannte ich auch nur dem Namen nach. Ich fand das Konzert sehr unterhaltsam und konnte Olli Schulz zwar wegen des besagten „Pfeiler of Rock“ nicht sehen, aber gut hören und verstehen – auch seine Geschichten. Und dabei stand ich hinter DB & KL. Vielleicht geht die vielen Konzertbesuche doch auf die Ohren? Songs und Sound sind sehr eingängig, klassische Blumfeld&Co.-Schule mit ordentlichen Texten, aber ohne den intellektuellen Überbau. Hier ging es, wie gesagt, um gute Unterhaltung. Olli Schulzens Zwischeneinlagen haben einen hohen Anteil daran, da würden andere eine komplette Comedy-Karriere draus basteln.
    Ich schaute bei unserer zufälligen Begegnung wohl deshalb so verwirrt, weil KL erstaunlich seinem Foto ähnelt, dass er mal im StoneFM-Thread gepostet hat. Kann man doch nicht mit rechnen.

    --

    #3832183  | PERMALINK

    pipe-bowl
    Moderator
    Cookie Pusher

    Registriert seit: 17.10.2003

    Beiträge: 69,756

    KritikersLieblingAlso bei uns standen einige Leute, von denen haben zwei geredet und einer hat gebangt.

    Die waren wahrscheinlich genetisch schon alle versaut. ;-)

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    there's room at the top they are telling you still but first you must learn how to smile as you kill
    #3832185  | PERMALINK

    kritikersliebling

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 18,340

    pipe-bowlDie waren wahrscheinlich genetisch schon alle versaut. ;-)

    Hehehe… Großartiges Zitat. Schön auch die Eingangsfrage: Wollt ihr zuhören oder lieber selber reden?

    --

    Das fiel mir ein als ich ausstieg.
    #3832187  | PERMALINK

    dominick-birdsey
    Birdcore

    Registriert seit: 23.12.2002

    Beiträge: 14,848

    Der Gerhard Polt Spruch ist hervorragend. Uriah Heep und Stichfest.

    --

    #3832189  | PERMALINK

    wa
    The Horst of all Horsts

    Registriert seit: 18.06.2003

    Beiträge: 24,490

    pipe-bowlDie waren wahrscheinlich genetisch schon alle versaut. ;-)

    Und Gerhard Polt wußte auch, wenn etwas genetisch versaut ist, ist das allein durch Schläge auch nicht mehr zu korrigieren.

    --

    What's a sweetheart like me doing in a dump like this?
    #3832191  | PERMALINK

    kritikersliebling

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 18,340

    Dominick BirdseyDer Gerhard Polt Spruch ist hervorragend. Uriah Heep und Stichfest.

    Du bist Klaus und westernhagen?

    --

    Das fiel mir ein als ich ausstieg.
    #3832193  | PERMALINK

    dominick-birdsey
    Birdcore

    Registriert seit: 23.12.2002

    Beiträge: 14,848

    Ich hab Deep Purple inner Nase.

    --

    #3832195  | PERMALINK

    mehry

    Registriert seit: 23.07.2002

    Beiträge: 5,402

    Dominick BirdseyIch hab Deep Purple inner Nase.

    Ui jetzt werden sie immer schlechter, dafür sind eure Berichte umso hervorragender!
    Vielen Dank dafür!

    Ließ Olli die Maffay-Story oder die Lemonheads Anekdote raus? Immer wieder ein Brüller!

    --

    [indent] Life is Art. Art is Life. But have you met my wife? (Robert Forster) [/indent][/color]
    #3832197  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
    -

    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 85,018

    MehryLieß Olli die Maffay-Story oder die Lemonheads Anekdote raus? Immer wieder ein Brüller!

    Die wurden uns vorenthalten.

    --

    #3832199  | PERMALINK

    mehry

    Registriert seit: 23.07.2002

    Beiträge: 5,402

    Herr RossiDie wurden uns vorenthalten.

    Schade, aber ich bin davon überzeugt, war deswegen kein minder unterhaltsamer Abend!

    --

    [indent] Life is Art. Art is Life. But have you met my wife? (Robert Forster) [/indent][/color]
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