Startseite › Foren › Kulturgut › Das musikalische Philosophicum › "Nimm mich so wie ich bin"? – Die Definition von Schlager (und Pop)
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GefährlicheBohnenAber da singt Carpendale anders und wie das Stück gespielt wird ist eher so psychedelisch angelegt, würde ich sagen. Mir kommt das nicht wie ein Schlager vor.
Es gibt das auch auf Englisch von der Hamburger Band Daisy Clan. Der Backing Track (also die Musik) ist komplett identisch. Der Titel lautet dann „Glory Be“. Das schlagerhafte entsteht also eindeutig durch den deutschen Gesang und den Kontext; schließlich ist „Du hast mich“ die B-Seite von „Das schöne Mädchen von Seite 1“.
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WerbungMikkoDas schlagerhafte entsteht also eindeutig durch den deutschen Gesang und den Kontext […].
Was u.a. die Beatles sehr eindrucksvoll mit „Komm gib mir deine Hand“ bewiesen haben – eine Band, die sonst wohl eher nicht im Schlagerkontext gesehen wird (trotz Schlagerhaftem wie „Till There Was You“ im Frühwerk).
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Es ist viel leichter in dem Werke eines großen Geistes die Fehler und Irrthümer nachzuweisen, als von dem Werthe desselben eine deutliche und vollständige Entwickelung zu geben. (Arthur Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung, Zürich 1988, S.531)MikkoEs gibt das auch auf Englisch von der Hamburger Band Daisy Clan. Der Backing Track (also die Musik) ist komplett identisch. Der Titel lautet dann „Glory Be“. Das schlagerhafte entsteht also eindeutig durch den deutschen Gesang und den Kontext; schließlich ist „Du hast mich“ die B-Seite von „Das schöne Mädchen von Seite 1“.
Danke – ich höre es mir gerade auf youtube an. Carpendales Version hat mehr Tempo, meine ich.
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Mikko
Ad 1: Wie John Bill schon sagte, Pop ist der Überbegriff. Schlager ist auch Pop. Der Unterschied, den Du ansprichst, besteht zwischen Schlager und angloamerikanischem modernem Pop (von manchem auch gerne Indie Pop genannt).
Ich hatte schon deutsches im Kopf. Z. B. wurden Extrabreit, BAP oder Spliff Anfang der 80er nicht in WDR 4 gespielt (bei Heck wurden damals die Schleusen verstärkt geöffnet) und richteten sich wohl hauptsächlich an die jüngere Generation.
(EDIT, hat sich dank Otis Erklärungen erledigt)
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KnuffelchenDas ist mir jetzt nicht so im Ohr…
Schau mal auf youtube, da gibt es das entsprechende Video. Für mich eines der schärfsten Covers ever.
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MinosEvtl. soll bzw. sollte Pop hauptsächlich ein jungens Publikum ansprechen? (wobei ich Schlager irgendwie automatisch mit vielem was bei D.T. Heck oder auf WDR 4 gespielt wurde, verbinde).
Andere Frage: Können auch deutsche Versionen von englischsprachigen Hits zum Schlager werden?
Ja, Minos.
Viele Schlager der 60s waren Cover. Niemand kann auf die Idee kommen, das originale Mendocino als Schlager zu bezeichnen, die Version von Holm dagegen ist klassischer Schlager.
Oben vergisst du, dass diejenigen, die heute Heck hören etc. früher auch mal jung waren, und damals schon so eine Musik gehört haben.Der Schlager hatte in den 50s und 60s durchaus Akezptanz bei Teilen der Jugend. Sogar später noch.
Schlager als solcher ist ein deutsches Phänomen in meinen Augen. Während der Schlager der 20er Jahre noch eine gewisse Chansonhaftigkeit aufwies, wurde hierzulande damit eine Musikform etabliert, die vor allem nach dem Krieg mehr und mehr verwässerte und musikalisch immer schlechter und weniger abwechlsunsgreich wurde.
Die deutschen Schlager der damaligen Zeit resultierten teilweise aus der Operettenseligkeit, woraus ja auch einige Musikstücke zum Schlager wurden. So hat es das in anderen Ländern m.W. nicht gegeben. Weder diese heile-Welt-Operette noch die zusätzliche musikalische Verflachung.
Aber das ist alles ein weites Feld.
Die fehlende Öffnung der dt. Musik in den 30er, 40er und 50er Jahren hin zum Jazz etc. bei zusätzlichem Fehlen einer dt. traditonellen Musikkultur (es gab sie im süddt. Bereich, aber z.B. kaum im nord- oder westdt.) begünstigte die Entwicklung des Schlagers als recht eigenes dt. Gewächs, welches sicher auch Fans in anderen Teilen Europas hat (Holland, Belgien).
Die oben angesprochene musikalische „Volkstümlichkeit“ sehe ich erst neueren Datums ( in den letzten 20 Jahren vielleicht, so wie diese sich auch im Fernsehen breit gemacht hat) , würde ansonsten lieber von musikalischer Eingängigkeit sprechen.
Den Schlager musikalisch zu definieren muss schwer fallen, ich würde deshalb beim „popkommerziellen dt. Liedgut“ bleiben (natürlich ist Schlager Popmusik), ihn also aus seiner Geschichte und Herkunft heraus definiert sehen und eben nicht mit speziellen musikalischen Eigenschaften behaftet.
Internationale Titel würde ich deshalb grundsätzlich nicht Schlager nennen wollen, wohl aber mag man ihnen gern das Etikett „schlagerhaft“ anheften können.
Wenn man sich an einer musikalischen Definition abarbeiten will, so kommt meines Erachtens noch hinzu, dass man diese dann als fließend, abhängig von der Entstehungszeit, betrachten müsste. Was in den 20s Schlager war, war es in den 50s nicht. Was dort, wäre unter musikalischen Gesichtspunkten heute vielleicht Chanson.Mendocino von Sir Doug war aber damals wie heute weder Schlager noch schlagerhaft. Vielleicht lassen sich daraus im Vergleich zu Holm ja doch noch einige wenige grundlegende musikalische Eigenschaften ableiten.
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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wenn ihr euch weiter auf absurde Einzelbeispiele beschränkt, dann werdet ihr auch nicht ansatzweise in die Nähe einer Definition kommen…
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John Billwenn ihr euch weiter auf absurde Einzelbeispiele beschränkt, dann werdet ihr auch nicht ansatzweise in die Nähe einer Definition kommen…
Naja, man muß ja erstmal das Gebiet abklopfen. Paßt schon ganz gut, finde ich.
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otisInternationale Titel würde ich deshalb grundsätzlich nicht Schlager nennen wollen, wohl aber mag man ihnen gern das Etikett „schlagerhaft“ anheften können.
Ich denke, das findet einen großen Konsens, zumindest tut es das bei mir.
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Es ist viel leichter in dem Werke eines großen Geistes die Fehler und Irrthümer nachzuweisen, als von dem Werthe desselben eine deutliche und vollständige Entwickelung zu geben. (Arthur Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung, Zürich 1988, S.531)Mit Definitionen ist das ja so eine Sache, aber für mich war der Begriff Schlager bislang immer untrennbar mit deutschsprachiger Unterhaltungsmusik verbunden.
Seit den siebzigern hat der Schlager allerdings einen etwas schalen Beigeschmack bekommen, zeichnet er sich doch seit dieser Zeit vor allem durch belanglose Texte, die fast ausschließlich von Liebe und Liebesleid handeln, aus und ist musikalisch recht simpel und austauschbar gestrickt.
Insgesamt also Lieder mit einem hohen Mitklatsch- und Mitsing-Faktor.In den Jahrzehnten davor hatte der Schlager durchaus einige Perlen zu bieten, die mir auch heute noch Spaß machen. Die Comedian Harmonists, die manchmal schon fast jazzige Evelyn Künnecke und manche Sachen von Rudi Schuricke fallen mir da spontan ein.
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Living Well Is The Best Revenge.John Billwenn ihr euch weiter auf absurde Einzelbeispiele beschränkt, dann werdet ihr auch nicht ansatzweise in die Nähe einer Definition kommen…
Dann definiere Du doch mal. Die Beispiele zeigen ja nur, daß es keine gibt. Mit deutscher Sprache als Merkmal zu kommen, halte ich auch für abwegig.
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@ Otis: Danke für die ausführlichen, hilfreichen Erläuterungen!
Die früheren Entwicklungen des Schlagers hatte ich tatsächlich kaum berücksichtigt, sondern hauptsächlich dessen Form ab ca. Mitte der 70er (bzw., das was (damals) als Schlager bezeichnet wurde/wird) im Hinterkopf.
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danke, Otis! paar Rückfragen…
otis bei zusätzlichem Fehlen einer dt. traditonellen Musikkultur (es gab sie im süddt. Bereich, aber z.B. kaum im nord- oder westdt.) begünstigte die Entwicklung des Schlagers als recht eigenes dt. Gewächs, welches sicher auch Fans in anderen Teilen Europas hat (Holland, Belgien).
ich als Rheinländer hab die Karnevalslieder immer als die lokale traditionelle Musikkultur empfunden, Ze Foß noh Kölle jonn, die meisten heute gebräuchlichen sind natürlich jünger…. und was ist mit Seemannszeug in Norddeutschland…
Die deutschen Schlager der damaligen Zeit resultierten teilweise aus der Operettenseligkeit, woraus ja auch einige Musikstücke zum Schlager wurden. So hat es das in anderen Ländern m.W. nicht gegeben. Weder diese heile-Welt-Operette noch die zusätzliche musikalische Verflachung.
hmmm, was ist denn, wenn Sinatra, Bing Crosby… Stücke aus Broadway Musicals singen, ist das wirklich systematisch was anderes? ist die Wurzel des Problems, das unsere Operetten hinterherhinkten, dass „Dein ist mein Ganzes Herz“ eben kein Summertime ist?
am Rande, ich hab neulich auf WDR4 die Wise guys gehört…
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.redbeansandrice
am Rande, ich hab neulich auf WDR4 die Wise guys gehört…Würdest Du die in den Schlager-Kontext einordnen ? Für mich sind die eher Musikkabarett, wenn man das so sagen darf.
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Mick67 Mit deutscher Sprache als Merkmal zu kommen, halte ich auch für abwegig.
Ja und nein. Dt. Sprache ist ein Merkmal des Schlagers, aber nicht alles dt. gesungene Schlager. Ich halte Hurra, die Schule brennt nicht für einen Schlager. Er steht nicht in dieser Tradition. Krass und gewollt deutlich wurde das ja bei Da Da Da. Hier wurde ganz bewusst die musikalische und textliche Einfachheit des Schlagers überboten, war eine ironische Metaebene erreicht, die natürlich kein Schlager mehr war.
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