Startseite › Foren › Kulturgut › Das musikalische Philosophicum › "Nimm mich so wie ich bin"? – Die Definition von Schlager (und Pop)
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AutorBeiträge
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Mikko
Ausgangspunkt der Diskussion war übrigens mal die Frage, ob man Lenas „Satellite“ als Schlager bezeichnen kann. Und da antworte ich nach wie vor eindeutig mit „Nein“.Satellite ist auch in meinen Augen kein Schlager in meinem Sinne von (deutschem) Schlager. Aber in den bayrischen Schlagern der Woche ist sie aktuell auf Platz 3, nach den beiden WM Songs.
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WerbungKnuffelchenSatellite ist auch in meinen Augen kein Schlager in meinem Sinne von (deutschem) Schlager. Aber in den bayrischen Schlagern der Woche ist sie aktuell auf Platz 3, nach den beiden WM Songs.
Die natürlich auch keine Schlager sind, oder etwa doch, coleporter?
PS: Ich klinke mich jetzt erstmal aus. Muss mich um das aktuelle Schlagerangebot bei Radio Eins kümmern.
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Don't be fooled by the rocks that I got - I'm still, I'm still Jenny from the blockIch würde sagen nur wenn sie eine gewisse Seichtheit mitbringen. (Es gibt ja auch im italienischen oder französischen Entsprechungen des Begriffs Schlager)
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Man hatte uns als Kindern das Ende der Welt versprochen, und dann bekamen wir es nicht.Blitzkrieg BettinaWarum schliesst du Leidenschaft aus, Malibu?
Ich schließe sie nicht hundertprozentig aus, denke nur, dass sie in einem Schlager nur selten ungebremst und uninszeniert vorkommt, ein Schlager muss ja irgendwie auch gefällig sein und spontane Gefühlsausbrüche passen da meiner Meinung nach nicht so richtig rein. (Schon wegen der deutschen Nachkriegs-Mentalität..)
Es gibt da aber bestimmt auch Ausnahmen.--
Wie nennt man dann die deutschsprachige Entsprechung, quasi der nicht-seichte Schlager? (Bebe requin=Chanson gleich Haifischbaby=Schlager?)
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Don't be fooled by the rocks that I got - I'm still, I'm still Jenny from the blockIch stimme Mikko zu, auch für mich ist „Schlager“ in erster Linie „deutschssprachiger Schlager“, eine spezifisch deutsche Form der Unterhaltungsmusik, wie sie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden ist (siehe Alsmann u.a.) und sich natürlich immer weiter entwickelt und verändert hat, vor allem in dem sie internationale Einflüsse aufgriff, wenn auch häufig zeitversetzt und amalganisierend. Im Schlager hat eben vieles Platz, es braucht nur bestimmte melodische und rhythmische Eigenschaften. Beispiel „My Boy Lollipop“:
Barbie Gaye (1955) Das Original, ein R&B-Ohrwurm. Minos mag ihn bestimmt nicht, weil er zu ranschmeißerisch ist.;-)
Die Hitversion, zugleich der erste jamaikanische Welterfolg. Das ist früher Ska, aber kommt sie einem nicht „schlagerhaft“ vor? Es sind vor allem diese gutgelaunten Bläser, wie man sie in den folgenden Jahren auch im Schlager liebte. Sie sind aber neben dem noch stärker akzentuierten Rhythmus das, was den Unterschied zum Original macht, das sind die Ska-Elemente. Was diese Aufnahme zum Hit machte, war aber sicher auch Minnies stimmlicher und optischer Impact.
Noch im selben Jahr gab es eine deutsche Hitfassung und sie ist eindeutig Schlager. Doch woran kann man das festmachen? Der Text des Originals ist nicht wirklich subtiler, Nail75 winkt sicher in jedem Fall ab.;-) Dass die Sängerin im Vergleich zu Millie stimmlich braver rüberkommt, dafür aber ganz nach vorn gemischt, das mag schlagertypisch sein. Statt der Harp-Einlage wie bei Millie gibt es hier ein Bläser-Solo, aber insgesamt ist das Arrangement nicht weit weg von Millie Smalls.
Es gibt natürlich auch eine deutsche Version von Millie selbst:
klick--
MikkoDer Unterschied zwischen unseren Ansätzen ist, ich gehe von einem relativ engen Genre Begriff aus, der Schlager als rein deutschsprachiges Phänomen definiert.
Damit habe ich doch auch überhaupt kein Problem, solange du sagst, was du meinst und, dass es DEINE Definition ist. Mein Problem ist nur, dass hier eine Tendenz vorherrscht diese Definition als ALLGEMEINGÜLTIGE anzusehen!
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Es ist viel leichter in dem Werke eines großen Geistes die Fehler und Irrthümer nachzuweisen, als von dem Werthe desselben eine deutliche und vollständige Entwickelung zu geben. (Arthur Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung, Zürich 1988, S.531)Herr Rossi
Die Hitversion, zugleich der erste jamaikanische Welterfolg. Das ist früher Ska, aber kommt sie einem nicht „schlagerhaft“ vor? Es sind vor allem diese gutgelaunten Bläser, wie man sie in den folgenden Jahren auch im Schlager liebte. Sie sind aber neben dem noch stärker akzentuierten Rhythmus das, was den Unterschied zum Original macht, das sind die Ska-Elemente. Was diese Aufnahme zum Hit machte, war aber sicher auch Minnies stimmlicher und optischer Impact.
Noch im selben Jahr gab es eine deutsche Hitfassung und sie ist eindeutig Schlager. Doch woran kann man das festmachen? Der Text des Originals ist nicht wirklich subtiler, Nail75 winkt sicher in jedem Fall ab.;-) Dass die Sängerin im Vergleich zu Millie stimmlich braver rüberkommt, dafür aber ganz nach vorn gemischt, das mag schlagertypisch sein. Statt der Harp-Einlage wie bei Millie gibt es hier ein Bläser-Solo, aber insgesamt ist das Arrangement nicht weit weg von Millie Smalls.
Es gibt natürlich auch eine deutsche Version von Millie selbst:
klickIch frage mich sowieso seit längerem ob nicht viele anerkannte englischsprachige Titel wenn sie genauso von deutschen Interpreten gekommen wären, unter Schlager fallen würden.
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Man hatte uns als Kindern das Ende der Welt versprochen, und dann bekamen wir es nicht.CleetusWerden französische Chansons oder italienische Canzone zu Schlagern, wenn Sie auf deutsch gesungen werden oder bleiben Sie Chansons und Canzone?
Für mich werden sie Schlager. „Haifischbaby“ ist ein Schlager, „Bebe Requin“ ein Chanson, auch wenn es das gleiche von France Gall gesungene Lied ist. Es wechselt den sprachlichen und kulturellen Kontext.
CleetusWie nennt man dann die deutschsprachige Entsprechung, quasi der nicht-seichte Schlager? (Bebe requin=Chanson gleich Haifischbaby=Schlager?)
Das Problem liegt doch darin, dass „Schlager“ meist abwertend verstanden wird. Ich halte aber nichts davon, die Schlager, die man mag, ganz schnell zu etwas anderem, unverfänglichen zu definieren, weil man ja mit Schlagern nicht erwischt werden will. Dabei ist es doch eigentlich üblich, Genres anhand der Beispiele zu definieren, die man besonders schätzt, und nicht anhand der Mehrzahl der einfallslosen, uninteressanten oder gar peinlichen und scheußlichen Produktionen, die jedes Genre mit sich führt.
Wobei man im Schlager sicher nach den Rosinen länger suchen muss als in anderen Genres, und aus den letzten 30 Jahren fällt mir kaum ein Schlager ein, den ich schätzen würde. Die letzten interessanten, unironischen Schlager hat wohl die Münchener Freiheit produziert.
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Blitzkrieg Bettina@malibu: Also geht es dir ums Authentische? Inszenierte Emotion gibt es im Schlager doch zuhauf.
Nein, ums Authentische geht es mir nicht (eigentlich nie..). Die typische Schlager-Inszenierung von Emotion unterscheidet sich allerdings um ein Vielfaches von der typischen Inszeniering im z.B. Soul oder Gospel. Es wirkt doch immer eher gefällig und eher etwas in Watte gepackt, damit sich niemand darüber erschrecken könnte. Ist meines Erachtens eine Sache der Mentalität.
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Herr RossiDie letzten interessanten, unironischen Schlager hat wohl die Münchener Freiheit produziert.
Hach ja, solang man Träume noch leben kann!
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Es ist viel leichter in dem Werke eines großen Geistes die Fehler und Irrthümer nachzuweisen, als von dem Werthe desselben eine deutliche und vollständige Entwickelung zu geben. (Arthur Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung, Zürich 1988, S.531)MalibuNein, ums Authentische geht es mir nicht (eigentlich nie..). Die typische Schlager-Inszenierung von Emotion unterscheidet sich allerdings um ein Vielfaches von der typischen Inszeniering im z.B. Soul oder Gospel. Es wirkt doch immer eher gefällig und eher etwas in Watte gepackt, damit sich niemand darüber erschrecken könnte. Ist meines Erachtens eine Sache der Mentalität.
Korrigier mich, wenn ich mich irre, aber war das bei Motown nicht auch der Fall?
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Es ist viel leichter in dem Werke eines großen Geistes die Fehler und Irrthümer nachzuweisen, als von dem Werthe desselben eine deutliche und vollständige Entwickelung zu geben. (Arthur Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung, Zürich 1988, S.531)coleporterKorrigier mich, wenn ich mich irre, aber war das bei Motown nicht auch der Fall?
Würde ich nicht sagen.
Die Motown-Interpreten hatten zwar nicht mehr die grossen Gesten wie sie vielleicht Dinah Washington, Nina Simone oder Billie Holiday draufhatten, waren sicher auch in jederlei Hinsicht Pop, aber z.B. ein Lied wie „Stop! In The Name Of Love“ von den Supremes ist doch fast wieder eine Reflektion des Genres „Liebeslied“, also etwas was du im Schlager so nie finden wirst.--
Man hatte uns als Kindern das Ende der Welt versprochen, und dann bekamen wir es nicht. -
Schlagwörter: Schlager
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