Re: "Nimm mich so wie ich bin"? – Die Definition von Schlager (und Pop)

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herr-rossi
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Ich stimme Mikko zu, auch für mich ist „Schlager“ in erster Linie „deutschssprachiger Schlager“, eine spezifisch deutsche Form der Unterhaltungsmusik, wie sie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden ist (siehe Alsmann u.a.) und sich natürlich immer weiter entwickelt und verändert hat, vor allem in dem sie internationale Einflüsse aufgriff, wenn auch häufig zeitversetzt und amalganisierend. Im Schlager hat eben vieles Platz, es braucht nur bestimmte melodische und rhythmische Eigenschaften. Beispiel „My Boy Lollipop“:

Barbie Gaye (1955) Das Original, ein R&B-Ohrwurm. Minos mag ihn bestimmt nicht, weil er zu ranschmeißerisch ist.;-)

Millie Small (1964)

Die Hitversion, zugleich der erste jamaikanische Welterfolg. Das ist früher Ska, aber kommt sie einem nicht „schlagerhaft“ vor? Es sind vor allem diese gutgelaunten Bläser, wie man sie in den folgenden Jahren auch im Schlager liebte. Sie sind aber neben dem noch stärker akzentuierten Rhythmus das, was den Unterschied zum Original macht, das sind die Ska-Elemente. Was diese Aufnahme zum Hit machte, war aber sicher auch Minnies stimmlicher und optischer Impact.

Heidi Bachert (1964)

Noch im selben Jahr gab es eine deutsche Hitfassung und sie ist eindeutig Schlager. Doch woran kann man das festmachen? Der Text des Originals ist nicht wirklich subtiler, Nail75 winkt sicher in jedem Fall ab.;-) Dass die Sängerin im Vergleich zu Millie stimmlich braver rüberkommt, dafür aber ganz nach vorn gemischt, das mag schlagertypisch sein. Statt der Harp-Einlage wie bei Millie gibt es hier ein Bläser-Solo, aber insgesamt ist das Arrangement nicht weit weg von Millie Smalls.

Es gibt natürlich auch eine deutsche Version von Millie selbst:
klick

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