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AutorBeiträge
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Mittwoch bis Freitag:
Steve Earle & The Dukes – Terraplane
Whitehorse – Leave no bridge unburned
JJ Grey & Mofro – Ol‘ glory
Courtney Barnett – Sometimes I sit and think and sometimes I just sit
Laura Marling – Short movie
The Answer – Raise a little hell
Curtis Harding – Soul power
Led Zeppelin – Physical graffiti
Nick Cave and The Bad Seeds – No more shall we part--
there's room at the top they are telling you still but first you must learn how to smile as you killHighlights von Rolling-Stone.deAlle 274 Songs von Taylor Swift im Ranking
Kritik: „Das Schweigen der Lämmer“ – Die Lust des Kannibalen
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Bob Dylan: Alles, was man über „Like a Rolling Stone“ wissen muss
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WerbungSokratesVielleicht wechseln wir mal von dem naziverdacht-behafteten, bedeutungsschwangeren Wagner zu so etwas simplem wie Spinat oder Blumenkohl: Wenn ich Spinat oder Blumenkohl esse, übermitteln mir meine Geschmacksknospen einen Eindruck, und dann entscheide ich, ob ich es lecker oder nicht finde, und dazu muss ich NICHTS über Blumenkohl oder Spinat wissen.
Entschuldige, wenn ich mal nachhake: Warum sollte es von Nutzen sein, wenn ich „nur“ das beurteile, was ich in der Musik „höre“? Warum soll das erstrebenswerter und „unverfälschter“ sein als das, was Du zu vermeiden suchst – die Motivation und die Lebensumstände des Künstlers, die zur Musik führen, die es zu verstehen gilt?
Und „verstehen“ nicht als Schlüssel zur „Deutungshoheit“ und dem mutmaßlich „einzig richtigem Ergebnis“. Sondern „verstehen“ als Option, per Einfühlungsvermögen emotionalen Gewinn aus der gehörten Musik zu erwerben.
Je mehr ich weiß oder zumindest vermuten kann, warum ein Stück Musik „so geworden“ ist, wie es wahrgenommen wird, umso größer ist doch der von Dir angestrebte „Erkenntnisgewinn“.
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SokratesNeulich im Pink-Floyd-Thread wurde einem User gnädigerweise zugestanden, dass er die neue Platte als solche beurteilen darf, ohne das Gesamtwerk zu kennen. So sollte es sein, denn – natürlich und logischerweise – löst das Hören einer Platte als solches Assoziationen und Eindrücke aus, die zu einem Gefallen oder Ablehnung (oder etwas dazwischen) führen.
Ich bezog mich oben aber auf Wissenschaft und Journalismus. Und die setzt ein Mindestmaß von Wissen über den Kontext voraus. Klar, gerade als Journalist kann man unmöglich alles kennen (allein der Anspruch ist Irrsinn), als Privatperson kann ich mir hingegen viel mehr leisten, auch Ignoranz – dann wird es nur nervig, wenn ich als Ignorant andere belehren will, das endet dann wie im TER-Thread.
Vielleicht wechseln wir mal von dem naziverdacht-behafteten, bedeutungsschwangeren Wagner zu so etwas simplem wie Spinat oder Blumenkohl
Ungern, denn das Wagner-Beispiel war ja kein Zufall. Nehmen wir an, ein Orchester von komplett Kontextahnungslosen wäre entschlossen, den Ring in jedem Land der Welt aufzuführen. Bei Buchstaben „I“ kommen sie irgendwann nach Israel und stellen fest, dass sich das überraschend schwierig gestaltet, weil die Israelis nicht nur über die Musik reden, sondern über Wagner und seine Rolle in Nazi-Deutschland. Wir reden eben von kulturellen Werken und daher können wir nicht einfach sagen: Wir blenden die Rezeption mal aus.
Aber selbst wenn ich deinem Beispiel folge: So einfach ist das nicht, denn sogar bei Essen gibt es einen kulturellen Kontext: Wie bereite ich den Spinat zu? Welche Sorte ist es? Wie wurde er angebaut? Von wem habe ich ihn erworben? Welche Zwischenschritte sind zur Verarbeitung nötig? Die Erklärung „schmeckt“ oder „schmeckt nicht“ mag beim Verzehr von Relevanz sein, aber sie besitzt gerade keine intersubjektive Überprüfbarkeit. Das ist ein Werturteil mit einer sehr geringen Bedeutung, weil es nicht nachvollzogen werden kann.
Vielleicht habe ich mich unklar ausgedrückt, aber intersubjektiv vergleichbare Fakten sind an keinen Kontext gebunden, sondern pure Empirie, und das ist gerade das Gute daran: Es ist das, was an deine Ohren dringt. Konkret (nur Beispiele): Ist die Gitarre verzerrt oder klar? Ist das Lied langsam oder schnell? Spielt ein Schlagzeug oder eine Drummachine? Das lässt sich ohne jeden Kontext präzise ermitteln. Es heißt Beobachtung und ist in Naturwissenschaften Grundlage für den Erkenntnisgewinn.
Bei den Ohren sind wir aber wieder bei der Wahrnehmung und Wahrnehmung ist nie objektiv. Wir hören alle unterschiedlich. Jemand empfindet eine Gitarre als „klar“ und meint damit „wunderbar klar“, der zweite meint „ekelhaft klar“. Wenn wir die beiden zusammenführen, können sie sich darauf einigen, dass sie die Gitarre als „klar“ empfinden, aber was ist damit gewonnen? Stell dir einen Geschichtsbegeisterten vor, der „die Daten der Weltgeschichte“ auswendig lernen will. Er lernt: 1776 – Amerikanische Unabhängigkeitserklärung. Aber wer hat sie geschrieben? Warum? Was sollte damit erreicht werden? Das lernt er nicht. Wie viel Bedeutung besitzt also dieses Wissen? Und ich beharre darauf, dass viele „Fakten“ kontextgebunden sind. Nimm die Drum Machine: Die kann man nur verwenden, wenn sie existiert! Die Beatles konnten keine Drummachine verwenden. Das ist banal, verdeutlich aber, dass selbst „harte Fakten“ einen Kontext besitzen.
In Sozialwissenschaften oder auch unter Musikschreibern wird es nicht geschätzt, weil Beobachtungen binden und man dann nicht mehr wild irgendwas behaupten kann und vielleicht sogar Deutungshoheit verliert. Auch hier gilt: Cui bono. Und natürlich ist es so, dass manche nicht in der Lage sind, korrekt zu beobachten, weil sie die Erfahrung nicht haben, nicht ausgebildet sind oder schlicht unmusikalisch – zugegegen alles Handicaps, die zu Mängeln in der Beobachtung führen. Aber deswegen kein grundsätzliches Argument gegen diese.
Da sind wir bei dem, was ich oben geschrieben habe: Jeder hört anders, jeder hat eine andere Vorbildung, eine andere Herangehensweise und so weiter. Aber es gibt auch einen kollektiven Schatz an Interpretationen, die nennen wir Rezeption und in dieser Rezeption, der Gesamtheit aller individuellen Interpretationen, ist aus meiner Sicht so viel Bedeutung enthalten, dass man nicht sagen kann: „Ich mache mich davon frei“. Wir sind Menschen, wir sind soziale Wesen, wir leben im und durch den Austausch mit anderen. Ich kann das ablehnen, es bestreiten und was auch immer, aber ich kann mich davon nicht befreien. Sven Regener hat darüber ein Lied geschrieben. Es heißt Weißes Papier.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.nail75Wir sind Menschen, wir sind soziale Wesen, wir leben im und durch den Austausch mit anderen. Ich kann das ablehnen, es bestreiten, ablehnen und was auch immer, aber ich kann mich davon nicht befreien. Sven Regener hat darüber ein Lied geschrieben. Es heißt Weißes Papier.
Sehr schöne Pointe! Und ein schmerzhafteres, ergreifenderes Lied als „Weißes Papier“ wird man nur schwerlich finden. Abermals danke, nail!
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Ich hätte nicht gedacht, dass ich Dir, nail 75, mal so richtig unvoreingenommen zustimmen kann.
Und Sokrates, habe ich das richtig verstanden, Du möchtest Pink Floyd mit Spinat vergleichen?
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Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!Killing Joke – what’s THIS for…!
Slowdive – Just For A Day
The Go! Team – Proof Of Youth
Ramones – Road To Ruin--
Meine nächste Sendung auf Radio Stone FM: 22.05.2025, 21:00 Uhr - My Mixtape #164-Welcome To The 80's Underground Schwache Menschen rächen, starke Menschen vergeben, intelligente Menschen ignorieren - Albert EinsteinWas bin ich froh, dass es heute keinen Spinat gibt.
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Gewinnen ist nicht alles, gewinnen ist das einzige.Seit Mittwoch:
Steven Wilson – Hand. Cannot. Erase. CD 3x
Jason Isbell – And The 400 Unit 2LP
T-Bone Burnett – The Criminal Under My Own Hat CD
T-Bone Burnett – Truth Decay CD
Shakin‘ Apostels – Medecine Show CD
My Morning Jackett – Okonokos Live 2CD
My Morning Jackett – Circuital 2LP
Grateful Dead – Dead Set 2LP
Mark Knopfler – Privateering 2CD
Lowell Fulson – Rides & Attractions 2LP
Steve Earle – Terraplane LP
Wilco – A.M LP--
Trouble – „Manic frustration“
Rocket from the Crypt – „RFTC“
Atomic Rooster – „Death walks behind you“
Opeth – „Heritage“
Echolyn – „The end is beautiful“--
Jetzt schon 62 Jahre Rock 'n' RollCassidySteven Wilson – Hand. Cannot. Erase. CD 3x
Und ist sie gut bei Dir!??
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Jetzt schon 62 Jahre Rock 'n' RollFela Kuti – Original Sufferhead
Bauhaus – The Sky’s Gone Out
Bonzo Dog Doo Dah Band – Gorilla
Grimes – Halfaxa--
Meine nächste Sendung auf Radio Stone FM: 22.05.2025, 21:00 Uhr - My Mixtape #164-Welcome To The 80's Underground Schwache Menschen rächen, starke Menschen vergeben, intelligente Menschen ignorieren - Albert EinsteinCreedence Clearwater Revival – „Bayou Country“
Ramases – „Space hymns“
Cat Stevens – „Matthew & Son“
Steely Dan – „Pretzel logic“
The Neal Morse Band – „The grand experiment“ (der große Gewinner dieser Woche:sonne:)--
Jetzt schon 62 Jahre Rock 'n' RollGefällt mir sehr gut.Hätte ich gar nicht gedacht.Auf jeden fall ****
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dr.musicUnd ist sie gut bei Dir!??
Gefällt mir sehr gut.Hätte ich gar nicht gedacht.Auf jeden fall ****
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Die letzten Tage:
Dagobert – Afrika
Dagobert – Dagobert
Bilderbuch – Schick Schock
Wanda – Amore
Vibravoid – Delirio Dei Sensi
Steven Wilson – Hand. Cannot. Erase
Porcupine Tree – Warszava
Diverse – Many Faces of Genesis
Nikki Sudden – The Last Bandit--
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Schlagwörter: Musikalisches Tagebuch
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