James Brown

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    gypsy-tail-wind
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    bullschuetzIm übrigen: So stark ich vieles von der Band unter Wesley finde (vor allem seine Bläser-Arrangements sind zum Teil ausgesprochen ausgefuchst, pfiffig und durchaus nochmal innovativ) – diese Besetzung hier und danach die Bootsy-Band finde ich insgesamt eine Nummer größer.

    Dem schliess ich mich an!
    Was die Band unter Jones/Ellis den Nachfolgern an sophistication voraus hatte machte die Bootsy-Band durch ihre unbändigen, rohen Grooves wett!

    bullschuetzGroßes Kompliment übrigens für Deinen Blog!

    Danke – ist ja nicht mehr viel los in letzter Zeit… es kommt und es geht.

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
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    gypsy-tail-wind
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    Die ersten Sessions des Jahres 1973 fanden mit Lyn Collins statt. U.a. wurde die Single „Give It Up or Turnit a Loose“ (R&B #77) eingespielt, die auf der oben erwähnten dritten CD mit People-Produktionen zu hören ist. Die Band besteht aus Studio-Cracks wie Randy und Michael Brecker und dem Drummer Steve Gadd, Fred Wesley und Pee Wee Ellis spielten ebenso mit wie James Brown, hier am Synthesizer. Eine sehr überzeugende Nummer!

    :: Doing It to Death ::

    Die erste JB-Single des Jahres war das im Vorjahr eingespielte „Down and Out in New York City“ (b/w „Mama’s Dead“, R&B #13, Pop #50). Die erste #1 des Jahres wurde im Januar eingespielt. Offiziell lief „Doing It to Death“ (R&B #1, Pop #22) unter Fred Wesley & The J.B.’s, Brown ist aber als Lead-Sänger sehr präsent. Auf „Star Time“ ist die fünfminütige Mono-Single zu hören, auf „The CD of J.B.“ die Stereo-Version, und auf „Funky Good Time“ die ungekürzte zwölfminütige. Das Stück zelebriert auch die Rückkehr von Maceo Parker, der neben dem tollen (und heute wohl fest zum Stück gehörenden) Solo Wesleys der zweite wichtige Solist ist, mittlerweile am Altsax, bis heute seinem Instrument der Wahl. Die Band ist etwas angewachsen, wir hören drei Trompeter („Ike“ Oakley, „Hasaan“ Jamison, „Jasaan“ Sanford), Wesley, Parker, St. Clair Pinckney und Eldee Williams am Tenorsax, die beiden Gitarren von Jimmy Nolen und „Cheese“ Martin, Fred Thomas am Bass sowie „Jabo“ Starks an den Drums. Brown „holt“ sich in bester Tradition der 60er Band die Solisten, Fred Wesley, dann Maceo am Altsax, Maceo an der Flöte, und am Ende eben nochmal Wesley, dessen erstes Solo das Highlight der gekürzten Fassung auf der Single war. Das Stück wurde später auch als „Funky Good Time“ bekannt – dem Refrain, der die Band immer mal wieder singt. Die Single landete auch auf dem J.B.’s Album Doing It to Death, wo es etwa zehn Minuten dauerte.

    In derselben Session wurde auch „Don’t Tell It“ eingespielt – der zweite Rückkehrer Jimmy Nolen ist hier prominent zu hören, seine präzise Gitarre prägt den Groove der Band stark. Das Stück landete Ende 1976 auf dem Album Bodyheat. „Me and my squeeze got a good thing goin’…“ – Browns „main squeeze“ war damals Lyn Collins.

    :: Think! ::

    Eins der besten Stücke dieser Zeit ist fraglos „Think“ (R&B #15, Pop #77), das im Januar und Februar aufgenommen wurde. Aufgenommen wurde es wieder mit Wesley, Ellis, und einer Studio-Band – arrangiert hat Dave Matthews. Brown hatte Lowman Paulings (der selber 1957 einen R&B Top-10-Hit landete damit) Stück schon 1960 gecovert, die Single war sein dritter Top-10-Hit. In den Sechzigern gehörte das Stück zum Live-Repertoire und 1967 entstand die tolle Version im Duett mit Vicki Anderson. Die 1973er Version ist dann die ultimative Funk-Version. Für die Mono-Version wurde derselbe Backing Track verwendet und eine neue Gesangsspur drüber gelegt, in deren Intro Brown noch Werbung für die „Soul Train“ TV-Show unterbrachte. Auch die Mono-Version, die unmittelbar nach der Stereo-Version veröffentlicht wurde, schaffte es in die Hitparade (R&B #37, Pop #80). Die Stereo-Version ist sowohl auf „The CD of JB“ wie auch auf „Make It Funky“ zu hören.

    Hier kann man eine Version von Get On the Good Foot anschauen, die Brown in der „Soul Train“ Show eingespielt hat. Und hier auch noch Say It Loud, I’m Black and I’m Proud (1968). Und wenn ich grad schon dabei bin: eine kleine JB Dancing Lesson, gefälllig?

    Im Februar begannen auch die Aufnahmen, aus denen das 1974 veröffentlichte Album The Payback bestand. Von „Mind Power“ ist auf „Make It Funky“ eine zuvor unveröffentlichte kurze Fassung zu hören. „Jabo“ Starks spielt ein tolles Solo, in dem er sich kaum vom Groove entfernt… John Morgan begleitet ihn mit Sticks, die Band beginnt dann nur über die Drums im Wechsel mit Brown zu singen… dann fordert JB Wesley auf, „mean dixieland trombone“ zu spielen – das ist dem allerdings ziemlich egal und er spielt ein paar seiner Lieblings-Licks… dann soll er Guy Lombardo spielen und so geht das weiter… bevor er dann am Ende „some Fred Wesley“ spielen darf – witzig aber ohne allzu viel Substanz.

    Von derselben Session stammt das erstmals auf „Make It Funky“ veröffentlichte Stück „World of Soul“, eine hart treibende Funk-Nummer mit einem äusserst ausgespaarten Bass-Lick. Und Brown meint: „People in Germany – Drive That Funky Soul!“ – das Bass-Lick ist aber im Gegensatz zu „People Get Up and Drive Your Funky Soul“ (s.u.) ansteigend, und der Groove viel ausgesparter, weniger rund und süffig.

    Kurz nach diesen Sessions ging Brown für fünf Wochen auf Europa-Tour. In diese Zeit fiel die Veröffentlichung des ersten Soundtrack-Albums von Brown, Black Caesar. Brown trat damit in die Fussstapfen von Isaac Hayes („Shaft“) und Curtis Mayfield („Superfly“), die mit Soundtrack-Alben grosse Erfolge feierten. Der Opener des Albums – dessen Musik Brown zum grössten Teil mit Fred Wesley zusammen geschrieben hat – war das stimmungsvolle „Down and Out in New York City“ von 1972.

    :: People Get Up and Drive Your Funky Soul ::

    Im April und Mai entstand dann der Grossteil des zweiten Soundtrack-Albums, Slaughter’s Big Rip-Off. Browns Approach, was diese Soundtrack-Alben betraf, war ziemlich nachlässig:

    […] James had little patience for the tedium of film scoring. He concluded that assembling a soundtrack album allowed him to house clean his tape vault. „You don’t have to write new music,“ he told Fred Wesley. „Just use old tracks to go along with the scenes.“ Wesley took their alliance with the film world more seriously: „I thought what James said was ridiculous. I went behind his back and did some new music anyway.“

    ~ Alan Leeds: „James Brown – Turn on the Heat“, Liner Notes zu: James Brown: „Make It Funky – The Big Payback: 1971-1975“, Polydor 1996.

    Ich habe beide Alben nicht gehört (abgesehen von den erwähnten Tracks) aber sie reizen mich auch wenig – eine ganz andere Geschichte ist dann das dritte, auch als Soundtrack geplante Album, „The Payback“. Von den Sessions zu „Slaughter’s Big Rip-Off“ ist auf der erwähnten Compilation Motherlode ein langer Remix von „People Get Up and Drive Your Funky Soul“ zu hören – eine enorm tolle Nummer, die mir unheimlich viel Spass bereitet. Aufgenommen wurde die neun-minütige Groove-Orgie wohl mit den J.B.’s, Wesley ist als Solist zu hören, der Groove ist mitreissend wie zu besten Zeiten ein paar Jahre zuvor, ohne je langweilig zu werden, die Bläser-Arrangements sind ausgeklügelt, aber am wichtigsten ist der fette Bass mit seinem absteigenden Lick….

    Im Mai spielte Brown mal wieder eine Woche im New Yorker Apollo – und liess sich anschliessend wegen Erschöpfung ins Spital einliefern…

    :: The Parrty ::

    Im Juni kam er wieder raus und produzierte ein Album der J.B.’s, das noch im selben Jahr mit dem Titel Doing It to Death auf. Auch Maceo Parker, der zurückgekehrte Star, kriegte seine eigenen People-Singles: „Parrty (Pts. 1 & 2)“ von Maceo & The Macks war ein Remake von „The Popcorn“ und war zur selben Zeit wie „Doing It to Death“ in den Charts, das Stück fand sich auch auf Maceo Parkers People-Album Us.

    Von derselben Session stammt auch ein Alternate Take von „You Can Have Watergate Just Gimme Some Bucks and I’ll Be Straight“, der auf „Funky Good Time“ zu hören ist. Der längere Master landete auf dem J.B.’s Album „Doing It to Death“. Wesley ist hier der Solist.

    Auch das Stück „More Peas“ entstand in dieser Session, auf dem Album dauerte es achteinhalb Minuten, die vollständige Version auuf „Funky Good Time“ dauert hingegen fast vierzehn Minuten! Brown spielt Orgel mit der Band, Fred Thomas hält den Bass-Groove simpel aber effektiv. Wesley soliert zu Beginn, im Wechsel mit Vocals von der ganzen Band. Der Groove wird immer hypnotischer, neben Jabos Drums ist noch ein Shaker zu hören (wohl von Johnny Griggs, der sonst meist Congas spielte). Wesleys Solo ist wie eine sprechende Stimme, er rifft, während sich Browns Orgel langsam einschleicht und sich zum Groove von Nolen, Thomas undd Starks gesellt. Brown ist dann der nächste Solist und auch das hier ist ein Groove, den er drauf hat. Fred Thomas kriegt dann ein kleines Bass-Solo – nicht schlecht, aber ich vermisse eben doch die erdige Funkiness von Bernard Odum oder den ungebändigten Groove und rohen Sound von Bootsy. Dann folgt Maceo mit einem tollen Altsax-Solo – er macht den Mangel an erdiger Funkiness, den der Wechsel vom Tenor zum Alt mit sich bringt locker wett durch die grössere Beweglichkeit und seinen recht schweren Sound am Alt.

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    gypsy-tail-wind
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    Mit dem Doppel-Album The Payback schaffte Brown schliesslich auch als Album-Künstler den Durchbruch – es wurde zu seinem ersten Gold-Album – und war zugleich eins seiner letzten musikalisch relevanten Statements.

    „The Payback“ wurde im Verlauf des Jahres 1973 eingespielt, erste Sessions fanden schon im Februar statt – neben den beiden oben schon erwähnten Stücken wurde auch die zwöflminütige Version von „Mind Power“ aufgenommen, mit der das Doppel-Album endete (im September wurde das Stück mit Overdubs von Holzbläsern ergänzt). Eine grossartige Perfmance mit hypnotischer Bass-Line, Wah-Wah-Gitarren und einer tollen Performance von Brown selbst. Maceo und St. Clair Pinckney sind beide für einmal nur an der Flöte zu hören.

    Ein weiteres Stück, „Take Some… Leave Some…“, wurde im April mit einer Studio-Band unter Wesleys Leitung eingespielt, der Grossteil des Albums wurde dann im Sommer und Herbst aufgenommen. Am 14. Juni musste Brown allerdings auch einen herben Schlag einstecken: sein Sohn Teddy verstarb bei einem Autounfall, während Brown nach seinem Spitalaufenthalt für ein paar Tage zum entspannen heim nach August, GA, gereist war. Brown reist nach New York und steht schon in der nächsten Nacht wieder auf der Bühne in Dayton, Ohio. Am 18. wurde Teddy in Toccoa, Georgia, beerdigt und am 22. Juni fand in Detroit bereits wieder ein Konzert statt.

    Die J.B.’s waren Ende Juni in Augusta im Studio und nahmen „If You Don’t Get It the First Time, Back Up and Try It Again, Party“ auf, ein Stück, das auf einer People-Single (R&B #24) aber auch auf Fred Wesleys People-Album Damn Right I Am Somebody veröffentlicht werden sollte. Das Stück ist auf „Funky Good Time“ zu hören.

    Den Sommer über nimmt Brown immer mal wieder auf, im Juli erscheint Slaughter’s Big Rip-Off. Am 4. August wurden drei Stücke eingespielt: die pumpende Funknummer „The Payback“, mit der das Album öffnen sollte, das nachdenklich-lyrische „Doing the Best I Can“, in dem Brown wohl ein paar seiner Schicksalsschläge verarbeitet hat… über einen losen Groove mit prominten Congas von Johnny Griggs und einem schönen Dialog mit Wesleys Posaune bietet Brown eine tolle Kostprobe seines Singsangs. Die dritte Nummer dieser Session war „Forever Suffering“, mit dem die dritte Seite des Albums begann. Ein weiteres, sehr nachdenkliches Stück mit einem jazzig angehauchten Groove – für einmal nur eine rhythmische Wah-Wah-Gitarre, während die andere (Nolen wohl) jazzige Akkorde legt.
    Im September wurden Overdubs (Bläser, Streicher, Perkussion, Background Vocals) ergänzt. „The Payback“ erschien auch als Single, Pt. 1 ist auf der „CD of JB“ zu hören, das ganze Stück auch auf „Star Time“ und auf „Make It Funky“.

    Zwei Tage zuvor spielten die J.B.’s „Same Beat (Pts. 1 & 2)“ ein (fertiggestellt in zwei Sessions im Dezember), das (nur teilweise) auf dem Fred Wesley & The J.B.’s Album „Damn Right I Am Somebody“ veröffentlicht wurde, aber auch als Single veröffentlicht wurde (#26 R&B) und auf „Funky Good Time“ zu hören ist. Das Stück ist ungewöhnlich durch seinen recht harten Groove und die Verwendung von Synthesizer-Klängen (von Brown beigesteuert). St. Clair Pinckney spielt am Anfang ein paar frenetisch kreischende Linien, die an Robert McCullough aus der Bootsy-Band-Zeit erinnern. Zudem wurden Passagen von Jesse Jackson in die Performance reingemischt. Das 1974 veröffentlichte Album sollte wie auch das unter Maceo Parkers Namen veröffentlichte Us und Browns „The Payback“ das wiedergekehrte Interesse JBs an sozialen Fragen reflektieren.

    „‚Same Beat‘,“ Wesley says, „began as some grunting James did that I transmitted to the guys. It was so simple we just gave it that tile.“
    Simple? Maybe so. But „Same Beat“ is about power: the style of power in reserve – tension building as the subtle arrangement floats and strings the solos like Muhammad Ali – and the potency of Jesse Jackson’s musical voice blending with the horns.

    ~ Alan Leeds, Liner Notes zu „The J.B.’s – Funky Good Time: The Anthology“, Polydor 2CD, 1995

    Später im August ging es weiter mit den Sessions für „The Payback“. Es wurden am 23. die Stücke „Shoot Your Shot“ und „Time Is Running Out Fast“ aufgenommen, auf dem ersten spielt Brown Orgel, der Groove ist schnell, die Congas bringen eine leicht nervöse Stimmung hinein, Maceo und Wesley steuern tolle solistische Passagen bei. „Time Is Running Out Fast“ ist mit dreizehn Minuten die längste Nummer des Albums, ein loser Jam mit reduziertem Beat, einfachem Bass-Groove und hypnotischen Wah-Wah-Gitarren. Maceo und Fred haben Raum für Solos, Brown improvisiert.

    In derselben Session wurde auch „Papa Don’t Take No Mess“ aufgenommen, das fast vierzehn Minuten lange Stück, mit dem das folgende Album Hell schliessen sollte. Die Single-Version davon (Pts. 1 & 2, Pt. 1 ist auf „Star Time“ zu hören) wurde zur dritten #1 in Folge im Jahr 1974 (es gingen voran: „The Payback“, auch zweiteilig, sowie „My Thang“, letzteres auch auf „Hell“ und „Make It Funky“ sowie in einer undubbed versoin auf „Star Time“ zu finden). Dazu mehr im nächsten oder übernächsten Post.

    Die Single, die auf die beiden „Think“-Singles folgte, war „Woman (Pts. 1 & 2)“, aber erst die nächste, „Sexy, Sexy, Sexy“ (b/w „Slaughter Theme“) gelangte wieder in die Charts (R&B #6, Pop #50). Brown war derweil im September und Oktober wieder unterwegs auf Tour, trat zwischendurch in der „Tonight Show“ auf und nahm zwischendurch auf. Im Oktober spielte die JB Show eine Woche in Browns eigenem Third World Night Club, der einen Monat später komplett abbrannte.

    Im Oktober entstand „Stoned to the Bone“, das letzte und eins der am mitreissendsten groovenden Stücke von „The Payback“. Nach „Let It Be Me“ (im Duett mit Lyn Collins) b/w „It’s All Right“ war es auch die letzte Single des Jahres (R&B #4, Pop #58). Die Single-Version wurde gekürzt, Pt. 1 findet sich auf „Star Time“, eine etwas längere Fassung auf „Make It Funky“. Brown ist auf „Stoned…“ an der Orgel zu hören, im Zentrum steht aber wie überall die Band als solche – die Grooves hier sind sehr relaxt aber auch in den langsämeren Stücken unglaublich ansteckend und gut, die Band spielte hypnotisch sicher zusammen und selbst in längeren Soli von Maceo Parker und Fred Wesley fällt der Groove nie ab.

    Im November entstanden dann zwei weitere Stücke für das Album „Hell“: „My Thang“ und „Don’t Tell a Lie About Me and I Won’t Tell the Truth on You“ – auch dazu später mehr – und die J.B.s’s nahmen ein weiteres Stück für Fred Wesleys Album „Damn Right…“ auf, „Blow Your Head“. Die Album-Version wurde mit Synthesizer Overdubs ergänzt, auf James Brown’s Funky People (Pt. 3) ist die von Fred Wesley bevorzugte Version ohne die Overdubs zu hören. Das Stück baut auf einen dichten, schnellen Beat auf und wurde vermutlich mit einer Mischung aus J.B.’s und Studio-Musikern wie Jon Faddis, Tom Malone und anderen aufgenommen.

    Ende Jahr fiel dann das Film-Projekt, für das die aufgenommene Musik geplant war, endgültig durch – in Eile wurde das Doppel-Album „The Payback“ zusammengstellt und auf den Markt geworfen. Und wie schon einleitend erwähnt wurde es zu Browns erstem Gold-Album. Ob die Veröffentlichung noch im Dezember 1973 oder erst 1974 stattfand ist mir im Moment unklar.

    :: The James Brown Show 1973 ::

    Irgendwann im Verlauf von 1973 wurde auch das Konzert aufgenommen, das auf der Bootleg Doppel-CD „Avalanche of Funk“ zu hören ist. Das Konzert stammt aus der Schweiz, genauer aus der Romandie (also wohl Lausanne oder Genf) und vermutlich aus der fünfwöchigen Europa-Tour, die im Februar und März stattfand. Eine Ansage zu Beginn erwähnt ein anderes Konzert in Lausanne Ende März, daher gehe ich davon aus, dass das Konzert aus dem Frühjahr und aus Lausanne stammt.

    Auf der ersten CD ist das komplette Opening-Set der J.B.’s zu hören, die Instrumentals, darunter „Hot Pants Road“, „Pass the Peas“, das „Theme from Shaft“ (mit toller Wah-Wah-Gitarre von Nolen und Flöte wohl von Maceo – hier ist wie mir scheint dann aber neben dem Tenor auch noch ein Barisax zu hören – war Eldee Williams auch mit auf der Tour und St. Clair bläst hier das Barisax?) und einige weitere. Dann singt Maceo Parker „Me and Mrs. Jones“ und dann folgt Lyn Collins (mit Unterstützung von Martha High) mit „I’ll Take You There“, „Never Gonna Give You Up“, „Do Your Thing“ und schliesslich als krönenden Abschluss „Think“ – eine grossartige Sängerin!

    Die zweite CD enthält dann den „Star Time“ Teil des Konzertes, nach einem kurzen Intro geht’s mit „Get on the Good Foot“ los, einer damals neueren Single, und dann geht’s nahtlos (na ja, schlechte Edits gibt’s zuhauf auf diesem Bootleg) weiter mit dem Klassiker „Soul Power“, gefolgt von „Make It Funky“. Dann gibt’s einen älteren Klassiker, „Bewildered“ – eine lange, tolle Soul-Ballade mit dem typischen 12/8 Beat (den man leider streckenweise kaum mehr hört, ebenso wie Brown, weil der Sound so seltsam abgemischt ist). Maceo Parker spielt ein Flötensolo, auch das fällt leider halb raus. Weiter geht’s funky mit „Super Bad“ (mit wildem Tenorsolo von St. Clair Pinckney), gefolgt von „Try Me“, „Hot Pants“ und schliesslich „Sex Machine“, das wieder länger dauert – und hier fällt wieder alles zusammen, der Groove stimmt, Brown gibt alles – so macht das wirklich Spass! Erst recht, wenn’s dann in bester Jam-Manier mit „I’ve Got a Brand New Bag of My Own“ weitergeht! Dann folgt eine schöne, aber leider sehr kurze Version von „This Is a Man’s Man’s Man’s World“, die zudem nach zwei Minuten in einen losen Gitarren/Drums-Jam wechselt, in dem Jimmy Nolen glänzt. Mit „Please Please Please“ folgt grad noch ein alter Hit, als harte R&B-Nummer vorgetragen. Weiter geht’s mit „I Can’t Stand Myself“, und nach eineinhalb Minuten von „Cold Sweat“ bricht die Aufnahme leider ab.

    Insgesamt ist das zwar eine gute Show, aber das Niveau der Live-Aufnahmen von 1967 und 1968 und auch jenes von „Revolution of the Mind“ erreicht sie nicht – das mag allerdings auch einfach an der Tagesform gelegen haben (und dem Spielort… irgendeine Halle in der Schweiz ist nunmal nicht das Apollo oder das Pariser Olympia). Das J.B.’s/Lyn Collins Set funktioniert für mich insgesamt eher ein wenig besser, weil es mehr Raum bietet und die Grooves sich freier entfalten können. Gerade die dispziplinierte Freiheit ist es sonst ja, was bei den Live-Aufahmen Browns so beeindruckt, aber das geht eben nur, wenn ALLES stimmt, und mir scheint hier in dieser Aufnahme stimmt in Browns Set erst bei „Sex Machine“ alles.

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    Kennt jemand dieses Album, das JBs Band der 60er nach ihrem Abgang aufgenommen hat:

    Könnte sehr toll sein, mit Maceo und Melvin Parker., „Kush“, Eldee Williams, Kellum und Nolen sowie Bernard Odum. Muss ich mir wohl eh mal zulegen – war mir seiner Existenz bisher gar nicht bewusst!

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    Ein kleiner Nachtrag zuerst zu 1973: für jene, die Avalanche of Funk gerne hören möchten – hier ist Gelegenheit dazu!

    :: Damn Right I’m Somebody! ::

    Noch bevor Brown mit den Aufnahmen für das Album „Hell“ fortfuhr, das nur ein halbes Jahr nach „The Payback“ erscheinen sollte, war er mit den J.B.’s einige Male im Studio. Im Januar nahmen Brown, Maceo und Fred mit einer Studio-Band die Nummer „Keep on Bumpin‘ Before You Give Out of Gas“ auf, die mit Browns Synthi-Sounds gut zu den Stücken von Fred Wesleys 1974er Album Damn Right I Am Somebody gepasst hätte. Maceo ist der Solist, über dem Ensemble groovt er dahin. Das Stück wurde als Polydor-Single veröffentlicht und ist auf Funky Good Time zu finden.

    Das Titelstück von Wesleys Album, „Damn Right I Am Somebody“ (die People Single erreichte #32 der R&B Charts) und ein weiteres Stück „I’m Payin‘ Taxes, What Am I Buyin'“, entstanden an einer Session im Februar 1974 und sind auf „Funky Good Time“ zu hören. „Damn Right…“ ist eine weitere programmatische Nummer, Brown hat sie mit Wesley arrangiert und ist als Vokalist zu hören. Noch programmatischer ist aber das Intro, in dem Brown, Wesley, Lyn Collins, Danny Ray, Maceo, St. Clair und andere bestätigen: „Damn Right I’m Somebody!“
    Auch „I’m Payin‘ Taxes, What Am I Buyin'“ (wäre doch ein idealer Theme-Song für rechtsliberale Parteien und Protestwähler… kann jemand bitte eine Animation von Chr. Blocher machen, wie er dazu shakt?) ist von politischen Tönen geprägt, zumindest im Titel. Das über neun Minuten lange Stück groovt wie die Hölle und lebt aus dem Wechsel von Passagen, in denen die ganze Band (zunächst a capella, später mit Gitarre und Drums) singt und Passagen mit hart treibenden, satten Grooves. Auch das hier ist wieder ein brillantes Beispiel dafür, wie Wesley mit den vorhandenen Ressourcen der Band umgehen konnte. Ein sehr tolles Stück!

    :: Hell ::

    Nach The Payback, das Anfang 1974 seinen Erfolgszug begann, legte Brown mit einem weiteren überzeugenden Doppel-Album nach, Hell. Das Album ist ein Potpourri aus Stilen und wurde zum grossen Teil mit Studio-Musikern (unter Leitung von Dave Matthews) eingespielt, die reguläre Band ist auf vier der vierzehn Tracks zu hören (allerdings gehören diese vier mit „My Thang“ zu den besten). Die ersten Stücke, die auf dem Album landen sollten, wurden wie erwähnt schon Ende 1973 aufgenommen.

    Nach den beiden treibenden ersten Nummern „Coldblooded“ und „Hell“ (beide aus derselben Session vom März 1974 und dann im April fertiggestellt, in letzterem kriegt Jimmy Nolen eins seiner seltenen Soli) folgt auch gleich die erste 1973er Nummer, das tolle „My Thang“, das mit einer grösseren Studio-Band unter Leitung von Dave Matthews (der auch Piano spielt) entstand. Gordon Edwards groovt am Bass (er spielt auf den meisten der Stück, die Brown mit Studio-Bands eingespielt hat in jenen Jahren, es ist Zeit, ihm an dieser Stelle ein Kränzchen zu winden!). Die Stimmung der ersten Seite des Albums, das mit einer weiteren Nummer vom März/April, „Sayin‘ and Doin‘ It“, sowie einem Remake von „Please, Please, Please“ endet (beide mit Studio-Bands eingespielt), ist härter und treibender als auf „The Payback“ – die Musik ist weniger verspielt, lässt weniger Raum für die so schönen nachdenklichen Momente des Vorgängers. Wettgemacht wird das allerdings durch den äusserst präzisen Funk, den sowohl die J.B.’s als auch die Studiomusiker hinlegen.
    Die zweite Seite des Albums entstand auch im März und April 1974 unter Leitung von Dave Matthews mit den üblichen Studio-Musikern (darunter Jon Faddis, Lew Soloff, Joe Farrell, Joe Beck, und andere). Hier werden die Arrangements etwas verspielter, aber es herrscht immer noch ein harter, fast schon Disco-mässiger Beat vor. Zudem spielt Brown hier – inmitten der salsa craze – auf einigen Nummern mit Latin-Beats (unerwarteterweise sogar „Please, Please, Please“ – und siehe da, es funktioniert!), was soweit ich weiss ein Novum darstellt. Einiges ist hart am Rand des Kitsch… „When the Saints Go Marching In“ wäre ohne die Wah-Wah-Gitarre und (natürlich) Edwards Bass unhörbar, das Arrangement mit den ansteigenden Tonartwechseln ist wirklich enorm klischiert… kaum zu glauben, dass das derselbe Dave Matthews ist, der auch ein Stück wie „Mr. Hot Pants“ hingekriegt hat! Brown macht sich mit „These Foolish Things“ und „Stormy Monday“ gleich noch an zwei weitere Klassiker, bevor mit „A Man Has to Go Back to the Crossroad Before He Finds Himself“ und „Sometime“ zum Abschluss der zweiten Seite nochmal zwei seiner Originals folgen.
    Die dritte Seite öffnet mit dem Funk-Knaller „I Can’t Stand It ’76′“, das in bester Tradition des Funk-Gebräus steht, das Brown seit ca. 1967 angerührt hat. Charles Sherrell spielt Bass und sofort wird klar, dass wieder mehr möglich ist als mit Fred Thomas! Drummer John Morgan (er hat anscheinend 1973 zuerst neben „Jabo“ Starks gespielt und ihn dann ganz abgelöst) steht hier immer wieder mal im Mittelpunkt, Nolens fiese Gitarrenlicks werden immer dreckiger (das Wah-Wah-Pedal hilft dabei kräftig), Brown selber spielt reduzierte funky Orgel-Riffs… und schliesslich folgt Maceo mit einem tollen Sax-Solo, von Brown angesport wie einst! Eine grossartige Nummer! (Und etwas schade und eigenartig, dass sie nicht als Single ausgekoppelt wurde!). Weiter geht’s mit der mittelschnellen Ballade „Lost Someone“ (vermutlich mit Chuck Rainey und Harvey Mason – und dem Boss an der Orgel und mit guter Stimme) und dann endet Seite drei mit „Don’t Tell a Lie About Me and I Won’t Tell the Truth on You“. Maceo Parker stösst dazu zur Studio-Band, die Aufnahmen enststanden im November 1973 (gleiche Session wie „My Thang“ und wurden im März und April 1974 ergänzt). Wie auch auf ein paar weiteren Stücken jener Zeit sitzt Pee Wee Ellis am Barisax in der Studioband und verankert die Bläser. Mit dieser Nummer zeigen die Studio-Cracks einmal mehr, dass sie in Sachen Funk den J.B.’s kaum nachstanden.
    Die vierte Seite besteht dann aus einem einzigen Track: „Papa Don’t Take No Mess“, vierzehn Minuten Jam mit den J.B.’s, schon im August 1973 aufgenommen mit Isiah „Ike“ Oakley (t), Fred Wesley (tb), Maceo Parker (as), St. Clair Pinckney (ts), Jimmy Nolen & Hearlon „Chees“ Martin (g), Fred Thomas (b) und John „Jabo“ Starks (d). Das Stück groovt vor sich hin, Starks demonstriert noch einmal seine tollen reduzierten Rhythmen, Brown klimpert ein wenig am Piano, während die Gitarren mit Thomas‘ Bass den Beat legen… die Bläser riffen hie und da ein wenig, Wesley reisst mal ein wenig solistisch aus… das geht so hin über mehrere Minuten. Das Highlight folgt dann allerdings in der zweiten Hälfte mit Wesleys tollem Posaunensolo.

    Undubbed versions ohne die Overdubs vom April 1974 von „Coldblooded“ und „My Thang“ sind auf Make It Funky bzw. Star Time) zu hören.
    „My Thang“ (b/w „Public Enemy #1, Pt. 1“, rec. 1972 und schon B-Side der im November 1972 veröffentlichten Single „I Got a Bag of My Own“) war nach „The Payback“ auch die zweite Single des Jahres 1974 – und der zweite #1 Hit in Folge (Pop #29). „Papa Don’t Take No Mess“ wurde im August 1974 ebenso als Single ausgekoppelt und erreichte als dritte Single des Jahres und in Folge #1 der R&B Hitparade (Pop #31).

    Als vierte Single des Jahres (ohne Platzierung in der Hitparade) erschien auch „Funky President“ (b/w „Coldblooded“ von „Hell“). Das Stück ist auch auf „Make It Funky“ zu hören. Wilbur Bascomb spielt hier Bass und auch er überzeugt! Die Version auf „Make It Funky“ läuft in der ursprünglichen Geschwindigkeit, während die Single-Version beschleunigt wurde. Fred Wesley hat die Nummer arrangiert.

    Vom Album „Hell“ sind auf „Make It Funky“ die Stücke „Coldblooded“, „I Can’t Stand It ’76′“, „My Thang“ und „Papa Don’t Take No Mess“ zu hören – sicher die wichtigsten und tollsten Stücke des Albums, aber insgesamt ist „Hell“ eben schon gut genug, um in voller Länge gehört zu werden!

    :: Funky Watergate ::

    Weiter ging’s im Sommer mit J.B.’s Sessions, u.a. für Fred Wesleys nächstes Album Breakin‘ Bread aber auch für weitere Singles. Das Wesley Album lief unter „Fred Wesley & The New J.B.’s“, aber neu war an der Band niemand… allerdings trat Wesley im Titelstück erstmals als Leadsänger auf und es gab überhaupt kein Solo. Jimmy Nolens Gitarre hält das Stück zusammen – wieder mal mit Wah-Wah-Pedal… Charles Sherrell spielt Clavinet, was dem Ensemble einen tollen Sound gibt. Das Stück wurde auch als People-Single veröffentlicht (R&B #80). Die nächste Nummer des Albums, die auf „Funky Good Time“ zu hören ist, ist „Rockin‘ Funky Watergate“ ist eine weite groovende Feelgood-Nummer mit Band Vocals und ohne instrumentale Soli – die Bläser sind völlig abwesend, Wesley singt nur – und wieder ist es Jimmy Nolen, der aus dem Stück ein bisschen was macht.

    Besser ist dann die Single „Control (People Go Where We Send You)“, von der der erste Teil wie die beiden obigen Stücke auf „Funky Good Time“ zu hören. Maceo Parker ist der Solist, dieses Versuches, einen weiteren Hit zu landen (was nicht glückte). Im Juli 1974 nahm Maceo mit The Macks (hinter dem Namen verbargen sich die üblichen Studio-Cracks sowie Fred Wesley, Johnny Griggs, JB und Vicki Anderson) eine weitere People-Single auf, „Cross the Track (We Better Go Back)“.

    Es wird langsam klar, dass auch bei dieser Version der J.B.’s die Luft raus ist. Sie sollten zwar noch ein Jahr länger bestand haben, aber Brown sollte danach in die schwierigste Zeit seiner ganzen Karriere eintreten. In dieser Zeit nahm Brown immer öfter mit Studio-Bands auf und weniger mit den J.B.’s. Aber zuerst folgten noch einige Live-Konzerte, darunter auch das wilde Konzert in Kinshasa im September 1974.

    Hierzu demnächst mehr…

    --

    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #7193869  | PERMALINK

    ferry

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    @ gypsy

    Wenn Du so weiter machst, hast Du bald genug Stoff für ein Buch beisammen ;-)

    Vielen Dank nochmal !

    --

    life is a dream[/SIZE]
    #7193871  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    ferry@ gypsy

    Wenn Du so weiter machst, hast Du bald genug Stoff für ein Buch beisammen ;-)

    Vielen Dank nochmal !

    Ach nee, das würde rasch als Plagiat entlarvt – da müsste man schon wesentlich mehr lesen und nachforschen – oder wesentlich mehr über die Musik selbst schreiben und analysieren.

    Und sooo viel gibt’s ja nicht mehr… noch 1975 (das Ende der Wesley-Band) und die Zeit, die in der Compilation „Dead on the Heavy Funk“ zusammengefasst ist.

    Dann könnte man wohl anhand der Singles Doppel-CDs nochmal von vorn anfangen, aber da sind ja sehr ausführliche Kommentare drin zu all den Stücken, da brauch ich keinen KT zu machen ;-)

    --

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    #7193873  | PERMALINK

    blitzkrieg-bettina

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    gypsy tail windAch nee, das würde rasch als Plagiat entlarvt – da müsste man schon wesentlich mehr lesen und nachforschen – oder wesentlich mehr über die Musik selbst schreiben und analysieren.

    Welchen Titel müsstest du denn dann zurückgeben?

    Aber auf jeden Fall auch noch einmal von mir danke für deine Mühe und die schönen Texte!

    --

    Man hatte uns als Kindern das Ende der Welt versprochen, und dann bekamen wir es nicht.
    #7193875  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Blitzkrieg BettinaWelchen Titel müsstest du denn dann zurückgeben?

    Bisher noch keinen, aber das kann alles noch werden! :lol:

    --

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    #7193877  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Vom Herbst 1974 existieren ein paar Mitschnitte von Konzerten. Das erste und wohl aufregendste fand am 23. September in Kinshasa statt, im Rahmen des Zaire Music Festivals. Das Festival fand als Aufwärmung für den „Rumble in the Jungle“ Fight von Muhammad Ali und George Foreman statt. Fred Wesley hat darüber ausführlich berichtet:

    „I, along with the James Brown band, had flown to Kinshasa, Zaire, on the same overloaded DC-8 as Muhammad Ali and his crew. The plane was so overloaded because the organizers had tried to get all the people who participated in the music festival on that same airplane. I don’t think they had properly anticipated the amount of equipment the performers carried with them. I bet the wardrobe for the Pointer Sisters alone took up an entire bin. The plane barely got off the ground.

    „Along with Brown and the Pointer Sisters, the cast included B.B. King, the Fanya All-Stars, the Spinners, Bill Withers, the Jazz Crusaders, Sister Sledge, some African bands and dancers and a lot of artists, I’m sure, I am forgetting. I sat with Big Black, the great percussionist. I remember asking him how it felt to be returning home to Africa. He told me that contrary to his persona and attire, he was from South Carolina and that this was his first trip.

    „There was a prevailing feeling of excitement throughout the plane as we interacted with one another, laughing and talking and anticipating each other’s performances in Africa. Johnny Pacheco of the Fanya All-Stars provided much of the entertainment with his flute and his comedy during the long flight over.

    „When we arrived in Kinshasa the real fun began. I was personally greeted by Hugh Masekela. For some reason he had sought me out and we were frequent companions for the whole two weeks. We checked into our hotels and were told to charge all food and drinks to our rooms. This was hard to believe. Who in their right mind would let a bunch of entertainers eat and drink free with no limit?

    „I think maybe some of the economic problems Zaire is experiencing today are a residual effect of that 1974 music festival.“

    ~ Fred Wesley, Seattle Times, Monday, April 21, 1997 (Quelle)

    Mein best guess, was den Line-Up der J.B.’s im Herbst 1974 betrifft:
    Russell Crimes (t), Fred Wesley (tb), Maceo Parker & Jimmy Parker (as), St. Clair Pinckney (ts), Jimmy Nolen & Hearlon „Cheese“ Martin (g), Charles Sherrell (oder Fred Thomas) (b), John Morgan (d), Johnny Griggs (cga), Lyn Collins & Martha High (voc), Danny Ray (MC)
    Falls jemand mehr Details hat, gerne sagen!

    Das Konzert kann man hier holen: The Godfather Goes to Africa – James Brown in Kinshasa, 1974-09-23. Aber seid gewarnt, die Qualität dieses Bootlegs ist ziemlich roh…Die Musik überzeugt allerdings sehr, Brown und die Band geben alles, da ist wieder diese unglaublich disziplinierte Musik, die zugleich Raum lässt (v.a. für Brown selbst und gegen Ende für den grossartig aufgelegten Maceo Parker), spontan zu agieren und zu improvisieren. Jedenfalls ist der in der Tat der unangefochtene Minister of Funk!
    Etwas eigenartig rühren heute seine Rufe „Mobuto! Mobuto!“ an, die er in „It’s a Man’s Man’s Man’s World“ zum besten gibt… im Nachhinein ist man immer klüger, aber 1974 war wohl Mobutu schon länger als Gewaltherrscher der übelsten Sorte bekannt, vermute ich (da war z.B. 1968 die Sache mit Pierre Mulele) und soweit ich weiss bestand von Anbeginn kein Grund für Zweifel an Mobutus Grausamkeit.

    Vom 30. November 1974 existiert dann ein audience tape aus dem Apollo Theater in New York. Die J.B.’s öffnen mit „All for One“, „Same Beat“, „Damn Right I Am Somebody“ und „Pass the Peas“. Die Band ist guter Laune und groovt wie fast immer. Der Sound ist allerdings noch schlechter – man hört aber einigermassen heraus, wie druckvoll der Bass abgemischt ist… und man hört das enthusiastische Publikum und kommt langsam auch in diese Stimmung beim Hören! Falls Ihr das überprüfen wollt, [B]hier ist Gelegenheit dazu.
    Brown steigt mit „The Payback“ ein, dann folgen „Soul Power“, „The Boss / Make It Funky“, „Doin‘ It to Death“ (mit tollen solistischen Passagen von Fred Wesley), bevor es eine kurze Ansage gibt. Dann folgt „A Man Has to Go Back to the Crossroads“, eine über fünzehn Minuten lange Performance mit Streichern und den background Sängerinnen – Brown zerdehnt das Stück und spricht mit dem Publikum, hält einen Sermon… mit „Try Me“ und „Gimme Some More“ geht’s weiter, bevor mit „Cold Sweat“ und „Can’t Stand It“ wieder mächtig Schwung in die Bude kommt – hier nennt Brown übrigens Charles Sherrell als den tollen Bassisten! Weiter geht’s funky mit „Papa’s Got a Brand New Bag“ und „Sex Machine“ und zum Ende einer unvollständigen Version von „Papa Don’t Take No Mess“. Die letzte Viertelstunde (ab „Cold Sweat“) ist grossartiger Funk, die Band klingt lebendiger, freier, überraschender als oft in den Aufnahmen der Jahre davor.

    Ein weiteres Konzert von 1974 aus Hartfort, CT, ist als audience tape überliefert – möglicherweise vom 4. Dezember und demgemäss wohl mit demselben Line-Up. Die J.B.’s spielen zum Auftakt „Rockin‘ Funky Watergate“ und Maceo glänzt in „Soul Power 74“, dann geht’s los mit „The Payback“, „Soul Power“ und danach weicht die Setlist von jener im Apollo ab: „I Got Ants in My Pants“, gefolgt von „Doin‘ It to Death“ zeigen einen energetischen Brown. Die Wah-Wah-Gitarre von Jimmy Nolen treibt kräftig, John Morgan’s (oder sind es doch „Jabos“? oder gar beide abwechselnd?) Drums legen das Fundament, über dem Sweet Charles‘ Bass pumpt. Es folgen der Klassiker „Try Me“ und dann „What My Baby Needs Now Is a Little More Lovin'“ im Duett mit Lyn Collins, bevor die Funk Maschine mit „Gimme Some More“, „Get on the Good Foot“, „Stoned to the Bone“ und „Sex Machine“ wieder in Fahrt kommt… im letzten Stück bricht die Aufnahme leider nach bloss 41 Minuten auch schon wieder ab. Sehr schade, denn trotz der mangelhaften Qualität wird deutlich, wie toll Brown und die J.B.’s in dieser Nacht drauf waren! [B]Hier habt Ihr die Gelegenheit, das Konzert nachzuhören.

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    #7193879  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Einige Stücke aus diesem Zeitraum sind auf der vor einer Weile besprochenen Compilation Messing with the Blues zu finden:

    gypsy tail wind

    […] Eingeklammert werden diese Stücke durch zwei Takes des einzigen Brown-Originals, „Like It Is, Like It Was (The Blues)“ am Anfang und „… (The Blues, continued…)“ am Ende, aufgenommen im Dezember 1972 und zuvor unveröffentlicht (der Opener) bzw. auf einem Soundtrack versteckt (der Closer, auf „Black Caesar“, Polydor 1973). Es handelt sich dabei um einen dieser Monologe, in dem Brown wie ein Musiker „rifft“ – über einem fetten Background der JBs (inkl. Wesley, Pinckney, Nolen). Brown spielt selber Piano.

    Die beiden Takes stammen von einer der Sessions, auf denen Jimmy Nolen bereits wieder in der Band war aber Maceo Parker noch nicht. Nolens Gitarre ist schön zu hören – die hohe Kunst der Rhythmusgitarre hat er meisterhaft beherrscht!
    Die Version auf Black Caesar war übrigens wesentlich gekürzt im Vergleich mit der zweiten, am Ende von „Messing…“ stehenden.

    gypsy tail windMit Honky Tonk vom April 1972 sind wir dann nach einem Zeitsprung mitten im Funk… Bobby Roach (Solist) und Hearlon „Cheese“ Martin an den Gitarren, Fred Thomas am Bass und „Jabo“ Starks am Schlagzeug lassen es krachen, unter den Bläsern des „James Brown Soul Train“ sind Fred Wesley und St. Clair Pinckney, letzterer mit einem ekstatischen Solo zu hören. Die Single landete auf R&B #7 und Pop #44.

    Die Single war zweiteilig – und miten im Funk sind wir nicht wirklich… eher in einer Art aktualisierten R&Bs.
    Das Stück nimmt den typischen „Train“-Groove auf, den Brown schon einige Mal verwendet hatte („Night Train“, rec. Feb. 1961, im Jahr drauf als Single R&B #5 und Pop #35) und auch 1975 mit den J.B.’s wieder aufgreifen würde (die Single „All Aboard the Soul Funky Train“, auch auf dem J.B.’s-Album „Hustle with Speed“ untergebracht – siehe nächster Post).
    Es ist also kein Wunder, dass diese Aufnahme auf „Messing…“ untergebracht wurde und nicht auf „Make It Funky“.

    gypsy tail windMit Further On Up the Road sind wir wieder im Funk-Territorium. Diese unveröffentlichte Aufnahme entstand 1973 – eine andere Version erschien auf dem Album Reality. Die Rhythmusgruppe ist seltsam distanziert, gedämpft. Fred Wesley ist kurz als Solist zu hören, vor das Stück fadet.

    Auch hier gilt dasselbe… Brown kehrte nicht nur in seiner Show sondern auch im Studio immer wieder zu den R&B Roots zurück und spielte neue Versionen alter Stücke ein.
    Die Gedämpftheit der Aufnahme (Maceo war übrigens wieder dabei, ist aber nicht solistisch zu hören hier) steht in deutlichem Kontrast zum Grossteil der Musik, die Brown in jener Zeit sonst gemacht hat. Die Session entstand am 2. August in Augusta, Georgia – zwei Tage vor der Session für „The Payback“. Brown stand wohl noch immer unter Schock wegen des Todes seines Sohnes. Und die Aufnahme blieb ja bis zu „Messing with the Blues“ auch im Kasten (wo sie durchaus nicht hätte bleiben müssen, nicht dass man mich missverstehe).

    gypsy tail windEs folgt eine weitere Version von „Kansas City“, aufgenommen 1975 und auf Everybody’s Doin‘ the Hustle and Dead on the Double Bump erschienen. Über einen Shuffle-Beat von „Jabo“ bellt Brown den Text und holt Maceo Parker für ein hübsches Altsax-Solo, das mit simplen Motiven spielt. Brown und die Band sind noch immer in Form, allerdings ist hier musikalisch nichts zu hören, was nicht schon in den späten 60ern oder den frühen 70ern zu hören war.

    Das kann man so stehen lassen… bemerkenswert ist der twang der einen Gitarre (Nolan nehm ich an – er war wohl immer der prominenter zu hörende).
    Mit dieser Session vom 4. Januar 1975 leiten wir dann (ohne weitere Anmerkungen zur zweiten Version von „The Blues“) auch gleich über zum nächsten Post…

    Auf der Compilation Dead on the Heavy Funk, die dann die Jahre 1975-1983 abdeckt, findet sich ein weiteres kurzes Stück aus dieser Zeit, das im Januar sowie September/Oktober 1974 eingespielte „Woman“ mit einer unbekannten Studio-Band, vermutlich mit Fred Wesley und Gordon Edwards (b) sowie Jimmy Madison (d). Das Stück wurde 1976 auf dem Album Hot und ist wohl deshalb auf dieser späteren Compilation anzutreffen. Mit Sicherheit keine Sternstunde von Brown… aber das Arrangement ist nicht ohne Reiz, mit der elektrischen und der akustischen Gitarre (vermutich Joe Beck und Sam Brown) und dem pumpenden Bass. Es klingt aber deutlich verhaltener als die Aufnahmen mit den J.B.’s – hätte aber durchaus auch aufs Album „Hell“ gepasst.

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    #7193881  | PERMALINK

    bullschuetz

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    Gibt es aus Deiner Sicht ab Ende der 70er Jahre überhaupt noch was von Brown, das man braucht?

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    #7193883  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    bullschuetzGibt es aus Deiner Sicht ab Ende der 70er Jahre überhaupt noch was von Brown, das man braucht?

    Dazu komm ich erst… hab noch die Compilation Dead on the Heavy Funk vor mir – ich mach das hier alles mehr oder weniger in Echtzeit, berichte, während ich die Musik intensiv höre… und arbeite mich seit Monaten durch das Werk von Brown – macht jedenfalls enormen Spass, gerade auch, die Sachen mehrmals zu hören, mal so wie sie auf den Compilations sind, mal Versionen vergleichend etc.

    Zudem fehlt mir noch die anscheinend hörenswerte Funky Men, aber die beschränkt sich auch auf die 70er, wenn man AMG trauen darf. (Hab sie mir grad bestellt.)

    Allerdings ist das cut-off date wohl eher 1975 als Ende 70er, insofern wäre die „Funky Men“ bereits eine Ergänzung darüber hinaus.

    --

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    #7193885  | PERMALINK

    bullschuetz

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    Okay, ich gedulde mich und behalte Dein Echtzeit-Experiment im Auge (das bei mir in den vergangenen Tagen auch einen Brown-Hörschub ausgelöst hat).

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    #7193887  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    bullschuetzOkay, ich gedulde mich und behalte Dein Echtzeit-Experiment im Auge (das bei mir in den vergangenen Tagen auch einen Brown-Hörschub ausgelöst hat).

    Das freut mich!
    Ich hab allerdings abgesehen von den paar Tracks am Ende von „Star Time“ und der „Dead on the Heavy Funk“ auch nichts aus dem betreffenden Zeitraum – und auch nicht vor, da noch viel zu kaufen. Die „Funky Men“ wurde mir allerdings aus verlässlicher Quelle wärmstens empfohlen.

    --

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