Re: James Brown

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Die ersten Sessions des Jahres 1973 fanden mit Lyn Collins statt. U.a. wurde die Single „Give It Up or Turnit a Loose“ (R&B #77) eingespielt, die auf der oben erwähnten dritten CD mit People-Produktionen zu hören ist. Die Band besteht aus Studio-Cracks wie Randy und Michael Brecker und dem Drummer Steve Gadd, Fred Wesley und Pee Wee Ellis spielten ebenso mit wie James Brown, hier am Synthesizer. Eine sehr überzeugende Nummer!

:: Doing It to Death ::

Die erste JB-Single des Jahres war das im Vorjahr eingespielte „Down and Out in New York City“ (b/w „Mama’s Dead“, R&B #13, Pop #50). Die erste #1 des Jahres wurde im Januar eingespielt. Offiziell lief „Doing It to Death“ (R&B #1, Pop #22) unter Fred Wesley & The J.B.’s, Brown ist aber als Lead-Sänger sehr präsent. Auf „Star Time“ ist die fünfminütige Mono-Single zu hören, auf „The CD of J.B.“ die Stereo-Version, und auf „Funky Good Time“ die ungekürzte zwölfminütige. Das Stück zelebriert auch die Rückkehr von Maceo Parker, der neben dem tollen (und heute wohl fest zum Stück gehörenden) Solo Wesleys der zweite wichtige Solist ist, mittlerweile am Altsax, bis heute seinem Instrument der Wahl. Die Band ist etwas angewachsen, wir hören drei Trompeter („Ike“ Oakley, „Hasaan“ Jamison, „Jasaan“ Sanford), Wesley, Parker, St. Clair Pinckney und Eldee Williams am Tenorsax, die beiden Gitarren von Jimmy Nolen und „Cheese“ Martin, Fred Thomas am Bass sowie „Jabo“ Starks an den Drums. Brown „holt“ sich in bester Tradition der 60er Band die Solisten, Fred Wesley, dann Maceo am Altsax, Maceo an der Flöte, und am Ende eben nochmal Wesley, dessen erstes Solo das Highlight der gekürzten Fassung auf der Single war. Das Stück wurde später auch als „Funky Good Time“ bekannt – dem Refrain, der die Band immer mal wieder singt. Die Single landete auch auf dem J.B.’s Album Doing It to Death, wo es etwa zehn Minuten dauerte.

In derselben Session wurde auch „Don’t Tell It“ eingespielt – der zweite Rückkehrer Jimmy Nolen ist hier prominent zu hören, seine präzise Gitarre prägt den Groove der Band stark. Das Stück landete Ende 1976 auf dem Album Bodyheat. „Me and my squeeze got a good thing goin’…“ – Browns „main squeeze“ war damals Lyn Collins.

:: Think! ::

Eins der besten Stücke dieser Zeit ist fraglos „Think“ (R&B #15, Pop #77), das im Januar und Februar aufgenommen wurde. Aufgenommen wurde es wieder mit Wesley, Ellis, und einer Studio-Band – arrangiert hat Dave Matthews. Brown hatte Lowman Paulings (der selber 1957 einen R&B Top-10-Hit landete damit) Stück schon 1960 gecovert, die Single war sein dritter Top-10-Hit. In den Sechzigern gehörte das Stück zum Live-Repertoire und 1967 entstand die tolle Version im Duett mit Vicki Anderson. Die 1973er Version ist dann die ultimative Funk-Version. Für die Mono-Version wurde derselbe Backing Track verwendet und eine neue Gesangsspur drüber gelegt, in deren Intro Brown noch Werbung für die „Soul Train“ TV-Show unterbrachte. Auch die Mono-Version, die unmittelbar nach der Stereo-Version veröffentlicht wurde, schaffte es in die Hitparade (R&B #37, Pop #80). Die Stereo-Version ist sowohl auf „The CD of JB“ wie auch auf „Make It Funky“ zu hören.

Hier kann man eine Version von Get On the Good Foot anschauen, die Brown in der „Soul Train“ Show eingespielt hat. Und hier auch noch Say It Loud, I’m Black and I’m Proud (1968). Und wenn ich grad schon dabei bin: eine kleine JB Dancing Lesson, gefälllig?

Im Februar begannen auch die Aufnahmen, aus denen das 1974 veröffentlichte Album The Payback bestand. Von „Mind Power“ ist auf „Make It Funky“ eine zuvor unveröffentlichte kurze Fassung zu hören. „Jabo“ Starks spielt ein tolles Solo, in dem er sich kaum vom Groove entfernt… John Morgan begleitet ihn mit Sticks, die Band beginnt dann nur über die Drums im Wechsel mit Brown zu singen… dann fordert JB Wesley auf, „mean dixieland trombone“ zu spielen – das ist dem allerdings ziemlich egal und er spielt ein paar seiner Lieblings-Licks… dann soll er Guy Lombardo spielen und so geht das weiter… bevor er dann am Ende „some Fred Wesley“ spielen darf – witzig aber ohne allzu viel Substanz.

Von derselben Session stammt das erstmals auf „Make It Funky“ veröffentlichte Stück „World of Soul“, eine hart treibende Funk-Nummer mit einem äusserst ausgespaarten Bass-Lick. Und Brown meint: „People in Germany – Drive That Funky Soul!“ – das Bass-Lick ist aber im Gegensatz zu „People Get Up and Drive Your Funky Soul“ (s.u.) ansteigend, und der Groove viel ausgesparter, weniger rund und süffig.

Kurz nach diesen Sessions ging Brown für fünf Wochen auf Europa-Tour. In diese Zeit fiel die Veröffentlichung des ersten Soundtrack-Albums von Brown, Black Caesar. Brown trat damit in die Fussstapfen von Isaac Hayes („Shaft“) und Curtis Mayfield („Superfly“), die mit Soundtrack-Alben grosse Erfolge feierten. Der Opener des Albums – dessen Musik Brown zum grössten Teil mit Fred Wesley zusammen geschrieben hat – war das stimmungsvolle „Down and Out in New York City“ von 1972.

:: People Get Up and Drive Your Funky Soul ::

Im April und Mai entstand dann der Grossteil des zweiten Soundtrack-Albums, Slaughter’s Big Rip-Off. Browns Approach, was diese Soundtrack-Alben betraf, war ziemlich nachlässig:

[…] James had little patience for the tedium of film scoring. He concluded that assembling a soundtrack album allowed him to house clean his tape vault. „You don’t have to write new music,“ he told Fred Wesley. „Just use old tracks to go along with the scenes.“ Wesley took their alliance with the film world more seriously: „I thought what James said was ridiculous. I went behind his back and did some new music anyway.“

~ Alan Leeds: „James Brown – Turn on the Heat“, Liner Notes zu: James Brown: „Make It Funky – The Big Payback: 1971-1975“, Polydor 1996.

Ich habe beide Alben nicht gehört (abgesehen von den erwähnten Tracks) aber sie reizen mich auch wenig – eine ganz andere Geschichte ist dann das dritte, auch als Soundtrack geplante Album, „The Payback“. Von den Sessions zu „Slaughter’s Big Rip-Off“ ist auf der erwähnten Compilation Motherlode ein langer Remix von „People Get Up and Drive Your Funky Soul“ zu hören – eine enorm tolle Nummer, die mir unheimlich viel Spass bereitet. Aufgenommen wurde die neun-minütige Groove-Orgie wohl mit den J.B.’s, Wesley ist als Solist zu hören, der Groove ist mitreissend wie zu besten Zeiten ein paar Jahre zuvor, ohne je langweilig zu werden, die Bläser-Arrangements sind ausgeklügelt, aber am wichtigsten ist der fette Bass mit seinem absteigenden Lick….

Im Mai spielte Brown mal wieder eine Woche im New Yorker Apollo – und liess sich anschliessend wegen Erschöpfung ins Spital einliefern…

:: The Parrty ::

Im Juni kam er wieder raus und produzierte ein Album der J.B.’s, das noch im selben Jahr mit dem Titel Doing It to Death auf. Auch Maceo Parker, der zurückgekehrte Star, kriegte seine eigenen People-Singles: „Parrty (Pts. 1 & 2)“ von Maceo & The Macks war ein Remake von „The Popcorn“ und war zur selben Zeit wie „Doing It to Death“ in den Charts, das Stück fand sich auch auf Maceo Parkers People-Album Us.

Von derselben Session stammt auch ein Alternate Take von „You Can Have Watergate Just Gimme Some Bucks and I’ll Be Straight“, der auf „Funky Good Time“ zu hören ist. Der längere Master landete auf dem J.B.’s Album „Doing It to Death“. Wesley ist hier der Solist.

Auch das Stück „More Peas“ entstand in dieser Session, auf dem Album dauerte es achteinhalb Minuten, die vollständige Version auuf „Funky Good Time“ dauert hingegen fast vierzehn Minuten! Brown spielt Orgel mit der Band, Fred Thomas hält den Bass-Groove simpel aber effektiv. Wesley soliert zu Beginn, im Wechsel mit Vocals von der ganzen Band. Der Groove wird immer hypnotischer, neben Jabos Drums ist noch ein Shaker zu hören (wohl von Johnny Griggs, der sonst meist Congas spielte). Wesleys Solo ist wie eine sprechende Stimme, er rifft, während sich Browns Orgel langsam einschleicht und sich zum Groove von Nolen, Thomas undd Starks gesellt. Brown ist dann der nächste Solist und auch das hier ist ein Groove, den er drauf hat. Fred Thomas kriegt dann ein kleines Bass-Solo – nicht schlecht, aber ich vermisse eben doch die erdige Funkiness von Bernard Odum oder den ungebändigten Groove und rohen Sound von Bootsy. Dann folgt Maceo mit einem tollen Altsax-Solo – er macht den Mangel an erdiger Funkiness, den der Wechsel vom Tenor zum Alt mit sich bringt locker wett durch die grössere Beweglichkeit und seinen recht schweren Sound am Alt.

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