Jahresrückblick 2024

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  • #12455963  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 5,160

    @lotterlotta … das (SML) hatte ich wegen anna butterss auch angehört aber es berührt mich überhaupt nicht und daher nicht bestellt…ein fehler?

    Das kann ich nicht beantworten.

    Ich hatte hier ja schon laut bzw. schriftlich darüber nachgedacht, wie vielfältig und unübersichtlich das ist, was alles unter dem Überbegriff „Jazz“ angeboten und besprochen wird. Teils völlig unterschiedliche Musik, bei der ich kaum Gemeinsamkeiten erkennen kann. Manchmal fehlen mir auch die Kriterien, die Musik zu verstehen oder gar zu beurteilen. Lionel Loueke, Elephant9, SML, Sylvie Courvoisier – wie passt das zusammen? Babylonische Sprachverwirrung. Insofern: SML könnte Dir vielleicht gut gefallen, vielleicht aber auch überhaupt nicht. Mit all dieser Musik riskiere ich jedenfalls einen Blick mehr oder weniger weit über den Tellerrand.

    Mir sagte bislang keiner der bei SML beteiligten Namen etwas.

    Ich finde die Beschreibung von SML im Klappentext von bandcamp ganz passend und stehe auch weiterhin zu meiner eigenen Beschreibung. Habe die CD inzwischen erworben und schreibe ggf. noch mal was dazu.

    --

    „Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)
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    #12456023  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 5,160

    @redbeansandriceIch vermute, das Album, das Gypsy meint ist Free Hoops… Ich hab sie letztes Jahr mit der All Star Band von Chimera live gesehen und das Album dann auch öfter gehört… Aber noch nicht gross weitergemacht…

    @gypsy-tail-wind„D’Agala“ (2017) und „Free Hoops“ (2020).
    „Chimaera“ ist natürlich auch super … vielleicht mein liebstes Album in ihrem Katalog (vs. Trio als liebste Formation).
    „To Be Other-Wise“ ist bei mir eine Art Glücksfall, denn genau wie Du es beschrieben hast friedrich: Gefahr des Ausschaltens auf halbem Weg … aber irgendwie lief es immer wieder und wuchs und mich unterwarter quasi zu fesseln vermochte, ohne mich zu fesseln – fast heimlich, mit unerwarteter Hartnäckigkeit.

    Verspäteter Dank von mir an Euch beide!

    Habe in das ein oder andere mal reingehört. Fremdartig, spannend, nicht immer einfach. Brauche wohl noch etwas Zeit dafür und kann auch nicht sagen, wie die Sache mit Sylvie Courvoisier und mir ausgeht. Habe den Eindruck, dass SC in einem anderen Raum-Zeit-Kontinuum existiert als ich. Auf Chimaera sind die kürzesten Stücke über 8 Minuten lang und das längste über 20 Minuten. Entsprechend lange Spannungsbögen, die die nötige Aufmerksamkeit erfordern.

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    „Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)
    #12456057  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 68,342

    „Chimaera“ ist sehr atmosphärisch, geht für mich als Hörerfahrung etwas in Richtung „Panthalassa“, Ambient-Jazz oder so, karg und sparsam, aber irgendwie auch total reich … müsste an sich was für Dich sein @friedrich, denke ich. Das Trio ist kleinteiliger, viel dichtes Zusammenspiel, sehr lebendig, finde ich.

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #12481955  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 5,160

    Bevor ich mich in den Urlaub verabschiede, komme ich noch mal auf diese verspätete Entdeckung aus dem Jahr 2024 zurück. Das Album habe ich nach dem Auftritt von Ronin im A-Trane erworben. Seither läuft es immer wieder.

    Nik Bärtsch’s Ronin – Spiи (2024)

    Es scheint mir fast einfacher zu beschreiben, was diese Musik nicht ist, als zu beschreiben, was sie ist. Es ist eigentlich kein Jazz, obwohl die Instrumentierung mit Alt-Sax + Bassklarinette, Piano, Bass und drums offenbar von da kommt. Es gibt kaum Soli, obwohl es auch improvisatorische Anteile gibt. Es gibt keine Songstrukturen oder gar AABA Strukturen, es gibt kaum Melodien. Was gibt es dann? Repetitive Patterns, verschachtelte Rhythmen, hypnotische grooves, große Spannungsbögen, dramatische Höhepunkte und Wendungen.

    Manchmal scheinen hier verschiedene Rhythmen oder Metren gegeneinander zu laufen, so dass das ganze droht, zusammen zu brechen oder auseinander zu knallen, bis sich die innere Spannung scheinbar wundersam auflöst. Es gibt Passagen in diesen 5, nur in einem Fall unter 10-minütigen Stücken, die sich ziehen und dem Hörer Geduld abverlangen, aber dann auf einen Höhepunkt hinauslaufen, der die Durststrecke dramaturgisch sinnvoll und sogar schön erscheinen lässt. Es dauert etwas, bis der Knoten platzt, das Ereignis ist dann aber umso aufregender. Und beim nächsten mal weiß man schon – da kommt was auf einen zu! Eigentlich gilt das über die gesamte Laufzeit von Spiи. Jedenfalls stellt sich bei mir nach der knappen Stunde Laufzeit ein schönes Gefühl der Befriedigung ein.

    Spannung und Entspannung, sowohl im Inneren, zwischen den Instrumenten, zwischen den Rhythmen als auch in der Zeit, Drehungen und Wendungen (daher auch der Titel Spiи) sind hier die Themen.

    Ronin hat jahrelang auf ECM veröffentlicht. Das auf Nik Bärtschs eigenem Label veröffentlichte Spiи ist aber offen gesagt das erste Album von ihnen, das ich gehört habe. Ich hatte inzwischen auch ein paar ältere Alben gehört und angeschafft, die ich auch alle gut finde. Bei Spiи fällt jedoch auf, dass die Musik ein gutes Stück knackiger geworden ist, was zum einen an der Produktion liegt, die nicht den typischen ECM-Weichzeichner einsetzt. Hier und da gibt es sogar ein paar elektronische Effekte. Zum anderen betont Nik Bärtsch, dass der neue Bassist Jeremias Keller aus dem Rock kommt und damit mehr Druck in die Musik bringt. Vielleicht haben die Trennung von ECM und der personelle Erneuerung Ronin gut getan.

    Ich habe Nik Bärtsch’s Ronin mit gut 20-jähriger Verspätung entdeckt. Aber besser spät als nie. Allein wenn ich daran denke, wieviele Musiker ich erst entdeckt habe, als sie schon tot waren. ;-) In meinen Ohren klingt das jedenfalls frisch und aufregend.

    Edit: @ediski hatte dieses Album auch sehr lobend erwähnt. Volle *****, und da möchte ich auch nicht widersprechen. Den stuppse ich hiermit einfach mal an.

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    „Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)
    #12488247  | PERMALINK

    ediski

    Registriert seit: 31.12.2016

    Beiträge: 6,978

    @friedrich: vielen Dank für diese treffende Besprechung des Albums. Für mich war die intensive Beschäftigung mit diesem und anderen Alben von Nik Bärtsch ein Highlight des vergangenen Jahres. Dass die Musik seiner Band Ronin auf „Spin“ „knackiger“ geworden sei, ist mir auch aufgefallen. Hast du auch die EP „Moondays“ vom Januar letzten Jahres gehört?

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    #12488289  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 5,160

    @ediskifriedrich: vielen Dank für diese treffende Besprechung des Albums. Für mich war die intensive Beschäftigung mit diesem und anderen Alben von Nik Bärtsch ein Highlight des vergangenen Jahres. Dass die Musik seiner Band Ronin auf „Spin“ „knackiger“ geworden sei, ist mir auch aufgefallen. Hast du auch die EP „Moondays“ vom Januar letzten Jahres gehört?

    Moondays kenne ich noch nicht. Danke für den Hinweis!

    Ich beschäftige mich tatsächlich auch mit dieser Musik. Oder sie beschäftigt mich. Kennst Du diese sechs 15-20 Minuten langen filmischen Essays („Episodes 1-6“) über Ronin? Da geht es um Identity, Legacy, Community, Philophony (sic!) und anderes. Schöne Einblicke in die Gedanken- und Klangwelt von Ronin. Muss man nicht verstehen, um die Musik zu mögen aber es eröffnet noch mal andere und neue Perspektiven. Ich fand’s sehr geistreich.

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    „Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)
    #12489473  | PERMALINK

    ediski

    Registriert seit: 31.12.2016

    Beiträge: 6,978

    @friedrich: ja, die Reihe habe ich gesehen. Imponierend fand ich u. a. die Erläuterungen über die mathematische Grundlagen der Rhythmen von Ronin’s Musik. Empfehlenswert!

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    #12489531  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 5,160

    @ediskifriedrich: ja, die Reihe habe ich gesehen. Imponierend fand ich u. a. die Erläuterungen über die mathematische Grundlagen der Rhythmen von Ronin’s Musik. Empfehlenswert!

    Ja, das ganze philophonische (!) Geflecht und die Einflüsse (Reich, Feldman, Tristano, Ran Blake und andere werden genannt, irgendwo huschen auch mal James Brown und Monk durchs Bild), sind faszinierend. Aber das beste ist: Man kann das alles kennen und verstehen und es lässt einen die Musik auf diesen Ebenen besser verstehen. Man muss es aber nicht verstehen und die Musik fühlt sich auch dann schön und spannend an. Am Ende geht es sowieso ums Gefühl und die Theorie ist nur eine Hilfskonstruktion. Angenehm finde ich die kommunikative und humorvolle Art von Nik Bärtsch.

    Episode 6 habe ich noch nicht gesehen.

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    „Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)
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