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AutorBeiträge
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archie shepp, enjoy jazz, foto: frank schindelbeck
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verkapseltes & eingekochtes
ich hab’s woanders schon geschrieben: mich haben vor allem solo-aufnahmen begeistert, den bezug zum jahr 2 der pandemie muss man nicht lange suchen, es war aber fast so, als würden diese (sehr) verschiedenen soli miteinander kommunizieren, über verschiedene kacheln hinweg: jason moran, alice coltrane (1981), marc johnson, jd allen, abdullah ibrahim, tommy flanagan (2020), jeff parker, bheki mseleku (2003), masabumi kikuchi (2013).
zwei andere aufnahmen, die mir wichtig waren, kann man auch vor diesem hintergrund lesen: wie schön es sein kann, wenn verschiedene schichten zu etwas außerordentlichem zusammenkommen (sanders, floating points & lso; shepp & moran).
von den ausgesprochen kollaborativ improvisierten alben sind nur drei hängen geblieben: steve coleman’s five elements, im village vanguard, teil 2, mit schwierig zu integrierenden vokalbeiträgen; und das frei agierende borderlands trio, das für mich leider nicht immer die spannung halten kann; irreversible entanglements, ein bisschen more of the same, aber ich wüsste auch nicht, wohin sich das entwickeln könnte.
vieles andere habe ich nur (wohlwollend) je einmal gehört, es hat sich spontan nicht bei mir verhakt: wadada leo smith (a love sonnet for billie holiday), maria grand (reciprocity), anna webber (idiom), j.b.lewis (jesup wagon), andrew cyrille (the news), thumbscrew (never is enough), dave holland (another land), graham haynes & submerged (echolocation), william parker (mayan space station & painters winter).
das neue vijay iyer trio fand ich erwartbar gut, ist mir nah, dennoch fehlt mir im interplay etwas. kleine überrasschung war das letzte album von dr. lonnie smith, mit beiträgen von iggy pop, da bin ich doch öfter dran kleben geblieben.
eine kleine entdeckung vielleicht, jedenfalls wenn man das potenzial hört und auf die zukunft spekuliert: xhosa coles debütalbum KNOW THEM (K)NOW US.
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alben-umfragen. lücken schließen. bei coltrane: die aufnahmen mit wilbur harden. bei blue note: sonny red, duke pearson, ike quebec, jeremy steig. bei ecm: charles lloyd, art ensemble of chicago, bobo stenson.
eigene recherchen. shepp, ende 60er bis heute (fast). schön, dass @soulpope ein bisschen miterinnert hat. beeindruckender weg, zwischen aufschrei und vorlesung, fire music und launingem conferencierismus. sanders in den 90ern: eher erinnerungen überprüfen. standards / real book / great american songbook: jarretts standards trio, über frank loesser etwas weiter hinein gelauscht, alec wilders genese des us-amerikanischen popsongs nachvollzogen, keine ahnung, wohin das führt. die kontexte sind hier eher nicht besprechbar, scheint mir. nebenfiguren vielleicht: curtis lewis, alec wilder selbst.
ideen für 2022: james ‚blood‘ ulmer (jeder einzelne ton), coleman hawkins (da gibt es gute vorarbeit hier), marian mcpartland, newark gothic (shorter, shorter, moncur, davis jr. & satelliten).
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vermisst: chick corea, bobby few, barry harris, junior mance, freddie redd, burton greene, lonnie smith, norman simmons. slide hampton & curtis fuller. mario pavone, george mraz, rick laird, peter ind, juini booth. milford graves, buddy deppenschmidt, ralph peterson jr.. pat martino. sonny simmons. pee wee ellis. chris barber. chico o’farrill. und: greg tate, george wein, stephen sondheim (jazz-hasser).
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WerbungSehr schön, vielen Dank!
Zu den vermissten noch Howard Johnson, Melvin Van Peebles, Barney Rachabane, Bobby Few, Jemeel Moondoc, Mark Whitecage, Dave Frishberg, Hartmut Geerken, Ronnell Bright, Paul Jackson, George Ōtsuka, Jonas Gwangwa, Sibongile Khumalo, Malcolm Griffiths, Isla Eckinger, Hans Kennel. Dann auch noch ein paar von deren Ableben ich gerade erst in der einschlägigen Wiki-Liste lese: Franco Cerri, Lloyd McNeil, Ruth Cameron (die Witwe von Charlie Haden).
Und ja, Phil Schaap natürlich auch noch – bei aller Kritik, er war in Sachen Wiederentdeckung von klassischen Jazz-Aufnahmen der Vierziger, Fünfziger etc. schon sehr wichtig. Bob Koester, Bob Porter, Christian Broecking.
Bei den Grenzgängern Frederic Rzewski, Alvin Lucier, Jon Hassell und David Darling.Coleman Hawkins wollte ich auch längst auch mal chronologisch durchhören (hab ja mal angefangen…) – aber ich glaub dahin treibt es mich nicht so bald wieder … bei Ulmer schliesse ich mich gerne im begrenzten Rahmen meiner Bestände ein wenig an.
Und mehr Worte von mir wie gesagt gerne etwas später, zum Anfang des neuen Jahre wohl dann.
(PS: bei Kikuchi ist 2013 korrekt)
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbabobby few steht da, aber wie konnte ich moondoc, johnson, whitecage, broecking, geerken und darling vergessen?
und danke wegen kikuchi, im netz steht überall 2015, aber das ist das todesjahr.
und wie schön, gemeinsames ulmer-hören…
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vorgartenbobby few steht da, aber wie konnte ich moondoc, johnson, whitecage, broecking, geerken und darling vergessen?
und danke wegen kikuchi, im netz steht überall 2015, aber das ist das todesjahr.Hatte die Kikuchi-CD grad im Player („Recorded December 2013 / Klavierhaus, New York City“)
Und sorry wegen Few, übersehen! Ansonsten kommt mir das Jahr mit dieser Liste – und überhaupt – wahnsinnig lang vor.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbagypsy-tail-wind Ansonsten kommt mir das Jahr mit dieser Liste – und überhaupt – wahnsinnig lang vor.
ja… ich versuche dann immer an die betagten held*innen zu denken, die noch unter uns sind, das beruhigt, es sind nicht wenige. krass finde ich vor allem so ein name darunter wie ralph peterson, weil er zu denen gehört, deren aktivste phase mit dem beginn meines jazzhörens zusammenfällt. oder broecking, den ich mal kennengelernt habe. und von bob koester habe ich mal eine platte gekauft, in seinem jazz record mart, ich glaube es war das trio sato/warren/favre auf enja, und er war genauso unfreundlich zu mir, wie er es wohl zu jedem war…
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JAZZ in 2021
Alben des JahresNeben einigen wirklich guten Alben in diesem Jahr, war vor allem Promises das Album, das mich am meisten in diesem Jahr begeistert hat und sich auch deutlich von allen anderen Alben in diesem Jahr abgesetzt hat. Kein Album habe ich intensiver und häufiger gehört, lange hat mich kein Album so sehr gefesselt wie dieses – umso mehr freut es mich, dass es zu einem genreübergreifenden Konsensalbum unter Kritikern und Fans geworden ist. Manches ist noch auf dem Weg, mit Wadada Leo Smith möchte ich mich unbedingt noch intensiver beschäftigen, da sind aber noch ein paar Lücken zu schließen.
1. FLOATING POINTS, PHAROAH SANDERS & THE LONDON SYMPHONY ORCHESTRA – Promises
2. JAMES BRANDON LEWIS QUARTET – Code Of Being
3. AYUMI TANAKA TRIO – Subaqueous Silence
4. MARC JOHNSON – Overpass
5. VIJAY IYER TRIO – Uneasy
6. NATURAL INFORMATION SOCIETY with EVAN PARKER – Descension (Out of Our Constrictions)
7. ARCHIE SHEPP & JASON MORAN – Let My People Go
8. IRREVERSIBLE ENTANGLEMENTS – Open The Gates
9. WADADA LEO SMITH with MILFORD GRAVES and BILL LASWELL – Sacred Ceremonies
10. MASABUMI KIKUCHI – Hanamichi: The Final Studio Recording
11. JAMES BRANDON LEWIS/RED LILY QUINTET – Jesup Wagon
12. THOMAS STRØNEN, MARTHE LEA, AYUMI TANAKA – Bayou
13. MICHAEL MANTLER – Coda: Orchestra Suites
14. WADADA LEO SMITH, JACK DEJOHNETTE & VIJAY IYER – A Love Sonnet For Billie Holiday
15. KOMA SAXO – Live
16. JOE LOVANO, MARILYN CRISPELL & CARMEN CASTALDI – Garden Of Expression
17. SONS OF KEMET – Black To The Future
18. BROKEN SHADOWS – Broken Shadows
19. FIRE! – Defeat
20. ALEXANDER HAWKINS – Togetherness MusicNeu-/Wederentdeckungen
Neben den vielen Wiederentdeckungen, Anregungen, Auffrischungen, Seitenpfaden und Lektürebegleitungen hat mich in diesem Jahr besonders die ECM-Umfrage enorm begeistert, was dazu geführt hat, dass ich weit über 100 ECM Alben gekauft habe, die meisten davon zum ersten Mal.
Im Zuge dieser ECM-Umfrage habe ich mich in diesem Jahr vor allem intensiver mit Pat Metheny, Charles Lloyd, Charlie Haden, Bobo Stenson, Marilyn Crispell, Steve Kuhn und Vijay Iyer beschäftigt, von Iyer auch mit der Vor-ECM-Phase. Davor gab es noch größere Blue Note und Hancock-Blöcke, die mir sehr viel Freude gemacht haben. Ein genreübergreifender Block war für mich meine Bill Laswell-Rückschau mit kleinem Pharoah Sanders Schwerpunkt.
Die Blue Note-Umfrage war für mich nicht ganz so intensiv, was Neuentdeckungen betrifft. Dennoch hat mir die Umfrage eine Menge Spaß gemacht und durchaus bleibende Anregungen geliefert. Die Avantgarde auf Blue Note bleibt mir persönlich deutlich näher als die „Tradition“, auch wenn diese ebenfalls ein paar Lieblingsalben für mich bietet.
Ausblick 2022
Ich freue mich auf viele neue und alte Anregungen durch das Forum, auf Erweiterungen meines Horizontes und hoffentlich wieder auf Konzerte.--
Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...Sorry, ich habe mit Jazz nichts am Hut. Aber könnte jemand den Threadtitel berichtigen. Wenn ich ihn lese, bekomme ich schmerzhafte Augen. Danke!
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dengelSorry, ich habe mit Jazz nichts am Hut. Aber könnte jemand den Threadtitel berichtigen. Wenn ich ihn lese, bekomme ich schmerzhafte Augen. Danke!
verstehe ich
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@vorgarten: Was verstehst du unter Newark Gothic? Mir ist das bisher nicht geläufig, die Genannten würden mich allerdings sehr reizen. Würdest du sowas wie Moncurs Hipnosis darunter verstehen? Eine meiner allerliebsten Shepp Momente auf A Sea Of Faces.
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Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...@atom
das ist mein eigener begriff für etwas, das mich schon seit längerem interessiert. die shorter-brüder, grachan moncur und walter davis jr. sind ja zusammen in newark aufgewachsen, waren in eher langweiligen bands (jackie bland, nat phipps) und haben sich dann ein distinktions-hipster-ding erarbeitet aus quellen, die vor allem mit sci-fi- und horrorfilmen zu tun hatten, die sie sich nacherzählten und daraus mehr oder weniger (laut ihren verständnislosen schul- und musikerkollegen) eine geheimsprache entwickelten. mich hat interessiert, wie das mit dem musikalischen surrealismus mancher kompositionen zusammenhängt, der sich ja auch an den titeln („dance cadavreous“, „mephistopheles“, „frankenstein“ etc.) ablesen lässt, sich aber vor allem in diesen seltsam schillernden gebilden manifestiert, die moncur für das jackie-mclean-quintet und shorter für seine eigenen alben entwickelt haben. und alan shorter ist ja völlig in diesem geheimnisvollen, schrägen ansatz aufgegangen.und weil moncur eben auch mit mclean und shepp zusammengarbeitet hat, alan shorter mit marion brown (und in paris auch mit shepp) hat diese art geheimsprache auch kreise gezogen, mit dem revolutionären underground der späten 60er was zu tun, paris um 1970 war auch ein kulminationspunkt, wo vieles zusammenlief, und stilistisch haben das auch leute aufgegriffen, dave burrell z.b. walter davis jr. kenne ich am wenigsten von den leuten, der hat ja auch nicht viel komponiert, trotzdem gibt es da auch himmelskörper („uranus“, „scorpio rising“), filmische bilder („bronze dance“) usw.
wichtige aufnahmen sind da für mich: THE ALL-SEEING EYE, MARION BROWN QUARTET, JUBA-LEE, ORGASM, CORAL ROCK, EVOLUTION, NEW AFRICA, HIPNOSIS, A SEA OF FACES, aber das zieht auch weitere kreise, das new york art quartet, der loft von marzette watts, gil evans‘ PARABOLA-album, beaver harris‘ 360° music experience, bis hin zu amina claudine myers soloalbum über kompositionen von marion brown…
die frage ist ein bisschen, ob das nur eine konstruktion von mir ist. oder ob da tatsächlich eine art alternatives songbook entstanden ist oder eine stilistische kategorie eines surrealistischen jazzansatzes, der von dingen erzählt, die unter den oberflächen von bebop und hardbop lagen oder liegen… in diesem tollen text über alan shorter wird z.b. weirdness/nichkonformität als etwas konstruiert, was die bebop-rebellion mit dem freejazz verbindet.
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Danke, das klingt sehr faszinierend. Die außergewöhnlichen Songtitel sind mir immer schon aufgefallen, ich habe das aber nie vertieft. Bisher hatte ich nur die Shorter-Brüder mit Newark in Verbindung gebracht und Moncur und Davis Jr. immer mit der großen Nachbarstadt assoziiert. Die genannten Alben schätze ich sehr, wobei mir Shorters Orgasm und Shepps Coral Rock leider immer noch fehlen. Da ich meine Shepp und Brown-Lücken nächstes Jahr schließen wollte, passt das ganz gut.
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Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...atomwobei mir Shorters Orgasm und Shepps Coral Rock leider immer noch fehlen. Da ich meine Shepp und Brown-Lücken nächstes Jahr schließen wollte, passt das ganz gut.
beides total faszinierende alben. und wenn du auch in dieser ecke lücken schließt, gibt es ja 2022 viel auszutauschen!
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Vielleicht hat jemand von euch Lust und Zeit, morgen ab 21:30 meine eineinhalbstündige Auswahl aus Neuheiten von 2021 anzuhören:
https://www.radiostonefm.de/naechste-sendungen/7148-211230-ggj-126--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbagypsy-tail-wind Vielleicht hat jemand von euch Lust und Zeit, morgen ab 21:30 meine eineinhalbstündige Auswahl aus Neuheiten von 2021 anzuhören: https://www.radiostonefm.de/naechste-sendungen/7148-211230-ggj-126
Ich bin gerne dabei!
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Schlagwörter: 2021, Jahresrückblick, Jazz
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