Jacques Brel

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  • #1140873  | PERMALINK

    go1
    Gang of One

    Registriert seit: 03.11.2004

    Beiträge: 5,625

    Ah Um
    Zur Eleganz:
    Nunja, ich habe den Begriff ohne größere Überlegungen zur Semantik verwendet. Ich bin mir nicht so sicher, ob Eleganz wirklich immer mit Zurückhaltung einhergehen muss, ob nicht auch das Barocke oder Expressive „elegant“ sein können.

    Nach meinem Sprachgefühl kann das nicht sein, das sind Gegensätze.

    Schön, mal wieder etwas von Dir zu lesen, Ah Um! (Zu Brel kann ich leider nichts sagen, ich kenne bisher kaum etwas.)

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    #1140875  | PERMALINK

    reino

    Registriert seit: 20.06.2008

    Beiträge: 5,699

    Ich denke, wie auch Georg Kreisler, singt Brel vorwiegend Rollenlieder, nur daß er in der Darstellung viel schauspielerischer und gar nicht zurückhaltend ist. Was möglicherweise auch erklärt, das manche das komisch finden (Adele Sandrock gilt ja heute auch als Komikerin, die eingesetzten Mittel sind aber die gleichen wie in ihrer großen Zeit als Tragödin auf dem Theater).

    Nachtrag zu Posting 72

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    #1140877  | PERMALINK

    ah-um

    Registriert seit: 24.02.2006

    Beiträge: 1,398

    Go1Nach meinem Sprachgefühl kann das nicht sein, das sind Gegensätze.

    Schön, mal wieder etwas von Dir zu lesen, Ah Um!

    Danke, ganz meinerseits! Es ist mir immer wieder ein Vergnügen, Tina Weymouth zu sehen.
    Es führt natürlich etwas vom Thema weg, über den Begriff „Eleganz“ nachzusinnen. Nur soviel: Ich denke schon, dass auch der große, mutige, schwungvolle Strich und die ausladende, extravagante Geste sehr wohl elegant sein können, nicht bloß das Understatement. Nur das allzu Kleinteilige, Frickelige dürfte kaum je elegant sein. Ich hätte auch kein Problem damit, einem extrovertierten Performer wie z.B. Jimi Hendrix große Eleganz zu bescheinigen.

    ReinoIch denke, wie auch Georg Kreisler, singt Brel vorwiegend Rollenlieder, nur daß er in der Darstellung viel schauspielerischer und gar nicht zurückhaltend ist. Was möglicherweise auch erklärt, das manche das komisch finden (Adele Sandrock gilt ja heute auch als Komikerin, die eingesetzten Mittel sind aber die gleichen wie in ihrer großen Zeit als Tragödin auf dem Theater).

    Ich denke auch, dass Brel ganz vorwiegend Rollen spielt. Die entscheidende Frage ist jedoch, on er dadurch eine Identifikation des Zuhörers erreichen will oder ob er nur vorführt, ob eine Distanz spürbar bleiben soll. Zur letzteren Kategorie würde ich etwa Randy Newman zählen, i.d.R. auch Costello. Brel gehört wohl eher zur ersteren. (Zu Georg Kreisler kann ich nichts sagen.)

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    There is a crack in everything; that's how the light gets in. (Leonard Cohen)
    #1140879  | PERMALINK

    nes

    Registriert seit: 14.09.2004

    Beiträge: 61,725

    Ah Um
    Ich denke auch, dass Brel ganz vorwiegend Rollen spielt.

    Dann wüde ich Parallelen zu Hermann van Veen ziehen wollen.

    --

    #1140881  | PERMALINK

    reino

    Registriert seit: 20.06.2008

    Beiträge: 5,699

    Ah Um
    Ich denke auch, dass Brel ganz vorwiegend Rollen spielt. Die entscheidende Frage ist jedoch, on er dadurch eine Identifikation des Zuhörers erreichen will oder ob er nur vorführt, ob eine Distanz spürbar bleiben soll.

    Wenn er (ausschließlich) Identifikation erreichen wollte, würde er doch wohl andere Texte schreiben. Er wollte aber möglicherweise mit „Ne me quitte pas“ mehr Empathie erreichen, als ihm das heute, da auch die Geschlechterrollen ganz anders definiert sind, gelingen kann. Der verlassene Liebhaber ist jämmerlich, aber eben auch (übertrieben) romantisch. Das war 1959 sicher liebenswerter als es heute wahrgenommen wird.

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    #1140883  | PERMALINK

    carrot-flower
    Moderator

    Registriert seit: 26.09.2007

    Beiträge: 3,122

    ReinoWenn er (ausschließlich) Der verlassene Liebhaber ist jämmerlich, aber eben auch (übertrieben) romantisch. Das war 1959 sicher liebenswerter als es heute wahrgenommen wird.

    Meinst du, weil damals Liebe in der Kunst noch als Sache verhandelt wurde, an der man auch zugrunde gehen „durfte“? Und wenn ja: War das nicht trotzdem eher „Frauensache“?

    --

    the pulse of the snow was the pulse of diamonds and you wear it in your hair like a constellation
    #1140885  | PERMALINK

    reino

    Registriert seit: 20.06.2008

    Beiträge: 5,699

    Weil damals Pathos (auch falsches Pathos) normaler und akzeptierter war als heute.
    Weil die Rezeption des Liedes sicher nicht so differenziert war wie deine Analyse.
    Weil heulende Männer Exotenstatus genossen.
    Es gibt viele Gründe.
    Und natürlich berührt Brels inbrünstiges Flehen trotz aller Überzogenheit.

    --

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    #1140887  | PERMALINK

    just-me

    Registriert seit: 06.11.2007

    Beiträge: 1,074

    Carrot FlowerMeinst du, weil damals Liebe in der Kunst noch als Sache verhandelt wurde, an der man auch zugrunde gehen „durfte“? Und wenn ja: War das nicht trotzdem eher „Frauensache“?

    hmm?

    non ! Rien de rien …
    non ! Je ne regrette rien …
    ni le bien, qu’on m’a fait – ni le mal — – tout ça m’est bien égal !

    ;-)

    --

    #1140889  | PERMALINK

    just-me

    Registriert seit: 06.11.2007

    Beiträge: 1,074

    ReinoWeil damals Pathos (auch falsches Pathos) normaler und akzeptierter war als heute.
    Weil die Rezeption des Liedes sicher nicht so differenziert war wie deine Analyse.
    Weil heulende Männer Exotenstatus genossen.
    Es gibt viele Gründe.
    Und natürlich berührt Brels inbrünstiges Flehen trotz aller Überzogenheit.

    nochmal ein kurzes O.T.; aber relevant:
    wer bitte, hatte geschrieben und schreibt und kräht heute noch die schwülstigsten songs über Liebe und unerreichbare Liebe ? Dass es nur so tropft ?

    Frauen ?

    --

    #1140891  | PERMALINK

    reino

    Registriert seit: 20.06.2008

    Beiträge: 5,699

    Sicher keine Chansonniers (Chanteurs, Compositeurs, Interprètes). Gibts ja kaum noch. Aber ich weiß ja nicht, was du so hörst …

    --

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    #1140893  | PERMALINK

    carrot-flower
    Moderator

    Registriert seit: 26.09.2007

    Beiträge: 3,122

    ReinoWeil damals Pathos (auch falsches Pathos) normaler und akzeptierter war als heute.

    Ok (wobei ich nicht weiß, ob wir denselben Begriff von Pathos haben). Vielleicht kann man einschränken: In dem, was dennoch als kunstvoll und ernstzunehmend galt? Denn normal ist falsches Pathos heute allemal, nimm z.B. fast alles, was sich in den Charts tummelt, da werden unter größtmöglicher Stimmbanddehnung tausend Tode gestorben, und die Leute kaufen es und finden es offenbar herrlich dramatisch. Allerdings empfinde ich diese Musik meist als zynisch, auf ein weitaus widerlichere Art künstlich als alles, was Brel hätte tun können.

    Vielleicht eine Frage fürs Philosophicum: Wie künstlich muss es sein, damit wir es glauben? Um mal das Wort Authentizität zu umschiffen.

    --

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    #1140895  | PERMALINK

    vega4

    Registriert seit: 29.01.2003

    Beiträge: 8,667

    „jämmerlich?“ – Man sollte auch das damalige Gesellschaftsbild einmal genauer betrachten. Zu dieser Zeit war ein Mann der Gefühle zeigt, in der Männerwelt sowas von out. Also war es durchaus ein Risiko diesen Weg zu gehen. Um so erstaunlicher, dass er sehr wohl auch viele männliche Fans hatte.

    Warum? Weil meiner Meinung sich einige Leute was vormachen: „So jämmerlich“, „Das Leben geht doch weiter“ usw. Aber wird man selber verlassen, sieht die Sachlage schon ganz anders aus. Dann ist das Selbstmitleid das bestimmente Gefühl: „Natürlich habe ich Fehler, aber…“, „Warum?“ danach „So super ist sie auch wieder nicht, also..“ usw.

    Es gibt sicher auch Trennungen, die diese Reaktionen nicht wecken, aber einmal Hand aufs Herz, sind dass nicht die Partnerschaften, die sowieso keine Zukunft hatten? Darum erreicht Brel sehr viele Menschen die ähnlich gefühlt haben.

    Vielleicht ist sogar die schmerzhafte Erinnerung ein Grund der Ablehnung einiger hier? Man ist oft weit weniger souverän als man sein möchte…

    Würde mich z.B. meine Frau verlassen (meine ganz große Liebe), wäre ich sicher noch erbärmlicher als die Brel-Figur!

    Außerdem höre ich auch einige Selbstironie heraus. Er ist sich sehr wohl bewußt wie sinnlos dieses Flehen doch ist, aber er kann einfach nicht anders. Er muss halt noch nach dem letzten Strohhalm greifen. Fast schon wie eine griechische Tragödie… ;-)

    --

    Der Teufel ist ein Optimist, wenn er glaubt, dass er die Menschen schlechter machen kann. "Fackel" - Karl Kraus
    #1140897  | PERMALINK

    beetlejuice

    Registriert seit: 15.01.2008

    Beiträge: 7,606

    Vega4“jämmerlich?“ – Man sollte auch das damalige Gesellschaftsbild einmal genauer betrachten. Zu dieser Zeit war ein Mann der Gefühle zeigt, in der Männerwelt sowas von out. Also war es durchaus ein Risiko diesen Weg zu gehen. Um so erstaunlicher, dass er sehr wohl auch viele männliche Fans hatte.

    Ich finde sehr wichtig, was Du hier geschrieben hast, man muß den Zeitzusammenhang sehen. Das Männerbild damals und heute kann man gar nicht vergleichen, da liegen mind. 40 jahre Entwicklung zwischen. Es gibt auch bestimmt nationale Tendenzen (das amerikanisches Männerbild der 50er / 60er war sicherlich markiger als das zur selben Zeit in Europa im französisch-sprachigen Raum, man denke da nur an die Filme, die zeitgeleich produziert wurden mit Gérard Philippe u.a. ).

    --

    [/SIZE][/FONT]A Supposedly Fun Thing I'll Never Do Again.[/B]
    #1140899  | PERMALINK

    just-me

    Registriert seit: 06.11.2007

    Beiträge: 1,074

    ReinoSicher keine Chansonniers (Chanteurs, Compositeurs, Interprètes). Gibts ja kaum noch. Aber ich weiß ja nicht, was du so hörst …

    ich vermute du hast den Vergleich/ oder den franz. Lyric nicht verstanden
    da ja schon ein user ein kompletten, verfehlten Vergleich anbrachte
    mit einem clip, den niemand interessiert, darf ich zurückkommen zu Chanteurs oder wie auch immer du das meintest ?
    Und dem was ich meinte?

    http://www.myvideo.de/watch/185255/Edith_Piaf_Non_Je_Ne_Regrette_Rien

    Édith Giovanna Gassion – war weder hübsch/eine Schauspielerin noch sonstwas
    aber sie war intensiv!
    Eben wie Brel, sehr intensiv
    heute würde möglicherweise keinen mehr so ein Geklimper auf irgend einem Harmonium interessieren
    aber sie waren eben damals da, auch Brel – mit seiner Performance

    insofern kann man, wenn man will, HEUTE, in jeder Suppe ein Haar finden
    ou?

    Ich finde übrigens auch ein „Haar in der Suppe“ :
    David Bowie veränderte den Text etwas bei „my death“ und die oben gepostete version ist nicht gerade die allerbeste, denn Bowie war damals nicht Bowie sondern „Ziggy“ und er sang es als „Ziggy“
    in seinem „Spiel“ – in seiner Performance, nie wieder aufzutreten:
    „be quiet!“ ! Sagte er…

    --

    #1140901  | PERMALINK

    just-me

    Registriert seit: 06.11.2007

    Beiträge: 1,074

    Vega4

    …. Fast schon wie eine griechische Tragödie… ;-)

    welche denn? Wenn du das schon als Vergleich anbietest?
    Die Odyssee?
    Es ist keine Geschichte einer „Heimkehr“ Wie sollten die Griechen, die wissen, dass man nicht zweimal in denselben Fluß steigt, auch an Heimkehr glauben?
    Odysseus kehrt nicht zurück, um zu bleiben, sondern um erneut aufzubrechen.
    Die Odyssee ist die Geschichte einer Bewegung, zugleich zielgerichtet und ziellos, erfolgreich und vergeblich.

    ( Gscheidl- O.T. )

    --

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