Jacques Brel

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  • #1140843  | PERMALINK

    loplop

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 1,949

    Carrot Flower – wunderbarer Beitrag. Das Lied ist ganz große Songkunst, ziehe es in seiner Interpretation allen anderen mir bekannten Versionen vor. Meistens sind die englischen oder deutschen Versionen eher eine „light“- Verarbeitung. Brel zu hören ist manchmal nicht ganz so „einfach“, er kann einen umhauen mit seiner emotionalen Wucht. Er gehört nicht nur zu den allerbesten Songwritern, sonder auch zu den interessantesten Sängern-empfehle seine „Olympia“-Alben.

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    #1140845  | PERMALINK

    vega4

    Registriert seit: 29.01.2003

    Beiträge: 8,667

    Carrot FlowerVielen Dank, Vega! Würde ich auf jede Anfrage so ausführlich antworten, wäre auch ich ein glücklicher, aber arbeitsloser Mensch :lol:
    Ich bin gespannt auf deine Ergänzungen und Widerworte!

    Und: Feier heute schön!

    Qualität benötigt halt eine gewisse Zeit…

    P.s.: Feiern werde ich erst morgen. Heute habe ich beruflich noch einiges zu vollbringen. Am Abend werde ich dann mit den Kindern ein wenig spielen und die Nacht halt mit meiner Frau (also doch ein sehr schöner Tag ;-) )…

    --

    Der Teufel ist ein Optimist, wenn er glaubt, dass er die Menschen schlechter machen kann. "Fackel" - Karl Kraus
    #1140847  | PERMALINK

    carrot-flower
    Moderator

    Registriert seit: 26.09.2007

    Beiträge: 3,122

    Vega4Am Abend werde ich dann mit den Kindern ein wenig spielen und die Nacht halt mit meiner Frau (also doch ein sehr schöner Tag ;-) )…

    Du Schalingel.

    --

    the pulse of the snow was the pulse of diamonds and you wear it in your hair like a constellation
    #1140849  | PERMALINK

    ah-um

    Registriert seit: 24.02.2006

    Beiträge: 1,398

    Zur englischen Version:
    Nein, ich würde sie keineswegs vorziehen. Sie lässt den Stachel und das Gift des Originals vermissen, neigt stattdessen zu wohliger Melancholie. Das zeigt sich schon am Titel: Aus einem ganz konkreten Imperativ, einer flehentlichen Bitte („Verlass mich nicht!“) wird ein offener und dadurch fast watteweicher Konditionalsatz („Falls du fortgehst…“). Die Interpretation tut natürlich ein Übriges. Alles eine ganze Ecke netter, unverbindlicher, gefahrloser, wie hinter Milchglas und dadurch auch für den hochgeschätzten Kuschel-Rossi goutierbar.

    Zur Eleganz:
    Nunja, ich habe den Begriff ohne größere Überlegungen zur Semantik verwendet. Ich bin mir nicht so sicher, ob Eleganz wirklich immer mit Zurückhaltung einhergehen muss, ob nicht auch das Barocke oder Expressive „elegant“ sein können.
    Was ich meinte war sowas wie eine gewisse Souveränität im Einsatz der Gestaltungsmittel. Nun mag Brel ein Künstler sein, der es tatsächlich darauf anlegt, seinem Publikum gewissermaßen direkt ins Gesicht zu springen (und ja, sowas kann auch mal nerven; Seelen-Striptease wirkt schnell aufdringlich). Aber er ist bei aller Expressivität kein blindwütiger Authentizitäts-Bolzer. Die Wahl seiner Worte und Phrasierung zeugt von hoher Kunstfertigkeit und Reflexion und, ja, Eleganz.

    Zur Identifikation:
    Natürlich ist Identifikation mit dem Protagonisten/dem Lyrischen Ich keine Voraussetzung für Kunstgenuss. Aber das hängt doch stark davon ab, ob eine solche Identifikation vom Künstler angestrebt wird oder nicht. Diese Aufforderung zur Identifikation geht dabei wohl stärker von der Interpretation als vom Text selbst aus. Wir alle haben ein – mehr oder weniger ausgeprägtes und bewusstes – Gefühl dafür, ob unser Gegenüber gerade authentisch ist, oder ob wir einem Rollenspiel beiwohnen. Das Verflixte an der Kunst ist, dass sie beides so unentwirrbar miteinander vermischt. Natürlich ist alles irgendwie Pose, und gerade Brel ist ein großer Poseur. Aber es ist bei ihm keine starre oder hohle Pose, sondern eine mit Leben, mit Saft und Kraft.
    Und es ist auch eine Frage des Gesamtzusammenhangs: Bei Costello wird das Rollenspiel nicht zuletzt deshalb identifizierbar, weil man eben auch sonst das eine oder andere von ihm kennt (siehe Rossis Hinweis). Bei „Ne me quitte pas“ fällt es mir schwer zu glauben, dass Brel hier keine Identifikation anstrebt. Und wenn sich die dann nicht einstellt, läuft eben etwas schief in der Kommunikation zwischen dem Künstler und mir als Zuhörer.
    Trotzdem würde ich die enorme emotionale Wucht des Stückes als Vorteil sehen – selbst wenn sie im Einzelfall Ablehnung hervorrufen sollte. Packender als die englischen Versionen ist das Original allemal.

    --

    There is a crack in everything; that's how the light gets in. (Leonard Cohen)
    #1140851  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
    -

    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 85,323

    Was der liebe Fanal-Ah Um übersieht ist, dass sich die Dramen bei Dusty Springfield eher untergründig abspielen. Sie mag damit einer speziell britischen Tradition entsprechen, Haltung zu bewahren, so wie Brel ja durchaus unserer Vorstellung vom gefühlsüberschwenglichen Franzosen (na gut: frankophoner Belgier) entspricht. Dusty überwältigt den Zuhörer nicht mit Emotionen, was der Tiefe und Differenzierthet ihrer Interpretation nicht schadet, im Gegenteil.

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    #1140853  | PERMALINK

    ah-um

    Registriert seit: 24.02.2006

    Beiträge: 1,398

    Hey Rossi, das mit dem Fanal scheint dich ja ziemlich beeindruckt zu haben! Ich musste kurz nachdenken, worauf du da anspielst. :-)

    Um Missverständnisse zu vermeiden: Ich liebe Dusty Springfield, gerade wegen des Understatements und des Unforcierten. Aber neben der ungeschützten, nackten Selbsterniedrigung des Originals muss jedes „untergründige Drama“ verblassen. So hat alles seinen Platz.
    Ich habe ja durchaus einige Probleme mit Brels Version. Aber je länger ich darüber nachdenke, desto besser erscheint sie mir. An einem Lied, das sogar Aggressionen auszulösen vermag, muss etwas dran sein.

    Hier nochmal ein abschreckendes Beispiel einer miesen Interpretation:
    http://www.youtube.com/watch?v=PgXo-KmNiHg&feature=related

    --

    There is a crack in everything; that's how the light gets in. (Leonard Cohen)
    #1140855  | PERMALINK

    just-me

    Registriert seit: 06.11.2007

    Beiträge: 1,074

    und was soll das für einen Sinn haben irgendeine Mistversion hier anzubringen?
    Nervt doch eh schon genug dass tube als riesiger Fernsehplayer die threads zumüllt

    --

    #1140857  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
    -

    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 85,323

    Ah UmHey Rossi, das mit dem Fanal scheint dich ja ziemlich beeindruckt zu haben! Ich musste kurz nachdenken, worauf du da anspielst. :-)

    Ich musste dem „Kuschel-Rossi“ ja was entgegensetzen, da passte das so schön.:-)

    An einem Lied, das sogar Aggressionen auszulösen vermag, muss etwas dran sein.

    Das könnte man auch vom Enten-Tanz behaupten.;-) Nein, das ist schon ein großes Lied, an dem man sich abarbeiten kann, sowohl nachfolgende Sänger als auch unsereins. Man sollte aber auch nicht nur über den Text sprechen – es ist auch die melodische Substanz, derentwegen Ne Me Quitte Pas ein solcher Klassiker ist. Es ist kein Sing-A-Long, aber man vergisst die Melodie nicht mehr, vergleichbar den großen Bacharach-Songs.

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    #1140859  | PERMALINK

    carrot-flower
    Moderator

    Registriert seit: 26.09.2007

    Beiträge: 3,122

    Ah UmDas Verflixte an der Kunst ist, dass sie beides so unentwirrbar miteinander vermischt.

    Ja, aber es ist auch das Grandiose, das, weswegen man bei großen Kunstwerken und speziell bei großen Songs nie aufhören kann, darüber nachzudenken, ob und wie sie funktionieren.

    --

    the pulse of the snow was the pulse of diamonds and you wear it in your hair like a constellation
    #1140861  | PERMALINK

    beetlejuice

    Registriert seit: 15.01.2008

    Beiträge: 7,606

    Carrot FlowerJa, aber es ist auch das Grandiose, das, weswegen man bei großen Kunstwerken und speziell bei großen Songs nie aufhören kann, darüber nachzudenken, ob und wie sie funktionieren.

    Das ist es was ein großes Kunstwerk ausmacht: Dass es funktioniert, auch viele Jahre und Jahrhunderte später. Das gilt für Bauwerke, Bilder, Bücher und Musik. Und wenn man sie betrachtet (oder hört), findet man immer wieder neue Aspekte.

    --

    [/SIZE][/FONT]A Supposedly Fun Thing I'll Never Do Again.[/B]
    #1140863  | PERMALINK

    nes

    Registriert seit: 14.09.2004

    Beiträge: 61,725

    Carrot FlowerJa, aber es ist auch das Grandiose, das, weswegen man bei großen Kunstwerken und speziell bei großen Songs nie aufhören kann, darüber nachzudenken, ob und wie sie funktionieren.

    Das ist mir jetzt zu allgemein gehalten.
    Erläutere mal bitte.

    --

    #1140865  | PERMALINK

    carrot-flower
    Moderator

    Registriert seit: 26.09.2007

    Beiträge: 3,122

    NesDas ist mir jetzt zu allgemein gehalten.
    Erläutere mal bitte.

    Speziell auf diese Authentizitätsfrage bezogen: Du hast da ein Lied, in dem offenbar jemand leidet. Das ist auf ganz einzigartige Weise vermittelt, aber eben auch zur Kunst gemacht, also notwendigerweise distanziert. Da steht ja nicht jemand und schreit Aua, sondern das Ganze ist in Noten, Worten, Rhythmen etc. gefasst, wird entsprechend inszeniert, ist also nicht authentisch, unmittelbarer Ausdruck. In welchem Verhältnis diese Elemente stehen, ist oft schwer zu fassen oder eben gar nicht, und es fallen einem immer neue Aspekte ein, die alles noch komplizierter und interessanter machen.

    --

    the pulse of the snow was the pulse of diamonds and you wear it in your hair like a constellation
    #1140867  | PERMALINK

    nes

    Registriert seit: 14.09.2004

    Beiträge: 61,725

    Okay, das machts mir leichter, zu verstehen, wie Du es meintest.
    Und kann nur zustimmen.
    Mir gehts ebenso, bei ganz vielen Tracks, ich höre immer wieder etwas Neues, Anderes.
    Oder empfinde eben auch anders.

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    #1140869  | PERMALINK

    carrot-flower
    Moderator

    Registriert seit: 26.09.2007

    Beiträge: 3,122

    NesOkay, das machts mir leichter, zu verstehen, wie Du es meintest.

    Gut. Manchmal schwurbel ich vor mich hin…
    Ich meine, mich entsinnen zu können, dass du auch eine kleine Schwäche für „Ne Me Quitte Pas“ hast (Suchbegriff machts mögli). Wie hörst du denn das Stück bzw. was macht es für dich so besonders?

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    the pulse of the snow was the pulse of diamonds and you wear it in your hair like a constellation
    #1140871  | PERMALINK

    nes

    Registriert seit: 14.09.2004

    Beiträge: 61,725

    Carrot FlowerGut. Manchmal schwurbel ich vor mich hin…
    Ich meine, mich entsinnen zu können, dass du auch eine kleine Schwäche für „Ne Me Quitte Pas“ hast (Suchbegriff machts mögli). Wie hörst du denn das Stück bzw. was macht es für dich so besonders?

    Eine grosse sogar.:-)
    Es packte mich bereits, als ich es es das 1. Mal hörte.
    Diese Traurigkeit, Brels Stimme…alles.
    Und es passte zu meiner damaligen Situation.
    War übrigens damals auf dem Doppelalbum *seine schönsten Chansons*.

    Gut auch, dass ich Französisch lange in der Schule hatte, so konnte ich den Text verstehen.

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