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(Die Aufnahme von 1955)
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WerbungclasjazEr hatte nun auch wahrlich Lust, sich in Stein zu meißeln … Benedetti Michelangeli.
Hier noch ein Nachtrag zu Schubert und Ugorskaja:Die späte B-Dur-Sonate also. Was ist das überhaupt für ein seltsames „Gebilde“?, frage ich mich, je öfter und je älter ich sie höre. Was oder wen spricht sie an in einem? Meinte das Schnabel damit, als er sagte, es sei Musik, die besser ist, als man sie spielen könne? Vielleicht. Es gibt wohl keine Lösung für dieses Rätsel, außer, man lässt das Rätseldenken sein. Dann klafft anderseits das Offene, das Unvollendete. Warum auch nicht.
Beim Hören stolperte ich geradezu über die Sonatenhauptsatzform, nach dem zweiten Satz könnte mindestens diese Sonate aufhören. Schluss, nichts mehr. Es gibt in der Musik wahrlich genug Umkehrungen ins Schweigen, warum hat Schubert sie nicht gewählt? Pseudofragen, gewiss. Irgendetwas muss ihn am Weitermachen gelockt haben – ich weiß, man kann das alles auch aus anderen musikhistorischen Perspektiven analysieren, darum geht es mir gerade aber nicht -, wie im Streichquintett, da kommt im Trio-Teil des Scherzo ein Rausch, der sonst nirgends unterzubringen war, jedenfalls nicht so barbarisch (im Adagio ist er längst angelegt, aber eher wie ein Garten).
Ugorskaja spielt, was sonst, die sog. himmlischen Längen; geschenkt. Die Sonate habe ich jetzt mit ihr schon viermal gehört und immer sagt sie: Pass auf, dort die kleinen Wege, dies Treppchen, stolpere nicht, Vorsicht, es kommt auf die Kleinigkeiten an. Übersehe nichts. Sonst fällst du. Und dann bin ich auch mit dem Mut zur Fröhlichkeit in den beiden Schlusssätzen versöhnt. Ein bisschen. Vielleicht liegt in der seltsamen Fröhlichkeit auch eine andere Verzweiflung.
Eine große Einspielung, die viel zu denken gibt.Vielen Dank @clasjaz f0r diese Gedanken … mein Exemplar ist seit zwei Wochen unterwegs, angeblich, und ich bin doch immer mehr gespannt.
Mir hat es derzeit eher D 959 angetan, gerade von Volodos in einer nahezu surreal-schönen Einspielung erschienen – klassische Studioarbeit wohl, wie etwa der Beethoven von Annie Fischer. Aber auch die Einspielung von Krystian Zimerman von 2017 ist unglaublich gut bzw. noch viel besser. D 960 ist bei Zimerman mit dabei, aber eine Spur weniger gelungen, D 960 hat ja neulich auch Khatia Buniatishvili eingespielt, die wieder eine eher eigenartige Sichtweise hat, die gewiss nicht mit den Besten mithalten kann, aber dennoch interessant ist.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #163: Neuentdeckungen aus dem Katalog von CTI Records (Teil 2), 13.5., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
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Im morgendlichen Nebel …. :
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
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gypsy-tail-wind
clasjazEr hatte nun auch wahrlich Lust, sich in Stein zu meißeln … Benedetti Michelangeli. Hier noch ein Nachtrag zu Schubert und Ugorskaja:
Die späte B-Dur-Sonate also. Was ist das überhaupt für ein seltsames „Gebilde“?, frage ich mich, je öfter und je älter ich sie höre. Was oder wen spricht sie an in einem? Meinte das Schnabel damit, als er sagte, es sei Musik, die besser ist, als man sie spielen könne? Vielleicht. Es gibt wohl keine Lösung für dieses Rätsel, außer, man lässt das Rätseldenken sein. Dann klafft anderseits das Offene, das Unvollendete. Warum auch nicht. Beim Hören stolperte ich geradezu über die Sonatenhauptsatzform, nach dem zweiten Satz könnte mindestens diese Sonate aufhören. Schluss, nichts mehr. Es gibt in der Musik wahrlich genug Umkehrungen ins Schweigen, warum hat Schubert sie nicht gewählt? Pseudofragen, gewiss. Irgendetwas muss ihn am Weitermachen gelockt haben – ich weiß, man kann das alles auch aus anderen musikhistorischen Perspektiven analysieren, darum geht es mir gerade aber nicht -, wie im Streichquintett, da kommt im Trio-Teil des Scherzo ein Rausch, der sonst nirgends unterzubringen war, jedenfalls nicht so barbarisch (im Adagio ist er längst angelegt, aber eher wie ein Garten). Ugorskaja spielt, was sonst, die sog. himmlischen Längen; geschenkt. Die Sonate habe ich jetzt mit ihr schon viermal gehört und immer sagt sie: Pass auf, dort die kleinen Wege, dies Treppchen, stolpere nicht, Vorsicht, es kommt auf die Kleinigkeiten an. Übersehe nichts. Sonst fällst du. Und dann bin ich auch mit dem Mut zur Fröhlichkeit in den beiden Schlusssätzen versöhnt. Ein bisschen. Vielleicht liegt in der seltsamen Fröhlichkeit auch eine andere Verzweiflung. Eine große Einspielung, die viel zu denken gibt.
Vielen Dank @clasjaz f0r diese Gedanken … mein Exemplar ist seit zwei Wochen unterwegs, angeblich, und ich bin doch immer mehr gespannt. Mir hat es derzeit eher D 959 angetan, gerade von Volodos in einer nahezu surreal-schönen Einspielung erschienen – klassische Studioarbeit wohl, wie etwa der Beethoven von Annie Fischer. Aber auch die Einspielung von Krystian Zimerman von 2017 ist unglaublich gut bzw. noch viel besser. D 960 ist bei Zimerman mit dabei, aber eine Spur weniger gelungen, D 960 hat ja neulich auch Katia Buniatishvili eingespielt, die wieder eine eher eigenartige Sichtweise hat, die gewiss nicht mit den Besten mithalten kann, aber dennoch interessant ist.
Habe noch nicht bestellt, aber das Ding scheint seltsame Lieferfristen zu haben … bei Katia Buniatishvili bin ich mir (obwohl ich sie konzertant einige Male erlebt habe) noch immer nicht über die Güte ihres Spiels im klaren – meiner Ansicht nach dürften ihre Stärken eher in ausnehmend rhythmusgeprägter Musikliteratur liegen ….
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soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
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Und da vorhin Schubert angesagt war …. :
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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gypsy-tail-wind… mein Exemplar ist seit zwei Wochen unterwegs, angeblich, und ich bin doch immer mehr gespannt. Mir hat es derzeit eher D 959 angetan, gerade von Volodos in einer nahezu surreal-schönen Einspielung erschienen – klassische Studioarbeit wohl, wie etwa der Beethoven von Annie Fischer. Aber auch die Einspielung von Krystian Zimerman von 2017 ist unglaublich gut bzw. noch viel besser. D 960 ist bei Zimerman mit dabei, aber eine Spur weniger gelungen, D 960 hat ja neulich auch Khatia Buniatishvili eingespielt, die wieder eine eher eigenartige Sichtweise hat, die gewiss nicht mit den Besten mithalten kann, aber dennoch interessant ist.
soulpopeHabe noch nicht bestellt, aber das Ding scheint seltsame Lieferfristen zu haben … bei Katia Buniatishvili bin ich mir (obwohl ich sie konzertant einige Male erlebt habe) noch immer nicht über die Güte ihres Spiels im klaren – meiner Ansicht nach dürften ihre Stärken eher in ausnehmend rhythmusgeprägter Musikliteratur liegen ….
Zimerman ist sicher interessant, kenne ich leider nicht! Dass Buniatishvili die großen Schubert-Sonaten spielt, wäre mir gar nicht in den Sinn gekommen, aber was heißt das schon. Es ist aber auch ein Füllhorn, was es alles an Einspielungen gibt, irgendwann beschränke ich mich da immer, es sei denn, jemand führt mich wie in diesem Fall mit dem Blinden- oder Krückstock zu einer weiteren Interpretation.
Aber D 959 ist eine gute Idee, die liebe ich auch sehr, die reizende Schwester von D 960, entsprechend jetzt einen der Alten mit raschem und präzisem, phantastischem Zugriff:
Habe ich mir vor Urzeiten mal von Platte auf CD gebrannt, auch D 958 und D 960. – Danach dann wohl Ohrenputzen mit Arrau, habe ich gar nicht mehr in Erinnerung.
Zu den Lieferzeiten bei Ugorskaja: Es hat Wochen gedauert, bis sie hier war … seltsam ist das schon, aber sie wird wohl kommen.
Gestern ansonsten noch aus der obszönen Menuhin-Box die Sonaten für Violine solo von Bach (die Partiten habe ich erst einmal gelassen), die frühere Aufnahme aus den 30er-Jahren. Ewig nicht gehört, immer noch gut. Aber bis ich mit dieser Box durch bin, habe ich wohl keine Haare mehr …
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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thesidewinder
(Die Aufnahme von 1955)
Und sagt das zu? Hast Du schon beide Einspielungen gehört?
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soulpope
… bei Katia Buniatishvili bin ich mir (obwohl ich sie konzertant einige Male erlebt habe) noch immer nicht über die Güte ihres Spiels im klaren – meiner Ansicht nach dürften ihre Stärken eher in ausnehmend rhythmusgeprägter Musikliteratur liegen ….Ja, das empfinde ich ähnlich – Chopin, Liszt, auch die Mussorgsky-CD, live bei mir bisher das Schumann-Konzert umd Rachmaninovs Zweites – beides auch ziemlich gut. D 960 war vermutlich keine optimale Wahl, aber ich höre die CD gewiss wieder an.
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soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
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Schubert 960 bei mir öfter vertreten (wie heisst es doch „Wer liebt hat keine Wahl“ ….) und so haben sich einige einprägsame Sichtweisen versammelt …. ich werde bekanntlich auch der Zuneigung zu Lazar Berman nicht müde und diese Aufnahmen aus 1975 für EMI (welche bis dato nicht einer Wiederveröffentlichung auf CD wert befunden wurde) zeigt das unglaubliche Gespür, welches dieser Künstler innehatte …. er spielt die letzten beiden Sätze im Tempo eher verschleppt, wischt damit die falsche Fröhlichkeit beiseite und offenbart dadurch eine geschlossenen Blick auf 960, welcher die dunklen Kräfte entfalten lässt und de facto in Erstarrung endet ….
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Lazar Berman – da bin ich, schändlich, blank. Dass Du ihn schätzt, immer wieder, ist mir nicht entgangen. Sätze 3 und 4 habe ich mir nach Deiner lockenden Beschreibung gerade angehört. Es ist, neben der Tempobeschneidung, noch etwas, glaube ich. Was aber Hand in Hand mit dem Tempo geht, und zwar die teils völlig ungewohnte Akzentuierung. Oder noch anders, Berman spielt wie mit ironischem Blick, obwohl er gar keine Lust zur Ironie hat. Heraus kommt etwas, dass gar nicht so unähnlich dem ist, was ich weiter oben meinte, als ich frug, warum hat Schubert nach Satz 2 weitergemacht? Da steckt viel Traditionsbewusstsein in den letzten Sätzen, ohne sie, die Tradition, wirklich fortsetzen zu wollen. (Mal abgesehen davon, dass sie erst entstehen kann, wenn man sie fortsetzt.) Und Berman treibt es auf die Spitze, etwa im dritten Satz, wenn die Mozartorgel aufgerufen wird, als sei er nicht längst gestorben. Ich habe keine Ahnung, wie man das vernünftig in Worte bringt, aber Berman spielt hier eine Art Rückblick, der gar keiner sein will, aber muss. So übersetze ich „de facto in Erstarrung“ für mich. – Jedenfalls Berman merke ich mir jetzt.
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soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
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clasjazLazar Berman – da bin ich, schändlich, blank. Dass Du ihn schätzt, immer wieder, ist mir nicht entgangen. Sätze 3 und 4 habe ich mir nach Deiner lockenden Beschreibung gerade angehört. Es ist, neben der Tempobeschneidung, noch etwas, glaube ich. Was aber Hand in Hand mit dem Tempo geht, und zwar die teils völlig ungewohnte Akzentuierung. Oder noch anders, Berman spielt wie mit ironischem Blick, obwohl er gar keine Lust zur Ironie hat. Heraus kommt etwas, dass gar nicht so unähnlich dem ist, was ich weiter oben meinte, als ich frug, warum hat Schubert nach Satz 2 weitergemacht? Da steckt viel Traditionsbewusstsein in den letzten Sätzen, ohne sie, die Tradition, wirklich fortsetzen zu wollen. (Mal abgesehen davon, dass sie erst entstehen kann, wenn man sie fortsetzt.) Und Berman treibt es auf die Spitze, etwa im dritten Satz, wenn die Mozartorgel aufgerufen wird, als sei er nicht längst gestorben. Ich habe keine Ahnung, wie man das vernünftig in Worte bringt, aber Berman spielt hier eine Art Rückblick, der gar keiner sein will, aber muss. So übersetze ich „de facto in Erstarrung“ für mich. – Jedenfalls Berman merke ich mir jetzt.
Danke für Dein Feedback …. es gibt ja die (zumindest meinem Kenntnisstand nach nicht dokumentierte) Anekdote von Berman, er sei in wiederholtem Wettstreit mit Sviatoslav Richter gewesen, wer noch langsamer interpretieren kann – Hintergrund war, daß (auch) die beiden Söhne des Arbeiterstaates in der Heimat nach Zeit (!!) entlohnt wurden, was dann in der Kunst mglw skurrile Ausmasse annahm …. gleichzeitig war Lazar Berman belegterweise ein ironischer Geist, weshalb einerseits jene Anekdote ein grosses Fragezeichen hat und andrerseits Dein Verständnis seiner 960er Interpretation diesbezüglich offenbar Unterstützung findet ….
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)clasjaz
yaiza
dafür, dass die Konzerte zwischen 1932 und ’36 aufgenommen wurden, ist der Klang wirklich sehr gut…
Eine meiner Initial-CDs vor vielen Jahren … Klang hin oder her, das Largo im Doppelkonzert mit Enescu gehört zum Schönsten.
Ich bin erst jetzt auf der Suche nach Enescu auf sie gestoßen. Sie gefällt mir vom ersten bis zum letzten Ton; ich merke schon, dass ich noch öfters zurückkehren werde. Die Chaconne aus BWV 1004 verklang hier noch bei Sonne.
Und weil es so schön war, hörte ich mir die Chaconne ein weitere Mal, nun gespielt von Emmanuel Tjeknavorian an. Er beginnt sein Album mit eben dieser und macht u.a. mit Solosonaten von Ysaye und Prokofjew und auch mit einem Stück aus Impressions d’enfance von Enescu weiter.
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Diese Anekdote zu Berman und Richter kannte ich nicht; aber ausgeschlossen ist in diesem Erdengetrappel wirklich nichts. Und der Ironiker ist ja kein Zyniker, er zieht sich oft, wenn er es ernst meint, nur hinters Auge zurück. Übrigens habe ich mich immer noch nicht um Kegels Bruckner gekümmert, die Zeit, das Geld. Obwohl ich für Kegel ja jede Hand ins Feuer usw.
Tjeknavorian kenne ich mal wieder überhaupt nicht, ist das ein „ambitioniertes“ Debut-Album? Von der Chaconne brauche ich wohl keine weitere Einspielung mehr, sie fesselt aber, ohne Zweifel. Im Moment ist sie für mich in diesem Dreieck beschrieben: Kremer (erste Einspielung) – Grumiaux – Szigeti. (Menuhin, früh, ist in der spitzen Winkelfläche zwischen Grumiaux und Szigeti.)
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Schlagwörter: Klassik, klassische Musik, Tagebuch
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