Holly Golightly 2008

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  • #6591825  | PERMALINK

    otis
    Moderator

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 22,557

    KrautathausDafür habe ich das einzige Exemplar vom letzten Vinylalbum erwischt, und von Holly und Dave signieren lassen.

    Apropos Vinyl:
    In Nürnberg boten sie auch die 7″ an. Als erstes eigentlich, ohne von den anderen Tonträgern etwas zu sagen. Zeigten sie also hoch und zwei, drei single- und vinylfreundliche Worte dazu. Gleich ging der eine oder andere nach vorn, um sich ein Exemplar zu ergattern.
    Neben uns eine blonde Frühzwanzigerin: „Was verkaufen die?“ „Eine Schallplatte“ „Eine, was?“ Eine Schallplatte, eine Single“ Große verständnislose Augen und ab nach vorn, ein Exemplar zu ergattern. Sie schien nachher ganz glücklich mit dem Kauf. Würde mich interessieren, was sie damit gemacht hat.

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    #6591827  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 44,779

    Das fiese Herz der Dunkelheit
    Holly Golightly, 5. 5. 2008, Schlachthof Wiesbaden

    Am vergangenen Montag fand sich Holly Golightly, eine englische Sängerin und Songwriterin, bereits zu ihrem dritten Auftritt im Wiesbadener Schlachthof ein. Golightly ist eine ungeheuer produktive Künstlern, deren Werk aus einer großen Zahl von Alben und Singles besteht, die sie seit 1995 veröffentlicht hat. Den meisten Musikliebhabern dürfte sie jedoch durch die Zusammenarbeit mit den White Stripes auf Well It’s True That We Love One Another von deren Album Elephant bekannt sein. Ursprünglich stark vom Blues geprägt, hat sie mit ihrem letzten Alben einen gewissen Wandel hin zu einer einfacheren Country-geprägten Musik vollzogen.

    Konsequenterweise wird sie lediglich von dem Multi-Instrumentalisten Lawyer Dave begleitet, der – wie er nach dem Konzert klarstellt – zuerst Texaner und dann Amerikaner ist. Auf die Band hätten sie verzichtet, weil sie zur Überzeugung gekommen wären, dass sie sie nicht wirklich benötigten. „I’m learning to play bass with my dick“, kommentiert Lawyer sarkastisch. Allerdings hätten sich Zuschauer bei ihr über die Abwesenheit anderer Musiker beschwert, berichtet Golightly.

    Dabei gibt es für Beschwerden eigentlich keinen Anlass: Golightly und Lawyer navigieren souverän zwischen Blues-Rock und Country-Songs, singen im Duett oder üben sich im Harmoniegesang. Die beiden Gitarren verschmelzen zu einem dichten Klangfundament, das durch das von Lawyers simultan gespielte Schlagzeug ergänzt wird. Trotz seiner unbestrittenen instrumentellen Fähigkeiten wird schon aus dieser Beschreibung klar, dass es nicht die Virtuosität der Musiker, sondern die Atmosphäre ist, die das Konzert ausmacht.

    Die Zusammenarbeit mit Lawyer ist fraglos ein Glücksfall für Holly Golightly. Bereits auf ihrem letzten Studioalbum, das sie als Holly Golightly & The Brokeoffs veröffentlichte, zeigten sich deren Früchte. You Can’t Buy A Gun When You’re Crying war Ausdruck der gemeinsamen Suche einer Engländerin und eines Texaners nach dem mythischen Wurzeln Amerikas. Die Umsetzung dieser Such funktioniert auch im Kontext des Konzertes hervorragend. Golightly und Lawyer benutzen uramerikanische Motive und schaffen für sie einen neuen Kontext, der trotz der Vertrautheit vieler Elemente originell und aufregend wirkt.

    So gestaltet sich das Konzert wie eine lange, düstere und von schwarzen Humor durchdrungene Zugfahrt in das dunkle Herz Amerikas. Nicht umsonst handeln die Lieder von Aufbruch und Rastlosigkeit, alkoholgetränkten Sünden, der Unwägbarkeit des Schicksals, auswegsloser Liebe, Jesus und dem Teufel. Die Souveränität, mit der sich Golightly und Lawyer diese Mythen zu Eigen gemacht haben, ist bemerkenswert. Ihr Auftritt ist natürlich und ungezwungen, niemals angestrengt oder gar peinlich.

    Im Vergleich zu ihrem letzten Studioalbum klingt die Musik verwobener, weniger klar definiert. Zwar lässt dieser Umstand den Stimmen nicht immer genug Raum zur Entfaltung. Golightly und Lawyer kompensieren das jedoch mit einem mitreißenden, intensiven Vortrag, der niemals als bloße Routine erscheint, sondern von der kreativen Spannung zwischen beiden gekennzeichnet ist. Zu den Höhepunkten des Konzerts gehören vor allem die herausragenden Lieder des letzten Albums wie Devil Do, Medicine Water, Jesus Don’t Love Me Anymore, Just Around The Bend und das hintersinnige I Let My Daddy Do That. Einige gelungene Coverversionen und ältere Stücke runden das etwa neunzigminütige Programm ab.

    Etwa einhundert Zuschauer waren an dem herrlichen Frühlingsabend in den Schlachthof gekommen. Sie werden, wie man aus dem enthusiastischen Applaus schließen darf, ihr Kommen nicht bereut haben. Nach der ersten Zugabe gelingt es ihnen sogar, Lawyer Dave nochmals auf die Bühne zurückzulocken. Er entschuldigt Holly Golightly mit dem Hinweis auf Stimmprobleme und setzt mit einer Soloversion von So Long einen gelungenen Schlusspunkt unter ein hervorragendes Konzert.

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    Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
    #6591829  | PERMALINK

    krautathaus

    Registriert seit: 18.09.2004

    Beiträge: 25,940

    Sehr schöner Bericht, Nail. Danke!

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    “It's much harder to be a liberal than a conservative. Why? Because it is easier to give someone the finger than a helping hand.” — Mike Royko
    #6591831  | PERMALINK

    wa
    The Horst of all Horsts

    Registriert seit: 18.06.2003

    Beiträge: 24,500

    Gut geschrieben, nail.
    War in München eigentlich das einzige Konzert, wo Lawyer Dave als „Vorgruppe“ agiert hat? Der Auftritt war zwar nicht schlecht, aber in puncto Songwriting steht er ganz klar im Schatten von Frau Golightly. Sollte er sein lassen und statt dessen seine Bassfertigkeiten verfeinern.

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    What's a sweetheart like me doing in a dump like this?
    #6591833  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 44,779

    Danke Euch beiden. In Wiesbaden war eine furchtbare Band mit Namen „The Dagons“ Vorgruppe, über die ich nichts geschrieben habe, weil ich während ihres Auftritts rausgegangen bin und mich nett unterhalten habe. ;-)

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    Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
    #6591835  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Hier noch ein paar Bilder aus Wiesbaden:

    The Dagons

    Holly Golightly:

    Lawyer Dave:

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    #6591837  | PERMALINK

    tugboat-captain

    Registriert seit: 20.03.2008

    Beiträge: 2,825

    Tolles Konzert auch vorgestern im Kölner Studio 672, der auch für dieses Mal viel zu klein und viel zu heiß war. Ca. 150 Leute werden den fast ausverkauften Club wohl bevölkert haben. Liest man obige Berichte genauer, blieb uns eine Vorband zum Glück erspart. Das Glück war dann sogar nochmal auf unserer (tina t. und mein Wenigkeit) Seite, dass wir, biertrinkend, 15Juggleres vorschicken konnten, hehe, der uns einen Platz in den vorderen Reihen sicherte, so dass man überhaupt was sehen konnte. Pech für die Leute hinter mir, die sich ca. 90 Minuten an meiner Größe abmühten.

    Was kann ich groß zur Musik sagen. Nicht mehr sonderlich viel, denn Nail hat wohl schon alles anschaulich und bestens dargestellt. Dass da auf Tour wenig varriert wird, sogar in den begleitenden schwarzhumorigen Witzen, war klar und ist vor allem gar nicht nötig. Es war schlichtweg cool, lustig und hat ständig in den Füßen gejuckt. Holly ist, wie ich von den Berichten erwartet habe, eine verdammt coole Sau. Sehr bodenständig, was mir besonders imponiert hat. Zum Ende hin hat sich diese Bodenständigkeit noch mal verdeutlicht, als eine nicht auzumachende, dumm tänzelnde, völlig abgehobene Dame dauernd mit blödem Gequatsche nervte und sozusagen die Antithese zu Holly Golightly bildete. Schöner Abend, schönes Konzert, gute Band.

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    detours elsewhere
    #6591839  | PERMALINK

    hat-and-beard
    dial 45-41-000

    Registriert seit: 19.03.2004

    Beiträge: 20,443

    Bin sehr angetan vom gestrigen Konzert im Molotow. Es wurde eröffnet mit einem Solo-Set von Lawyer Dave, sehr fein. Nach einer kurzen Pause betraten Holly und Dave die Bühne. Im Verlauf der ca. 90 Minuten wurden sie immer besser, der Zugabenblock war mich das hervorragende Highlight. Beide waren zu reichlich Scherzen aufgelegt, wir haben hinterher noch überlegt, es muss eigentlich am Alkohol gelegen haben.

    Auch sehr fein: hinterher mal etwas ausführlicher mit Clau und gastrisches_greinen plaudern zu können, nachdem wir uns bei Alela nur sehr kurz gesehen hatten.

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    God told me to do it.
    #6591841  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 44,779

    Wäre mir auch lieber gewesen, der Rechtsanwalt.

    Noch eine kurze Geschichte: In Wiesbaden forderte eine junge Frau so vehement einen bestimmten Song (weiß jemand noch welchen?), dass sie kaum noch zu beruhigen war. Der entsprechende Song baute leider auf einer Basslinie auf, so dass er nicht gespielt werden konnte, denn Lawyer hatte ja den richtigen Umgang mit dem Bass noch nicht gelernt! ;-)

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    Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
    #6591843  | PERMALINK

    clau
    Coffee Bar Cat

    Registriert seit: 18.03.2005

    Beiträge: 91,621

    Hat and beard
    Auch sehr fein: hinterher mal etwas ausführlicher mit Clau und gastrisches_greinen plaudern zu können, nachdem wir uns bei Alela nur sehr kurz gesehen hatten.

    Ja, das war sehr nett, unterhaltsam und lustig. Ich freue mich schon auf’s nächste mal.

    Der Gig hat mir gefallen, auch ich fand, daß es mit zunehmender Dauer immer besser wurde.

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    How does it feel to be one of the beautiful people?
    #6591845  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Hat and beardBin sehr angetan vom gestrigen Konzert im Molotow. Es wurde eröffnet mit einem Solo-Set von Lawyer Dave, sehr fein. Nach einer kurzen Pause betraten Holly und Dave die Bühne. Im Verlauf der ca. 90 Minuten wurden sie immer besser, der Zugabenblock war mich das hervorragende Highlight. Beide waren zu reichlich Scherzen aufgelegt, wir haben hinterher noch überlegt, es muss eigentlich am Alkohol gelegen haben.

    Ja in der Tat, war ein sehr gelungener Auftritt. Etwas genervt war ich allerdings vom ständigen Geblabbere des Publikums und von dieser abartigen lauten Belüftungsanlage, die ständig als störendes Nebengeräusch zu dieser wunderbaren Musik „mitfräste“. Stand vielleicht aber nur am falschen Platz. Leider mußte ich auch etwas früher gehen…boten sie zum Schluß noch Singles zum Verkauf an?

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    #6591847  | PERMALINK

    hat-and-beard
    dial 45-41-000

    Registriert seit: 19.03.2004

    Beiträge: 20,443

    Oh, Du warst auch da? Schade, wieder verpasst.

    Ja, stimmt, direkt vor mir standen die ganze Zeit drei Mädels, die ebenfalls ständig plapperten. Die Lüftung hat mich (am hinteren Ende des Raums, vor dem Mixer) gar nicht gestört.
    Was verkauft wurde, weiß ich nicht, wir sind direkt nach dem letzten Song raus. Ich war dann ohnehin schon pleite.

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    God told me to do it.
    #6591849  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Hat and beardOh, Du warst auch da? Schade, wieder verpasst.

    Yep, mit meiner Freundin. Bei Duke Spirit verabreden wir uns aber mal würde ich vorschlagen. Schick dir mal meine neue Nummer per PN.

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    #6591851  | PERMALINK

    erdmoebel

    Registriert seit: 18.07.2005

    Beiträge: 1,300

    Sie spielen heute abend im Waldsee (nicht unter Wasser, die Location heißt so und liegt am Waldsee). Konzert wurde kurzfristig vom Swamp dorthin verlegt.

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