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AutorBeiträge
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ECM 1035/36/37
keith jarrett: solo concerts bremen/ lausannezwei komplette auftritte ohne vorbereitetes material auf dreifach vinyl. hier fängt das also an. es gab mehr konzerte, mehr aufgenommenes material, aber am ende entschieden sich eicher und jarrett für bremen und lausanne, wo alles passte: die ideen, der flügel, das publikum, der sound.
man ist ziemlich ausgelaugt, wenn man das alles am stück hört. vor allem das bremen-konzert zeichnet sich dadurch aus, dass jarrett gar keine sich langsam entwickelnden bewegungen anbietet, sondern alle paar takte schon wieder eine neue idee hat, woanders ist, ohne dass man sprünge oder schnitte wahrnimmt. keine repetitiven muster, kein festhängen an höhepunkten, er fliegt einfach weiter. in lausanne lässt er es etwas ruhiger angehen, am ende von teil eins hat er etwas gefunden, was mehr sound als motiv ist: eine der tiefen saiten schnarrt und reagiert auf eine simultane figur, es klingt, als ob der flügel in ein eigenständiges brummen gerät. teil zwei fängt jarrett vielleicht deswegen mit einem dialog von sounds aus dem inneren des flügels mit ’normal‘ gespielten noten an. das material, was gefunden wird, mag an sich gar nicht spannend sein, aber der ideenreichtum ist unfassbar. als flöge alles herum und müsste nur kurz aufgegriffen werden.
in einem 12-seitiges booklet sieht man einen kleinen mann in schlaghosen und einem hemd mit blumenornamenten, aus seide wahrscheinlich. kleiner formexzess in einem white cube europäischer konzertkultur.
Keith Jarrett piano
Recorded July 12, 1973, Kleiner Sendsaal, Radio Bremen
and March 20, 1973, Salle de Spectacles D’Epalinges, Lausanne
Engineers: Kurt Rapp and Martin Wieland
Produced by Manfred Eicher and Keith Jarrett--
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WerbungECM 1038
art lande / jan garbarek: red lantakeine ahnung, wie es zu der paarung des wahl-kaliforniers lande und jan garbarek kam, aber es passt natürlich alles wie die faust aufs auge oder die elfe zur palme. alle kompositionen sind vom pianisten, und garbarek kommt hauptsächlich auf der flöte zum einsatz, was ein ziemlich unnöliges glück ist. die stimmung pegelt sich zwischen pianistischem kitsch und dem nachmittag eines fauns ein, pastoral also, was immer dann erträglich wird, wenn es wirklich richtung klassische kammermusik kippt – erstaunlich, dass garbarek auf der flöte auch sowas kann. „waltz for a“ und das zentrale „awakening, midweek“ sind anspieltipps (bzw. ausklammerbar).
Art Lande piano
Jan Garbarek flutes, soprano and bass saxophones
Recorded November 19 and 20, 1973 at Arne Bendiksen Studio, Oslo
Engineer: Jan Erik Kongshaug
Produced by Manfred Eicher--
soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
Beiträge: 56,506
vorgartenECM 1038
art lande / jan garbarek: red lantakeine ahnung, wie es zu der paarung des wahl-kaliforniers lande und jan garbarek kam, aber es passt natürlich alles wie die faust aufs auge oder die elfe zur palme. alle kompositionen sind vom pianisten, und garbarek kommt hauptsächlich auf der flöte zum einsatz, was ein ziemlich unnöliges glück ist. die stimmung pegelt sich zwischen pianistischem kitsch und dem nachmittag eines fauns ein, pastoral also, was immer dann erträglich wird, wenn es wirklich richtung klassische kammermusik kippt – erstaunlich, dass garbarek auf der flöte auch sowas kann. „waltz for a“ und das zentrale „awakening, midweek“ sind anspieltipps (bzw. ausklammerbar).
Dank für diesen IMO „Opfergang“ Deinerseits ….
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)soulpopeDank für diesen IMO „Opfergang“ Deinerseits ….
ach, alles halb so wild, kann man hervorragend beim aufräumen hören
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Dein Tempo ist schwindelerregend! Aber ich lese mit und versuche, nichts zu verpassen.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
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vorgartenECM 1035/36/37
keith jarrett: solo concerts bremen/ lausannezwei komplette auftritte ohne vorbereitetes material auf dreifach vinyl. hier fängt das also an. es gab mehr konzerte, mehr aufgenommenes material, aber am ende entschieden sich eicher und jarrett für bremen und lausanne, wo alles passte: die ideen, der flügel, das publikum, der sound.
man ist ziemlich ausgelaugt, wenn man das alles am stück hört. vor allem das bremen-konzert zeichnet sich dadurch aus, dass jarrett gar keine sich langsam entwickelnden bewegungen anbietet, sondern alle paar takte schon wieder eine neue idee hat, woanders ist, ohne dass man sprünge oder schnitte wahrnimmt. keine repetitiven muster, kein festhängen an höhepunkten, er fliegt einfach weiter. in lausanne lässt er es etwas ruhiger angehen, am ende von teil eins hat er etwas gefunden, was mehr sound als motiv ist: eine der tiefen saiten schnarrt und reagiert auf eine simultane figur, es klingt, als ob der flügel in ein eigenständiges brummen gerät. teil zwei fängt jarrett vielleicht deswegen mit einem dialog von sounds aus dem inneren des flügels mit ’normal‘ gespielten noten an. das material, was gefunden wird, mag an sich gar nicht spannend sein, aber der ideenreichtum ist unfassbar. als flöge alles herum und müsste nur kurz aufgegriffen werden.
in einem 12-seitiges booklet sieht man einen kleinen mann in schlaghosen und einem hemd mit blumenornamenten, aus seide wahrscheinlich. kleiner formexzess in einem white cube europäischer konzertkultur.
Hier trifft also der „Messias“ auf seine Jünger und die Botschaft wird durch die bereitwillige Aufnahme der Bekehrungssüchtigen noch intensiver und durchdringender …. sicherlich (und zu Recht) ein 70er ECM Klassiker und hier fällt das Konzept von Eicher Hrn. Jarrett einfachen „tun zu lassen“ auf fruchtbaren Boden …. gerade der überbordende und nicht abebbende Ideenschwall von Jarrett macht (mit Abstand der Zeit) ein Wiederhören sinnvoll denn es erschliessen sich immer wieder neue Blickwinkel und Details …. „tempora mutantur, nos et mutamur in illis“ ….
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)soulpopeHier trifft also der „Messias“ auf seine Jünger und die Botschaft wird durch die bereitwillige Aufnahme der Bekehrungssüchtigen noch intensiver und durchdringender …. sicherlich (und zu Recht) ein 70er ECM Klassiker und hier fällt das Konzept von Eicher Hrn. Jarrett einfachen „tun zu lassen“ auf fruchtbaren Boden …. gerade der überbordende und nicht abebbende Ideenschwall von Jarrett macht (mit Abstand der Zeit) ein Wiederhören sinnvoll denn es erschliessen sich immer wieder neue Blickwinkel und Details …. „tempora mutantur, nos et mutamur in illis“ ….
ich glaube, das ist mir zu hoch es ist ziemlich toll, dem entstehen von ideen zuzuhören, aber das material bleibt ja trotzdem vergleichsweise konventionell, und das, was jarrett da macht, ist ein spannendes konzept unter vielen – ich weiß nicht, wer damals wohin bekehrt werden musste, aber es hat mir gestern ziemlich spaß gemacht, das zu hören. man merkt einfach, dass das ein großartiges dokument ist und dass jazz manchmal eben auch was mit dem moment zu tun hat.
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soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
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vorgartenich glaube, das ist mir zu hoch es ist ziemlich toll, dem entstehen von ideen zuzuhören, aber das material bleibt ja trotzdem vergleichsweise konventionell, und das, was jarrett da macht, ist ein spannendes konzept unter vielen – ich weiß nicht, wer damals wohin bekehrt werden musste, aber es hat mir gestern ziemlich spaß gemacht, das zu hören. man merkt einfach, dass das ein großartiges dokument ist und dass jazz manchmal eben auch was mit dem moment zu tun hat.
naja, bekehrt wurden damals oft schlagartig zahlreiche noch/nicht „Jazz“ Hörer und der Effekt mit welchem plötzlich durch Jarrett „Erleuchtete“ von ihm schwärmten hatte durchaus messianische Züge …. und „Köln Concert“ sollte später nochmals eins draufsetzen ….
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)ah, jetzt verstehe ich. das kann ich natürlich retrospektiv nicht in gänze erfassen, ich habe jarrett erst im trio kennen gelernt und das gemeinsame wegdriften-können bewundert. jarrett selbst hat ja dem amerikanischen quartett ein bisschen die „schuld“ gegeben, weil er sich damals darauf einstellen hätte einstellen müssen, dass redman und haden sich vom material aus jedesmal woanders hinbewegt hätten.
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gypsy tail windDein Tempo ist schwindelerregend!
tut mir leid, aber mit vielen sachen will ich mich nicht so lange aufhalten anderes (weniges) höre ich intensiver, gerade dave liebman z.b.
und wahrscheinlich werde ich nach 1050 aufhören oder zumindest eine pause machen.
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ECM 1039
dave liebman: lookout farmganz neue klangfarben bei ecm. eine flamenco-gitarre, dann auch noch kastagnetten. eine lange bewegung durch spanische harmonien, später ein etwas weinerliches fusion-stück mit mitsummender frauenstimme, dann eine dramatische sax- und piano-ballade, die erst zum funk, später, unter tabla-einsatz, zu psychedelischer ethno-trance wird, bevor es noch ein sax/drum-duo im coltrane spirit gibt, mit dramatischem akustischem quartett-ausklang.
dave liebman spielte damals noch bei miles, ein stück heißt auch „m.d.“, die tabla ist auch sehr in dessem sinn eingesetzt. wie das ganze bei ecm landete, weiß ich nicht; angeblich waren liebman/beirach/tusa/williams ein festes quartett, das erfolgreich durch europa tourte. zum ersten mal, das ist der flamenco-einsatz, kommt auch abercrombie vor die aufnahmegeräte des herrn eicher, das wird natürlich die eigentliche ecm-größe aus diesem scharf strukturierten gebräu heraus, in dem mir die themen manchmal zu fusion-selbstverliebt ins ungefähre gehen, das aber ziemlich ambitioniert und mit urbaner lässigkeit daherkommt. sehr interessantes album.
Dave Liebman soprano, tenor saxes, alto c flute
Richard Beirach electric, acoustic piano
Frank Tusa electric, acoustic bass
Jeff Williams drums
John Abercrombie acoustic, electric guitar
Armen Halburian percussion
Don Alias congas, bongos
Badal Roy tablas
Steve Sattan tamburine, cowbell
Eleana Sternberg voice
Recorded October 10/11, 1973 at Generation Sound Studios
Engineer: Tony May
Produced by Manfred Eicher--
und schnell ECM 1040 hinterher –
gary burton: seven songs for quartet and chamber orchestrain hamburg mit dem ndr-sinfonieorchester aufgenommen, ein weiteres kapitel also im buch ambitionierter jazz&klassik-fusion. gary burton (dessen ecm-aufnahmen übrigens am allerschwersten im netz zu finden sind) hat kompositionen seines lehrers michael gibbs eingespielt, der ist auch dabei und dirigiert, es geht um relativ funktionale, meist homophone streicherwogen, dazu passt das quecksilbrige vibrafon recht gut, aber die elektrische verstärkte band dahinter eher weniger. funktioniert für mich nicht, ist aber angenehmer zu hören als der die jarrett-sinfonie oder burtons jazzrock. der kollege von den ecm-reviews ist ganz hin und weg und sowieso ein burton-fan, so subjektiv ist das alles.
Gary Burton vibraharp
Michael Goodrick guitar
Steve Swallow bass
Ted Seibs drums
NDR-Symphony Orchestra
Michael Gibbs conductor
Recorded December 1973 in Hamburg
Engineer: H. Ruete
Produced by Manfred Eicher--
soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
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vorgartenECM 1039
dave liebman: lookout farm…. wie das ganze bei ecm landete, weiß ich nicht; angeblich waren liebman/beirach/tusa/williams ein festes quartett, das erfolgreich durch europa tourte ….
Da gabs ja etwas mehr als ein Jahr später noch diese Scheibe auf Enja :
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)„Lookout Farm“ ist schön – und v.a. eine tolle Band, da gibt es ja zum Glück noch mehr (ohne Abercrombie und die anderen Gäste). (EDIT: soulpope war schneller, aber genau: das tolle Enja-Album … und dazu einiges an Live-Aufnahmen.)
Mit Burton werde ich bisher auch nur punktuell warm … ich glaub ich lass mich mal inspirieren und hole das Corea/Burton-Set aus dem Regal (das wie das Corea Solo-Set seit November/Dezember ungehört da steht, als ich beide für Kleingeld kaufen konnte … das Rypdal-Set liegt auch noch dabei, mit den anderen habe ich wenigstens schon angefangen oder sie komplett gehört, bloss das jüngste von Abercrombie lasse ich wohl bleiben).
Kleinigkeit: von Tabla bildet man meines Wissens keine Pluralform, Tabla meint sowohl die kleine der beiden Trommeln wie auch das Set beider zusammen.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbasoulpopeDa gabs ja rund 2 Jahre später ja noch diese Scheibe auf Enja :
FATHER TIME hatte ich mal, die ist sehr hübsch.
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Schlagwörter: ECM, Free At Last, Jazz, Labels, Manfred Eicher
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