Startseite › Foren › Kulturgut › Für Cineasten: die Filme-Diskussion › Der Untergang (Oliver Hirschbiegel,2004)
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AutorBeiträge
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@ Pete
Die vorherigen Beiträge habe ich schon gelesen, aber ich muß mich ja irgendwie zu dem positionieren, was JanPP als Antwort auf meinen ersten Beitrag hier gegeben hat.
Der Kläffer hat es mittlerweile übrigens sogar zur Romanheldin gebracht: „Blondi“ von Michael Degen. (Man beachte die Schreibweise ohne „E“ am Ende – sonst könnte es da zu erheblichen Verwechslungen kommen…)--
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WerbungIch unternehme noch mal einen neuen Versuch, meine Gedanken in geschriebene Sprache zu hüllen: Der Versuch, Hitler zu vermenschlichen, also als Mensch gedanklich wie emotional nachvollziehbar zu machen, könnte bei manchen Leuten dazu führen, darüber von ihm begangenes Unheil relativieren zu wollen. Dann heißt es vielleicht nicht mehr „Aber immerhin die Autobahnen hat gebaut…“, sondern vielleicht „Aber immerhin zu den Leuten in seiner Umgebung war er nett“.
Desweiteren weiß ich schon mehr über Hitler als Menschen, als ich eigentlich jemals erfahren wollte (auch ohne Eichinger-Film) – Vegetarier, hat bis in die Puppen geschlafen, war auch sonst ziemlich faul, gescheiterter Maler, an der Kunstakademie nicht aufgenommen worden, im Ersten Weltkrieg durch 'nen Giftgasangriff lahmgelegt worden, gebürtiger Linzer aus Braunau am Inn, Vater war ein uneheliches Kind, er am Ende stark morphium-abhängig usw. usf. Liste ließe sich beliebig fortsetzen.
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„Kreuzberg ist so hart, dass sogar die Steine sagen: Wir sind zu weich für die Strasse. So hart ist Kreuzberg.“ (Catee)Ich habe den Film samstag gesehen. Ich war schockiert und ich gaube, allen im Kinosaal ging es nicht anders. Während des Films hat man nichts gehört und auch beim Raushgehen war es totenstill. Gerade durch die menschliche Darstellung Adolf Hitlers wirken die Verbrechen noch schrecklicher; UNVORSTELLBAR. Wie konnte bloß so ein kleiner, unscheinbarer Mann soviele Millionen Menschen kaltblütig ermorden?
Bruno Ganz ist es gelungen, dem Mörder ein Gesicht zu geben und dadurch wird alles noch viel unfassbarer. Einen Satz, den Hitler während der letzten Stunden gesagt hat, werde ich nie vergessen. ' Wenn das Volk mit mir untergeht, ist es auch egal'.--
Originally posted by Napoleon Dynamite@ 15 Sep 2004, 23:41
es ist wichtig, wenn man das leben hitlers zeigt, es auch möglichst komplett zu zeigen. es wäre auch nicht fragwürdig, einen film zu drehen, in dem ausschliesslich das privatleben hitlers als…(hier ein positives wort einsetzen) gezeigt wird. mit der intelligenz des publikums kann man schon mal rechnen. darstellung heisst nie gleich glorifizierung. lubitsch zeigte den könig erst auf dem tron, und dann im schlafzimmer. stroheim machte es umgekehrt. künstlerische freiheit bei der darstellung herrscht bei allem.schade nur, dass durch diese simple kritik, die eichinger schnell entkräftigen kann, keine wirkliche diskussion entstehen wird. eichinger ist froh, dass er am kopfende einer sog. kontroverse ist, die er meilenweit führt. bruno ganz vermutet mal wieder als schweizer, dass er da unbefangener herangehen kann. und letztendlich geht den beiden durch, was eigentlich nicht durchgehen sollte:dass nämlich ein unheimlich beschissener film daraus wurde, weil die filmische qualität als solches mal wieder nicht diskutiert wird. die gleiche herangehensweise wie schon dieses jahr beim passionsfilm von mel gibson:halbgebildete ereiferung über antisemitismus, die dann unfreiwillig die ungemein hohle,aufgeblasene inszenierung kaschiert. natürlich hat eichinger recht, wenn er vorwürfe von sich weist, man könne nicht eine einnehmende seite hitlers zeigen. das sind prinzipielle sachen, die man vor dem beginn eines filmes diskutieren kann, und die erstmal nicht auf den film selber deuten. die gesinnung, das vorhaben eines filmes ist eine sache, die inszenierung eine andere. es ist historisch alles richtig, hitler kam seiner sekräterin entgegen, half ihr. und trotzdem springt einen beim sehen dieser szene die dummheit, die ganz die dummheit eichingers ist, welcher nicht um die expressivität des filmes weiss, sondern schön melodramatisch aufbauscht, an. darüber wird aber nicht mehr diskutiert werden.
(und ja, man muss nicht den kompletten film gesehen haben, um sich hier ein möglichst komplettes bild zu machen.)
Genau – das ist wenig hinzuzufügen.
In dem Moment, in dem Hitler Fiktion/Film wird, verläßt er die Ebene des Dokumentarischen, an die ich (nicht nur bei dem Thema) höchste Ansprüche an Genauigkeit stelle. Der resultierende Film ist Film und darf natürlich (paralell dazu: Schindler's Liste), ja muss aus filmischer Sicht betrachtet werden und so sollte natürlich auch ein Film über Hitler auf filmische Qualität abgeklopft werden. Und das passiert anscheinend zu wenig.
Ich habe mir die ganze Zeit überlegt, warum ich – bei einem Thema, bei dem ein Deutscher fast die Pflicht hat den Film zu sehen (so zumindest das Medienecho) – so gar keine Lust habe den Film zu sehen. Und da ist es wie bei „1492“ von Ridley Scott (der dann aber überraschend schön war) – man kennt das Ende. Und die trockene Aufarbeitung läßt eher Langweile als Unterhaltung vermuten. Mal sehen, vielleicht habe ich ja mal abends nicht besseres zu tun.--
If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.hat napoleon schön geschrieben
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dead finks don't talkOriginally posted by deadflowers@25 Sep 2004, 20:27
hat napoleon schön geschriebendie letzte schlacht gewinnen wir, roberto.
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A Kiss in the DreamhouseIch muss sagen das ich die Aufregung um den film nicht ganz verstehen kann. Ständig wird gefragt wie sich die Schauspieler auf dieses Experiment einassen konnten..ob sie so nicht gefährlich nahe an das Seelenleben der Figuren stoßen und evt. sogar sympathie entwickeln könnten. Darin sehen auch viele Kritiker das Problem des Filmes; Es könnte sich beiläufig sowas wie Sympathie für die Protagonisten einstellen. Ich find dieses Vorurteil schwachsinnig. Es zeigt mal wieder wie wenig wir doch mit unserer vergangenheit im reinen sind. Dieser Film macht einen richtigen und wichtigen Schritt, er nennt das böse nicht nur beim Namen sondern gibt dem „Monster Hitler“ neben dem Gesicht und der Stimme auch die charakterliche Tiefe, die man benötigt um noch deutlicher seine Schwächen herrauszustellen. Seinen krankhaften Wahn allen überlegen zu sein während er im innern des Führerbunkers immer mehr an seiner eigenen Vorstellung zerbrach. Es ist IMO notwendig zu zeigen das ihm menschliche Züge und sogar humor besaß; das er nicht nur die kalkulierende Bestie war die Millionen in den Tot trieb. Diese Darstellung kann, wenn richtig verstanden, eine Blockade im kopf vieler Menschen lösen und es beginnt eventuell eine ganz andere Art der Vergangenheitsbewältigung. Vieleicht ohne den Mantel der Schuld den sich viele allzu freiwillig anziehn. Einem heute 10 Jährigen muß man nicht mehr eintrichtern das er Teil eines ganz bösen Volkes ist.
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Ich bin mit dem mulmigen Gefühl im Bauch aus dem Film herausgekommen, eher mittelmäßigem Gefühlskino aufgesessen zu sein und mich mit Personen identifiziert zu haben, mit denen ich mich nüchtern betrachtet um nichts in der Welt identifizieren möchte. Ich bin über mich selbst erschrocken als ich bei den Lebensläufen im Abspann beim einen oder anderen SS General dachte: Gottseidank hat der noch so lange gelebt, schließlich hat er Zivilisten gerettet (die Zivilisten und Soldaten die er am Gewissen hat, sind im Film ja nicht vorgekommen) oder ein-, zweimal Hitler wiedersprochen. Aber selbst Hitler war in diesem Film ja irgendwie noch ein Opfer seines Wahns und die Generalität sowieso bloss soldatisch gehorsam. Opfer also auch irgendwie. Die Frauen sowieso. Der Untergang setzt diese Opfer (auch Opfer der eigenen Psyche) in Szene und gesteht ihnen in ihrem Untergang Persönlichkeit zu. Eine Persönlichkeit, die die dargestellten Personen ihren Opfern ja nie zugestanden haben, die waren bloß die Juden, die Kommunisten, die Russen etc. etc. Eine verkehrte und verkehrende Geschichte also irgendwie, dieser Film. Thomas Mann hat ja einmal gesagt die Deutschen sollen vorsichtig mit dem Wort „tragisch“ sein, denn oft wird damit nur Blödheit verschleiert. Und die Täterrolle, möchte man nun fast hinzufügen ….
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If you dance, you might understand the words better. David ByrneHabe den Film gestern gesehen . Ich fand ihn sehr gut. In der Pause musste ich mir die Gespräche einiger Nazis (die auch im Kino waren) anhören, dass war allerdings gegen mein Erwarten auch zimlich interessant. Insofern ein sehr interessanter Abend der mich noch bis tief in die Nacht über verschiedene Themen nachdenken lies.
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Menschen mögen auch Blutwurst, Menschen sind Schwachköpfe.Originally posted by fanti@4 Oct 2004, 13:45
Habe den Film gestern gesehen . Ich fand ihn sehr gut. In der Pause musste ich mir die Gespräche einiger Nazis (die auch im Kino waren) anhören, dass war allerdings gegen mein Erwarten auch zimlich interessant. Insofern ein sehr interessanter Abend der mich noch bis tief in die Nacht über verschiedene Themen nachdenken lies.Was haben die denn so diskutiert? Würde mich mal interessieren.
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Das Alben- und Singles-Archiv[/URL] des Rolling Stone Forums[/COLOR] Skraggy's Gamer TagsOriginally posted by Skraggy@4 Oct 2004, 13:12
Was haben die denn so diskutiert? Würde mich mal interessieren.Na der Film wurde zuerst natürlich lächerlich gemacht. Da nix wirklich stimmen würde… Sie kamen dann auch wieder auf die alte Weltverschwörungstheorie dass man ja gar nichts glauben braucht. Da alles nur vorgespielt sein kann u.s.w. Einer sagte dann etwas von Zeugen u.s.w. und er wurde sofort beschimpft er sei nicht besser als die anderen und dürfe doch gleich gehen…. Im KIno während der Szene in der man sieht wie Frau Goebbels die Kinder einzeln vergiftet stand einer von ihnen auf und schrie Schweinerei dass war nie im Leben so wer kann dass bezeugen…
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Menschen mögen auch Blutwurst, Menschen sind Schwachköpfe.:hau Manche lernen halt nie dazu… :hau :hau
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"Film is a disease. And the only antidote to film is more film." - Frank CapraOriginally posted by fanti@4 Oct 2004, 21:33
Na der Film wurde zuerst natürlich lächerlich gemacht. Da nix wirklich stimmen würde… Sie kamen dann auch wieder auf die alte Weltverschwörungstheorie dass man ja gar nichts glauben braucht. Da alles nur vorgespielt sein kann u.s.w. Einer sagte dann etwas von Zeugen u.s.w. und er wurde sofort beschimpft er sei nicht besser als die anderen und dürfe doch gleich gehen…. Im KIno während der Szene in der man sieht wie Frau Goebbels die Kinder einzeln vergiftet stand einer von ihnen auf und schrie Schweinerei dass war nie im Leben so wer kann dass bezeugen…Ich bin immer wieder fassungslos, wenn ich solche Berichte lese oder mir selbst solche Typen über den Weg laufen. Wie verblendet muss man sein, um sich zu solchen Aussagen hinreißen zu lassen? Solche Verdrängungs- bzw. Leugnungs-Agumentationen finden sich leider viel zu häufig. Ein rechtsradikaler Hintergrund ist dabei noch nicht mal zwingend erforderlich. Ein Bekannter von mir äußerte mal erhebliche Zweifel an Saddam Husseins Verbrechen gegen das kurdische Volk. So etwas dürfe man nicht einfach glauben. Wo hätte die Öffentlichkeit denn die Bilder der Leichen gesehen. Genau, auf CNN. Wenn ich so was hörefehlen mir immer wieder die Worte. Ich bin in solchen Momenten dermaßen fassungslos, dass mir nichts mehr dazu einfällt und ich zum Schweigen verurteilt bin. Dabei hätte ich wirklich Lust, solche Typen wie meinen Bekannten oder die Spackos aus dem Kino einfach mal… <_<
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Das Alben- und Singles-Archiv[/URL] des Rolling Stone Forums[/COLOR] Skraggy's Gamer Tagswas ich sehr positiv finde ist, daß endlich mal ein thema interessant diskutiert wird, ohne dass seitenweise blödsinn kommt.
Der erste Thread seit Langem, den ich nicht bereut habe komplett zu lesen, da er sich mal ernsthaft mit einem Thema auseinandersetzt und nicht ins Unermeßliche abdriftet.
Danke den Schreibern. -
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