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Originally posted by Napoleon Dynamite@ 15 Sep 2004, 23:41
es ist wichtig, wenn man das leben hitlers zeigt, es auch möglichst komplett zu zeigen. es wäre auch nicht fragwürdig, einen film zu drehen, in dem ausschliesslich das privatleben hitlers als…(hier ein positives wort einsetzen) gezeigt wird. mit der intelligenz des publikums kann man schon mal rechnen. darstellung heisst nie gleich glorifizierung. lubitsch zeigte den könig erst auf dem tron, und dann im schlafzimmer. stroheim machte es umgekehrt. künstlerische freiheit bei der darstellung herrscht bei allem.schade nur, dass durch diese simple kritik, die eichinger schnell entkräftigen kann, keine wirkliche diskussion entstehen wird. eichinger ist froh, dass er am kopfende einer sog. kontroverse ist, die er meilenweit führt. bruno ganz vermutet mal wieder als schweizer, dass er da unbefangener herangehen kann. und letztendlich geht den beiden durch, was eigentlich nicht durchgehen sollte:dass nämlich ein unheimlich beschissener film daraus wurde, weil die filmische qualität als solches mal wieder nicht diskutiert wird. die gleiche herangehensweise wie schon dieses jahr beim passionsfilm von mel gibson:halbgebildete ereiferung über antisemitismus, die dann unfreiwillig die ungemein hohle,aufgeblasene inszenierung kaschiert. natürlich hat eichinger recht, wenn er vorwürfe von sich weist, man könne nicht eine einnehmende seite hitlers zeigen. das sind prinzipielle sachen, die man vor dem beginn eines filmes diskutieren kann, und die erstmal nicht auf den film selber deuten. die gesinnung, das vorhaben eines filmes ist eine sache, die inszenierung eine andere. es ist historisch alles richtig, hitler kam seiner sekräterin entgegen, half ihr. und trotzdem springt einen beim sehen dieser szene die dummheit, die ganz die dummheit eichingers ist, welcher nicht um die expressivität des filmes weiss, sondern schön melodramatisch aufbauscht, an. darüber wird aber nicht mehr diskutiert werden.
(und ja, man muss nicht den kompletten film gesehen haben, um sich hier ein möglichst komplettes bild zu machen.)
Genau – das ist wenig hinzuzufügen.
In dem Moment, in dem Hitler Fiktion/Film wird, verläßt er die Ebene des Dokumentarischen, an die ich (nicht nur bei dem Thema) höchste Ansprüche an Genauigkeit stelle. Der resultierende Film ist Film und darf natürlich (paralell dazu: Schindler's Liste), ja muss aus filmischer Sicht betrachtet werden und so sollte natürlich auch ein Film über Hitler auf filmische Qualität abgeklopft werden. Und das passiert anscheinend zu wenig.
Ich habe mir die ganze Zeit überlegt, warum ich – bei einem Thema, bei dem ein Deutscher fast die Pflicht hat den Film zu sehen (so zumindest das Medienecho) – so gar keine Lust habe den Film zu sehen. Und da ist es wie bei „1492“ von Ridley Scott (der dann aber überraschend schön war) – man kennt das Ende. Und die trockene Aufarbeitung läßt eher Langweile als Unterhaltung vermuten. Mal sehen, vielleicht habe ich ja mal abends nicht besseres zu tun.
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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.