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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Cisco Pike (Bill L. Norton; 1971)
Einige Zeit dachte ich, das wäre wieder ein netter Counterculture-Film mit einem aufstrebenden Kris Kristofferson, den mir Gene Hackman auf seine Hackman-Weise über Wasser halten muss. Dann wird es interessanter und verspielter und spätestens mit Harry Dean Stanton kriegt Cisco Pike noch die Kurve zu einem richtig guten Film. Da geht dann auch Kristofferson voll in Ordnung.
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Respect (Liesl Tommy, 2021)
Der Film hat eigentlich nur einen einzigen großen Pluspunkt, und das ist sein Thema. Aretha Franklin zu würdigen ist prinzipiell ja eine fantastische Idee. Die konkrete Umsetzung ist allerdings eher schwach. Erstes großes Manko: der Film will zu viel. Los geht es 1952, wenn Aretha zehn Jahre alt ist, enden tut der Film mit der Aufnahme von Amazing Grace 1972. Dadurch werden zahllose schwierige Stationen, Episoden und Verhältnisse in ihrem Leben beleuchtet, aber keines letztlich zufriedenstellend. Ein Missbrauch beispielsweise, beginnend mit dem zehnten Lebensjahr und zu einer Schwangerschaft mit zwölf Jahren führend wird zwar angedeutet, aber bis auf die Mutterschaft scheint das folgenlos zu bleiben. Ihr Engagement gegen die Rassentrennung wird eher erzählt als gezeigt, wie überhaupt Rassismus im Film eher nicht erlebbar gemacht wird. Einmal wird Angela Davis erwähnt, aber wer diese nicht kennt, hat von der Szene nichts. Der Tod von MLK ist eher Arethas persönliches Problem, die gesellschaftliche Bedeutung kaum vermittelt. Ein anderes Mal wird gesagt, dass sie mal wieder verklagt werde (es könnte um gebrochene Verträge gehen), ohne dass vorher je von Klagen die Rede war. Die depressive Seite ihrer bipolaren Störung wird so in einer einzigen Szene angedeutet, bis dahin konnte man sie für eine reine Alkoholikerin halten. Eine Trinkerin, die nach ihrer eigenen Aussage von ihren Dämonen gequält wird. Diese Dämonen sind im Film alle extrinsisch, es sind ihr Vater, der Rassismus, der Tod ihrer Mutter und der von MLK, ihre Partner usw. Dass es bei einer bipolaren Störung einen wesentlichen genetischen Faktor gibt, wird nicht einmal angedeutet. Das hätte nämlich den extrem konventionellen Erzählstil des Films gestört, in dem letztlich die Häufung der schwierigen Umstände Miss Franklin quasi per Naturgesetz in den temporären Abgrund führt. Der Abgrund ist aber kein Problem, denn in (für mich ekelhafter) kitschigster Manier wird der Alkohol, werden die Dämonen besiegt durch eine Erscheinung der toten Mutter, die die erwachsene Aretha besucht und die ihr durch Berührung Wärme und Geborgenheit vermittelt und ihr so die Kraft gibt, auszubrechen aus der Abwärtsspirale. Nach dieser Erscheinung wendet sich Miss Franklin wieder verstärkt der Kirche zu, diese, bzw der Baptismus, erlösen sie dann endgültig. Das ist so amerikanisch-evangelikal, da mag ich nicht mehr folgen. Ebenfalls störend finde ich, dass der Hauptperson im Grunde alles verziehen wird, was sie an schlimmen Dingen tut. Sie verletzt ihre Schwestern und Partner auf das übelste, aber da sind ja ihre Dämonen schuld. Einem Ted White wird eine solche Entschuldigung nicht zugestanden. Der ist ein Mann und damit böse.
Technisch ist der Film gut gelungen, aber auch hier sehr bieder. Forest Whitaker als Franklins Vater ragt schauspielerisch noch am weitesten hervor. Doch erst ganz am Ende, im Abspann, berührt Respect den Zuschauer wirklich. Da nämlich wird eine späte Performance von Miss Franklin selbst gezeigt, in die Fotos von wichtigen Ereignissen wie der Verleihung der Presidential Medal of Freedom oder ihrem Auftritt zur Amtseinführung von Präsident Obama geschnitten werden. Ich gebe 4,5/10 Punkten.
Resident Evil: Welcome to Raccoon City (Johannes Roberts, 2021)
Mit einem Wort: Rotz. Langweiliger, schlecht inszenierter Rotz. Mit Rotz-Dialogen, Rotz-FX, Rotz-Storytelling. Hab ich erwähnt, dass der Film Rotz ist? 1/10 Punkten.
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And all the pigeons adore me and peck at my feet Oh the fame, the fame, the fameThe Power Of The Dog (Jane Campion, 2021, Netflix)
Montana 1925, eine Rinderfarm. Phil, ein misantropischer, zynischer, gemeiner Bully, macht seinem schwachen Bruder George und besonders dessen frisch angeheirateter Famile (Rose mit ihrem Sohn Peter) das gemeinsame Leben auf der Farm zur Hölle. Ein sehr langsamer Film in dem physische Gewalt praktisch überhaupt keine Rolle spielt, der aber eine sehr tiefgründige und beklemmende Spannung aufbaut weil der Zuschauer schon früh ahnt dass dieses Zusammenleben nicht gut enden kann, und alle vier Hauptrollen durch Schauspieler besetzt sind die den schwelenden Konflikt hervorragend darstellen. Dazu tolle Aufnahmen. Ich glaube, ich habe in diesem Jahr keinen besseren Film gesehen.
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ford-prefect Feeling all right in the noise and the lightRegistriert seit: 10.07.2002
Beiträge: 10,358
Starship Troopers (Regie: Paul Verhoeven, 1997)
In meiner Wahrnehmung eine Kreuzung aus Full Metal Jacket, Star Wars und Die Akte Jane. Das ständige eher spannungsarme Rumgeballer ermüdet recht schnell und lässt dumpfe Langeweile aufkommen … zumindest bei mir. Außerdem nervt, ähnlich wie bei Top Gun, diese unkritische Glorifizierung des Militarismus, das zwar vordergründig als Satire/Parodie ausgegeben wird, aber leicht missinterpretiert werden kann. Am letzten Schultag vor den Weihnachtsferien 1998 hatte sich meine Schulklasse diesen SciFi-Film angeschaut, zum Glück war ich an diesem Tag nicht im Unterricht, sondern bei meiner praktischen Fahrprüfung. Diesen Film einer Schulklasse vorzuführen, sehe ich mittlerweile kritisch, 1999 wurde er aufgrund seiner Gewaltdarstellungen auf den Index gesetzt, wo er erst 2017 wieder runterkam. Robocop von Verhoeven ist besser.
zuletzt geändert von ford-prefect--
Wayne's World, Wayne's World, party time, excellent!ford-prefectStarship Troopers (Regie: Paul Verhoeven, 1997)
Puh, da tust du dem (neben SHOWGIRLS) intelligentesten Film der 90er verdammt unrecht.
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ewaldsghostThe Power Of The Dog (Jane Campion, 2021, Netflix)
Auf den freue ich mich auch schon, aber für sowas muss ich in der richtigen Stimmung sein.
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Es ist übrigens illegal hier im Forum, Showgirls und Starship Troopers nicht als insgeheim beste Filme der 90er zu bezeichnen.
Selbst: Shang-Chi and the legend of the ten rings – Optisch ein Knaller, Tony Leung ist Weltmeister der dezenten Mimik, besser als 3 Staffeln Iron Fist zusammen (ich hoffe, dass ich Danny Rand bald endgültig vergessen habe) und auch besser als die anderen Marvel-Filme der jüngeren Vergangenheit. Der Film ist eindeutig an ein Disney-Publikum gerichtet (gerade auch wegen der Freigabe ab 12 Jahren), dennoch fühlt sich die Darstellung der Sets und allem anderen historisch-chinesischem Mystikkram sehr richtig und authentisch an.
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Don't be fooled by the rocks that I got - I'm still, I'm still Jenny from the blockcleetusEs ist übrigens illegal hier im Forum, Showgirls und Starship Troopers nicht als insgeheim beste Filme der 90er zu bezeichnen.
In einer gerechten Welt wäre das so, ja.
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ianage
cleetusEs ist übrigens illegal hier im Forum, Showgirls und Starship Troopers nicht als insgeheim beste Filme der 90er zu bezeichnen.
In einer gerechten Welt wäre das so, ja.
Wie man Starship Troopers Satire anzweifeln kann ist mir unerklärlich. Alleine die Duschszene spricht da Bände*. Wer sollte denn nach dem Film auf die Idee kommen, eine Militärdiktatur wäre erstrebenswert? Dazu ist das natürlich typisch für Verhoeven ein fabelhafter Genrefilm.Auch die direkte Brutalität spricht die Sprache eines Antikriegsfilms. Hier wird nichts beschönigt, im Gegenteil. Außer natürlich die „optische Auswahl“ fürs Militär…
Dass das vielleicht 18 oder 19jährige mißverstehen könnten, ist klar. Als Lehrer würde ich den auch nicht zeigen, weil schlichte Gemüter den vollkommen falsch auffassen könnten (natürlich auch nicht schlichte Gemüter) und die vielen feinen Zeichen der Satire übersehen würden.
*was man nicht alles findet & in der deutschen Übersetzung kommt das auch nicht mit den „citizens“ richtig rüber. das wird glaub ich mit „Zivilisten“ übersetzt.
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“It's much harder to be a liberal than a conservative. Why? Because it is easier to give someone the finger than a helping hand.” — Mike Royko@herr-rossi: hier habe ich noch eine schöne kleine Zusammenfassung von Bong Joon-Ho’s Schaffen:
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“It's much harder to be a liberal than a conservative. Why? Because it is easier to give someone the finger than a helping hand.” — Mike Royko
ford-prefect Feeling all right in the noise and the lightRegistriert seit: 10.07.2002
Beiträge: 10,358
ianage
cleetusEs ist übrigens illegal hier im Forum, Showgirls und Starship Troopers nicht als insgeheim beste Filme der 90er zu bezeichnen.
In einer gerechten Welt wäre das so, ja.
Was ist denn an dem Film deiner Meinung nach intelligent?
Edit: Ach, jetzt hab ichs kapiert. Das war Ironie, richtig? …
zuletzt geändert von ford-prefect--
Wayne's World, Wayne's World, party time, excellent!
ford-prefect Feeling all right in the noise and the lightRegistriert seit: 10.07.2002
Beiträge: 10,358
krautathaus
ianage
cleetusEs ist übrigens illegal hier im Forum, Showgirls und Starship Troopers nicht als insgeheim beste Filme der 90er zu bezeichnen.
In einer gerechten Welt wäre das so, ja.
Wie man Starship Troopers Satire anzweifeln kann ist mir unerklärlich. Alleine die Duschszene spricht da Bände*. Wer sollte denn nach dem Film auf die Idee kommen, eine Militärdiktatur wäre erstrebenswert? Dazu ist das natürlich typisch für Verhoeven ein fabelhafter Genrefilm.Auch die direkte Brutalität spricht die Sprache eines Antikriegsfilms. Hier wird nichts beschönigt, im Gegenteil. Außer natürlich die „optische Auswahl“ fürs Militär…
Dass das vielleicht 18 oder 19jährige mißverstehen könnten, ist klar. Als Lehrer würde ich den auch nicht zeigen, weil schlichte Gemüter den vollkommen falsch auffassen könnten (natürlich auch nicht schlichte Gemüter) und die vielen feinen Zeichen der Satire übersehen würden.
*was man nicht alles findet & in der deutschen Übersetzung kommt das auch nicht mit den „citizens“ richtig rüber. das wird glaub ich mit „Zivilisten“ übersetzt.
<iframe width=“500″ height=“281″ src=“https://www.youtube.com/embed/edMv2AmXMAQ?feature=oembed“ frameborder=“0″ allow=“accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture“ allowfullscreen=““></iframe>Bei solchen Filmen muss ich oft unweigerlich an meine unschöne Musterung beim Kreiswehrersatzamt in Mainz-Gonsenheim denken. Dort traf ich einige Figuren, die durchaus so drauf waren wie die Militärmitglieder in Starship Troopers.
zuletzt geändert von ford-prefect--
Wayne's World, Wayne's World, party time, excellent!
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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krautathaus
ianage
cleetusEs ist übrigens illegal hier im Forum, Showgirls und Starship Troopers nicht als insgeheim beste Filme der 90er zu bezeichnen.
In einer gerechten Welt wäre das so, ja.
Wie man Starship Troopers Satire anzweifeln kann ist mir unerklärlich. Alleine die Duschszene spricht da Bände*. Wer sollte denn nach dem Film auf die Idee kommen, eine Militärdiktatur wäre erstrebenswert? Dazu ist das natürlich typisch für Verhoeven ein fabelhafter Genrefilm. Auch die direkte Brutalität spricht die Sprache eines Antikriegsfilms. Hier wird nichts beschönigt, im Gegenteil. (…)
Zudem sind die ganzen Protagonisten ja auch ziemliche Dimpel…
Es gab aber auch ziemlich viele Kritiker damals, die das nicht kapiert haben und es gibt ja auch so eine Art „Satireunfähigkeit“ oder „Satireresistenz“; so wie manchen Menschen ja auch völlig Ironieresistent sind und Ironie nie verstehen (werden/können). An dem Film könnte man dem nachwuchs aber schön zeigen, was Satire ist und wie sie funktioniert. Für mich einer der besten Filme der 90er.
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ford-prefectWas ist denn an dem Film deiner Meinung nach intelligent? Edit: Ach, jetzt hab ichs kapiert. Das war Ironie, richtig? …
Nein, war es nicht. Ich halte Verhoeven für einen der allerbesten Regisseure und seine Filme für unfassbar intelligent. SHOWGIRLS und STARSHIP TROOPERS sind meine zwei liebsten 90er-Filme. @krautathaus schrieb zu letzterem ein paar ziemlich passende Gedanken. Schade, dass du den Film leider nicht verstanden hast.
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ford-prefect Feeling all right in the noise and the lightRegistriert seit: 10.07.2002
Beiträge: 10,358
In meiner Ansicht stellt „Eine Frage der Ehre“ mit Nicholson und Cruise den besseren Militärfilm der 90er Jahre dar. Den hatten wir mal im Deutschunterricht durchgenommen, zusammen mit Full Metal Jacket. Was gibt es denn noch für Militärfilme aus dieser Dekade?
zuletzt geändert von ford-prefect--
Wayne's World, Wayne's World, party time, excellent! -
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