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Zuletzt im Kino (Spoiler ahead):
Respect (Liesl Tommy, 2021)
Der Film hat eigentlich nur einen einzigen großen Pluspunkt, und das ist sein Thema. Aretha Franklin zu würdigen ist prinzipiell ja eine fantastische Idee. Die konkrete Umsetzung ist allerdings eher schwach. Erstes großes Manko: der Film will zu viel. Los geht es 1952, wenn Aretha zehn Jahre alt ist, enden tut der Film mit der Aufnahme von Amazing Grace 1972. Dadurch werden zahllose schwierige Stationen, Episoden und Verhältnisse in ihrem Leben beleuchtet, aber keines letztlich zufriedenstellend. Ein Missbrauch beispielsweise, beginnend mit dem zehnten Lebensjahr und zu einer Schwangerschaft mit zwölf Jahren führend wird zwar angedeutet, aber bis auf die Mutterschaft scheint das folgenlos zu bleiben. Ihr Engagement gegen die Rassentrennung wird eher erzählt als gezeigt, wie überhaupt Rassismus im Film eher nicht erlebbar gemacht wird. Einmal wird Angela Davis erwähnt, aber wer diese nicht kennt, hat von der Szene nichts. Der Tod von MLK ist eher Arethas persönliches Problem, die gesellschaftliche Bedeutung kaum vermittelt. Ein anderes Mal wird gesagt, dass sie mal wieder verklagt werde (es könnte um gebrochene Verträge gehen), ohne dass vorher je von Klagen die Rede war. Die depressive Seite ihrer bipolaren Störung wird so in einer einzigen Szene angedeutet, bis dahin konnte man sie für eine reine Alkoholikerin halten. Eine Trinkerin, die nach ihrer eigenen Aussage von ihren Dämonen gequält wird. Diese Dämonen sind im Film alle extrinsisch, es sind ihr Vater, der Rassismus, der Tod ihrer Mutter und der von MLK, ihre Partner usw. Dass es bei einer bipolaren Störung einen wesentlichen genetischen Faktor gibt, wird nicht einmal angedeutet. Das hätte nämlich den extrem konventionellen Erzählstil des Films gestört, in dem letztlich die Häufung der schwierigen Umstände Miss Franklin quasi per Naturgesetz in den temporären Abgrund führt. Der Abgrund ist aber kein Problem, denn in (für mich ekelhafter) kitschigster Manier wird der Alkohol, werden die Dämonen besiegt durch eine Erscheinung der toten Mutter, die die erwachsene Aretha besucht und die ihr durch Berührung Wärme und Geborgenheit vermittelt und ihr so die Kraft gibt, auszubrechen aus der Abwärtsspirale. Nach dieser Erscheinung wendet sich Miss Franklin wieder verstärkt der Kirche zu, diese, bzw der Baptismus, erlösen sie dann endgültig. Das ist so amerikanisch-evangelikal, da mag ich nicht mehr folgen. Ebenfalls störend finde ich, dass der Hauptperson im Grunde alles verziehen wird, was sie an schlimmen Dingen tut. Sie verletzt ihre Schwestern und Partner auf das übelste, aber da sind ja ihre Dämonen schuld. Einem Ted White wird eine solche Entschuldigung nicht zugestanden. Der ist ein Mann und damit böse.
Technisch ist der Film gut gelungen, aber auch hier sehr bieder. Forest Whitaker als Franklins Vater ragt schauspielerisch noch am weitesten hervor. Doch erst ganz am Ende, im Abspann, berührt Respect den Zuschauer wirklich. Da nämlich wird eine späte Performance von Miss Franklin selbst gezeigt, in die Fotos von wichtigen Ereignissen wie der Verleihung der Presidential Medal of Freedom oder ihrem Auftritt zur Amtseinführung von Präsident Obama geschnitten werden. Ich gebe 4,5/10 Punkten.
Resident Evil: Welcome to Raccoon City (Johannes Roberts, 2021)
Mit einem Wort: Rotz. Langweiliger, schlecht inszenierter Rotz. Mit Rotz-Dialogen, Rotz-FX, Rotz-Storytelling. Hab ich erwähnt, dass der Film Rotz ist? 1/10 Punkten.
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And all the pigeons adore me and peck at my feet Oh the fame, the fame, the fame