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Rossi Barbarella (Roger Vadim) Allerliebst. (Wirklich noch nie in diesem Thread erwähnt?)
Hast Du die Suche innerhalb des Threads gefunden? (Ich sah ihn vor Jahren mal in einer Nocturne im Kino, die Synchronfassung, die Du wohl gerade gesehen hast, mochte ich mir nicht antun … auch die ganzen Schweizer-Filme zum Nationalfeiertag in 3sat liefen ja leider in der Synchronfassung, bloss der Lindtberg ist ein seltsames Gemisch aus Dialekt und Hochdeutsch mit Akzent, den liess man wohl so, wie er war, andere habe ich nach zwei Minuten wieder gelöscht weil die Tonspur derart übel war).
Hier, vorhin im Kino – die Perfektion des Herrn Ozu:
Akibiyori (Spätherbst) (Yasujiro Ozu, Japan, 1960) – grossartig!
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaHighlights von Rolling-Stone.deNeu auf Disney+: Die Film- und Serien-Highlights im August
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Rossi Barbarella (Roger Vadim) Allerliebst. (Wirklich noch nie in diesem Thread erwähnt?)
Doch, sicher. Will jetzt aber nicht die Rolling-Stone-Suche bemühen, deshalb hier: https://gedankenbeimbetrachtendesmesserblocks.wordpress.com/2016/05/01/barbarella/
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branded man
Kann mich auch jetzt nur noch ganz rudimentär erinnern, dass ich den auch nicht mochte und ziemlich aufgeblasen und hohl fand.
Das trifft es sehr gut.
Am späten Abend noch, viel besser:
„The Demolisher“ (Gabriel Carrer)
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Flow like a harpoon daily and nightlygypsy tail windHast Du die Suche innerhalb des Threads gefunden? (Ich sah ihn vor Jahren mal in einer Nocturne im Kino, die Synchronfassung, die Du wohl gerade gesehen hast, mochte ich mir nicht antun … auch die ganzen Schweizer-Filme zum Nationalfeiertag in 3sat liefen ja leider in der Synchronfassung, bloss der Lindtberg ist ein seltsames Gemisch aus Dialekt und Hochdeutsch mit Akzent, den liess man wohl so, wie er war, andere habe ich nach zwei Minuten wieder gelöscht weil die Tonspur derart übel war).
Ich hab‘ die allgemeine Suchfunktion genutzt. Ja, war die Synchronisation, hatte sich gerade so ergeben.
Harry RagDoch, sicher. Will jetzt aber nicht die Rolling-Stone-Suche bemühen, deshalb hier: https://gedankenbeimbetrachtendesmesserblocks.wordpress.com/2016/05/01/barbarella/
Danke! Kann ich unterschreiben, die Besprechung.
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Earth Girls are Easy, 1989 – Julien Temple ***1/2
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Gestern Nacht im Kino:
Jason Bourne
(Regie: Paul Greengrass, UK, 2016)Lässt sich mit den anderen Bourne-Filmen nicht ganz vergleichen.
Wer einen guten Actionfilm sehen möchte, ist hier richtig. Wer aber etwasmehr Inhalt braucht, muss sich die Bourne-Trilogie ansehen.„Creed“ (Ryan Coogler)
Sweet!
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Flow like a harpoon daily and nightly
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Das Schreckenskabinett des Dr. Phibes
(Regie: Robert Fuest – Großbritannien/USA, 1971)Der Arzt und Wissenschaftler Dr. Anton Phibes unternimmt einen Rachefeldzug gegen die neun Ärzte, die seiner Meinung nach für den Tod seiner geliebten Gattin verantwortlich sind. Dabei richtet er sich bei den Todesarten nach den zehn Plagen des Altertums, die er (phantasievoll verfremdet) den Medizinern zukommen lässt. Dass er seit einem Autounfall für tot gilt, hilft ihm dabei sichtlich, denn die Polizei ist nicht die Schnellste…
Vincent Price, hochgebildeter Spross einer Familie, die ihr kleines Vermögen in den USA durch Lebensmittelinnovationen verdiente, verbrachte den Beginn der 70er Jahre, auf der Leinwand Rache zu nehmen. Zuerst nur in den Plots der „Dr. Phibes“-Filme des Regisseurs Robert Fuest, der zuvor „And Soon The Darkness“ drehte und für das britische Fernsehen („The Avengers“, „The New Avengers“) arbeitete; später auch augenzwinkernd an seinen Kritikern, die den intelligenten Mimen zeitlebens spüren ließen, dass er in einem nicht genehmen Teil der Unterhaltungsindustrie, dem des Horrorfilms, verkehrte und vor allem brillierte.
Schon in „The Abominable Dr. Phibes“ (Originaltitel) bemerkt man eine eklektische Verbindung von Kunst, Kitsch, Unterhaltung und Populärkultur, die die vermeintliche Vulgarität des Genrefilms durch Geschmack und kleine Kniffe mit der Hochkultur flirten lässt. Etwas, das zwei Jahre später in „Theatre of Blood“ nicht nur augenscheinlich in den Vordergrund tritt, sondern sich auch in der eigentlichen Geschichte manifestiert: Ein verlachtes Schauspieltalent richtet seine hochmütigen Kritiker hin – und alle Todesarten entstammen ausschließlich den Werken William Shakespeares.
Diesen Meta-Moment findet man in „Das Schreckenscabinett des Dr. Phibes“ (Schreibweise des Titels auf dem deutschen Kinoplakat) noch nicht; es handelt sich tatsächlich „nur“ um einen Unterhaltungsfilm, der einen pointiert-humorvollen Krimi um die „set pieces“ des Giallo erweitert. Während der Polizeiarbeit dominieren Dialoge, die schwarzen Humor der britischen Sorte erkennen lassen und den eher lockeren Ton des Films begründen. In Anton Phibes (gespielt von Vincent Price, der hier über weite Strecken auf den Einsatz seiner außergewöhnlichen und oft geforderten Stimme verzichtet) Welt dagegen, einem Refugium aus Mausoleum und Vergnügungspark im altmodischen Sinne, verbindet sich Art-Déco-Pracht mit animalischen Boten des Todes: Vor des Doktors pink bis violett illuminierter Orgel lungern taxidermierte Geier, die in einen Tanzsaal blicken, welcher von einer Gruppe aufziehbarer Musikpuppen in Schach ge- und unterhalten wird, die im früheren Leben einmal wirkliche Menschen gewesen sein könnten. Die beschwingt-fröhliche Musik konterkariert die Voodoo-Atmosphäre, in der das „Phantom of the Vaudeville“ mal in liebevollen, mal in schaurigen Orgelstücken seine große Liebe betrauert. Neben den bekannten Songs und Publikumslieblingen der 20er und 30er Jahre (wie „Over The Rainbow“), komponiert Basil Kirchin die restliche Filmmusik, größtenteils im konventionellen Rahmen, aber speziell und im Detail verschieden und extravagant genug, um eine tragende Säule des Films zu sein. Beim Einsatz eines Kirchglockenstücks scheinen auch Kirchins Bemühungen auf dem Feld der Musique concrète Früchte zu tragen; seiner eigentlichen Leidenschaft (neben der des Free Jazz), für welche er durch Soundtrackarbeiten Geld beschaffte. Er verrichtet mehr als nur einen Auftragsjob. (Im Abspann listet man die Namen der Sänger und Musiker vor denen des Cast. Dies muss nicht unbedingt auf die Wichtigkeit hindeuten, dahinter können simple Vertragsklauseln stecken, etwa um im Gegenzug an ein bestimmtes Musikstück zu gelangen. Kurios und äußerst selten ist dies aber schon.)
Die Morde stammen in diesem Fall aus einem literarisch ähnlich einflussreichen Werk wie dem William Shakespeares: Es sind die Plagen, die Ägypten und die Pharaonen heimsuchen, als JHW im Alten Testament sein Volk aus der Knechtschaft freizupressen versucht. Diese erscheinen, neben Phibes Versteck, als das visuelle Herzstück des Films und bereiten in ihrer kraftvollen Farbenpracht pure Freude fürs Auge. Während die Kamera kaum längere Fahrten unternimmt und oft statisch bleibt, schlägt die Phantasie des Setdesigners Purzelbäume und zaubert mit finanziell geringen Mitteln, manchmal in ihrem Stilmix gewagte, aber stets geschmackvolle Kompositionen, die sich aus einem reichen Fundus bedienen – und dabei die snobistische Unterteilung in Hoch- und Trivialkultur völlig missachten. Ob nun Theater oder „music hall“, Kunst oder Kitsch, Kunstblut oder Kunstdruck – all das verläuft und vereint sich mit der Musik Basil Kirchins zu einem Ausdruck des Gruselfilms, der „Das Schreckenskabinett des Dr. Phibes“ zu einem eigenwilligen (vielleicht ist „eigensinnlichen“ das treffendere Kofferwort?) Erlebnis macht.
In „Theatre of Blood“ müssen sich kleinkarierte Theaterkritiker ihrem „Gott“ William Shakespeare stellen, in Robert Fuests „Champagner für den Satan“ (Alternativtitel) zittern hochspezialisierte Mediziner vor der Rache JHWs, immer dargebracht durch einen brillanten, aber vom Leben gebeutelten Feingeist. Zerstörte Autoritäten, Wiederherstellung des kosmischen Gleichgewichts, am Ende die Rückkehr in den Schoß des Chaos: Katharsis, wie süß du bist! „A brass unicorn has been catapulted across a London street and impaled an eminent surgeon. Words fail me, gentlemen.“ Ja, und das ebenfalls!--
Im Flieger…
„Son of Saul – Saul fia“ (László Nemes) ****-****1/2
„The Lobster“ (Yorgos Lanthimos) ****
„Der Staat gegen Fritz Bauer“ (Lars Kraume) ***-***1/2
„10 Cloverfield Lane“ (Dan Trachtenberg) ***
„Joy“ (David O. Russell) **1/2***
„London Has Fallen“ (Babak Najafi) **--
Suicide Squad von David Ayer--
A Kiss in the DreamhouseUndundund???
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Flow like a harpoon daily and nightlyZunächst einmal das Wichtigste: Margot Robbie haut eine der größten Douze-points-Performances raus, die ich in den letzten Jahren gesehen habe. Wirklich jede Szene, in der sie zu sehen ist, beherrscht sie die Leinwand von oben nach unten, von links nach rechts! Mehr Energie, Aura, Spielfreude, puren Charakter lässt sich wohl kaum noch in ein solches Franchise schmuggeln.
Ansonsten ist im Film leider nichts mehr zu holen: Viel Einführung und Vorbereitung, noch mehr Explosion und hurtiges Herumgelaufe ohne tatsächliche Dramaturgie – das Versprechen, dass der fantastische Trailer vor einigen Monaten gab, wird kaum eingelöst. Einen Tag später weiß ich auch nicht einmal mehr genau, was genau passierte, bis auf: Cara hätte die tragische Kippfigur des Films sein können, aber sie wird unter einer digitalen Maske aus morphenden CGI-Effekten komplett verschenkt. Wie überhaupt die meisten Rollen komisch entrückt bleiben, bloss darauf reduziert, dass der eine Feuer entfesseln kann, und die andere in ihrem Schwert die Seelen von … ach, ich weiß das, wie gesagt, auch nicht mehr so genau.Dennoch: Das klingt jetzt vielleicht negativer als es ist. Das Plot-Tohuwabohu ist ziemlich doof und wie jeder bessere oder schlechtere Superheldenfilm der letzten Jahre bildet auch „Suicide Squad“ viel zu sehr das Scharnier zwischen Spin-offs von Spin-offs von Spin-offs … aber: Er ist eben auch – und das trifft auf die meisten anderen Comicverfilmungen der letzten Jahren, mögen sie in anderer Hinsicht auch gelungener sein, nicht zu – vor allem Kino, das visuell erzählen und berauschen will. So gesehen also etwas, das mir trotz der zahlreichen Schwächen doch wieder nahe ist.
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A Kiss in the DreamhouseNapoleon DynamiteZunächst einmal das Wichtigste: Margot Robbie haut eine der größten Douze-points-Performances raus, die ich in den letzten Jahren gesehen habe. Wirklich jede Szene, in der sie zu sehen ist, beherrscht sie die Leinwand von oben nach unten, von links nach rechts! Mehr Energie, Aura, Spielfreude, puren Charakter lässt sich wohl kaum noch in ein solches Franchise schmuggeln.
[…]Ich fand sie ja in Focus schon gut, immer so’n bisschen mehr als arm candy.
Napoleon Dynamite
[…]
vor allem Kino, das visuell erzählen und berauschen will. So gesehen also etwas, das mir trotz der zahlreichen Schwächen doch wieder nahe ist.Klingt gut.
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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Overlord
(Regie: Stuart Cooper – Großbritannien, 1975)1944. Der junge Brite Tom Beddows (Brian Stirner) wird zum Heer eingezogen. Er durchlebt die Grundausbildung, freundet sich mit anderen Rekruten an, erträgt die Härten des Alltags und arrangiert sich mit seiner neuen Rolle – und mit der sonst herrschenden Öde, die auf den ständigen Truppenverlegungen sein Begleiter bleibt. Ein Lichtblick ist die Begegnung mit einer jungen Frau (Julie Neesam) in einer Tanzhalle – doch schon kurz darauf wird Toms Einheit abkommandiert, für die „Operation Overlord“, die Landung in der Normandie…
Regisseur Stuart Cooper näherte sich dem Thema seines Kriegsfilms „Overlord“ schon von einer anderen Seite und knapp zehn Jahre vor dem eigentlichen Drehbeginn: Er mimte Roscoe Lever, einen der zwölf Dreckigen aus „Das dreckige Dutzend“, dem Protofilm für Unmengen an rabiater Söldner-Action, die vor allem in den 1980er Jahren die Kinos und Videotheken überschwemmen sollte. Auch hier ging es um eine Art „D-Day“, die Landung hinter den feindlichen Linien und die endgültige Bekämpfung des Nazi-Regimes, das Europa in Brand setzte. Für seine eigene Auseinandersetzung mit dem Stoff, wählte er aber eine völlig andere Herangehensweise.
Durch die Zusammenarbeit mit dem Imperial War Museum, das an Cooper herangetreten war, um ihn einen Dokumentarfilm über die Overlord Embroidery, einer Art Wandteppichstickerei, die die „Operation Overlord“ abbildet, drehen zu lassen, bekam er Zugang zu einem riesigen Filmarchiv der Kampfhandlungen des Commonwealth, in dem er, allein für die Beiträge zum Zweiten Weltkrieg, neun Jahre seines Lebens hätte opfern können, um alle zu sichten – und das auch nur, wenn er von morgens bis abends gearbeitet hätte. So beschreibt es zumindest eine nette Anekdote Coopers. Schnell konnte er sich für die Idee begeistern, einen Film zu drehen, der zum einen aus dem (unglaublicherweise fast perfekt erhaltenen) Filmmaterial des Filmarchivs bestand, andererseits aber eine Rahmenhandlung etablierte, die neu zu schreiben und vor allem zu fotografieren war. Keine leichte Aufgabe, doch nachdem man Unmengen an Aufnahmen gesichtet hatte, assistiert durch ein eher unzuverlässiges Karteisystem, konnte man nicht nur Stanley Kubricks Kameramann John Alcott zur Mitarbeit bewegen, sondern machte auch alte, deutsche Filmobjektive der 30er Jahre ausfindig, die es ermöglichten, den Look der neugedrehten Handlungsszenen an das Material der britischen Streitkräfte im Zweiten Weltkrieg anzupassen. Diese Aufgabe wurde so hervorragend gelöst, dass dem Laien die neu eingefügte narrative Ebene nur durchs John Alcotts präzisen und glasklaren Stil ins Auge fällt, der sich naturgemäß ein wenig von den Bildern unterscheidet, die filmende Soldaten in brennenden Städten oder an Bord eines Bombers machen.
Dies sorgt dann auch für eine gewisse Zweiteilung von „Overlord“, die zum einen den etwas stereotypen Weg eines Soldaten vom Einberufungsbescheid bis zu seinem Tod zeigt, um auf der anderen Seite ein beunruhigendes, nächtliches Feuergedicht zu inszenieren, in dem auch am Tag rabenschwarze Nacht herrscht. Über einem Gefühl der Vorherbestimmung und der Verdammnis glitzert die Ästhetik der Zerstörung: Es sieht hübsch aus, wenn die Bomben fallen und der Feuersturm wütet, meist sogar wunderschön und gelegentlich zum Weinen brillant. Nur zweimal zeigt uns Stuart Cooper die menschliche Seite dieser Bilder: Übel zugerichtete und verkohlte Leichen am Boden; einen Fallschirmspringer, der den Schleudersitz als letzten Ausweg sucht, am Himmel. Sonst sind die Kriegsimpressionen menschenleer. Man könnte auf die Idee kommen, hier wären gar keine Lebewesen involviert, als würden nur Maschinen einen sinnlosen Vernichtungsfeldzug gegen sich selbst und ihre Umgebung führen. Dieser Eindruck wird noch verstärkt, wenn die grotesken Landungsvehikel und Panzer wie außerirdische Lebensformen über den Strand der Normandie robben; das menschliche Kanonenfutter noch immer in Booten eingepfercht, Särgen gleich, während die Sonne durch die Flugzeuge der Royal Air Force Grabeskreuzschatten auf die Landschaft wirft. Auch Hauptfigur Tom Beddows, gespielt von Brian Stirner, hegt Vorstellungen dieser Art, die er zusammen mit seiner Todesahnung artikuliert – in einer wundervollen Einstellung, die den Gefreiten als schwindenden Punkt in einem Wald zurücklässt. Während sich „Das dreckige Dutzend“ um seine Charaktere dreht, steht in „Overlord“ die Auslöschung des Individuums im Mittelpunkt. Es existieren keine Heldentaten und vor allem keine Helden mehr. Es gibt nur einen zur Schlachtbank geführten Jungen, der den Tod wittern kann, aber schon den Bolzenschuss nicht mehr fühlt, der ihn zum ausgespuckten Unrat der Kanonen degradiert, die gerade ihr großes Festmahl halten.
Hin und wieder erinnert „Full Metal Jacket“ von Stanley Kubrick an Stuart Coopers Film, vor allem die Szenen im Ausbildungslager der Soldaten, die ein direktes filmisches Zitat sind, aus dem Kubrick den Wahnwitz destillierte und ihn bis zur Explosion des Kessels hochkochen ließ. Die Verbindung durch John Alcott ist gegeben, ebenfalls einige positive Äußerungen Kubricks zu „Overlord“. „Full Metal Jacket“ könnte durchaus dem Geist von Stuart Coopers „Overlord“ entsprungen sein.
Während andere Kriegsfilme Helden gebären oder, wie in einer Zeitschleife gefangen, die alten Geschichten um Sieg und Niederlage aufwärmen, spuckt „Overlord“ uns ganz nebensächlich die Vergeudung des menschlichen Lebens vor die Füße, in mitreißenden Schwarz-Weiß-Bildern, die die Herrschaft der Maschinen ankündigen, welche noch dröhnend über die Erde ziehen werden, wenn der weiche, zerbrechliche Mensch sich im letzten unsinnigen Konflikt aufgerieben hat.--
Napoleon Dynamite aber: Er ist eben auch – und das trifft auf die meisten anderen Comicverfilmungen der letzten Jahren, mögen sie in anderer Hinsicht auch gelungener sein, nicht zu – vor allem Kino, das visuell erzählen und berauschen will. So gesehen also etwas, das mir trotz der zahlreichen Schwächen doch wieder nahe ist.
Und genau das wollte ich hören! Danke für die Antwort, das Meiste erwarte ich mir genauso, wie Du es beschreibst. Freue mich immer noch drauf.
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