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AutorBeiträge
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Beim „Unknown Pleasures“:
„The Grief Of Others“ (Patrick Wang)
Groß.
zuletzt geändert von candycolouredclown--
Flow like a harpoon daily and nightlyHighlights von Rolling-Stone.deWerbung
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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KrautathausMan muß Fury Road nicht mögen, aber der Film sieht sicherlich nicht billig aus, zumal die meiste Action während der Fahrt eben ohne CGI gedreht wurde. Schau dir mal die B-Rolls an und lies im Abspann wieviel Menschen an der Produktion der Vehikel, Waffen, Kostüme etc. beteiligt waren.
Die Schnittechnik von Fury Road ist für einen Actionfilm vorbildlich. Das kriegen die wenigsten Regisseure/Cutter so hin.
Alle Szenen, die im Hauptquartier, der Wasseranlage spielen, sehen billig aus. „Jurassic Park“ sah schon 1993 besser aus. Autos beeindrucken mich nicht, das ist aber mein persönlicher Geschmack. Andererseits: Wieso dauert dieser Film fast zwei Stunden? (Naja, sie brauchten ja auch drei Drehbuchautoren…) Die Schauwerte sind in knapp einer halben abgefrühstückt.
Eine Multimillionendollarmaterialschlacht, die am Ende nicht mal gut aussieht?
Die Schnittfrequenz in „Fury Road“ ist viel zu hoch. Es gibt da durchaus noch schlimmere Machwerke, aber hier ist die Schmerzgrenze schon deutlich überschritten. Kann man nur hoffen, dass die meisten Cutter das nicht hinbekommen.--
Baskin von Can Evrenol (TRK, 2015)
Jetzt konnte ich endlich mal den Film zu meinem letztjährigen Lieblingstrailer sehen. Eine klein wenig enttäuscht bin ich schon, was v.a. daran liegt, dass mir geradlinig erzählte Horrorgeschichten deutlich mehr liegen, Baskin dagegen verlässt sich zum Ende hin immer mehr auf die Kraft seiner Bilder und lässt die Story dafür immer wirrer werden.
Rein optisch allerdings ist der Film durchgehend gelungen, die erste Hälfte wirkt noch unterschwellig bedrohend, während in der zweiten Hälfte wirklich beeindruckend ein Auschnitt aus der Hölle heraufbeschworen wird und auch die surrealen Traumsequenzen können sich sehen lassen.
Trotzdem nur ***1/2, wegen der unbefriedigend zu Ende erzählten Geschichte.--
„Unfriend“ ***1/2
„13 Hours“ *****
„Triple 9“ ****
„The Trust“ ****1/2
„He Never Died “ ****
„Sweet Karma“ ****1/2
„Big Game“ *1/2
„Backcountry“ *****
„Copenhagen“ ****1/2
„2 Guns“ ****--
Pause, oder was?Vorhin spontan ins Kino: Der Hauptmann von Köpenick (Helmut Käutner, BRD 1956) – vergnüglich!
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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I.C. WienerBaskin von Can Evrenol (TRK, 2015)
Jetzt konnte ich endlich mal den Film zu meinem letztjährigen Lieblingstrailer sehen. Eine klein wenig enttäuscht bin ich schon, was v.a. daran liegt, dass mir geradlinig erzählte Horrorgeschichten deutlich mehr liegen, Baskin dagegen verlässt sich zum Ende hin immer mehr auf die Kraft seiner Bilder und lässt die Story dafür immer wirrer werden.
Rein optisch allerdings ist der Film durchgehend gelungen, die erste Hälfte wirkt noch unterschwellig bedrohend, während in der zweiten Hälfte wirklich beeindruckend ein Auschnitt aus der Hölle heraufbeschworen wird und auch die surrealen Traumsequenzen können sich sehen lassen.
Trotzdem nur ***1/2, wegen der unbefriedigend zu Ende erzählten Geschichte.Das klingt doch prima. Muss ich demnächst auch mal anschauen.
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Singapore Sling
(Regie: Nikos Nikolaidis – Griechenland, 1990)Ein Detektiv sucht nach einer kürzlich verschwundenen Frau. Seine Suche führt ihn zu einer Frau (Michele Valley), die mit ihrer Tochter (Meredyth Herold) zusammen in einem abgelegenen Haus wohnt. Dort wird der Detektiv (Panos Thanassoulis) Zeuge seines eigenen, nicht vorstellbaren Abgrundes. Die beiden Frauen züchtigen den Detektiv und treiben diesen durch perverse Spielchen fast in den Wahnsinn.
Ständig prasselnder Regen, vereinzelte Donnerschläge und Blitze bereiten das atmosphärische Schwarz-Weiß-Fundament, auf dem Regisseur Nikos Nikolaidis die stark durch den Film noir beeinflusste Hommage an das Kino nach seinem persönlichen Geschmack errichtet. Speziell Otto Premingers „Laura“ aus dem Jahr 1944 ist ein Fixpunkt – und zwar ein dermaßen wichtiger, dass „Singapore Sling“ durchaus als Fortsetzung gelten könnte. Immerhin greift das vom Regisseur verfasste Drehbuch die Geschichte aus Premingers Klassiker der Schwarzen Serie auf und spinnt sie weiter, zitiert sogar ganze Szenen und Dialoge (ganz zu schweigen von einem unverkennbaren musikalischen Thema), trägt deshalb auch die Züge einer sehr verschrobenen Art von Remake. Die Provokationen des Films, dessen Humor ebenso noir wie die regnerischen Außenaufnahmen des Gartens (ein Friedhof „in drag“) bei Nacht ist, entspringen den wüstesten Albträumen der Zensoren des Hays Office, die während der Schreckensherrschaft von Anstand und Ordnung (die im Mainstream-Kino bis in die Gegenwart spürbar ist) Gewehr bei Fuß standen, um eine „saubere“ Filmlandschaft für die Jugend zu gewährleisten; damit aber regelmäßig scheiterten, weil sie für die feinen Nuancen des Film noirs unempfänglich waren und außerdem dessen plakativ ausgestellten Zynismus und die immanente Sozialkritik so lange übersahen, bis einige der Noir-Filmemacher von McCarthy und seiner Schurkentruppe als „anti-amerikanisch“ gebrandmarkt wurden.
Im Rückblick verspottet Nikolaidis den puritanischen Eingriff in die Freiheit der Kunst und fügt mit kindlichem Vergnügen die verdorbenen Bilder ein, welche in den vierziger und fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts nur als Andeutungen und subtile Hintergrundströmungen auf die Leinwand gelangten: Sex in allen Varianten. Mord in allen Variationen. Und jeglicher Körpersaft, der damit in Verbindung steht. Weil diese Szenen aus einer weniger strikten Zukunft stammen, „Singapore Sling“ aber ein Rückgriff auf klassische Hollywoodkonzepte (etwa den Slapstick von Laurel & Hardy, sowie das Umfeld des Universal-Horrors) zugrunde liegt, erkennt man die Naht- und Schnittstellen und neigt dazu, die sado-masochistischen Sexspielchen, die Kotzorgien und die aphrodisierend schimmernden Hinterhofgässchen zwischen kleinem Tod und endgültigem Ableben, getrennt vom Rest des Films zu erfahren. Die mit der Perversion spielenden „set pieces“ sind im Grunde urkomisch, „Singapore Sling“ ist ohne Zweifel eine Komödie.
Nichts anderes hatte Nikos Nikolaidis im Sinn, der sich bei den Dreharbeiten prächtig amüsierte, während die zeitgenössische Filmkritik ihm einen Besuch beim Psychoanalysten nahelegte. Der Humor setzt sich noch auf der Meta-Ebene fort, wenn „Singapore Sling“ die vierte Wand durchbricht und die zwei Hauptdarstellerinnen einen Griechischen Chor formen lässt, der oftmals einfach genau das (an den Zuschauer gerichtet) verbalisiert, was die durch den deutschen Expressionismus beeinflussten Szenen eh schon zeigen. Eine schelmische Aufforderung, endlich dem Kino und seinen Bildern zu vertrauen, und die umständlichen Schwafeleien der Dialogorrhoe und der Geschichtenerzähler beiseite zu wischen. Ironischerweise sprechen die Figuren nicht mal die selbe Sprache: Es wird in Englisch, Französisch und Griechisch parliert.
Getreu Nikolaidis Vorstellung Frauenfiguren wie Männer auftreten zu lassen, geben auch hier die weiblichen Hauptpersonen den Ton an und besetzen ehemals männliche Domänen: Sie töten, sie vergewaltigen, sie penetrieren und erlauben sich ganz allgemein Manieren, die nicht dem bürgerlichen Ideal der Weiblichkeit entsprechen. Die einzige männliche Figur in diesem Kammerspiel des schwarzen Humors, ist ein teilnahmsloser Jammerlappen, der nach einem missglückten Versuch des Aufbegehrens sang- und klanglos seine Bestattung in den von Palmen gesäumten Rabatten sucht. Er ist den Frauen Untertan, wie auch die drei männlichen Hauptcharaktere in Otto Premingers „Laura“ der weiblichen Hauptfigur verfallen sind. (Bei genauerer Betrachtung könnten auch alle Protagonisten Kinder sein, die sich im Exzess dem hingeben, was in unserer Gesellschaft ausdrücklich als „erwachsen“ gekennzeichnet und Erwachsenen vorbehalten ist.)
Für die lächerliche Summe von 13 Millionen Drachmen gedreht (entspricht heutzutage etwa 40.000 Euro), besticht „Singapore Sling“, im Gegensatz zu seinem etwas trashig anmutenden Sujet, durch eine hochwertige Kinematographie, die nicht nur den zitierten Vorbildern gerecht wird, sondern darüber hinaus eine eigene Qualität entwickelt, die ihn als Unikat ausweist. Eine meisterliche Leistung, wenn man bedenkt, dass er genauso gut ein Sequel, ein Remake oder ein grob zusammengeklauter Provo-Aufguss der Lieblingsfilme von Nikos Nikolaidis sein könnte.--
Spotlight von Tom McCarthy (USA, 2015)
Ein schweres Thema wurde hier mit einer straighten, klassischen Erzählweise sehr mainstream-tauglich umgesetzt, was mich persönlich fast über die ganzen etwas mehr als 120 Minuten wirklich sehr gut unterhalten hat, die gute Besetzung hatte das sicherlich auch einen hohen Anteil daran. Am Ende wirds dann doch noch leicht pathetisch und vereinfacht, aber das perfektes Hollywood Ende gibt die Realität halt auch sehr selten her. ****
Battle Royal von Kinji Fukasaku (J, 2000)
Eine Mischung aus dreckigen Actionthriller, Soap Opera und Gesellschaftskritik/Mediensatire. Die Grundidee steht hier über allem, es sollte also keine ausgeklügelte Figurenzeichnung oder raffinierte Erzählweise erwartet werden. Im Prinzip erzählt der Film ja nur davon, wie sich normale Jugendliche in einer so extremen Situation verhalten würden und da liegt auch der Fokus des Films, der satirische Teil wird maximal angedeutet oder z.B. durch Grafikeinblendungen unterstrichen, aber nie im dem Sinne auserzählt.
Von den Bildern war ich anfänglich enttäuscht, da ich eher eine comichafte Splatterinzinierung erwartet hätte, mit der Zeit gefiel mir die recht spröde Optik aber sehr gut, weil die ganze Geschichte so etwas realitätsnaher wirkt, vielleicht kommt daher auch die übertriebene Reaktion seitens der FSK.
****1/2, für einen wirklich spannenden Actionfilm mit kritischen Unterton, aber ohne nervigen Panem Bombast.--
I.C. WienerBattle Royal von Kinji Fukasaku (J, 2000)
Eine Mischung aus dreckigen Actionthriller, Soap Opera und Gesellschaftskritik/Mediensatire. Die Grundidee steht hier über allem, es sollte also keine ausgeklügelte Figurenzeichnung oder raffinierte Erzählweise erwartet werden. Im Prinzip erzählt der Film ja nur davon, wie sich normale Jugendliche in einer so extremen Situation verhalten würden und da liegt auch der Fokus des Films, der satirische Teil wird maximal angedeutet oder z.B. durch Grafikeinblendungen unterstrichen, aber nie im dem Sinne auserzählt.
Von den Bildern war ich anfänglich enttäuscht, da ich eher eine comichafte Splatterinzinierung erwartet hätte, mit der Zeit gefiel mir die recht spröde Optik aber sehr gut, weil die ganze Geschichte so etwas realitätsnaher wirkt, vielleicht kommt daher auch die übertriebene Reaktion seitens der FSK.
****1/2, für einen wirklich spannenden Actionfilm mit kritischen Unterton, aber ohne nervigen Panem Bombast.Sehr cooler Film! Versteh ich das richtig, dass dir die Panem-Filme nicht besonders gefallen?
Selbst etwas gemächlicher aber nicht weniger aufregend:
Entre la mer et l’eau douce (Michel Brault, 1967) * * * *
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Pootie TangVersteh ich das richtig, dass dir die Panem-Filme nicht besonders gefallen?
Ja stimmt, hauptsächlich missfällt mir halt, dass man da aus einer brutal zynischen Grundidee, so einen aalglatten PG-13 Film macht. Ich kenne die Vorlage allerdings auch nicht, vielleicht soll das ja so sein, würde trotzdem befremdlich auf mich wirken. Davon ab ist der Film zwar komplett humorloses Hollywood Gedöns, aber auch recht kurzweilig und J. Lawrence ist einfach mal eine gute Schauspielerin.
Ich kenne auch nur den ersten Film aus der Reihe, sollte ich vielleicht dazu schreiben.--
@I.C. Wiener
Danke für die ausführliche Antwort!
Schade, mich haben die Filme bisher ziemlich gut unterhalten (kenne den letzten Teil noch nicht). Wenn du mit dem ersten schon so wenig anfangen konntest, werden dir die restlichen Filme wohl auch nicht unbedingt liegen, behaupte ich jetzt mal.--
Più forte, ragazzi! – Giuseppe Colizzi
Müsste ich einen Film für die einsame Insel wählen, es wäre wohl dieser.
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Slept through the screening but I bought the DVD
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
Angry Indian Goddesses (7 Göttinnen), Pan Nalin, 2015 **1/2
Der Film beginnt mit der Vorstellung der starken Heldinnen ganz vergnüglich, driftet aber im Nu ins sehr klischeehafte ab. Aus dem Thema der massiven und zahlreichen Vergewaltigungen indischer Frauen hätte man viel mehr machen können/müssen. So bleibt bei mir am Ende nur ziemliche Entäuschung.
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In den letzten Tagen an Abenden ohne Fußball:
The Big Short (2015/Adam McKay) ****
Bridge of Spies (2015/Steven Spielberg) ***1/2 (Mark Rylance *****)
Legend (2015/Brian Helgeland) ***1/2 (Tom Hardy ****1/2)--
there's room at the top they are telling you still but first you must learn how to smile as you killKrautathausDie Schnittechnik von Fury Road ist für einen Actionfilm vorbildlich. Das kriegen die wenigsten Regisseure/Cutter so hin.
Erst jetzt gesehen: hier wird ganz anschaulich erklärt, warum die Schnittechnik, Kamera, also visuell storytelling in Fury Road so toll funktioniert:
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“It's much harder to be a liberal than a conservative. Why? Because it is easier to give someone the finger than a helping hand.” — Mike Royko -
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