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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Das Gespenst
(Regie: Herbert Achternbusch – Deutschland, 1983)Eine Christusfigur in einem Kloster wird lebendig, steigt vom Kreuz und geht über Wasser. Danach wandert sie zusammen mit einer Äbtyssin, die sich in sie verliebt, durch ein fremdes, heutiges Bayern. Christus selbst erinnert sich dabei nicht mehr an sein vorheriges Leben und philosophiert über die unterschiedlichsten Themen. Auf seinem Weg kommt er mit unterschiedlichen Personen in Konflikt…
Ein Gespenst geht um in Bayern – das Gespenst des Jesus Christus. Die christliche Fantasiefigur des Zimmermanns aus Nazareth spukt auch heute noch in den Köpfen vieler Menschen, besser gesagt ein weiteres Abbild davon. In Herbert Achternbuschs zum Skandal gemachten Film tritt dann auch nicht Jesus Christus auf, sondern der 42. Lattenjupp eines bayerischen Klosters, eine der vielen launischen Holzschnitzereien mit Dornenkrone aus diesem Nonnenbunker.
Fortan wandelt er durch das südlichste der deutschen Bundesländer, verwirrt von den Gebräuchen der Einheimischen und der Vergangenheit, die sie ihm andichten. Er begreift weder das Konzept der Sexualität zwischen Frau und Mann, noch kann er sich mit kannibalistischem Unfug wie dem Abendmahl abfinden.
Zuerst gibt man ihm eine Anstellung im Kloster – als „Ober“. Tatsächlich schenkt die verkrüppelte Christusfigur (kaputte Hände, kaputte Füße, stets ausgestreckte Arme, juckende Narben) Schnaps in der klostereigenen Kneipe aus. Frequentiert wird dieses Lokal meistens durch die herrschende Ordnungsmacht (ob nun römische Legionäre oder bayerische Polizisten), die sich durch ihren Stumpfsinn und ihren Alkoholismus auszeichnet. Das selbstoffenbarende Gebrabbel der Bajuvarencops Poli und Zisti (:lol:) führt zur ersten Aufgabe des Heilandabbilds in der neuen Welt: Er macht sich auf, um „Scheiße für die Polizei“ aufzutreiben. Fündig wird er schließlich auf der Wache, wo seine Freunde und Helfer unter großen Mühen, aber leider vergebens, versuchen in die Schnapsgläser zu scheißen. Wieder legen sie dabei ihren Untertanencharakter offen, der sie einerseits als einfallslose Befehlsempfänger zeigt, andererseits als stets bemüht etwas Gutes zu tun. Das Bild eines braven Christenmenschen, aber auch treffende und respektlose Kritik an der Polizei.
Regisseur Herbert Achternbusch filmt dies in klaren Schwarzweißbildern, die durchaus eigentümlich sind, aber nie so sehr die Oberhand gewinnen, dass sie die vielen Wortspiele und den oft doppeldeutigen Kontext der Dia- und Monologe erdrücken würden. Kleinere Fehler seiner Darsteller ließ er im fertigen Film, vieles erinnert an Theater. Das gesprochene Wort, ja, auch die Gleichnisse sind das Zentrum des Films, wenn es auch ein paar bemerkenswerte visuelle Einfälle gibt, etwa die Froschkreuzigung, die an den ähnlich religionskritischen Film „The Holy Mountain“ von Alejandro Jodorowsky erinnert.
Achternbuschs Intention liegt nicht so sehr darin, Jesus Christus zu einer Witzfigur abzustempeln oder das Christentum all seiner Lächerlichkeit preiszugeben, sondern die Gläubigen vorzuführen, die einem Kult anhängen, der aus idiotischen, verbohrten und erstarrten Regeln und Geboten besteht, die größtenteils als Folklore und Tralala gepflegt werden, aber trotzdem einen großen und erdrückenden Einfluss auf das Leben der Menschen haben. Auch dies zeigt er nicht als die Schuld Jesus Christus, sondern die seiner dämlichen Jünger und Nachfolger auf Erden, in einem pointierten Wortgefecht in der Kneipe zwischen Oberin und „Ober“.
Grund genug, dass ein deutschnationaler und klerikalfaschistischer Dummkopf wie Friedrich Zimmermann (damals Bundesinnenminister der CSU) die Filmförderung für „Das Gespenst“ streichen wollte und die groteske Satire als „widerwärtig, blasphemisch und säuisch“ bezeichnete. Daraufhin wurde dem Film in Deutschland eine Freigabe durch die FSK verweigert (ein kommerzielles Todesurteil). Dies konnte aber nicht aufrechterhalten werden und so wurde der Film erst mit einer FSK 18, später mit einer FSK 12 bedacht. „Das Gespenst“ ist in Österreich bis heute wegen Blasphemie verboten.
Herbert Achternbusch geht ähnlich anarchisch wie die 1983 gerade stark abebbende und verschwindende Punkbewegung vor, ohne jedoch deren Duktus zu verfallen. Er zelebriert ein wortverliebtes, hintergründiges Spektakel, das die Anhänger des Christentums von vielen Seiten beleuchtet und sie als armselige Kreaturen bedauert.
Nie zynisch, dafür pointiert humorvoll, durchwandert er die „Wachstumsstadien“ der Gläubigen vom einfachen Getauften bis hin zum Bischof; immer darauf bedacht, den Unsinn der gesamten Veranstaltung einzufangen. Ein Heidenspaß. „Ich brauche Scheiße. Scheiße bitte. Gebt mir Scheiße für die Polizei.“Trailer: –
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Flow like a harpoon daily and nightly
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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BEING THERE (Hal Ashby, 1979)
„It’s for sure a white man’s world in America. Look here: I raised that boy since he was the size of a piss-ant. And I’ll say right now, he never learned to read and write. No, sir. Had no brains at all. Was stuffed with rice pudding between the ears. Shortchanged by the Lord, and dumb as a jackass. Look at him now! Yes, sir, all you’ve gotta be is white in America, to get whatever you want. Gobbledy-gook!“--
Chihiros Reise ins Zauberland (Japan, 2001)
Es macht süchtig.--
pinch
BEING THERE (Hal Ashby, 1979)
„It’s for sure a white man’s world in America. Look here: I raised that boy since he was the size of a piss-ant. And I’ll say right now, he never learned to read and write. No, sir. Had no brains at all. Was stuffed with rice pudding between the ears. Shortchanged by the Lord, and dumb as a jackass. Look at him now! Yes, sir, all you’ve gotta be is white in America, to get whatever you want. Gobbledy-gook!“Brillanter Film, brillantes Buch, oder?
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A Kiss in the Dreamhouse
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
Napoleon DynamiteBrillanter Film, brillantes Buch, oder?
Das Buch kenne ich nicht, aber der Film ist sentimental ohne kitschig zu sein, sozialkritisch ohne Dampfplauderei, lustig ohne vordergründiger Komik. Und diese Balance letztlich über 130 Minuten Spielzeit zu halten, das ist schon ganz große Kunst und ja, brillant! Gestört hat mich nur kurz der Umstand, dass über den End-Credits dieser ellenlange Outtake gelegt wurde; die Chauncey-Gardner-Figur wurde da mit einem Mal fast komplett ruiniert. Aber selbst das ergibt im Nachhinein Sinn, weil es die Aussage des Films, „Life is a State of Mind“, nur nochmal unterstreicht.
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The Naked Gun 33 1/3, Segal, 1994 ****
Dreieinhalb für das solide Handwerk mit dem „White Heat“ Gerüst. Für „Can’t we all just get along?“ gibts vier. :lol:
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I hunt aloneBatman & Robin (Joel Schumacher) ***1/2
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Endlich mal gesehen:
West – Con Air
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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.Und?
Zumindest Buscemi, Malkovich und die Frisur von Cage haben doch zumindest ***** verdient. Der Rest geht so.--
West ist nicht der Überregisseur, was man schon daran merkt, dass er den ersten Lara Croft trotz Angelina in den Sand gesetzt hat. Aber Bruckheimer hat ein gutes Drehbuch organisiert und bei den produktionstypischen Explosionen, Fistfights und Cages bizarrem Spiel ist das schon unterhaltsam. Und ja, einige Schauspieler, Malkovich, Buscemi und Ticontin fand ich gut. * * *
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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.West hat aber zumindest den besseren Expendables Teil gedreht und an Tomb Raider trägt er mMn nur eine Teilschuld neben dem Drehbuch und Jolies fehlendem Charisma.
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Und ich dachte immer, ich wäre der einzige hier, der Con Air etwas abgewinnen kann.
Selbst grade geschaut:
Captain America – The First Avenger (Joe Johnston, 2011)
Unglaublich öde. Ein faderer Superheldenfilm muß erst einmal gefunden werden. Die Gründe dafür sind vielfältig.
Da ist zunächst einmal die flache Charakterisierung der Figuren, die oft auch noch recht unglaubwürdig ist. Das mittelmäßige Spiel, besonders Evans als Captain America, verleidet dem Zuschauer dann endgültig den größten Teil des Personals des Films. Ausnahmen sind da Tommy Lee Jones, der aber auch kaum gefordert ist, da er diesen Charakter schon oft genug in anderen Filmen gespielt hat. Auch Hugo Weaving als Johann Schmidt ist nicht schlecht, bis er gezwungen wird, als Red Skull weiter zu spielen. Leider hat diese Verwandlung nämlich nicht den gewünschten Effekt, den Antagonisten noch bedrohlicher zu machen, er erreicht eher das Gegenteil. Unterstützt wird das noch durch die stetig wachsende Erkenntnis des Zuschauers, daß das Ego des Schurken sehr viel größer ist als seine tatsächlichen Möglichkeiten. Dramaturgisch ist das freilich nicht sehr geschickt, und das kann man auch über den ganzen Film sagen.
Desweiteren finde ich es befremdlich, das in dem Film die Nazis eigentlich nicht so richtig auftauchen. Statt dessen haben wir einen mad scientist als eigentliche Bedrohung der Welt. Und obwohl dieser Wissenschaftler größenwahnsinnig ist, ist er ja nicht völlig irrsinnig, im Gegenteil, innerhalb des Filmkosmos hat er die wissenschaftliche Wahrheit auf seiner Seite, während der größte Teil der Menschheit seine Thesen fälschlicherweise für Okkultismus hält. Diese Bestätigung des Schurken (und Hitlers, dem im Film ja ähnliche Überzeugungen zugesprochen werden) halte ich für unnötig und ungeschickt.
Zu guter letzt ist der Film auch optisch nicht perfekt, grade einige der Actionszenen wirken ziemlich billig. CGI-Schrott eben.--
And all the pigeons adore me and peck at my feet Oh the fame, the fame, the fameAngels With Dirty Faces (Michael Curtiz) ***
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Once you figure out what a joke everything is, being the Comedian's the only thing that makes sense.MatzWest hat aber zumindest den besseren Expendables Teil gedreht und an Tomb Raider trägt er mMn nur eine Teilschuld neben dem Drehbuch und Jolies fehlendem Charisma.
motörwolfUnd ich dachte immer, ich wäre der einzige hier, der Con Air etwas abgewinnen kann.
Selbst grade geschaut:
Captain America – The First Avenger (Joe Johnston, 2011)
Unglaublich öde. Ein faderer Superheldenfilm muß erst einmal gefunden werden.[…]
Ihr zwei müsst erstmal in die Film-Nachschulung (die Movie-MPU spare ich mir erstmal). Wei man Jolie fehlendes Charisma unterstellen kann, ist mir schleicherhaft, im Normalfall wird jeder Film besser, wenn Jolie mitspielt (Beispiele: to many to mention).
Und Captain America ist mir immer noch der liebste der Marvel-Superhelden-Filme: noch vor dem Branaghs Shakespeare-Thor und Whedons Klassenausflug Avengers. Ein 40er-Pulp-Film mit heutigen Mitteln: ohne Scheiß-Ironie, mit Ideen und Design direkt aus den 40er-Jahre-Comics und einem tragischen Helden, der das gute Amerika verteidigen will und stattdessen, völlig entwurzelt im heutigen Busch-zerstörten, Obama-verwaltetem Amerika ankommt, allein, entwurzelt und ohne eine Chance jemals zurückzukehren, denn die Zeit ist mächtiger als jeder Superheld. Ich fand vor allem den Schluss absolut grandios.--
If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words. -
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