Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)

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  • #4523089  | PERMALINK

    sonic-juice
    Moderator

    Registriert seit: 14.09.2005

    Beiträge: 10,983

    nail75
    Es stimmt allerdings, dass Malick keinen großen Stellenwert in Deutschland hat. In anderen Ländern erlösen seine Filme weitaus mehr…

    … Gläubige von dem Bösen.

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    #4523091  | PERMALINK

    napoleon-dynamite
    Moderator

    Registriert seit: 09.11.2002

    Beiträge: 21,865

    nail75Naja, wollen wir nicht übertreiben, Tree Of Life hat in Deutschland immerhin 2,5 Millionen eingespielt.

    Das war ein Witz und bezog sich direkt auf pinchs Beitrag. „The Thin Red Line“ lief z.B. noch um ein doppeltes erfolgreicher als „The Tree Of Life“.

    --

    A Kiss in the Dreamhouse  
    #4523093  | PERMALINK

    irrlicht
    Nihil

    Registriert seit: 08.07.2007

    Beiträge: 31,448

    Napoleon DynamiteDas Problem des Filmes war in erster Linie, dass er durchaus (im staatlich vorgeprüften FSK-16-Rahmen natürlich) pornographisch sein wollte, das aber nur auf so gackerige Fernsehweise hinbekam – also aufgedreht, komplett fahrig und mit permanentem Kicherzwang. Wenn es was zu lachen geben sollte, wurde nach deutscher Lachmanier inszeniert, für Empathie und Rührung setzte es handelsübliche Problemthemen, nur mit den Sexszenen waren alle, wie stets im deutschen Film, komplett überfordert: Gleichzeitig bemüht offen sein wollen und dann doch mit der Kamera nervös hin- und wegdrehen. Mal davon abgesehen, dass deutsche Schauspieler, warum auch immer, der unkörperlichste und vernuscheltste Menschenschlag überhaupt sind. Der einzige Lichtblick war auch folglich Carla Juri.

    Das ist der Spagatsprung, an dem auch die Vorlage vielfach scheitert. Ich habe keinerlei Probleme damit, wenn Roche ihre verstörte und zugleich tatsächlich überdrehte Antiheldin durch die Hölle gehen lässt, aber mir fehlt in letzter Konsequenz die Kompromisslosigkeit. Es gibt Szenen die tatsächlich rührend sind, aber sie sind eher selten und verpuffen zeitweise im Übermaß der selbstzerstörerischen Inszenierung und Ausbreitung von seltsam unbedarften Monologen. Natürlich lässt es sich literarisch kaum vergleichen, aber dieses Thema hat meinetwegen Elfriede Jelinek mit „Die Klavierspielerin“ schon bedeutend eindringlicher hinbekommen. Und im Zweifelsfall greife ich doch lieber zu Woolfs unfassbar fantastischem „Ein eigenes Zimmer“, das zwar Sex und Lust eher ausblendet, aber weit mehr darüber zu berichten hat, wie man als Frau in der Gesellschaft, als Schriftstellerin und Person, lebt, auch heute noch. Und wie wichtig es ist, nie die Hoffnung zu verlieren. Kann ich jedem empfehlen.

    Napoleon DynamiteAnsonsten glaube ich nicht, dass „Feuchtgebiete“ aus einer spezifisch weiblichen Perspektive erzählt wird (was sollte das auch so übergreifend schon sein), sicherlich aber einfach eine persönliche Fantasie. Das finde ich an Kunstwerken immer am interessantesten, man muss nur eben wissen, wie man sie literarisch oder filmisch umsetzt, ohne dass es wie ein bereits selbst vorweggenommener Witz wirkt.

    Ich glaube nicht, dass Roche das Werk als „Witz“ konzipiert hat – sondern das sehr ernst nimmt. Das hat sie in unzähligen Interviews auch sehr nachvollziehbar dargestellt. Und natürlich wird dieses Buch aus einer weiblichen Perspektive erzählt, da ja explizit die weibliche Inszenierung als Lustobjekt ins Gegenteil verkehrt wird.

    Napoleon DynamiteSPOILER: Ich hoffe für das Buch wirklich sehr, dass Roche nicht auch allen Ernstes Inzest als Erklärung für Sex als Verdrängungskomplex benutzt. Das ist nun wirklich die lustfeindlich reaktionärste Scheiße, die man so einer Geschichte unterschieben kann.

    Ganz ehrlich: Kann ich gar nicht mehr so genau sagen. Ich habe das Buch irgendwann letztes Jahr gelesen und kann mich nur noch an einige Passagen erinnern. Die Storyline ist ohnehin nicht allzu gewichtig und schlüpft nur alle paar Dutzend Seiten durch die Monologstränge.

    Napoleon DynamiteDieter Nuhr ist natürlich die Hölle! Ob nun auf der Bühne, zwischen Buchdeckeln, beim Bäcker in der Schlange oder bei der gemeinsamen Fahrradtour.

    Für ein paar Bühnenprogramme kann ich mich durchaus erwärmen, zumal ich Nuhr als Person nicht ganz unsympathisch finde. Was er sich in diesem Buch aber zusammenplappert ist derart geschwätzig, bemüht und derart knapp an rassistischen Statements vorbeigeschlittert, dass man immer wieder fest auf die Zunge beißen muss. Wirklich schlimm. Allerdings immernoch besser als das was der intellektuelle Marianengraben Mario Barth so auf Papier gebracht hat. Da hilft wirklich nur noch einschläfern.

    pinchGenau. Und „nett“ ist bekanntlich der Bruder von „scheiße“.

    Das sagt man gerne, sehe ich aber nicht prinzipell so. Es gibt auch Kunstwerke, die an eigenen Ambitionen scheitern, die nicht schlecht sind, aber eben auch nicht gut.

    --

    Hold on Magnolia to that great highway moon
    #4523095  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    nail75Es stimmt allerdings, dass Malick keinen großen Stellenwert in Deutschland hat. In anderen Ländern erlösen seine Filme weitaus mehr.

    Nicht weiter tragisch. Deutschland war, im Vergleich etwa zu Frankreich, schon immer eine relativ geschmacksbefreite Zone. Da wundert das nicht. Und von was erlösen Malicks Filme?

    IrrlichtEs gibt auch Kunstwerke, die an eigenen Ambitionen scheitern, die nicht schlecht sind, aber eben auch nicht gut.

    Ja ja. Aber „Feuchtgebiete“ bleibt trotzdem ein schlechtes Buch. Immerhin ist die Autorin dadurch zu Ruhm und Wohlstand gekommen. Es sei ihr gegönnt.

    --

    #4523097  | PERMALINK

    napoleon-dynamite
    Moderator

    Registriert seit: 09.11.2002

    Beiträge: 21,865

    IrrlichtUnd natürlich wird dieses Buch aus einer weiblichen Perspektive erzählt, da ja explizit die weibliche Inszenierung als Lustobjekt ins Gegenteil verkehrt wird.

    Okay, gut möglich. Das hat der Film aber zumindest verbaselt.

    Im Grunde muss man das aber nicht weiter vertiefen. Ein beschissener deutscher Film mit einer tollen Hauptdarstellerin, das wußte ich ja auch alles schon im Vorfeld (und ich bereue nichts).

    --

    A Kiss in the Dreamhouse  
    #4523099  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

    Registriert seit: 25.01.2010

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    Dabei klingt der Film tausendmal besser als der unsägliche „Tree of Life“!

    --

    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #4523101  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    gypsy tail windDabei klingt der Film tausendmal besser als der unsägliche „Tree of Life“!

    Feuchtgebiete? :lol:

    --

    #4523103  | PERMALINK

    napoleon-dynamite
    Moderator

    Registriert seit: 09.11.2002

    Beiträge: 21,865

    gypsy tail windDabei klingt der Film tausendmal besser als der unsägliche „Tree of Life“!

    Das ist aber eine Meinung, von der du noch dringend erlöst werden solltest.

    --

    A Kiss in the Dreamhouse  
    #4523105  | PERMALINK

    irrlicht
    Nihil

    Registriert seit: 08.07.2007

    Beiträge: 31,448

    pinchJa ja. Aber „Feuchtgebiete“ bleibt trotzdem ein schlechtes Buch. Immerhin ist die Autorin dadurch zu Ruhm und Wohlstand gekommen. Es sei ihr gegönnt.

    Hast Du Dir dann zufällig auch „Schoßgebete“ angetan, pinch? Das soll ja angeblich, ähm, besser sein.

    --

    Hold on Magnolia to that great highway moon
    #4523107  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    IrrlichtHast Du Dir dann zufällig auch „Schoßgebete“ angetan, pinch?

    Nein, denn mich interessiert Charlotte Roches Geschreibsel im Grunde nicht.

    --

    #4523109  | PERMALINK

    latho
    No pretty face

    Registriert seit: 04.05.2003

    Beiträge: 37,712

    gypsy tail windDabei klingt der Film tausendmal besser als der unsägliche „Tree of Life“!

    Was findest du daran unsäglich?

    --

    If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
    #4523111  | PERMALINK

    latho
    No pretty face

    Registriert seit: 04.05.2003

    Beiträge: 37,712

    pinchNicht weiter tragisch. Deutschland war, im Vergleich etwa zu Frankreich, schon immer eine relativ geschmacksbefreite Zone. Da wundert das nicht. […]

    --

    If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
    #4523113  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 45,074

    pinchNicht weiter tragisch. Deutschland war, im Vergleich etwa zu Frankreich, schon immer eine relativ geschmacksbefreite Zone.

    Is klar…

    Und von was erlösen Malicks Filme?

    Mich? Vom Wunsch seine Filme zu sehen! Aber auch in dieser Frage werden wir keinen Konsens finden.

    gypsy tail windDabei klingt der Film tausendmal besser als der unsägliche „Tree of Life“!

    Gerade nochmal deinen Beitrag zu „Tree Of Life“ nachgelesen, kann ich vollkommen teilen, vor allem was den evangelikalen Inhalt angeht.

    Sean Penn hat ja seine Verwunderung auch in sehr nachvollziehbarer Weise kundgetan

    „The screenplay is the most magnificent one that I’ve ever read but I couldn’t find that same emotion on screen,“ he said. „A clearer and more conventional narrative would have helped the film without, in my opinion, lessening its beauty and its impact. Frankly, I’m still trying to figure out what I’m doing there and what I was supposed to add in that context! What’s more, Terry himself never managed to explain it to me clearly.“

    Er sagt dann ja noch einige nettere Dinge, aber mit der emotionalen Leere auf der Leinwand hat er meiner Ansicht nach ins Schwarze getroffen. Anstatt seine Geschichte zu erzählen, gibt Malick seine halbgaren religiösen Überzeugungen wieder, womit er seinen eigenen Film ruiniert.

    --

    Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
    #4523115  | PERMALINK

    napoleon-dynamite
    Moderator

    Registriert seit: 09.11.2002

    Beiträge: 21,865

    nail75Is klar…

    Huch? Wofür soll denn dieser Link ein Beweis sein? Dass Jerry Lewis ein Genie ist, sollte doch wohl common sense sein. Für „The Ladies Man“ tausche ich gerne das komplette Oeuvre von Malick ein.

    nail75[…]vor allem was den evangelikalen Inhalt angeht.

    Du bewertest Filme eben nach ihrem vermeintlichen ideologischen Gehalt oder inhaltlich greifbaren Wert und hast kein Feingefühl für alles andere. Deswegen findest du auch z.B. „Lincoln“ interessant, „Jack Reacher“ albern oder „Django Unchained“ erschütternd.

    --

    A Kiss in the Dreamhouse  
    #4523117  | PERMALINK

    obee

    Registriert seit: 30.03.2011

    Beiträge: 1,043

    Napoleon Dynamite
    Du bewertest Filme eben nach ihrem vermeintlichen ideologischen Gehalt oder inhaltlich greifbaren Wert und hast kein Feingefühl für alles andere. Deswegen findest du auch z.B. „Lincoln“ interessant, „Jack Reacher“ albern oder „Django Unchained“ erschütternd.

    Nail schreibt grundsätzlich über Filme, als ginge es um den Teil einer Gemeinschaftskunde-Klausur, in dem man beurteilen darf.

    --

    Once you figure out what a joke everything is, being the Comedian's the only thing that makes sense.
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