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AutorBeiträge
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Ich wurde darum gebeten, so here it is. Den Anfang macht:
Gary Valentine – The First One
I wasn’t fired. I quit.
Sowohl „The First One“ als auch „Tomorrow Belongs To You“ waren von Valentine noch zu Blondie-Zeiten geschrieben worden und eigentlich auch für das zweite Album der Band vorgesehen, doch der musikalische (und performative) Einsatz, den der Jungspund zeigte und auch auszubauen gedachte, stieß nur bedingt auf Gegenliebe in der Gruppe. Vermehrt Gitarre wollte er spielen, nicht nur den lakonischen Bassisten in der zweiten Reihe geben. Aber: „Naturally, [Chris Stein] wasn’t very happy with me wanting to play guitar.“ Das Ende war dann nur noch eine Frage der Zeit.
Blondies originärer X-Offender verließ am 4. Juli 1977 „after month of endless ego clashes“ die Haupt-Bühne und folgte seiner Freundin, der Schauspielerin Lisa Jane Persky, nach Los Angeles. Arbeiten als Lichttechniker im Roxy Theatre am Sunset Boulevard und als Hilfskraft in Drogerien und Supermärkten folgten, schließlich wurde er als Bassist für das Moon Martin-Debüt „Shots From A Cold Nightmare“ engagiert, welches ein gutes Album ist, aber nur eine kleine musikalische Fußnote im Vergleich zu dem, was darauf folgen sollte.
Die beiden genannten Tracks erschienen letzten Endes 1978 als A- und B-Seite auf „Beat Records“ unter Gary Valentines eigenem (Künstler-)Namen, eingespielt mit Hilfe der Mumps um Lance Loud und Rob DuPrey und ist nichts weniger als ein makelloses, charmantes und ungemein kostbares Power-Pop-Juwel. Alles stimmt, alles sitzt und greift ineinander. Die gleichzeitig schnodderige und liebliche Stimme des Sängers zwischen Wissen und Unschuld, die Instrumentierung um die putzmuntere Orgel herum… und selten wurden Endreime so überzeugend vorgetragen wie in diesem Fall.
Now the coast is clear/
There’s naught to fear/
When you are nearDie A-Seite ist Valentines Freundin gewidmet, die B-Seite eine Absage an den grassierenden No-Future-Nihilismus des Punk, “that supplied a lot of people with an excuse for being stupid”.
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WerbungYeah! Die Single hatte ich auch mal kurz, dann ging sie in andere Hände.;-) Für „The First One“ zücke ich ****, „I Like Girls“ mit seiner Band The Know finde ich noch etwas stärker.
Aber das wichtigste an diesen Singles-Threads sind ja die Texte – und da freue ich mich schon sehr auf das, was hier noch folgen wird.
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Klasse Text, Delia! Die Single ist sehr fein (* * * * (+)), verströmt viel Aufbruchsstimmung. Und ist somit eine ideale Debüt-Single!
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Herr RossiDie Single hatte ich auch mal kurz, dann ging sie in andere Hände.;-)
Euch beiden vielen, vielen Dank!
X-Ray Spex – Oh Bondage Up Yours!
„I said that I wasn’t a sex symbol and that if anybody tried to make me one I’d shave my head tomorrow.“
X-Ray Spex stachen hervor, waren hochgradig distinktiv. Erstens durch ihre Frontfrau Poly Styrene, die sich in ihrer Aufmachung und ihrem Habitus völlig dem traditionellen Erscheinungsbild der Frauen und Mädchen in der Popwelt entzog und zweitens durch die zur Zeit der Bandgründung gerade 16-jährige Laura Logic, die ein völlig punk-untypisches Saxophon in die Gruppe und deren Sound integrierte (und die viel später, um die Jahrtausendwende um genau zu sein, übrigens mit Gary Valentine in einer Gruppe namens Fire Escape spielte).
Mit Zahnspange bestückt und einer Stimme, die kraftvoll aufbraust und vor Temperament nur so überschäumt, keift, singt und schreit sich Poly Styrene 1977 auf dieser außerordentlich berauschenden und in ihrem schieren Overdrive überwältigenden Debüt-Single ins wutinduzierte Delirium. Die Eröffnungszeile „Some people think little girls should be seen and not heard but I think, oh bondage, up yours!“ braucht eigentlich keine Vorstellung mehr, es soll jedoch laut ihrer Autorin Styrene nicht exklusiv als feministisches Zeugnis zu verstehen sein, sondern eine allgemein anti-kapitalistische, anti-konsum-orientierte Aussage beinhalten.
“Chain store chain smoke I consume you all / Chain gang chain mail I don’t think at all!”
Laura Logic äußerte sich so dazu: „I think [Poly Styrene] felt that everyone was in a type of bondage – restricted, crushed, and alienated by modern materialistic society. The goal of our society is sense gratification – that is the only prize on offer. But one can never satisfy the senses; it is an impossible goal.“
Den Kopf hat sich die Sängerin schließlich wirklich kahl rasiert, laut Don Letts‘ Worten im Laufe einer Party in John Lydon.
~ * * * * * und meine liebste 7“ überhaupt, leider besitze ich kein Exemplar mit Pic-Sleeve.
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How come the lights dim every time I plug you in?Ui, jetzt es geht ans Allerheiligste. Natürlich *****. Und nicht, dass der Track nicht auch für sich stehen könnte, aber das ist natürlich ein Paradebeispiel für eine Single mit einer Geschichte, einer besonderen Persönlichkeit und einer besonderen Situation, die einen solchen Moment möglich machte.
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Sehr schöne Beschreibungen, Delia. Die Gary Valentine Single kenne ich ehrlich gesagt nicht. Ich hab da wohl eine (Bildungs)lücke. „Oh Bondage, Up Yours“ hat bis heute nichts von seiner Kraft und Energie eingebüßt. Ich hab die Single schon damals gekauft, wie so viele Punk und New Wave Singles vor allem aus dem UK.
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Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!Schön, daß hier wieder etwas passiert! Und schön beschrieben, Delia. „The First One“ kenne ich überhaupt nicht, „Bondage“ natürlich * * * * *.
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Schließe mich dem Lob an und habe vorhin nach der Lektüre gleich mal wieder „The First One“ aufgelegt. Klasse.
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Zu „Bondage“: Ein großartiger Text zu einer beeindruckenden Single. Die Attitüde finde ich allerdings noch bemerkenswerter als den Track – trotz Polys aufpeitschender Intonierung des Songtitels und der Sax-Kapriolen.
1. GARY VALENTINE – The First One * * * *
2. X-RAY SPEX – Oh Bondage Up Yours! * * * *--
The Clash – Know Your Rights
“[MTV] wanted to interview me about making videos for the Clash. When I got to the studio, everyone looks at me like I’ve shit myself. After an embarrassing five minutes, a guy sits me down and says, ‘I don’t know how to tell you this, we can’t do the interview. We didn’t realize you were black.’ ”
~ Don Letts„Know Your Rights“ erschien 1982 als Vorbote zu Combat Rock und steht wahrscheinlich etwas im Schatten der allgemein wesentlich bekannteren Hits „Rock The Casbah“ und „Should I Stay Or Should I Go“. Doch während ich den durchaus immensen Pop-Appeal der beiden letztgenannten Tracks sehr wohl schätze, so ist es doch dieses im Vergleich spröde Werk, das mir in seiner stoischen Kaltblütigkeit und seiner abgebrühten, schnörkellosen Militanz mittlerweile das liebste ist.
Eröffnet durch die Zeile „This is a public service announcement…with guitars!“ zählt Joe Strummer im folgenden die drei Rechte auf, die man besitzt.
Das erste Recht: The right not to be killed. Murder is a crime, unless it is done by a policeman, or an aristocrat.
Das zweite Recht: The right to food money, providing of course, you don’t mind a little investigation, humiliation, and, if you cross your fingers, rehabilitation.
Das dritte Recht: The right to free speech (as long as you’re not dumb enough to actually try it).Der Ruf nach mehr wird laut…:
It has been suggested
In some quarters that this is not enough!
Well……doch der Erzähler lässt die Forderungen abblitzen. Nur eines wird noch versprochen:
You have the right to remain silent
You are warned that anything you say
Can and will be taken down
And used as evidence against you~ * * * * 1/2
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How come the lights dim every time I plug you in?@ Mikko, weilstein, tops, Raggy, Rossi: Vielen, vielen Dank für eure Kommentare!
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How come the lights dim every time I plug you in?@Delia Hardy: Toll was du da angefangen hast. Lese mit großer Begeisterung!
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http://www.radiostonefm.de/ Wenn es um Menschenleben geht, ist es zweitrangig, dass der Dax einbricht und das Bruttoinlandsprodukt schrumpft.Eine ausdrucksstarke Single, die The Clashs Rolle als Aufklärer (und Beschützer?) der Unterdrückten sicherlich gut auf den Punkt bringt, mich musikalisch – trotz der adäquat strengen, unbeugsamen Ausdrucksweise – dennoch nicht komplett überzeugt.
Mein aktuelles Ranking:
1. GARY VALENTINE – The First One * * * *
2. X-RAY SPEX – Oh Bondage Up Yours! * * * *
3. THE CLASH – Know Your Rights * * * 1/2--
Sehr schöner Thread,ich weiss noch, dass ich mir damals einen Wolf nach der Single von Gary Valentine gesucht habe, die B-Seite war auf einem Mixtape und der „Aufnehmer“ war unbekannt verzogen und mit ihm (?) die Kassettenhülle.Wir sind damals rumgerannt und haben soundsovielen Leuten die unbekannten Lieder vorgespielt, bis wir alle rausgefunden hatten. „Tomorrow belongs…“ war eines der Letzten.
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Prima Texte! Die Valentine-Singles brauche ich als Blondie-Fan wohl auch.
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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words. -
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