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WerbungsebsemiliaDistelmeyer lebt in Deutschland, spricht deutsch, ist sicher ein großes stück weit von der deutschen Kultur geprägt und beeinflußt. Dem kann sich aber keiner verschließen, unabhängig davon in welchem Land man lebt. Ein gewisser Einfluss lässt sich nicht verhinden, muss aber auch gar nicht vehindet werden.
Eben deswegen, weil sie selbst daraus schöpfen, finde ich ja die radikale Anti-Haltung, die Blumfeld gegenüber der deutschen Musik-Szene als Gruppenbegriff und einem positiven deutschen Kulturbegriff einnehmen, etwas albern und eben widersprüchlich. Dass die Veröffentlichung und der Konsum von Samplern mit deutschsprachiger (Indie-)Popmusik (über die Qualität im Einzelnen kann man ja gerne streiten) und die Präsenz verhältnismäßig vieler akzeptable deutschsprachige Bands jenseits von Grönemeyer, Westernhagen, BAP und den Toten Ärzten eine irgendwie geartete Deutschtümelei fördern, kann ich so nicht nachvollziehen und der Argwohn erscheint mir reflexartig paranoid. Warum sollte man diese Bands auch nicht als thematische Einheiten auf Samplern zusammenführen? Eine Kompilation mit französischen Chansons ist doch auch nicht gleich nationalistisch, selbst wenn dort keine nichtfranzösischen Chansons Einlass finden.
Ich sehe allerdings anderseits auch, dass Titel wie „Heimatliebe“ (mit im Übrigen – soweit mir bekannt – völlig unverfänglichen Bands wie den Sternen, Fehlfarben, Klee und Selig) einen etwas anstößigen Beigeschmack haben, gerade wenn man sich die Albumbeschreibung bei Amazon vor Augen führt:
„…Für das Selbstbewusstsein der deutschen Popmusik ist dies ebenso wichtig wie für deren Fans. „Heimatliebe – Aus Liebe zur Musik“ ist eine wunderbare Liebeserklärung an die Musik „Made In Germany“ und ein klangvolles Manifest des guten Geschmacks.“
Da ich selbst da noch keine entschiedene Position entwickelt habe (ich im Prinzip aber für den blumfeldschen Linksradikalismus allenfalls etwas Verständnis habe, ihn aber keineswegs teile), bin ich auch an anderen (also: Euren) Gedanken dazu interessiert.Auch die Diskrepanz zwischen anvisierter und realer Zielgruppe gehört in dieses Themenfeld. Ich zB dürfte bei nüchterner Betrachtung nach Blumfelds Sichtweise locker als funktionierendes Glied der „Diktatur der Angepassten“ durchgehen.;-)
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I like to move it, move it Ya like to (move it)@sonic: Die Debatte kommt etwas verspätet, weil Blumfeld ihre radikale Antihaltung doch schon seit längerem aufgegeben haben. Längere Interviews auch für Mainstreamblätter sind doch spätestens seit JvJ üblich, und vor der Sony hatte man doch einen Vertrag bei Warner.
Ich finde das ebenso sympathisch wie vernünftig – mit einer dogmatischen Haltung linker Provenienz wird man doch heute nicht mehr ernst genommen.
Gerade beim Anhören des neuen Albums fiel mir auf, dass ich kaum eine deutschere Band kenne als Blumfeld, nicht im rechtsradikalen Sinn (natürlich nicht), sondern in Distelmeyers Ernsthaftigkeit, Wortlastigkeit und einigen Kulturerrungenschaften, etwa dem Pfeifen (hallo, Ilse Werner).
Ob er das augenzwinkernd tut, weiß ich nicht, würde es mir aber wünschen; in jedem Fall nimmt er diese Faktoren ganz bewusst auf, und das gefällt mir. Ich finde es an der Zeit, dass deutsche Popmusik mit dem (nationalen) Selbstbewusstsein auftritt, der in anderen Ländern schon lange selbstverständlich ist. (Und um allen Missverständnissen vorzubeugen: Nicht als Ausdruck von Überlegenheit, sondern von Normalität)
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„Weniger, aber besser.“ D. RamsKai Bargmann
Gerade beim Anhören des neuen Albums fiel mir auf, dass ich kaum eine deutschere Band kenne als Blumfeld, nicht im rechtsradikalen Sinn (natürlich nicht), sondern in Distelmeyers Ernsthaftigkeit, Wortlastigkeit und einigen Kulturerrungenschaften, etwa dem Pfeifen (hallo, Ilse Werner).Ist mir schon klar, dass ich mit der Debatte nicht allgemein der Erste bin, aber doch zumindest im Forum, hoffe ich. Wenn Jochen allerdings mal von einer Palme fallen sollte, können wir darüber natürlich auch gerne diskutieren.
Im Ernst: Auslöser für meine Beschäftigung mit der Thematik war meine Wahrnehmung der neuen Platte, die sich eben genau mit Deiner oben zitierten deckt. Der Aufruf von Blumfeld gegen die neue deutsche Popseligkeit ist so alt nicht – und wohl auch nicht einfach als Schnee von gestern abzutun, da diese ganzen Deutsch!-Sampler ja erst durch den aktuellen Erfolg von Wir sind Helden und Juli (etc.) möglich wurden.
Ob Jochen sich über Deine Freude an der „Normalität“ mitfreuen würde, wage ich im Übrigen zu bezweifeln. Möglicherweise gehörst Du ja auch eher der realen als der anvisierten Zielgruppe an.;-)--
I like to move it, move it Ya like to (move it)Sonic Juice Im Ernst: Auslöser für meine Beschäftigung mit der Thematik war meine Wahrnehmung der neuen Platte, die sich eben genau mit Deiner oben zitierten deckt. Der Aufruf von Blumfeld gegen die neue deutsche Popseligkeit ist so alt nicht – und wohl auch nicht einfach als Schnee von gestern abzutun, da diese ganzen Deutsch!-Sampler ja erst durch den aktuellen Erfolg von Wir sind Helden und Juli (etc.) möglich wurden.
Ob Jochen sich über Deine Freude an der „Normalität“ mitfreuen würde, wage ich im Übrigen zu bezweifeln. Möglicherweise gehörst Du ja auch eher der realen als der anvisierten Zielgruppe an.;-)Soweit ich weiß hat sich Distelmeyer seinerzeit nicht über die Welle neuer deutschsprachiger Musik sondern über eine geforderte Quote für eben jene beschwert. Ich glaube sehr wohl, dass er sich über die oben zitierte Normalität freuen würde, da er doch sehr großen Wert auf präzisen Ausdruck zu legen scheint. Letzterer ist sicherlich am ehesten in der eigenen Muttersprache möglich.
Was die anvisierte Zielgruppe angeht ist Distelmeyer wahrscheinlich offener als viele seiner Fans.
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@ Sonic: Wohl zu Dick Laurents Entzücken muss ich einräumen, dass ich von der Haltung Distelmeyers gegenüber dem neuen deutschen Popphänomen nichts weiß – womöglich muss ich die RS-Titelgeschichte durcharbeiten?!
Das letzte längere Stück über die Band las ich anläßlich von JvJ, und da war darin noch nicht die Rede. Sollte das der Fall sein, fände ich das in der Tat auch widersprüchlich bzw. seltsam.
Ich bleibe lieber bei der Kunst selbst. Distelmeyer ist älter geworden – für diese Äußerung gebe ich gern drei Euro für’s Phrasenschwein – und, wie man hört, Vater geworden. Das ändert die Sicht auf die Dinge sehr, gibt u.U. eine ganz neue, im Zweifel entspanntere Haltung zum und Bindung ans Leben – und ändert infolgedessen auch die Inhalte, die man betexten möchte. Im Rückblick wird möglicherweise auch klar, wie kleinkariert und theoretisch der Quatsch wahr, den man früher wichtig fand und kritisiert hat – aber das ist zugegebenermaßen spekulativ.
Wichtig ist mir, dass Blumfeld ein beachtliches Niveau erreicht haben – auch an ihnen kann man hören, dass deutsche Musik sich erfreulich entwickelt hat. Möge er es in diesem Sinne nie Keith nachtun – womöglich tut er sich nochwas und bringt nichts mehr zustande.
Zur Zielgruppenfrage würde ich eher vermuten, dass Distelmeyer auch gerade uns als, äh, real existierende, „funktionierende“ Individuen anpeilt – du, vielleicht will er uns mal den Spiegel vorhalten.
Ich kann jedenfalls mit der Diktatur der Angepaßten (dem Song!) gut leben, fühle ich mich aber im Wind, jenseits von Jedem (den Songs!) bedeutend wohler.
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„Weniger, aber besser.“ D. Rams
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Kai BargmannZur Zielgruppenfrage würde ich eher vermuten, dass Distelmeyer auch gerade uns als, äh, real existierende, „funktionierende“ Individuen anpeilt – du, vielleicht will er uns mal den Spiegel vorhalten.
Ich kann jedenfalls mit der Diktatur der Angepaßten (dem Song!) gut leben, fühle ich mich aber im Wind, jenseits von Jedem (den Songs!) bedeutend wohler.
*gähn* vermutlich wegen dem bob dylan crossover im titelsong, nicht?
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lonesome_manSoweit ich weiß hat sich Distelmeyer seinerzeit nicht über die Welle neuer deutschsprachiger Musik sondern über eine geforderte Quote für eben jene beschwert.
Nene, nur unter anderem, lies ruhig mal die ganze „Stellungnahme“, die man auf Skyeyeliner lesen kann. Das ist noch nicht so lange her, nämlich von August 2004.
Ach was solls, ich poste es hier mal, damit wir auch alle von den gleichen Gegebenheiten ausgehen:
Stellungnahme
Aus gegebenem Anlass sieht sich die Gruppe Blumfeld zu folgender Stellungnahme zum Thema „Deutschland. Nation. Heimat und Popmusik“ verpflichtet.
Wie aus unserem Schaffen und Verhalten klar erkennbar sein sollte,
haben wir es stets abgelehnt, uns in die heimatduselige Front all derer einzureihen, die es für angebracht halten, sich in ihrem Denken, Fühlen, Singen und Handeln positiv auf Deutschland ( als Kulturnation und Heimat ) zu beziehen.Wer meint, sich unter dem schwarz-rot-goldenen Deckmäntelchen Pop-Musik für sein Land z.B. beim Grand Prix stark machen zu müssen,
wer mit geschichtsrevisionistischen „Wir sind wir“-Parolen zur „Normalität“ eines positiven deutschen Selbstverständnisses zurückkehren will,
wem nichts besseres einfällt, als sich auf diversen schwärmerischen
Deutsch-Pop-Compilations ( z.B. Pop 2000, Neue Heimat, Junge Helden )
zum Sprachrohr eines neuen deutschen Heimatgefühls zu formieren,wem der Sinn danach steht, die deutsche Kulturnation mit einer so genannten
„Deutsch-Rock-Quote“ wieder auf Vordermann zu bringen,wer sich – warum auch immer – etwas davon verspricht einer deutschtümelnden Öffentlichkeit den kleinen Finger oder mehr zu reichen,
der oder die ist entweder tatsächlich stolz auf sein Land, darauf ein Deutscher zu sein ( warum? wozu? ), vielleicht auch nur etwas zu ( pseudo- ) naiv und unreflektiert oder aber eben so erfolgsversessen, dass er oder sie es billigend in Kauf nimmt, die in deutschem Namen begangenen Verbrechen und ( Un- ) Taten der Vergangenheit und Gegenwart zu ignorieren und vergessen zu machen, um seine Zielgruppe zu erreichen.
Dass Künstler und Künstlerinnen damit auch die eigene Kunst verraten,
kann und soll jede(r) mit sich selbst ausmachen.Wer aber meint, Blumfeld als Vordenker für seine Anbiederung an ein
deutschtümelndes ( Massen- ) Publikum missbrauchen bzw. denunzieren zu können, dem sei mit dieser Mitteilung noch mal ausdrücklich erklärt, dass wir für derartigen Populismus und Vaterlandsliebe jedweder Art nach wie vor nicht zur Verfügung stehen.Blumfeld, am 27.08.04
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I like to move it, move it Ya like to (move it)@ sonic: O.k. – Blumfeld haben sich mit der Stellungnahme nicht nur gegen die Quote ausgesprochen, sondern gegen eine allgemeine Stimmung deutschsprachige Popmusik im Sinne eines neuen Nationalgefühls unterstützen zu müssen. Ich glaube ein wichtiger Grund für diese Stellungnahme war auch klarzumachen, daß man sich nicht dazu einspannen lassen möchte ausländische Musik v.a. aus englischsprachigen Ländern zu diskriminieren. England und Amerika haben nunmal, so hatte Distelmeyer mal in einem Interview sinngemäß gesagt, einen viel höheren Output an relevanter Popmusik als Deutschland. Englischsprachige Musik aus Deutschland ist aber ein anderer Schuh. Es wäre absurd wenn sich Distelmeyer gegen deutschsprachige Popmusik aus Deutschland aussprechen würde.
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
die Stellungname stammt doch aus der leidigen Virginia Jetzt! „Mein Land, meine Menschen“-Diskussion, oder?! Die habe ich aber auch absolut nicht verstanden.
Vielleicht bin ich im Blumfeldschen Sinne „naiv“ – vielleicht sind auch ein paar andere hypersensibel und nicht in der Lage zu erkennen, dass nicht jeder Satz mit dem Wort „deutsch“ gleich nationalistisch oder deutschtümelnd sein muss.
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Dick Laurentdie Stellungname stammt doch aus der leidigen Virginia Jetzt! „Mein Land, meine Menschen“-Diskussion, oder?! Die habe ich aber auch absolut nicht verstanden.
Ja. Ich erinnere mich vor allem an die Aufregung um MIA. Habe es aber auch nicht kapiert, worum es da genau ging. Vielleicht weiß einer ja noch, was da abging und daran so verwerflich war.
Eigentlicher Anlass der Erklärung war aber offenbar das Erscheinen dieser ganzen Sampler a la „Neue Heimat“, „Heimatliebe“ etc., auf denen die neue deutsche Popleichtigkeit zelebriert wurde (wir sind helden, juli, silbermond, 2raumwhg…).--
I like to move it, move it Ya like to (move it)pinch*gähn* vermutlich wegen dem bob dylan crossover im titelsong, nicht?
Einfach nur so.
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„Weniger, aber besser.“ D. Rams@sonic Juice
es ist eben keine reflexartige antihaltung. der von dir zitierte amazon text zeigt doch sehr gut in welche richtung solche sampler gehen. Für das Selbstbewusstsein der deutschen Popmusik. (wo und wem mangelt es eigentlich an selbstbewusstsein ? meisten mangelt es doch eher an der qualität deutscher popmusik)
wenn man sich und seine musik offen in eine deutsche tradition stellt, wird man eben schnell vereinnahmt und zu deutschland, dient als qualitätsmerkmal des pop-standorts deutschland. weiter glaube ich, dass blumfeld zu einem viel größeren teil aus der nicht-deutschen (zb amerikanischen) musikgeschichte/tradition schöpfen. warum also ausgerechnet das deutsch-sein betonen ?
ich würde mich weiter fragen, warum fasst man musik nach nationalitäten zusammen ? macht für mich keinen sinn. dann doch eher nach genere oder thematisch. aber 17 unterschiedliche bands auf ein album packen, nur weil sie aus deutschland kommen ??präzisen Ausdruck mag in der Muttersprache am ehesten möglich sein, das spricht aber noch lange nicht dafür mit einem nationalen selbstbewusstsein aufzutreten. warum braucht man überhaupt noch ein nationales ? reicht das eigene selbstvertrauen nicht aus ? Wer deutsch singt, muss sich doch noch lange nicht als teil der deutschen verhältnisse begreifen.
klar ist distelmeyer älter geworden, denke aber nicht das sich seine positionen dadurch verändert haben. die radikale systemkritik wird aufrechterhalten und auf testament der ansgt deutlich zum ausdruck gebracht. es hat sich weniger der inhalt geändert, dafür aber die form. würde also keinen großen bruch im werk von blumfeld ausmachen. in tics singt er doch auch: Und mach‘ mir Sorgen wie nie
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Look out kid You're gonna get hitnocheinmal zum (angeblich) fehlenden selbstbewusstsein. mir fällt nichts ein, wo mir das schonmal aufgefallen wäre. grade im bereicht der kultur tritt man in deutschland doch oft mit einer ungeheuren arroganz auf.
deutschland, das land der dichter und denker, während amerika nur hollywood und mcdonalds hervorgebracht hat. merkwürdig dabei ist dann, das fassbinder und brecht (vielleicht auch can und kraftwerk ?) im ausland zum teil höher angesehen werden, als in deutschland.--
Look out kid You're gonna get hitund weil ich es grade in der jungle world gelesen habe:
Spiegel:Was ist deutsch an Blumfeld?
Jochen Distelmeyer: Nichts.--
Look out kid You're gonna get hit -
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