Berlinale 2011 – 10. bis 20. Februar

Startseite Foren Kulturgut Für Cineasten: die Filme-Diskussion Berlinale 2011 – 10. bis 20. Februar

Ansicht von 15 Beiträgen - 61 bis 75 (von insgesamt 131)
  • Autor
    Beiträge
  • #7910189  | PERMALINK

    napoleon-dynamite
    Moderator

    Registriert seit: 09.11.2002

    Beiträge: 21,865

    Sonic JuiceHm, klingt eigentlich nach einem potentiell ziemlich tollen Film.

    Leider nein, auch wenn ich ihn um einiges besser fand als Witek. Ziemlich guter Film mit nicht erkannter Potenz zum ziemlich tollen Film trifft’s eher ganz gut.

    Enttäuschend jedenfalls, dass „Vampire“ nur an kleineren Spuren feststellbar da wieder ansetzt, wo der wunderbare Shunji Iwai uns einstmals mit „Hana to Arisu“/“Hana and Alice“ (einer der schönsten High School/Coming of age-Filme überhaupt!) in einen siebenjährigen Spielfilm-Hiatus entlassen hat.

    Witek DłOb es aber für den Film überhaupt von Bedeutung ist, ob Simon ein echter Vampir ist?

    Natürlich nicht.

    --

    A Kiss in the Dreamhouse  
    Highlights von Rolling-Stone.de
    Werbung
    #7910191  | PERMALINK

    latho
    No pretty face

    Registriert seit: 04.05.2003

    Beiträge: 37,711

    Swallowtail Butterfly war auch toll.

    --

    If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
    #7910193  | PERMALINK

    flint-holloway

    Registriert seit: 05.10.2007

    Beiträge: 9,981

    lathoSwallowtail Butterfly war auch toll.

    Für einen Avatar reicht er auf jeden Fall. ;-)

    danke@ Witek und die anderen Berichterstatter.

    --

    #7910195  | PERMALINK

    witek-dlugosz

    Registriert seit: 19.11.2010

    Beiträge: 5,114

    Zwei Männer, die nur auf den ersten Blick sehr unterschiedlich sind: der verschlossene düstere Cop Choi und der dampfplaudernde aufbrausende Staatsanwalt Joo. Beide eint der unbedingte Wille, eine Mordserie aufzuklären. Und sie sind damit nicht allein – ein durch und durch korruptes Geflecht aus Regierung, Wirtschaft, Polizei, Staatsanwaltschaft und Unterwelt will aus den unterschiedlichsten Motiven einen Mörder präsentieren können. Ob es der tatsächliche Mörder ist, spielt dabei mal mehr, mal weniger eine Rolle. Choi und Joo arbeiten mal zusammen, mal gegeneinander, mal weiß man nicht so recht, ob sie an einem Strang ziehen oder nicht. Klar ist nur, dass beide nicht scheuen sich die Hände schmutzig zu machen, um voranzukommen – und dass beide nicht vollkommen verdorben sind.

    Der knifflige Plot schlägt einen Haken nach dem anderen und zerrt die Logik dabei oft so derb hinter sich her, dass die Leine zu reißen droht. Vielleicht ist Nachvollziehbarkeit dem Regisseur aber auch gar nicht so wichtig. Auch das Anprangern einer auf allen Ebenen korrupten Gesellschaft, das ja durchaus als großes Thema des Films angelegt ist, ist ihm offenbar kein ernstes Anliegen. Er präsentiert lieber ein austauschbares Massenprodukt, das routiniert zwischen dem stylishen Glanz der Glastürme und dem (letztlich nicht minder stylishen) Dreck verregneter Hinterhöfe hin- und herwechselt. Er setzt nicht auf eine stimmige Geschichte, sondern auf eine Anhäufung von Überraschungsmomenten, die in ihrer Summe dann aber nicht mehr überraschen können, weil der Zuschauer jederzeit erwartet, dass sich die gerade erst erlangte vermeintliche Gewissheit auch als Finte entpuppt.

    Sind die beiden Hauptfiguren bei aller Schablonenhaftigkeit, die das Genre des Polizeithrillers verlangt, noch recht überzeugend ausgestaltet, hapert es bei den Nebenfiguren teilweise erheblich. Einige Figuren werden durch ihr groteskes Overacting so sehr der Lächerlichkeit preisgegeben, dass es sich mit dem comic relief, den ein Polizeithriller für Jedermann den Regeln Hollywoods folgend offenbar braucht, nicht entschuldigen lässt.

    Dass Massentauglichkeit und großes Kino auch im koreanischen Kino eine Symbiose eingehen können, hat Bong Joon-ho mit Filmen wie „The Host“ und „Memories of Murder“ gezeigt. Dass eine solche Symbiose alles andere als eine Selbstverständlichkeit ist, zeigt Ryoo Seung-wan mit „Bu-dang-geo-rae“.

    * *

    --

    #7910197  | PERMALINK

    witek-dlugosz

    Registriert seit: 19.11.2010

    Beiträge: 5,114

    Napoleon DynamiteLeider nein, auch wenn ich ihn um einiges besser fand als Witek.

    Hast du dir den Film also wieder auf * * * 1/2 schönreden können?

    Natürlich nicht.

    Klar. Natürlich nicht.

    --

    #7910199  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 45,074

    Ich lese Deine Kritiken gerne, Witek! :-)

    --

    Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
    #7910201  | PERMALINK

    witek-dlugosz

    Registriert seit: 19.11.2010

    Beiträge: 5,114

    Freut mich, nail!

    --

    #7910203  | PERMALINK

    witek-dlugosz

    Registriert seit: 19.11.2010

    Beiträge: 5,114

    Witek DłIch habe eine Karte für Tarrs „A torinói ló“ am Mittwoch um 17 Uhr abzugeben. Bei Interesse hier posten oder PN!

    Tarr anybody?

    --

    #7910205  | PERMALINK

    witek-dlugosz

    Registriert seit: 19.11.2010

    Beiträge: 5,114

    Oliver Tate ist ein Teenager im Wales der 1970er Jahre (zumindest sieht alles im Film nach dieser Zeit aus). Sein Vater (Noah Taylor) ist ein verschrobener Meeresbiologe mit starkem Hang zur Depression, seine Mutter (Sally Hawkins) eine Verwaltungsangestellte und verhinderte Schauspielerin. Immer mehr kommen die Eheprobleme der Eltern an die Oberfläche. Oder zumindest ist Einzelkind Oliver, der routinemäßig das Schlafzimmer der Eltern inspziert, von diesen Problemen fest überzeugt. Er ist sich sicher, dass seine Mutter eine Affäre mit ihrer nebenan wohnenden Jugendliebe hat, und versucht die Ehe seiner Eltern zu kitten. Beide reagieren aber unwirsch darauf, da sie sich offenbar im schwindenden Glück ihrer Ehe ganz gut eingerichtet haben.

    Oliver kommt mit Jordana (Yasmin Paige) aus seiner Klasse zusammen. Langsam weicht der mal unbeholfene, mal bewusst ruppige Umgang der beiden miteinander einem vertrauensvollen Verhältnis. Als aber Oliver in Erwägung zieht, Jordana wegen der Sorge um seine Eltern ins Vertrauen zu ziehen, macht sie seine Pläne zunichte: Sie erzählt ihm, dass ihre Mutter einen Hirntumor hat – weshalb er das Gefühl hat, jetzt nicht mehr mit seinen Sorgen kommen kann: „Cancer beats potential divorce“, beschließt er – und ist mit der Situation vollends überfordert.

    Richard Ayoade ist in erster Linie bekannt als einer der Hauptcharaktere in der britischen Sitcom „The IT Crowd“. „Submarine“, die Verfilmung des Romans von Joe Dunthorne, ist Ayoades erster Kinofilm, aber nicht seine Premiere hinter der Kamera: Er hat unter anderem schon Musikvideos inszeniert für Bands wie Vampire Weekend und Arctic Monkeys (deren Sänger Alex Turner die Songs für „Submarine“ beigesteuert hat).

    Man merkt seinem Film ein bisschen zu sehr an, dass er um jeden Preis möglichst viele filmische Mittel einsetzen will, um seine Geschichte zu erzählen: Super-8-Film-im-Film-Aufnahmen, Zwischentitel, Farbfilter und Blenden, Zeitlupe und angehaltenes Bild – und sogar einmal ein split-screen. Vielleicht ist das der Tatsache geschuldet, dass Dunthorne seinen Roman eigentlich für unverfilmbar hielt. Nötig ist dieser übergroße Eifer aber nicht, denn ein bisschen mehr Stringenz hätte dem Film nicht geschadet.

    „Submarine“ lebt nämlich in erster Linie nicht von seinen filmischen Mätzchen, sondern von gut gespielten gegen den Strich gebürsteten Charakteren und vor allem einer Hauptfigur, die zwar eine Menge Identifikationspotential hat, deren schlechte Seiten aber ausgiebig zelebriert werden: Oliver ist beim Mobben einer dicken Mitschülerin mit dabei, will Jordanas Hund vergiften und versetzt sie nach einer wichtigen Operation ihrer Mutter im Krankenhaus.

    Noch amüsanter als der Film war die Fragerunde im Anschluss. Ayoade (der übrigens tatsächlich so redet wie seine Figur in „The IT Crowd“) bremste hochtrabende Fragen mit trocken vorgetragenem Nonsens aus: Was der close-up auf ein Schälchen Pudding zu bedeuten habe? Das sei eine Reminiszenz an „Taxi Driver“ und wer den Pudding nicht verstanden habe, habe den Kern des Films nicht verstanden. Er habe eigentlich einen Trailer durchsetzen wollen, der nur aus der Aufnahme des Puddings und dem Titel des Films bestehe. Und als die Moderatorin (Wo nimmt eigentlich die Berlinale all diese fragegierigen nervösen Menschen her?) sagte, „I want to talk about suicide“, antwortete er mit gespieltem Entsetzen: „What? Now?“ und nuschelte nach einer Pause hinterher: „It’s not all that bad“. Sollte er damit auch seinen Film gemeint haben, hat er tiefgestapelt. „Submarine“ ist nämlich unterm Strich ein sehr hübscher Coming-of-Age-Film.

    * * * 1/2

    --

    #7910207  | PERMALINK

    napoleon-dynamite
    Moderator

    Registriert seit: 09.11.2002

    Beiträge: 21,865

    Witek DłTarr anybody?

    Kurzentschlossene sollten eine Taxi-Fahrt vor die Urania erwägen: Der Film reiht sich nahtlos ein in die Reihe der bisherigen acht Meisterwerke von Tarr.

    lathoSwallowtail Butterfly war auch toll.

    No shit. Mir fällt in den 90’s kein japanischer Regisseur ein, der eine ähnlich große Zahl an sehenswerten Filmen gedreht hat wie Iwai (und seine beiden besten Werke erschienen ja erst in den Noughties).

    --

    A Kiss in the Dreamhouse  
    #7910209  | PERMALINK

    flint-holloway

    Registriert seit: 05.10.2007

    Beiträge: 9,981

    Napoleon DynamiteKurzentschlossene sollten eine Taxi-Fahrt vor die Urania erwägen: Der Film reiht sich nahtlos ein in die Reihe der bisherigen acht Meisterwerke von Tarr.

    Morgen werde ich meinen Überredungsmarathon im örtlichen Programmkino starten, damit der hier im Original läuft. Wohl wissend um die Sinnlosigkeit meines Unterfangens.

    Napoleon Dynamite
    No shit. Mir fällt in den 90’s kein japanischer Regisseur ein, der eine ähnlich große Zahl an sehenswerten Filmen gedreht hat wie Iwai (und seine beiden besten Werke erschienen ja erst in den Noughties).

    An Iwai muss ich dann wohl dran bleiben.

    --

    #7910211  | PERMALINK

    latho
    No pretty face

    Registriert seit: 04.05.2003

    Beiträge: 37,711

    Napoleon Dynamite[…]
    No shit. Mir fällt in den 90’s kein japanischer Regisseur ein, der eine ähnlich große Zahl an sehenswerten Filmen gedreht hat wie Iwai (und seine beiden besten Werke erschienen ja erst in den Noughties).

    War eine Empfehlung von Dir. Schmeiß mal Sterne!

    Flint HollowayMorgen werde ich meinen Überredungsmarathon im örtlichen Programmkino starten, damit der hier im Original läuft. Wohl wissend um die Sinnlosigkeit meines Unterfangens.

    Versuch es mit dem Argument, dass Leute aus dem Nachbardorf auch kommen würden.

    --

    If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
    #7910213  | PERMALINK

    witek-dlugosz

    Registriert seit: 19.11.2010

    Beiträge: 5,114

    Tarr gesehen. W-O-W! Morgen mehr.

    --

    #7910215  | PERMALINK

    witek-dlugosz

    Registriert seit: 19.11.2010

    Beiträge: 5,114

    Flint HollowayMorgen werde ich meinen Überredungsmarathon im örtlichen Programmkino starten, damit der hier im Original läuft.

    Bei den paar gesprochenen Sätzen wäre allerdings eine Synchrofassung auch zu verschmerzen.

    --

    #7910217  | PERMALINK

    napoleon-dynamite
    Moderator

    Registriert seit: 09.11.2002

    Beiträge: 21,865

    Flint HollowayMorgen werde ich meinen Überredungsmarathon im örtlichen Programmkino starten, damit der hier im Original läuft. Wohl wissend um die Sinnlosigkeit meines Unterfangens.

    Schreib‘ mal eine Mail an Clara Burckner von Basis-Film, die wieder den Filmkopien-Verleih für den neuen Tarr-Film übernimmt. Im Rahmen eines Filmclubs gibt es ja z.B. die Möglichkeit nichtgewerblichen Verleihs, eventuell lässt sich ja sowas im Großraum Nürnberg auf die Beine stellen?

    lathoWar eine Empfehlung von Dir. Schmeiß mal Sterne!

    Das verdient natürlich einen separaten Thread.

    --

    A Kiss in the Dreamhouse  
Ansicht von 15 Beiträgen - 61 bis 75 (von insgesamt 131)

Schlagwörter: 

Du musst angemeldet sein, um auf dieses Thema antworten zu können.