Re: Berlinale 2011 – 10. bis 20. Februar

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witek-dlugosz

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Zwei Männer, die nur auf den ersten Blick sehr unterschiedlich sind: der verschlossene düstere Cop Choi und der dampfplaudernde aufbrausende Staatsanwalt Joo. Beide eint der unbedingte Wille, eine Mordserie aufzuklären. Und sie sind damit nicht allein – ein durch und durch korruptes Geflecht aus Regierung, Wirtschaft, Polizei, Staatsanwaltschaft und Unterwelt will aus den unterschiedlichsten Motiven einen Mörder präsentieren können. Ob es der tatsächliche Mörder ist, spielt dabei mal mehr, mal weniger eine Rolle. Choi und Joo arbeiten mal zusammen, mal gegeneinander, mal weiß man nicht so recht, ob sie an einem Strang ziehen oder nicht. Klar ist nur, dass beide nicht scheuen sich die Hände schmutzig zu machen, um voranzukommen – und dass beide nicht vollkommen verdorben sind.

Der knifflige Plot schlägt einen Haken nach dem anderen und zerrt die Logik dabei oft so derb hinter sich her, dass die Leine zu reißen droht. Vielleicht ist Nachvollziehbarkeit dem Regisseur aber auch gar nicht so wichtig. Auch das Anprangern einer auf allen Ebenen korrupten Gesellschaft, das ja durchaus als großes Thema des Films angelegt ist, ist ihm offenbar kein ernstes Anliegen. Er präsentiert lieber ein austauschbares Massenprodukt, das routiniert zwischen dem stylishen Glanz der Glastürme und dem (letztlich nicht minder stylishen) Dreck verregneter Hinterhöfe hin- und herwechselt. Er setzt nicht auf eine stimmige Geschichte, sondern auf eine Anhäufung von Überraschungsmomenten, die in ihrer Summe dann aber nicht mehr überraschen können, weil der Zuschauer jederzeit erwartet, dass sich die gerade erst erlangte vermeintliche Gewissheit auch als Finte entpuppt.

Sind die beiden Hauptfiguren bei aller Schablonenhaftigkeit, die das Genre des Polizeithrillers verlangt, noch recht überzeugend ausgestaltet, hapert es bei den Nebenfiguren teilweise erheblich. Einige Figuren werden durch ihr groteskes Overacting so sehr der Lächerlichkeit preisgegeben, dass es sich mit dem comic relief, den ein Polizeithriller für Jedermann den Regeln Hollywoods folgend offenbar braucht, nicht entschuldigen lässt.

Dass Massentauglichkeit und großes Kino auch im koreanischen Kino eine Symbiose eingehen können, hat Bong Joon-ho mit Filmen wie „The Host“ und „Memories of Murder“ gezeigt. Dass eine solche Symbiose alles andere als eine Selbstverständlichkeit ist, zeigt Ryoo Seung-wan mit „Bu-dang-geo-rae“.

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