Adaption fremder Musikstile oder: "Können Deutsche auch Country"?

Startseite Foren Kulturgut Das musikalische Philosophicum Adaption fremder Musikstile oder: "Können Deutsche auch Country"?

Ansicht von 15 Beiträgen - 181 bis 195 (von insgesamt 267)
  • Autor
    Beiträge
  • #5819665  | PERMALINK

    mikko
    Moderator
    Moderator / Juontaja

    Registriert seit: 15.02.2004

    Beiträge: 34,399

    Bei Wikipedia hab ich zwar nichts gefunden, aber bei MyVideo.
    Ja, das kann man so bezeichnen, SJ. Ist aber auch nicht wirklich mein Fall.

    --

    Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!
    Highlights von Rolling-Stone.de
    Werbung
    #5819667  | PERMALINK

    sonic-juice
    Moderator

    Registriert seit: 14.09.2005

    Beiträge: 10,983

    BewilderbeastWohl ein Typo. Fürstenfeld ist von STS.

    http://de.wikipedia.org/wiki/S.T.S.

    Ja, Typo. SST war was anderes.

    Und hier der richtige Wiki-Link. Dort wird gar Crosby, Stills and Nash als Einfluss genannt.

    (Und bei dem von Mikko verlinkten Video bitte nur auf die Musik achten, nicht das dämliche Amateurgepose der no names, die sich das Lied zunutze gemacht haben.)

    --

    I like to move it, move it Ya like to (move it)
    #5819669  | PERMALINK

    sonic-juice
    Moderator

    Registriert seit: 14.09.2005

    Beiträge: 10,983

    Neuer Gedanke, während ich gerade zu Studienzwecken die Reichel-CD höre (danke, Dirk!). Zu „Volxlieder“ selbst schreibe ich vielleicht mal mehr im dazugehörigen Thread.

    Also, meine These, losgelöst davon, noch in Rohform, Widerspruch willkommen: eine wirkliche deutsche Country-Platte kann es vermutlich deshalb nicht geben, weil der Deutsche nicht den Blues (nicht nur das Gefühl selbst, sondern mit allem drum und dran) hat bzw. ihn jedenfalls nicht musikalisch adäquat umsetzen kann oder will. Zwar mag man im US-Country auch Arrangements und Motive wiederfinden, die in ihrer Schlichtheit der Einfalt des deutschen Schlagers bzw. der volkstümlichen Musik ähneln. Gleichwohl sind die vorherrschenden Themen des Country die des indivduellen Schmerzes, Verlustes und Versagens,wie ja auch der alte Witz mit der Frage zeigt, was passiert, wenn man eine Country-Platte rückwärts spielt. Die Umsetzung des Schmerzes (Blues) in Songs, mag sie auch mal mehr und mal weniger augenzwinkernd und pointiert geschehen, mal spartanisch roh und mal verkitscht, ist doch meist auf unverstellte Wahrhaftigkeit und (Be-)Rührung des Hörers – im Sinne von Empathie – gerichtet. Es gibt auch andere Themen, aber hier schlägt nach meinem Verständnis das Herz der Country Musik.

    Nun fällt mir jedenfalls spontan bei deutschen Künstlern (insbesondere bei mir lieben) keiner ein, der völlig unverstellt, unironisch, schutzlos und voller Inbrunst darüber singt, dass seine Welt in Stücke fällt. Im Schlager werden vornehmlich Idyllen gezeichnet und in der „seriösen“ Musik wird meist in Text oder zumindest in Interpretation mit Understatement, Reflektion, Distanz, Ironisierung die Schutzlosigkeit abgemildert. Vielleicht weil es sonst peinlich wäre. Wann hat es in der deutschen populären Musik zuletzt mal etwas gegeben, das mit der Heillosigkeit und Intensität von Schubert’s Winterreise mithalten kann (nicht kompositorisch, sondern nur die Aussage betreffend) – ohne dass wir gleich im Dark Wave oder anderen Spartenmusiken landen? Matthias Reim’s „Verdammt ich lieb Dich“??

    Wenn Gwildis Soul singt, dann geht es letztlich um Soul, der eine gute Zeit vermitteln will, nicht darum, dass Gwildis auf der Bühne wirklich die Songs durchleiden wollte. Im Pop, aber auch im Chanson wird doch letzlich auch zumeist nur ein sonniges Milchkaffee-Leiden am Verflossenen zelebriert, eine Prise Melancholie. Es geht nie ums Ganze. Im klassischen US-Country geht es hingegen oft genug um alles, um Betrug, ums Verlassen, um Abschied, ums Nicht-geliebt-werden, um Einsamkeit, Eifersucht, um Knast, um verlorene Jobs und Freunde, um Süchte, ums Totsaufen und Totschießen. Und wenn man sich die Lebensläufe von Leuten wie Hank Williams, Cash, Haggard, Kristofferson oder Jones anschaut, dann meinen sie es auch so. Diese Radikalität findet sich in der deutschen Populärmusik nicht, daher wird sich eine deutsche Counry-Musik jenseits von mehr oder weniger gelungenen Singer/Songwriter-Adaptionen nicht finden lassen. Und selbst wenn Achim Reichel sänge, er habe einen Mann in Rendsburg erschossen oder die Erinnerung würde ihn töten, wenn ihr nicht der Schnaps zuvorkäme – wer würde das glauben? Und, was passiert eigentlich, wenn man eine Platte von Blumfeld, Tocotronic oder Wir sind Helden rückwärts spielt?

    Einschränkend sei gesagt, dass ich mir solche Momente der unverstellen, ungekünstelten Emotionalität wiederum am besten im Bereich regional verankerter Musiker vorstellen kann, etwa bem frühen Wolfgang Ambros, bei Goisern und auch übrigens beim frühen Fendrich. Das sind dann aber doch die großen Ausnahmen, wenn ich mich nicht täusche, oder?

    --

    I like to move it, move it Ya like to (move it)
    #5819671  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    ich kenn den alten Witz nicht!

    --

    #5819673  | PERMALINK

    sonic-juice
    Moderator

    Registriert seit: 14.09.2005

    Beiträge: 10,983

    Dick Laurentich kenn den alten Witz nicht!

    Tina hat mir den vor einiger Zeit mal wieder ins Gedächtnis gerufen:

    What happens if you play a country song backwards?
    You get your dog back, your trailer back, your truck back, your wife back AND your beer back!

    --

    I like to move it, move it Ya like to (move it)
    #5819675  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    ah, danke.

    Aber ist die Fragestellung eigentlich inzwischen irgendwie mutiert? Es ging ursprunglich nur darum, ob es hörbare deutschsprachige Countrymusik gibt.
    Jetzt muss es schon thematisch ins Grundlagenschema passen, ehrlich von Herzen kommen und mit den alten Helden des Country aufnehmen können – das kann man wohl sicher verneinen…

    --

    #5819677  | PERMALINK

    sonic-juice
    Moderator

    Registriert seit: 14.09.2005

    Beiträge: 10,983

    Dick Laurent
    Aber ist die Fragestellung eigentlich inzwischen irgendwie mutiert?

    Wenn Du Deinen geneigten Blick mal nach oben wenden möchtest, wirst Du sehen, dass mittlerweile auch der Thread-Titel mutiert ist. Wir sind hier also extremly on topic.

    --

    I like to move it, move it Ya like to (move it)
    #5819679  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Sonic JuiceWenn Du Deinen geneigten Blick mal nach oben wenden möchtest, wirst Du sehen, dass mittlerweile auch der Thread-Titel mutiert ist. Wir sind hier also extremly on topic.

    da steht „Können Deutsche auch Country?“, das ist mir schon bewusst

    Deine Ausführungen oben sind wohl tendentiell richtig, beantworten aber eine deutlich schärfer gestellte Frage der Marke „Können Deutsche auch Jimmie Rogers, Hank Williams und die Carter Family gleichzeitig an die Wand spielen?“

    --

    #5819681  | PERMALINK

    sonic-juice
    Moderator

    Registriert seit: 14.09.2005

    Beiträge: 10,983

    Eigentlich ist es doch einfacher: wenn Deutsche nicht das transportieren können, was Country im Wesentlichen ausmacht, dann können sie eben keinen Country. Ich weiß nicht, vielleicht singt Gunter Gabriel ja auch glaubhaft darüber, dass er sich tot säuft, weil seine Frau, sein Hund, sein Job und sein Benz weg sind. Das kann alles kann ja selbst einem Deutschen theoretisch passieren. Aber nein, was macht er stattdessen: er schimpft auf die Hartz IV-Empfänger.

    --

    I like to move it, move it Ya like to (move it)
    #5819683  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Sonic JuiceEigentlich ist es doch einfacher: wenn Deutsche nicht das transportieren können, was Country im Wesentlichen ausmacht, dann können sie eben keinen Country.

    Wie viele im amerikanischen Country können das denn noch?
    Wie gesagt, du hast natürlich prinzipell recht, aber ich finde es etwas unfair, den vermeintlichen deutschen Country von 200x mit irgendetwas Amerikanischem aus den Anfängen des letzten Jahrhunderts zu vergleichen, während man gleichzeitig den amerikanischen Mainstream-Country ausklammert…

    --

    #5819685  | PERMALINK

    atom
    Moderator

    Registriert seit: 10.09.2003

    Beiträge: 21,881

    Ich würde weder deutsche Musik, welche mit Countryzitaten gespickt ist noch amerikanischen Pseudo-Country à la Shania Twain als County bezeichnen.

    --

    Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...
    #5819687  | PERMALINK

    sonic-juice
    Moderator

    Registriert seit: 14.09.2005

    Beiträge: 10,983

    Dick LaurentWie viele im amerikanischen Country können das denn noch?
    Wie gesagt, du hast natürlich prinzipell recht, aber ich finde es etwas unfair, den vermeintlichen deutschen Country von 200x mit irgendetwas Amerikanischem aus den Anfängen des letzten Jahrhunderts zu vergleichen, während man gleichzeitig den amerikanischen Mainstream-Country ausklammert…

    Naja, für das was derzeit in den sogenannten US-Country-Charts läuft, findest Du doch genau so wenig Ensprechungen in Deutschland, bzw. sogar noch weniger. Der Sound ist ja ziemlich sophisticated, Tom Astor hätte sicherlich mehr Probleme, den durchproduzierten Sound von Garth Brooks, Shania Twain oder Keith Urban zu kopieren, als den den des klassischen Country der 60er und 70er (reden wir da mal zB von Dave Dudley oder Charley Pride, um hier auch mal die einfach gestrickteren Repräsentanten zu bennenen).
    Ich glaube auch, dass die Frage nach der Möglichkeit von deutschem „Country“ allenfalls unter Bezugnahme auf die klassische Vorstellung dieses Genres mit ihren klasischen Kennzeichen zu beantworten ist.

    --

    I like to move it, move it Ya like to (move it)
    #5819689  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 45,074

    Wie bereits erwähnt gibt es in den USA massenhaft Schlager-Country, der stilistisch eindeutig Country ist, aber nicht im Mindesten den inhaltlichen Mustern entspricht, die Sonic aufgezählt hat. Und diese Art von Country überwiegt bei weitem. Ich kenne mich in diesem Gebiet deutscher Musik nicht aus, aber es würde mich wundern, wenn manche deutschen Künstler nicht in der Lage wären, so schlechte Countrymusik zu machen, wie das Gros der modernen amerikanischen Countrykünstler.

    --

    Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
    #5819691  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Sonic JuiceIch glaube auch, dass die Frage nach deutschem „Country“ nur unter Bezugnahme auf die klassische Vorstellung dieses Genres zu beantworten ist.

    das macht die Frage meines Erachtens komplett sinnlos. Dann könnte ich ja auch fragen, ob Deutsche südamerikanische Fruchtbarkeitstänze können…

    --

    #5819693  | PERMALINK

    mikko
    Moderator
    Moderator / Juontaja

    Registriert seit: 15.02.2004

    Beiträge: 34,399

    Dick LaurentDann könnte ich ja auch fragen, ob Deutsche südamerikanische Fruchtbarkeitstänze können…

    Wahrscheinlich besser als Country. ;-)

    --

    Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!
Ansicht von 15 Beiträgen - 181 bis 195 (von insgesamt 267)

Du musst angemeldet sein, um auf dieses Thema antworten zu können.