Startseite › Foren › Das Radio-Forum › Roots. Mit Wolfgang Doebeling › 03.01.2016
-
AutorBeiträge
-
Ragged GloryWarum ist es für Dich so wichtig, dass aktuelle Popmusik „wirkungsmächtig“ sein soll, damit Du ihr regelmäßig mehr Aufmerksamkeit schenkst? Und vor allem: „Reicht“ es zunächst nicht, wenn die Relevanz bei Dir selbst anfängt? Und von Dir dann weitergetragen/verbreitet wird?
Ich kann otis da schon zustimmen. Sehr viele der gespielten Platte bewegen bewegen sich höchstens am äußersten Rand aktueller Popkultur. Und genau darum geht es in dieser Diskussion doch, dem Interesse an aktueller Popkultur, die eben nicht sehr ergiebig ist. Das macht die gespielten Platten nicht schlechter, ganz im Gegenteil, Wolfgangs Auswahl sagt mir, wie schon vor 5, 10 oder 15 Jahren, sehr zu. Nur dass sich viele seiner, und meiner, Favoriten z.B. Ende der 90er eben auch in den Charts und im deutlich größeren Maße in der Musikpresse widerspiegelten und somit allgegenwärtiger und ja, wahrscheinlich auch wichtiger waren. Wie gesagt, das macht die Musik nicht schlechter, die Auseinandersetzung mit dieser scheint mir einfach weniger bedeutsam.
--
Highlights von Rolling-Stone.de11 coole Zitate aus „Und täglich grüßt das Murmeltier“
So klingen die größten Schlagzeuger ohne ihre Band
Welches Equipment verwenden eigentlich…Pink Floyd?
Musikalische Orgasmen: 6 Songs voller Höhepunkte
Dies ist (laut Fans und Kritikern) die beste Folge von „Friends“
Studio-Magier: Die 8 besten Musikproduzenten
WerbungDeshalb beschäftige ich mich inzwischen „privat“ nur noch mit der Musik, die mir wirklich sehr gut gefällt. Dabei entdecke ich auch ständig neue Platten, wobei es mir erstmal völlig egal ist, ob sie 2015, 1995, 1985 oder 1965 erschienen sind.
--
Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!weilsteinWie gesagt, das macht die Musik nicht schlechter, die Auseinandersetzung mit dieser scheint mir einfach weniger bedeutsam.
Was ist denn Deine Reaktion auf dieses „weniger Bedeutsame“? Dass Du die Auseinandersetzung mit aktuellen 45s zurückfahren kannst, weil Du eh kaum etwas zu verpassen glaubst? Die Relevanz ist doch nie per se vorhanden. Das hatte otis so schön in seinem Vorwort zu „Favorite 45s“ geschrieben – und nun scheint er seinen eigenen Worten nicht mehr zu trauen.
--
Um die Relevanz („Wirkungsmächtigkeit“ hatte ich oben wohl geschrieben) geht es, und da wüsste ich nicht, dass sich in meinem Verständnis Wesentliches geändert hat. Die Relevanz von Popmusik mag 1956 oder 1965 oder 1976 nicht per se vorhanden gewesen sein, aber es gab für junge Menschen kaum Relevanteres. Heute mag es der Einschluss in Social-Media-Welten sein oder was auch immer für diese Relevanz hat.
Musik jedenfalls scheint es mir kaum noch zu sein. Dass sie auf die ganz große öffentliche Aufmerksamkeit kaum noch abzielen kann, macht sie nicht von vornherein schlechter, aber sie verliert mehr und mehr das, was Pop ausmachte: die Relevanz für große Zielgruppen. Pop ohne Relevanz ist in meinen Augen kaum noch einer. Damit wird diese Musik „nur“ noch zur Musik, stellt sich in eine Reihe mit tradierter Musik.
Auf dieser Basis fällt es mir dann allerdings sehr schwer, Like A Rolling Stone (u.a.) und Downtown Tokyo auf einer gleichen *****-Stufe zu sehen oder hören.--
FAVOURITESWolfgang DoebelingAlarmierend, so jung wie Ihr noch seid. Mit dem zerknirschten Eingeständnis, für aktuelle Platten keine rechte Begeisterung mehr aufbringen zu können, fängt es an. Und ehe man sich versieht, lebt man musikalisch nur noch in der Vergangenheit und beschäftigt sich vornehmlich mit Angesammeltem und Reissues. Be! Here! Now!
Mit Verlaub: Deine Jahresliste ist doch ein Kabinett an Wiedergekäutem. Wenn dies der Zeitgeist von 2015 sein soll, dann kein Wunder, dass fehlende Frische und Euphorie beklagt wird.
--
otisAuf dieser Basis fällt es mir dann allerdings sehr schwer, Like A Rolling Stone (u.a.) und Downtown Tokyo auf einer gleichen *****-Stufe zu sehen oder hören.
Was wiederum „beweist“ oder zumindest die Schlussfolgerung zulässig erscheinen lässt, dass es nur und ausschließlich auf die Relevanz für die eigene Welt ankommt. Was hätte ich denn „gewonnen“, wenn auf einmal alle wie verrückt „Talk About Terry“ kaufen würden? Wenn überhaupt, erreiche ich sowieso nur Popmusik-interessierte Menschen damit.
Andersherum kann ich mir ja auch nicht vorstellen, an den Chart-Hits einen Narren zu fressen, wenn diese so schal und nur vordergründig Popmusik (vor)lebt. Gerade in den letzten Tagen ergab es sich, dass ich viel Format-Radio (ffn, Antenne Niedersachsen) hören konnte (weil ich mich mal „informieren“ wollte, was gerade so „angesagt“ ist): zum Brechen! One Republic, Revolverheld, Ed Sheeran, James Bay, Andreas Bourani – in Heavy Rotation. Ein Track so plump und unterbelichtet wie der andere.
Soll ich deshalb meine Lust auf neue, aktuelle Musik einstellen? Weil ich mir Anmutigeres, Gewitzteres, Lustvolleres und vor allem nicht in erster Linie auf Profi-Schiene Heruntergebrochenes von Musik erhoffe?
--
Du sollst dir in keiner Weise die Lust an Musik nehmen lassen, schon gar nicht an neuer oder neuester.
Aber das Ganze ist eine Diskussion im Grundsatz, weshalb ich mich auch zu Wort gemeldet habe. Gut gemachte Mucker-Musik gibt es genug, perfekt gemachte Charts-Musik ebenfalls. Was aber ist das im „Pop-Bereich“, was den einzelnen (jeden ganz individuell und für sich) wirklich aufhorchen lässt?
Das ist eben mehr als nur die Musik. Da ist wohl für jeden Einzelnen immer noch ein gewisser Subtext darunter, der letztlich bestimmend ist. Ob es Sehnsüchte sind, Aufbegehren ist, die Suche nach Authentizität, die Ablehnung gewisser Allüren oder was auch immer. Sicher ist das sehr schwer auszumachen bei sich selbst, aber für mich ist kaum vorstellbar, dass da nichts sei. Bei dem meisten, was ich heute höre, höre ich diesen meinen persönlichen Subtext nicht dahinter.Jener mag früher allgemeiner und überindividueller angelegt gewesen sein. Für viele junge Menschen in den 50s, 60s und dann wieder in den späten 70s war die richtige Musik Statement, Identifikationsangebot und so lebenswichtig wie die Luft zum Atmen. Das ist sie heute in der Breite einfach nicht mehr, womit ich weder mein Bedauern, noch eine Form von Kulturpessimismus ausdrücken möchte. Dass sie damals so wichtig war, hing ja vornehmlich damit zusammen, dass man die Musik förmlich nötig hatten, da sie eine Art Substitut war für Anderes. Die Welle Pop-Musik war dabei allerdings so tragfähig, dass sie aufgrund ihrer ungemeinen Breitenwirkung politische und gesellschaftliche Zustände zu verändern in der Lage war.
PS: Aber das wird langsam doch wohl zu sehr off topic, sorry.
--
FAVOURITESchoosefruitWenn dies der Zeitgeist von 2015 sein soll, dann kein Wunder, dass fehlende Frische und Euphorie beklagt wird.
Nix Zeitgeist – das sind des DJs Fave-45s, veröffentlicht in 2015. Übrigens muss die Motivation für die Aufnahmebereitschaft von aktueller Musik aus einem selbst herauskommen. Ein DJ kann nur – wie jeder andere Pop-Hörer auch -, das Angebot begutachten und bei Gelegenheit vorstellen/empfehlen.
--
Sweetheart
Danke für den Hinweis, da hatte ich gar nichts von mitbekommen, obwohl Waterhouse bei mir als Produzent (hier: Co-Produzent) hoch im Kurs steht (Ural Thomas & The Pain!). Seltsam, ist aber jetzt bestellt.
Gerne – Nick hatte auf seiner Facebook-Seite darauf hingewiesen. Gibt es die 400 zusätzlich gepressten Ural Thomas Singles eingentlich, ich werde nirgends fündig?
--
Ragged GloryNix Zeitgeist – das sind des DJs Fave-45s, veröffentlicht in 2015. Übrigens muss die Motivation für die Aufnahmebereitschaft von aktueller Musik aus einem selbst herauskommen. Ein DJ kann nur – wie jeder andere Pop-Hörer auch -, das Angebot begutachten und bei Gelegenheit vorstellen/empfehlen.
Nein. Diese (blutarmen) Aufgüsse für ein „Be here now“-Plädoyer verwenden zu wollen um sich gleichzeitig gegen ein Leben in der musikalischen Vergangenheit zu stemmen, ist einfach ziemlich putzig und lustig.
--
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
Blutarm vielleicht für dich, lieber choosefruit. Ich setze da für mich auch andere Maßstäbe. Mir haben fast alle der gespielten Singles gefallen und neues zu erkunden/entdecken ist für mich auch wesentlich erfrischender als ewig die gleiche Platte aufzulegen.
--
@ choosefruit: Musik kann nicht im Stundentakt neu erfunden werden – und außerdem: Die Form mutwillig oder gar vorauseilend über den Inhalt stellen zu wollen, führt auch nur auf den Holzweg. Insofern bezog sich das „Be! Here! Now!“ auch in erster Linie formal betrachtet auf (neue) Acts mit neuen Releases in 2015.
Insoweit teile ich Wolfgangs Einwurf, nicht nur die musikalischen Pioniere eines Genres zu hören und dabei den Nachwuchs nicht kleinzureden.
Aber selbst wenn wir da auf keinen Nenner kommen: Wie sähe denn Deine „Zeitgeist“-Liste für 2015 aus? Du sprachst Dich doch für Format-unabhängige Singles-Faves aus. Hier und jetzt – aber in einem gesonderten Thread, natürlich – hättest Du die Chance, diesen Tracks die ultimative Bühne zu bieten.
--
XerxesBlutarm vielleicht für dich, lieber choosefruit. Mir haben fast alle der gespielten Singles gefallen und neues zu erkunden/entdecken ist für mich auch wesentlich erfrischender als ewig die gleiche Platte aufzulegen.
Die Krux an der Sache war doch, dass sich in WDs Liste Replikate en masse tummeln. Über die Qualität lässt sich natürlich streiten. Aber aufzurufen, sich im Hier und Jetzt zu bewegen und zugleich aktuelle Musik hören, die auf der Stelle tritt, darf doch als kleiner Widerspruch angemerkt werden, vor allem dann, wenn er seine Meinung mit „Und ehe man sich versieht, lebt man musikalisch nur noch in der Vergangenheit […].“ garniert, wenngleich seine Favoriten die musikalische Vergangenheit aufsaugen und wie Aufnahmen aus vergangenen Jahren klingen. Für mich keine allzu übezeugende Argumentation für ein Be! Here! Now!.
Ragged GloryWie sähe denn Deine „Zeitgeist“-Liste für 2015 aus? Du sprachst Dich doch für Format-unabhängige Singles-Faves aus. Hier und jetzt – aber in einem gesonderten Thread, natürlich – hättest Du die Chance, diesen Tracks die ultimative Bühne zu bieten.
2015 hat für mich keine große Bedeutung, deswegen fühl ich mich auch nicht dazu berufen, mit meinem 2015-Geschmack hausieren zu müssen.
Aber ich wollte nicht stören.
--
choosefruit2015 hat für mich keine große Bedeutung, deswegen fühl ich mich auch nicht dazu berufen, mit meinem 2015-Geschmack hausieren zu müssen.
Aber ich wollte nicht stören.
Welche Lektion soll denn nun aus Deiner Kritik an Wolfgangs vermeintlich widersprüchlicher Reaktion gezogen werden, wenn Du keine 2015er-Zeitgeist-Liste, mithin keinen „Gegenentwurf“, anbieten kannst?
--
Johnny SurfboardNun, dann möchte ich Dir die Single wärmstens ans Herz legen. Über ebay.de noch gut zu bekommen.
Es muss ein anderer Bergmann sein, er ist zu jung um bei der Band dabeigewesen zu sein.Danke für den Hinweis, werde mich darum kümmern müssen.
flynnSo deutlich bislang noch nicht. Vor ein paar Jahren, Anfang Januar muss es auch gewesen sein, kam Dir eine ebenfalls negative Bewertung über die Tastatur.
Ich habe mich gewiss schon öfter über diese Unsitte geäußert. Neulich fiel mir eine Split-LP in die Hände: ebenso blöd.
--
-
Du musst angemeldet sein, um auf dieses Thema antworten zu können.