Antwort auf: Miles Davis

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gypsy-tail-wind
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Mich hat „Kind of Blue“ beim ersten Hören auch nicht beeindruckt. Damals war ich bereits mit einigen Jazz-Aufnahmen vertraut, u.a. auch mit einem der vier Prestige-Alben des ersten Quintetts mit Coltrane („Workin‘ with the Miles Davis Quintet“, um genau zu sein).

Schwer zu sagen, ob es mir anders gegangen wäre, wenn ich das Album früher oder später kennengelernt hätte. Man liest halt irgendwann irgendwo was darüber, nimmt die fast kultische Verehrung zur Kenntnis (die sich ja zudem nicht auf die Jazzwelt beschränkt) … und weiss dann halt Dinge darüber, die man unmittelbar so nicht hört. Das war wohl damals auch nicht anders, aber für die Musiker war das Album halt schon bahnbrechend (auch wenn Miles auf anderen Alben – Cannonball Adderleys „Somethin‘ Else“, sein eigenes „Milestone“ – schon einzelne Stücke gespielt hat, die ähnlich funktionierten … George Russell tat gleichzeitig Ähnliches, und letztlich gab es „modale“ Strukturen im Blues schon die ganze Zeit, also Skalen, Tonleitern statt Funktionsharmonik wie in der Klassik, der Folklore, dem Great American Songbook, Musical/Broadway etc.).

Inzwischen finde ich das Album grossartig, aber es hat halt etwas gedauert – und natürlich mag der singuläre Status, den es in der Musikwelt geniesst, beim Urteil mitspielen.

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