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Die ersten drei Teile der „Lümmel von der ersten Bank“:
Zur Hölle mit den Paukern (Werner Jacobs, 1968)
Ein Film der mich überrascht hat und ein tolles Begleitwerk zu Alfred Vohrers Meisterwerk „Sieben Tage Frist“, der bei aller maximal-diabolischen Umkodierung der typischen Ingredienzen eben auch ein Paukerfilm ist. „Zur Hölle mit den Paukern“ beginnt, wie letzterer endet – mit einem suizidalen Fenstersturz, von Hansi Kraus vorgetäuscht, um den armen Rudolf Schündler ohne Umwege ins Sanatorium zu bringen – ungewöhnlich ruppig, ist dieser doch prinzipiell einer der akzeptableren Typen in einem Lehrerkollegium, das teilweise aus notorischen Altfaschisten besteht, die sich die Erschießung von Simulanten wünschen. Aber geschont werden hier nur die Schüler, mit denen sich der Film uneingeschränkt solidarisch erklärt – eine sehr jugendliche, morderne Haltung. Bis auf einige heute freilich reichlich zahme Sexzoten ist die Komik erstaunlich gut gealtert, wenig lässt sich schon auf Kilometer gegen den Wind riechen, Überraschungen gibt es zuhauf. Schön.
Zum Teufel mit der Penne (Werner Jacobs, 1968)
Weitestgehend leergesaugt von den düstereren Implikationen des Vorgängers und höchst überspannt – fast alle Streiche werden im enervierenden Zeitraffer gezeigt – beginnt der Film enttäuschend und dann singt auch noch Heintje in einer weitestgehend unmotivierten Szene seinen Hit „Mama“ – schlimm. Gegen Ende gewinnt er dann aber wieder vermehrt Interesse an seinen Figuren, die ansonsten maximal als Ausführende bzw. Opfer von vorhersehbaren Scherzchen herhalten mussten. Mein Highlight: Peter Alexander singt für seine Schüler einen melancholischen (und, ich gebe es zu, herzerwärmenden) Schlager und alle hören gebannt zu, weniger aus Interesse an seiner Musik, sondern als Zeichen gegenseitiger Wertschätzung. Scheiß auf die ollen Generationskonflikte des deutschen Kinos!
Im Gesamten recht ordentlich.
Pepe, der Paukerschreck (Harald Reinl, 1969)
Was dem zweiten Film etwas abgeht, macht den dritten bislang zu meinem Favoriten – die Sympathie und Warmherzigkeit aus Jacobs‘ Original ist zurück! Reinl gibt nun auch erstmals einigen Lehrkörpern liebenswürdige Seiten und wenn Rudolf Schündler, getrieben von aufrichtiger objektophiler Zuneigung zu seinem neuen und ersten Volkswagen, völlig verzweifelt zusammenbricht, als seine Schüler ihm einen Diebstahl vorgaukeln, empfindet man schon ein wenig Mitleid mit ihm. Den Vogel schießt aber Hans Clarin als fragiler, von seinen Kollegen als zu gütig belächelter Dr. Glücklich (was für ein Hohn!) ab, der mit einer Karateeinlage (wer bis dahin nicht wusste, dass er einen waschechten Reinl vor sich hat, erkennt seine Handschrift spätestens dann) ein paar aufdringliche Rohlinge zusammenfaltet und dem Dank seiner Schüler nur unsicher entgegenhalten kann: „Aber wir sind doch Freunde, oder?“. Sind sie und mir ging das Herz auf! Generell gehen Heiterkeit und Ernst in Reinls Film nahtlos ineinander über.
Neu ist auch Franz X. Lederle als Kameramann, dessen Fotografie näher am Geschehen (aber damit eben auch an den Gefühlen der Handelnden) ist als je zuvor, nie stillsteht und den Film durch ihre Agilität immer wieder nach vorn puscht.
Absolut fantastisch!
Die weiteren Teile folgen bald.
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We are all failures, at least the best of us are.