Antwort auf: Die wunderbare Welt der Oper

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kingberzerk

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gypsy tail wind

kingberzerk Die Oper als historische Soap? Verstehe. Das Argument kann ich zwar nicht teilen, aber sei’s drum.

Na ja, der Vergleich hinkt insofern, als die Oper natürlich in der längsten Zeit ihrer Existenz keine Belustigung für das einfach Volk war (wobei es ja heute noch auffällig ist, wie anders ihr Rang in Italien in der älteren Generation noch ist – die gingen wohl selten oder nie in die Oper, aber man hatte Radio und vielleicht auch einen Plattenspielen und ein paar Aufnahmen von Caruso, Gigli, del Monaco, man kannte die Musik Verdis – und lebte mit ihr. Das geht ja bis in die Blasmusik (von der in Italien eine ganz andere Tradition exisitert als unsere emotional vertrocknete steife Version davon), in der gerne Adaptionen von Verdi-Arien gespielt werden. Dass Hannigan mit noch so tollen Performances von Ligeti oder was weiss ich eine solche Lücke nicht zu füllen mag (und dass es auch nicht unbedingt angebracht ist, deshalb das Publikum zu beschimpfen, auch wenn ich selbst die Neigung dazu habe), dürfte auf der Hand liegen. Keine Ahnung, was heute den Platz der Oper einnimmt … die ganzen TV-Casting-Shows wohl, die (a)sozialen Medien haben den Marktplatz abgelöst; ins Theater gehen bedeutete – und tut es noch immer, aber die Bedeutung ist halt eine ganz andere geworden – ja immer auch Sehen und gesehen werden.

Now you lost me completely. Zum einen finde ich es schwierig, der oberen Parenthese zu folgen, da eine Klammer fehlt, doch abgesehen von dieser formalen Petitesse war der Soap-Vergleich doch ursprünglich von Dir und mir erscheint es wie eine polemische Ausflucht, Hanningan die Verantwortung für die Rettung des Operngenres zuschieben zu wollen, nur weil sie die Aufgabe für mich erfüllt. Oder wie Prohaska, Ligeti und Schäfer, nur um einige zu nennen. Und Theaterleute wie die bereits genannten. Die Entscheidung, ob die das dann für mich leisten oder nicht, kannst Du schon gern mir überlassen :) In dieser Soap-Opera, die ich gepostet habe, steckt mehr Inszenierungsleben als in den letzten drei Opern-DVDs zusammen, die ich leider gekauft habe.

Was die Oper historisch für eine Funktion hatte – ob Unterhaltung oder nicht – kannst Du ja auch nicht benennen. Ich aber nehme mir das heraus und beschimpfe das heutige Opernpublikum. Ganz ungerecht und pauschal natürlich, denn es ist dessen Schuld, dass sich das Interessante nicht durchsetzt und das Uninteressante dominiert. Im Theater ist es ja ähnlich, nur dass es dort weniger Entschuldigungen gibt, wenn eine Inszenierung nicht gut ist. Oper ist ja was Teures und muss bezahlt werden. Und es gibt den Bedarf nach Festlichkeit und Pomp und Konventionalität. Deshalb bleibt man lieber bei seinen Leisten.

zuletzt geändert von kingberzerk

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Tout en haut d'une forteresse, offerte aux vents les plus clairs, totalement soumise au soleil, aveuglée par la lumière et jamais dans les coins d'ombre, j'écoute.