Antwort auf: Die 10 besten Alben der 90er Jahre

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  1. King´s X – Dogman (1994)
  2. Gov´t Mule – Dose (1998)
  3. Living Colour – Stain (1993)
  4. Gov´t Mule – Life Before Insanity (2000)
  5. King´s X – King´s X (1992)
  6. Red Hot Chili Peppers – Blood Sugar Sex Magik (1991)
  7. Dream Theater – Images And Words (1992)
  8. Radiohead – OK Computer (1997)
  9. Black Crowes – The Southern Harmony And Musical Companion (1992)
  10. Slash´s Snakepit – Ain´t Life Grand (2000)

 

Ich bin heute dankbar, die frühen Neunziger als sehr junger Mensch und insbesondere bereits aktiv in Bands miterlebt zu haben. Man mußte mich lange sozusagen auf die Bühne schmuggeln, weil ich noch zu jung war, auch nach Mitternacht zu „arbeiten“. Als ich 17 war, kam mein jüngerer Bruder zu mir und meinte: „Aus meiner Klasse meinen fünf und aus der Parallelklasse sieben, daß du aussiehst wie der Sänger von Guns´n´Roses“. Das war natürlich Unsinn. Das haben die wohl nur gesagt, weil sie mich am Mikro gesehen haben und ich ab und an ein Stirnband trug, um mein bißchen Menschenverstand zusammenzubinden, den ich mir hart erkämpft hatte. Tatsächlich habe ich ausgesehen wie dieser One-Hit-Wonder-Typ mit seinem Song „I am the one and only“, keine Ahnung, wie der hieß. Der Song war objektiv freilich nicht tragbar, aber heimlich habe ich ihn doch gemocht, den Song. Ich habe überhaupt auch schlimme Sachen gemocht und war sogar mal bei einem Konzert der Abba-Revival-Band. Aber insgesamt stand ich doch auf der richtigen Seite, glaube ich.

Als Kind kannte ich nur Peter Alexander, Juliane Werding, Trio und geschmickte Männer, die sich Keyboards um den Hals gehängt hatten und völlig verhallte Scheißmusik in die Kamera geballert haben. Aus diesem Gruselkabinett schienen mir Peter Alexander und das Trio „Trio“ noch am interessantesten. Aber satt machte mich das nicht. Ich verliebte mich nacheinander in Jennifer Rush, eine Opernsängerin aus unserem Stadttheater und in Whitney Houston. Daran kann man erkennen, wie verzweifelt der Junge mit der musikalischen Wirklichkeit gerungen haben muß, die sich ihm bot. Bis ich mit 12 Jahren die Beatles entdeckte. Ich studierte vier Semester Beatleswissenschaften in meinem abgedunkelten Kinderzimmer, bis ich 14 war und musikalisch mündig, wie mir schien.

Und genau zu diesem Zeitpunkt hatte der Gott der guten Musik ein Einsehen und ließ wieder E-Gitarren werden. Es regnete Licks und Riffs in die von jahrelanger Computerkost ausgedörrten Hörnerven. Längst war ich zwar mit den Stones, Hendrix und Cream befasst, doch es war alles andere als unerheblich, daß man nun zu Klängen einer Les Paul auch tanzen gehen konnte. Oder jedenfalls doch die Bewegungen durchführen, die wir für tanzen hielten.

Was ich mit diesem wehmütig hingeschnodderten Sermon sagen möchte: Es war nicht alles übel in den 90ern. Dieses Jahrzehnt hat stark begonnen und dann ganz stark nachgelassen. Das Beste war, wie meistens, allerdings eh in den Nischen aufzufinden, die sich um Zeitgeist einen Dreck scheren. Man kann an meiner kleinen Liste unschwer erkennen, daß ich nie ein Charthörer gewesen bin.

Wer die Band „King´s X“ noch nicht kennt, aber auf anspruchsvolle, hardgerockte Musik steht, dem oder der empfehle ich, bei YT mal das Video zum Titelsong des gleichnamigen Albums „Dogman“ anzuklicken. Die ganze Platte ist eine absolute Ausnahmeveranstaltung. Dasselbe gilt für Living Colours „Stain“. Geistreich, witzig, hart und groovig ist fast alles, was diese beiden Bands in den 90ern abgeliefert haben. Gov´t Mule ist etwas traditionsbewußter, aber oft nicht weniger originell und einfallsreich.

Die Peppers sind eine Band, die mich nie vollständig zu fesseln vermochte. Der Output der letzten zwanzig Jahre scheint mir kaum der Rede wert. Aber mit BSSM haben sie einen Geniestreich hingelegt, ohne in die dumpfpaukigen Plattitüden des Vorgängers „Mother´s Milk“ abzudriften. Dream Theater ist auch so eine Kapelle, von der ich nicht alles hören mag. Das unter Fans gehypte „Metropolis Pt2“-Album ist mir viel zu musicalhaft. Bei IaW hingegen finde ich noch die rauen, abgedrehteren Facetten. Übrigens hätte eigentlich auch Tool mit „Aenigma“ unter meinen ersten Zehn landen können, wenn die Platte nicht noch etwas zu suchend ausgefallen wäre.

Ein bißchen erstaunen mag die Hausmusik vom Mann mit dem Zylinder. Diese Platte rockt wie die Hölle und hat einen exzellenten Sänger (Rod Jackson). Etwas Besseres hat Mr. Saul Hudson niemals gemacht. IMHO, selbstverständlich.

Viele interessante Listen habe ich hier in diesem Thread gesehen! Danke dafür, das war sehr anregend.

Alex

 

 

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