Antwort auf: Die wunderbare Welt der Oper

#9945629  | PERMALINK

gypsy-tail-wind
Moderator
Biomasse

Registriert seit: 25.01.2010

Beiträge: 67,069

Der Tod der Oper ist eben das Publikum … im ernst jetzt: als Verdi, Puccini oder Wagner ihre Opern schrieben, war das eben noch Musik aus der damaligen Gegenwart. Wenn wir heute wieder einmal die „Zauberflöte“ oder „Tosca“ (wird die überhaupt noch gespielt, oder war Callas die finale Vollendung?) auf die Bühne bringen, ist das ein subventioniertes Spektakel von einer Elite für eine Elite. Die gesellschaftliche Relevanz der Oper in Italien um 1900 oder irgendwo in Westeuropa heute ist doch einfach nicht zu vergleichen (und Wien in den Vierzigern und Fünfzingern war wohl auch nochmal anders mit seinem Mozart-Ensemble, eine Art Biotop, wo es aber auch noch was galt, „Kammersänger“ zu werden oder sich den Status als „die Sena“ zu erwerben).

Ich bin halt was schlaue Regietheater-Einfälle betrifft bei der Oper überaus skeptisch, bin da eher für Schlichtheit und habe meist Mühe damit, wenn versucht wird, Verdi oder Puccini oder gar Mozart „in die Gegenwart zu holen“ (fand jetzt z.B. die Haneke-Inszenierung von „Così fan tutte“ auch nicht besodners gut) – warum denn? Klar muss man das nicht mit Perücke und Puder und Plüsch machen, aber vorspiegeln als sei das Musik, die irgendwas mit der heutigen Zeit zu tun hat, muss man eben auch nicht. Aber gut, die Musik hat insofern was mit der heutigen Zeit zu tun, als dass sie immer noch hörenswert ist, dem Publikum Unterhaltung bietet (Unterhaltung geht ja auch anders als der Schmarrn, den Hollywood für weisse männliche Teenager raushaut) – darin liegt wohl auch schon eine Gegenwartsrelevanz, aber Manon Lescaut muss nicht im Auto fliehen und sowas.

Exemplarisch fand ich z.B. Chéreaus „Elektra“ aus Aix – sah ich im Fernsehen und holte mir dann auch noch die BluRay (oder DVD, weiss nicht mehr wofür ich mich in dem Fall entschied).

--

"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba