Antwort auf: Yusef Lateef (1920-2013)

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friedrich

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gypsy tail wind„Morning“ ist auf jeden Fall ein Highlight des frühen Lateef … und wohl ein Highlight des Hard Bop überhaupt! Ich kann es nicht genau formulieren, aber Lateefs Musik öffnet Räume und stellt sie nicht voll – das gibt dann ihm (oder den Kollegen Curtis Fuller, Wilbur Harden, auch den Pianisten) viel Platz und gerade mit seinem gigantischen Ton am Tenor, der ja tief in die Jazzgeschichte zurückreicht, ist damit wirklich perfekt gedient. Dass er in dieser Zeit mit Harden und Fuller Mitmusiker wählte, die ebenfalls mit einem grossen, runden Ton auftrumpfen können, ist wohl kein Zufall. Und die Rhythmusgruppe ist natürlich hervorragend, gehört aber zu denen, die man gerade im Hard Bop typischerweise übersieht bzw. nicht angemessen wertschätzt (…) Das sind die Leute, die mit grosser Konstanz gute Arbeit liefern, die nie um Aufmerksamkeit ringt oder sich in den Vordergrund spielt, die aber – z.B. wie Du sagst mit kleinsten Variationen zum richtigen Zeitpunkt – darum besorgt ist, dass keine Langeweile aufkommt.

Kann man tatsächlich schwer beschreiben.

Zu Morning fällt mir als erstes ein, was es nicht ist: Hard Bop. Klar, es kommt irgendwie da her, und einige Stücke auf Jazz Moods (ein für mich eigentlich etwas unpassender, weil nicht so ganz zutreffender Titel) sind sowas von Hard Bop, z.B. Yusef’s Mood (was btw ein schöner Titel für das Album gewesen wäre). Aber bei anderen Stücken verändert YL die Versuchsanordnung so weit, dass am Ende etwas anderes dabei rauskommt. Sei es die Instrumentierung, sei es der Rhythmus. Bei Morning ist es vor allem dieser leicht pulsierende rhythmische Teppich, über dem die anderen Stimmen dahingleiten. Das wirkt zwanglos und unangestrengt, transparent und offen, fließt wie von selbst daher und ändert die Richtung sanft mäandrierend. Der Titel Daydream war schon vergeben, hätte hier aber auch gut gepasst. Und YLs Ton ist auch ganz wunderbar. Voll und geschmeidig und dann hier und dort ein scharfer Akzent.

In Morning bin ich gerade etwas verknallt!

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„Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)