Antwort auf: Emmylou Harris

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otis
Moderator

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Ragged, der du mit Emmylou offenkundig (noch) herzlich wenig anfangen kannst, lass es mich mal so sagen:

Damals in den frühen 70ern, als es mit der von mir als Teenager geliebten Musik so furchtbar bergab zu gehen schien, als der vitale Singles-Pop mehr und mehr zum toten Industrieprodukt wurde und auf der Gegenseite dem Aufruhr, den Bands wie die Stones, Velvet Underground, Zappa oder oder oder oder verursacht hatten, mehr und mehr durch seelenloses Geklimper und Gefrickel der Zahn gezogen wurde, schrieb Gülden (ich glaube, er war’s) in Sounds eine grandiose Kritik zu Pieces Of The Sky.
Klar kannte ich die Byrds, ich liebte – eher clam-heimlich – den Country-Rock der Burritos und das bisschen, was ich an Country kannte, aber näher und vor allem genauer war ich mit Anfang 20 nicht über die Zusammenhänge und Emmylous Hintergründe informiert. Dass Country(rock) also doch Männermusik sein durfte und ich nicht weiterhin in meinem Umfeld das Gefühl haben musste, völlig daneben zu sein, wenn ich Floyd und Zeppelin und Gentle Giant und ELP und Yes und und und furchtbar fand, das bewirkten nun diese Rezension, die ich deshalb heute noch in Erinnerung habe, und diese Platte, die ich mir natürlich sofort kaufte. Und seither gibt es für mich kaum Schöneres, als dann und wann eine Emmylou-LP aufzulegen und einen Scheiß darauf zu geben, ob diese Musik nun zu schön, zu schmalzig, zu sehr Country oder was auch immer sei.

Niemand muss das so empfinden. (Pop-)Musik hatte schon immer mehr als eine analytisch verifizierbare Wertigkeit. Und wenn ich oben Radiohead ganz vorn sehe, mit denen wiederum ich kaum etwas anfangen kann, dann gibt es offenbar sehr viele Menschen, denen sie ebenso wichtig zu sein scheinen, wie mir Emmylou.

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