Antwort auf: Yusef Lateef (1920-2013)

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friedrich

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gypsy tail wind

Am 9. April wurde bereits die zweite Session eingespielt – das Album war das erste, das erschien, „Jazz Moods“ (Savoy MG12103, s.o.). Die Gruppe bestand aus Curtis Fuller (tb, turkish finger cymbals), Yusef Lateef (ts, fl, argol, gourd), Hugh Lawson (p, manchmal cel), Ernie Farrow (b, rebab) und Louis Hayes (d, bells). Es gibt chants, es gibt ungerade Rhythmen, manche Grooves sind hypnotisch, fast drone-mässig … Lateef trat als „fertiger“ Musiker auf den Plan, alle Ingredienzen waren da, im Zentrum stand aber sein Tenorsaxophon mit dem phantastischen Ton, den er so gut im Griff hatte, wie fast kein anderer – ich nannte oben Lockjaw, es gibt unter den alten Jazzern sicher weitere, aber unter den modernen, denen, die zudem auch noch nach neuen Wegen suchten, den Horizont des Jazz zu erweitern, fällt mir wahrlich keiner ein …

Dieses Album ist mir zugeflogen. Vor allem das gut 10-minütige Morning ist ganz entzückend: Minimalistisch groovende Percussion (auf was für einem Instrument eigentlich? Klingt fast wie ein gedämpftes Daumenklavier, eine Kalimba oder so …), ein paar Pianotupfer und darüber zuerst Lateef auf dem Tenor unisono mit Fullers Posaune, dann ein tagtäumerisch tänzelndes Solo, hier und da ein Akzent und immer genau dann, wenn man denkt, könnte auch langweilig werden, ändert sich eine Kleinigkeit, der Akzent verschiebt sich von einem Instrument auf ein anderes oder – was der spannende Höhepunkt ist – es wird einfach etwas weggelassen: Ab ca. 7:00 hört man minutenlang fast nur noch dieses Daumenklavier oder die Zupftrommel, oder was auch immer das ist. Und ganz am Ende finden Lateef und Fuller wieder zusammen. Wunderbar!

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„Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)