Startseite › Foren › Kulturgut › Das musikalische Philosophicum › Welche Eurer Musik mochten Eure Eltern? › Re: Welche Eurer Musik mochten Eure Eltern?
Whole Lotta PeteIch interessiere mich auch sehr für alte DJ-Stories, leider hat das hier im Forum auch im DJ-Thread bisher kein großes Feedback gegeben. Im Bekanntenkreis hab ich einigen schon wirklich gute Geschichten vom Auflegen in den 70ern und 80ern entlockt.
Ach, solche alten Wave/Goth/Industrial-Club-Discoschwänke von vorm Krieg nöchte ich hier wirklich nicht mehr breittreten – am Ende werde ich noch von der von mir so belächelten Nostalgie übermannt… Ausserdem wären diese Stories nicht besonders angenehm zu lesen, da ich an dem ganzen Szene-Firlefanz eh‘ kein gutes Haar mehr lasse. Sollte man sich allerdings einmal bei einem Forumstreffen über den Weg laufen, kannst Du gerne nochmal nachhaken.
Zum Thema, kurz und schmerzlos: meine Eltern konnten mit der von mir präferierten Musik noch nie etwas anfangen – und verabscheuten kategorisch auch fast jeden (popmusikalischen) Ton davon (diverse Klassik-Alben erfuhren allerdings auch keinerlei lobenswerte Würdigung). Das ging für mich völligst in Ordnung, denn die Musik, die ich sehr zu schätzen lernte, sah ich als Statement einer natürlichen und so gut wie unüberwindlichen Generationenbarriere. Jugendliche, die den gleichen Musikvorlieben wie ihre Eltern frönen und dieselbe Musik hören, waren mir schon immer suspekt. Das einzige Interesse, das meine Eltern meiner Plattensammlung entgegenbrachten, war deren rapides Wachstum – und die damit einhergehende Sorge, ob ich nicht mal endlich Geld für „später“ sparen wolle. Manchmal zeigte man auch Anflüge von Verständnis, so erspürte mein Herr Vater wohlwollenderweise einen „tieferen Sinn“ beim (nach wie vor skeptischen) Betrachten des Videos zu The The’s „Slow Train To Dawn“. Und meine Frau Mutter liess sich vor Urzeiten zu der spontanen Bemerkung hinreissen, daß das eben Gehörte (ich glaube New Order, wenn mir mein Gedächtnis keinen Streich spielen sollte) „gar nicht so übel“ wäre. Was mich sowohl verwunderte als auch erschreckte! Alle musikalischen Annäherungen hätte ich sofort im Keim erstickt!
Ich hoffe bereits heute, daß es mal zu keinerlei Übereinstimmungen zwischen den Hörgewohnheiten meines Sohnes und meinen kommen wird – es sei denn, ich kaufe mir auch in fünfzehn/zwanzig Jahren noch Neuerscheinungen… – dann ist es wohl nicht zu ändern, und man kann lediglich von einem Zufall sprechen. Wir werden zwar „unsere“ Musik nicht vor ihm geheimhalten, diese allerdings auch niemals aufdrängen. Ich wurde davon abgesehen, auch niemals durch die Hörgewohnheiten (die eigentlich kaum der Rede wert sind) meiner Eltern beeinflusst. Kindheitserinnerungen: Bei uns zuhause lief das Radio nebenbei, mit nur minimalster Beachtung zwischen den Nachrichten. Der Plattenspieler hatte seine Daseinsberechtigung anscheinend immer nur an Weihnachten. Und dann auch nur für saisonale Platten. Zu bestimmten Anlässen gingen meine Eltern zum Tanz – Konzertbesuche gab es nie. Musiksendungen im TV wurden mit mässigem Interesse verfolgt – vorwiegend Schlagersendungen und „klassische“ bräsige Samstagabendshows wie „Musik ist Trumpf“. Also keinerlei musikalische Vorbildfunktion für meine spätere Musiksozialisation, die ich so gut wie komplett in die eigenen Hände nahm.
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I mean, being a robot's great - but we don't have emotions and sometimes that makes me very sad