Antwort auf: Talking Heads

#9927341  | PERMALINK

friedrich

Registriert seit: 28.06.2008

Beiträge: 5,160

Gipetto(…) In den 90ern, in denen meine musikalische Sozialisierungsphase hauptsächlich stattfand (was nicht heißen soll, dass ich vornehmlich auf die Musik der 90er geprägt bin), hat einfach niemand weit und breit die Talking Heads gehört. Und außer Burning Down The House kannte ich bewusst kein Material der Band. Aber keine Bange, hole das Erlebnis ja gerade nach – bis dato zu meiner vollsten Zufriedenheit.
(…)

Kann ich absolut nachvollziehen. Selbst in den 70ern und frühen 80ern waren die TH ja eigentlich keine große Nummer. Bis Burning Down The House und Stop Making Sense. Damit eroberten sie den Mainstream. Aber von da an ging es künstlerisch auch langsam bergab und m.E. ist das Werk von da an streckenweise noch ganz gut aber nicht zwingend. Von meinen damaligen Schulfreunden hörten bis 1984 genau 2 die TH, die anderen hörten Pink Floyd und Genesis, Zappa oder Earth Wind & Fire. Vielleicht noch Bowie. Und in den 90ern waren die TH yesterdays papers.

Es ist aber auch noch mal etwas ganz anderes, ob man eine Band / einen Künstler zu dessen Lebzeiten bzw. in Echtzeit kennenlernt oder aus der Retrospektive. Auch ich habe damals die TH nur teilweise in Echtzeit miterlebt. Ist halt eine Unterschied, ob man 1964 die Stones gehört hat (und sich selber die Haare wachsen ließ) oder sie 2016 gut abgehangen, etabliert und eigentlich schon als historisches Phänomen hört.

--

„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)