Antwort auf: Jazz-Neuerscheinungen (Neuheiten/Neue Aufnahmen)

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vorgarten

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Steve Lehman, Alto Saxophone & Composition; Maciek Lasserre, Soprano Saxophone & Composition; HPrizm, Lyrics & Vocals (English); Gaston Bandimic, Lyrics & Vocals (Wolof); Carlos Homs, Keyboards; Drew Gress, Acoustic Bass; Damion Reid, Drum Set.

ich poste das mal, obwohl ich mir noch keinen reim auf das album machen kann. im internationalen feuilleton wird schon abgefeiert, aber mit ziemlich durchsichtigen superlativen (meistens irgendwas mit „zukunft“), sogar pitchfork hat es besprochen, solch ein wahrnehmungscrossover schafft ja höchstens mal kamasi washington.

steve lehman hat einen studenten, maciek lasserre, der wiederum hat irgendeinen bezug zu senegalisischem hiphop. lehman ist dem nachgegangen und hat ein experimentelles albumprojekt konzipiert, dass raps in englisch (von HPrizm, der vorher als „high priest“ beim antipop consortium war) und in wolof (gaston bandimic) präsentiert, dazu im kern ein jazzquintett mit zwei saxofonen, klavier, bass, schlagzeug. doch so einfach ist das nicht – lehman hat mehr sounds gebaut als selber gespielt, außerdem ist das nicht nur ein jazz&hiphop-hybrid, sondern hat auch noch aspekte zeitgenössischer klassik, die man vor allem in den keyboard-spektral-sounds von carlos homs hören kann, die manchmal wie eine glasharfe aus hunderten von tönen klingen, die eine komplett abgründige harmonik herstellen. produziert hat, auch das ein hip-faktor, andrew wright, der für einige produktionen von kendrick lamarr verantwortlich war, aber eben auch ein kindergartenfreund von lehman ist.

obwohl vieles sehr abgefahren klingt und ich lehmans handschrift sehr deutlich darin höre, verstehe ich schon, dass das musik ist, die den feuilletons gefällt, aber mutmaßlich weder jazz- noch hiphop-fans. die haltung dahinter ist nicht ganz klar, HPrizms beiträge sind ziemlich cool im nervösen soundkonzept, die des senegalesischen kollegen aber auf 180. lehman hat dessen texte auf seiner seite ins englische übersetzt, aber da geht es viel um (islamische) glaubensbekenntnisse und eher weniger um tatsächlich drängende themen. mir fehlen aber auch ein bisschen kontexte und rahmenbedingungen, um dieses album zu würdigen, es hört sich sehr unkonventionell „neu“ an, herausfordernd, rätselhaft, projekthaft. aber darauf hinweisen möchte ich trotzdem.

herunterladen und zumindest 2 stücke anhören kann man hier. richtig interessant wird das album aber eher nach hinten raus.

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