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Anonym
Registriert seit: 01.01.1970
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Hallo, ich möchte mich auch kurz vorstellen.
Die Sache ist eigentlich ganz einfach. Mein Name ist Alexander und ich habe in meiner Teenagerzeit schon – schulbegleitend sozusagen – recht angelegentlich und sogar auch recht erfolgreich Rockmusik gemacht. Ich war Sänger und Gitarrist in mehreren Bands, die einzige CD, auf die sie mich gepresst haben, war allerdings leider mit einer ziemlich albernen Metalband, bei der ich als Sänger in Anführungszeichen gebucht wurde. Sie nennen sowas „Shouter“ und hatten in ihren Bandräumen ernsthaft Guppies oder wie die heißen auf dem Sofa sitzen, na egal, wir waren alle sehr, sehr jung damals. Die Stimme ist zum Glück noch da und… ähm, die eigentlichen Momente finden eh immer irgendwie ohne Aufnahmegeräte statt.
Vom Beginn des Studiums bis letztes Jahr habe ich zwanzig Jahre lang ausschließlich sog. klassische Musik gehört. Sehr ausschweifend. Sehr kompromißlos. Und kaum noch selbst welche gemacht. Das hat sich ziemlich exakt vor einem Jahr geändert, im außerdeutschen Urlaub ging ich an einem Musikladen vorbei, ging rein und kaufte mir die erste akustische Gitarre meines Lebens. Sie ist bereits wieder weiterverkauft, ich habe es geschafft, innerhalb von neun Monaten 18 Gitarren (die meisten davon allerdings elektrisch) durch meine Hände gehen zu lassen, und einige wurden sogar behalten. Ich habe das Gefühl, gerade im Zeitraffer viele Dinge nachzuholen, die andere mit wesentlich mehr Ruhe über viele Jahre durchziehen. Aber es ist verdammtnochmal auch was dabei herumgekommen.
Ich spiele wieder und… noch sonst so einiges. Angemeldet habe ich mich hier in diesem wirklich tollen Forum, um mit Euch über Jazz zu reden. Mit Freude und riesigem Interesse habe ich schon viel in Euren Threads gelesen. Ich höre Jazz erst seit diesem Jahr, doch wenn ich etwas mache, mache ich das skrupellos. Ich habe mich hineingehauen, Platten im Wert eines besseren Motorrads angeschafft, Bücher gewälzt, Internetquellen aufgetan. Und gehört, gehört, gehört. Privilegierterweise kann ich das auch während meiner Arbeit tun. Naja, zu Teilen jedenfalls. Ohne Mühe, dafür mit ein wenig berechtigtem Stolz werde ich demnächst bereits meine 50 Jazz-Top-Alben präsentieren können und ich kann sagen, meine liebsten zwanzig oder fünfundzwanzig kenne ich tatsächlich auswendig, so oft habe ich sie schon gehört und so sehr hat mich diese Musik gepackt.
„Diese Musik“, das ist der Jazz vom späten Hardbop bis leicht in die Siebziger Jahre. Ich darf sagen, daß mich noch nie etwas so beeindruckt hat wie die Musik Eric Dolphys und John Coltranes und ich kann nicht in Worte fassen, was mir ihre Musik bedeutet. Auch mein Gitarrenspiel hat sich verändert, wie es oft der Fall ist, daß man Anregungen intensiver aufnimmt, wenn sie auf anderen Instrumenten realisiert wurden. Ein Jazz-Gitarrist werde ich zwar sicher nicht mehr, aber man kann A Love Supreme auch shreddern, wobei mich dieser stumpfe Neo-Classical-Kram nie sonderlich begeistert hat (das meiste davon würde ich kaum als „Musik“ bezeichnen) und ich auch keine Stücke kopiere. Es ist eher so, daß bestimmte Licks, Skalenfolgen und Phrasierungen hängenbleiben. Doch darüber läßt sich verteufelt schlecht sprechen.
Und wovon man nicht sprechen kann, darüber muß man… musizieren. Das, was sich sagen läßt, soll allerdings gesagt sein. Ich freue mich sehr auf freundliche Worte, kritische Worte, anregende Worte, informative Worte.
Ach so, es war in meiner Vorstellung von Metal die Rede – ich komme eigentlich aus dem Blues- und Rockbereich, hier liegen die Wurzeln des kleinen Jungen, der zu B.B.King-Schallplatten in seinem abgedunkelten Zimmer die ersten Gehversuche auf einem mit Saiten bespannten Stück Sperrholz gemacht hat. Wenn jemand „Blues“ sagt, kann man sich alles mögliche darunter vorstellen. Das meiste, das unter diesem Label so firmiert, ist nicht so richtig meins. Ich weiß nicht mehr, wer es gesagt hat, aber dieser ganze „White-Blues-Stratocaster-Crap“ interessiert mich nicht. Darunter fallen bei mir sogar SRV und Eric Clapton. Das mag horrend unpopulär sein, aber es ist nunmal so. Irgendwie gehört das auch in meine Vorstellung.
Alles weitere dann. Ich hoffe, daß sich auch noch eine liebe Freundin von mir anmeldet, wir wollten eigentlich gemeinsam hier aufschlagen. Denn das ist ein ziemlich interessantes Forum hier, oh ja…
Gruß, Alex
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